Das Ausmaß und damit die Problematik der Arbeitslosigkeit in Deutschland ist größer als es die offiziellen Statistiken ausweisen – und wir bislang wahr haben wollten. 380.000 erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger1 sind mit Harz IV neu in der Statistik aufgetaucht.2 Arbeitslos sind sie schon lange, wurden aber bisher einfach nicht mitgezählt. Nicht mitgezählt werden auch heute noch die Arbeitslosen, die von der Arbeitsverwaltung in einem Weiterbildungskurs, einem Ein-Euro-Job oder einer anderen arbeitsmarktpolitischen Maßnahme untergebracht werden. Im März diesen Jahres waren dies 1,3 Millionen. Zusammen mit den 5,2 Millionen registrierten Arbeitslosen waren zu diesem Zeitpunkt 6,5 Millionen Menschen ohne reguläre Arbeit. Diejenigen, die sich schon lange resigniert vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben und sich nicht mehr bei den Arbeitsagenturen melden, gar nicht erst mitgerechnet.
Deutschlands oberster Verwalter der Arbeitslosenzahlen, Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), räumt öffentlich ein, dass 6,5 Millionen die ehrlichere Zahl ist. Weise ist eben kein Politiker, sondern Manager einer 90000-Mann-Behörde in Nürnberg und im verkünden unbequemer Wahrheiten hat er eine gewisse Übung. Er plädiert für mehr Ehrlichkeit in der Statistik, was wohl angesichts der momentanen Situation zur rechten Zeit kommt.3
Im Rahmen dieser Arbeit soll zunächst ein kurzer Überblick über die Bestandsgrößen des Arbeitsmarkts verschafft werden, welche notwendig sind um Arbeitslosenstatistiken inhaltlich richtig interpretieren zu können. Darauf folgend wird das Konzept der BA – die Arbeitslosenstatistik – sowie die Erwerbslosenstatistik auf Basis des International Labour Organization (ILO)-Konzepts erläutert und wesentliche Unterschiede herausgestellt. Anschließend wird das oben angesprochene Problem der verdeckten Arbeitslosigkeit eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick über die Bestandsgrößen des Arbeitsmarkts
- Erwerbspersonenpotenzial
- Erwerbspersonenangebot
- Abhängig Beschäftigte, Selbständige und mithelfende Familienangehörige
- Arbeitslose
- Stille Reserve
- Stille Reserve im engeren Sinne
- Stille Reserve in Maßnahmen
- Erwerbspersonenangebot
- Arbeitskräftenachfrage
- Erwerbspersonenpotenzial
- Zwei unterschiedliche Konzepte zum Messen von Arbeitslosigkeit
- Die Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit
- Die Erwerbslosenstatistik auf Basis des ILO-Konzeptes
- Wesentliche Unterschiede der beiden Konzepte
- Arbeitslosigkeit versus Erwerbslosigkeit
- Registrationsmethode versus Stichprobenbefragung
- Aktive Arbeitssuche und Verfügbarkeit
- Das Ein-Stunden Kriterium
- Kritischer Vergleich beider Konzepte
- Das Problem der verdeckten Arbeitslosigkeit
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Ausmaß der Arbeitslosigkeit in Deutschland und beleuchtet die Diskrepanz zwischen offiziellen Statistiken und der tatsächlichen Arbeitslosenzahl. Ziel ist es, die beiden gängigen Methoden zur Messung von Arbeitslosigkeit – die Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit und die Erwerbslosenstatistik nach ILO-Konzept – zu vergleichen und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen aufzuzeigen. Dabei wird auch das Problem der verdeckten Arbeitslosigkeit thematisiert.
- Vergleich der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit und der Erwerbslosenstatistik nach ILO-Konzept
- Analyse der Unterschiede in den Methoden und Definitionen beider Statistiken
- Untersuchung des Problems der verdeckten Arbeitslosigkeit in Deutschland
- Bewertung der Aussagekraft der offiziellen Arbeitslosenstatistiken
- Diskussion der Bedeutung einer präziseren Erfassung der Arbeitslosigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass die offizielle Arbeitslosenstatistik in Deutschland das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit unterschätzt. Sie verweist auf die Integration von Sozialhilfeempfängern in die Arbeitslosenzahlen durch Hartz IV und die Berücksichtigung von Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen als nicht arbeitslos. Die Arbeit kündigt einen Überblick über Bestandsgrößen des Arbeitsmarktes, einen Vergleich der Statistiken der BA und des ILO-Konzepts sowie eine Auseinandersetzung mit verdeckter Arbeitslosigkeit an.
Überblick über die Bestandsgrößen des Arbeitsmarkts: Dieses Kapitel liefert die notwendigen Grundlagen zum Verständnis der Arbeitsmarktstatistiken. Es definiert zentrale Begriffe wie Erwerbspersonenpotenzial, Erwerbspersonenangebot (inkl. abhängig Beschäftigte, Selbständige und Arbeitslose), stille Reserve (im engeren und weiteren Sinne) und Arbeitskräftenachfrage. Diese Definitionen bilden die Basis für die spätere Analyse der Arbeitslosenstatistiken und ermöglichen eine differenzierte Betrachtung der Arbeitsmarktlage.
Zwei unterschiedliche Konzepte zum Messen von Arbeitslosigkeit: Dieses Kapitel vergleicht die Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit der Erwerbslosenstatistik nach ILO-Konzept. Es beleuchtet die Unterschiede in der Registrierung, der Definition von Arbeitslosigkeit (aktive Arbeitssuche, Verfügbarkeit, Ein-Stunden-Kriterium), und der Methodik (Registrierung vs. Stichprobenbefragung). Der Vergleich soll die Vor- und Nachteile der beiden Konzepte aufzeigen und die Interpretation der Zahlen differenzierter ermöglichen.
Das Problem der verdeckten Arbeitslosigkeit: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Problematik der nicht erfassten Arbeitslosigkeit. Es behandelt die „stille Reserve“ – Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht in den offiziellen Statistiken auftauchen, z.B. weil sie die Arbeitssuche aufgegeben haben oder in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen untergebracht sind. Die Analyse dieses Kapitels verdeutlicht die Grenzen der offiziellen Statistiken und die Notwendigkeit, alternative Messmethoden zu berücksichtigen, um ein vollständigeres Bild der Arbeitsmarktlage zu erhalten.
Schlüsselwörter
Arbeitslosigkeit, Erwerbslosigkeit, Arbeitslosenstatistik, Erwerbslosenstatistik, Bundesagentur für Arbeit (BA), ILO-Konzept, verdeckte Arbeitslosigkeit, stille Reserve, Hartz IV, Arbeitsmarkt, Erwerbspersonen, Arbeitskräftenachfrage, Methodenvergleich, Statistik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Arbeitsmarktstatistiken im Vergleich
Was ist der Hauptgegenstand dieses Dokuments?
Das Dokument analysiert und vergleicht zwei unterschiedliche Konzepte zur Messung von Arbeitslosigkeit in Deutschland: die Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) und die Erwerbslosenstatistik nach ILO-Konzept. Es beleuchtet die Unterschiede in den Methoden, Definitionen und der Erfassung von Arbeitslosigkeit, inklusive der Problematik der verdeckten Arbeitslosigkeit.
Welche Methoden zur Messung von Arbeitslosigkeit werden verglichen?
Der Vergleich konzentriert sich auf die Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) und die Erwerbslosenstatistik basierend auf dem ILO-Konzept. Die Unterschiede in der Registrierung der Arbeitslosen, den Definitionen (z.B. aktive Arbeitssuche, Verfügbarkeit, Ein-Stunden-Kriterium) und der Methodik (Registrierung vs. Stichprobenbefragung) werden detailliert untersucht.
Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen der BA-Statistik und dem ILO-Konzept?
Die BA-Statistik basiert auf einer Registrierung der Arbeitslosen bei der Bundesagentur für Arbeit, während das ILO-Konzept eine Stichprobenbefragung verwendet. Es gibt auch Unterschiede in der Definition von Arbeitslosigkeit: Das ILO-Konzept legt beispielsweise mehr Wert auf aktive Arbeitssuche und Verfügbarkeit. Das "Ein-Stunden-Kriterium" spielt ebenfalls eine Rolle.
Was ist das Problem der verdeckten Arbeitslosigkeit?
Verdeckte Arbeitslosigkeit bezieht sich auf Arbeitslose, die in den offiziellen Statistiken nicht erfasst werden. Dies schließt die „stille Reserve“ ein – Personen, die die Arbeitssuche aufgegeben haben oder sich in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen befinden. Das Dokument betont, dass die offiziellen Statistiken das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit daher möglicherweise unterschätzen.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Dokument behandelt?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Arbeitslosigkeit, Erwerbslosigkeit, Arbeitslosenstatistik, Erwerbslosenstatistik, Bundesagentur für Arbeit (BA), ILO-Konzept, verdeckte Arbeitslosigkeit, stille Reserve, Hartz IV, Arbeitsmarkt, Erwerbspersonen, Arbeitskräftenachfrage, Methodenvergleich, Statistik.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument beinhaltet eine Einleitung, einen Überblick über die Bestandsgrößen des Arbeitsmarktes, einen Vergleich der beiden Arbeitslosen-Messmethoden (BA und ILO), ein Kapitel zum Thema verdeckte Arbeitslosigkeit und eine Schlussbetrachtung. Zusätzlich enthält es ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie Schlüsselwörter.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument zielt darauf ab, das Ausmaß der Arbeitslosigkeit in Deutschland zu untersuchen und die Diskrepanz zwischen offiziellen Statistiken und der tatsächlichen Arbeitslosenzahl zu beleuchten. Es soll die Stärken und Schwächen der beiden gängigen Methoden zum Messen von Arbeitslosigkeit aufzeigen und die Bedeutung einer präziseren Erfassung der Arbeitslosigkeit diskutieren.
Welche Schlussfolgerung zieht das Dokument?
(Die genaue Schlussfolgerung ist im gegebenen Text nicht explizit genannt, aber implizit wird die Notwendigkeit einer differenzierteren Betrachtung der Arbeitslosenstatistik und die Berücksichtigung der verdeckten Arbeitslosigkeit hervorgehoben.)
- Citar trabajo
- Michael Pflugfelder (Autor), 2005, Das Ausmaß der Arbeitslosigkeit in Deutschland: "Arbeitslosenstatistik" und "Erwerbslosenstatistk" ein Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46233