Die vorliegende Arbeit versucht, sich dem Paschtunwali, dem traditionellen Rechtssystem der Paschtunen zu nähern, die in Afghanistan und Pakistan leben. Es sollen die Sozialstrukturen der Paschtunen erläutert werden, die multiplen Identitäten, sowie die Stellung des Islam und die Vereinbarkeit von Paschtunwali und Sharia.
Vorab stellt sich die grundsätzliche Frage, als wer und aus welchem Blickwinkel man sich dieser Fragestellung nähert? Geographen, Islamwissenschaftler, Soziologen, Ethnologen u.a. nähern sich Themen gewöhnlich aus verschiedenen Richtungen. Zusätzlich stellt sich als Autor die Frage, ob man Konzepte wie „Gott“ als legitime Begründung für Handlungen zulässt oder diese eher als eine identitätsstiftende, narrative Form des Diskurses ansieht. Welchen Stellenwert räumt man klimatischen, geographischen und ökonomischen Faktoren bei der Beschäftigung mit sozialen Strukturen ein? All diese Fragen lassen sich im Falle der vorliegenden Arbeit leicht dadurch beantworten, dass es sehr wenig wissenschaftliche Literatur zum Thema Paschtunwali gibt und mir noch weniger davon zugänglich war.
Die Arbeit ist unterteilt in vier Kapitel. Nach einer Darstellung des Islams in Afghanistan werden die Paschtunen beschrieben, daraufhin ihr soziales System und das Paschtunwali und abschließend die Schnittmenge zwischen Sharia, Paschtunwali und Politik dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Islam in Afghanistan
- Die Paschtunen
- Soziale Ordnung und Paschtunwali
- Schnittmengen und multiple Identitäten: Islam, Paschtunwali, Ethnizität und Politik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das traditionelle Rechtssystem der Paschtunen, den Paschtunwali, in Afghanistan und Pakistan. Sie beleuchtet die Sozialstrukturen der Paschtunen, ihre multiplen Identitäten und die Rolle des Islam im Kontext des Paschtunwali und der Scharia. Der Fokus liegt auf der Vereinbarkeit und den Schnittmengen dieser Systeme.
- Der Islam in Afghanistan und seine verschiedenen Ausprägungen
- Die Sozialstrukturen und kulturellen Besonderheiten der Paschtunen
- Das Paschtunwali als traditionelles Rechtssystem
- Die Interaktion zwischen Islam (Scharia), Paschtunwali und Politik
- Multiple Identitäten der Paschtunen
Zusammenfassung der Kapitel
Islam in Afghanistan: Der Islam wurde im 7. Jahrhundert nach Afghanistan gebracht und erlangte unter den Ghaznawiden (977-1186) Vorherrschaft. Bei der "Staatsgründung" 1747 bildete er das verbindende Element zwischen verschiedenen Gruppen. Die Islamisierung vermischte sich mit vorbestehenden Praktiken (schamanistisch, hinduistisch etc.). Zwei Hauptströmungen sind zu unterscheiden: der orthodoxe Islam der Ulema und der Sufi-Islam, der den "Volksislam" stark prägte. Dieser "Volksislam" ist eine Mischung aus vorislamischen Elementen und Sufismus und entwickelte eine eigene afghanische Kultur ("farhang-e khass-e afghani"). Die hanafitische Rechtsschule ist vorherrschend, jedoch gab es nie eine zentrale Instanz zur Interpretation der Scharia. Der Islam ist Staatsreligion und durchdringt alle Lebensbereiche, obwohl das formale Wissen über den Islam in der Bevölkerung gering ist.
Schlüsselwörter
Paschtunwali, Islam in Afghanistan, Paschtunen, Scharia, multiple Identitäten, Sozialstrukturen, Ethnizität, Politik, Sufi-Islam, hanafitische Rechtsschule.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Afghanistan: Islam, Paschtunen und Paschtunwali
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet einen umfassenden Überblick über den Islam in Afghanistan, insbesondere im Kontext der Paschtunen und ihres traditionellen Rechtssystems, dem Paschtunwali. Er enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselbegriffe. Der Fokus liegt auf den Schnittmengen und der Interaktion zwischen Islam, Paschtunwali, Ethnizität und Politik.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die zentralen Themen sind: der Islam in Afghanistan und seine verschiedenen Ausprägungen (orthodoxer Islam, Sufi-Islam, "Volksislam"), die sozialen Strukturen und kulturellen Besonderheiten der Paschtunen, das Paschtunwali als traditionelles Rechtssystem, die Interaktion zwischen Islam (Scharia), Paschtunwali und Politik, sowie die multiplen Identitäten der Paschtunen.
Was ist der Paschtunwali?
Der Paschtunwali ist das traditionelle Rechtssystem der Paschtunen. Der Text untersucht seine Rolle im Kontext des Islams und der politischen Strukturen Afghanistans und Pakistans, sowie seine Bedeutung für die soziale Ordnung und die Identitätsbildung der Paschtunen.
Welche Rolle spielt der Islam in Afghanistan?
Der Islam ist die Staatsreligion Afghanistans und durchdringt alle Lebensbereiche. Der Text unterscheidet zwischen dem orthodoxen Islam der Ulema und dem Sufi-Islam, der den "Volksislam" stark prägte. Er betont, dass der Islam in Afghanistan eine Mischung aus orthodoxen und sufistischen Elementen sowie vorislamischen Traditionen darstellt und dass es nie eine zentrale Instanz zur Interpretation der Scharia gab.
Wie werden die multiplen Identitäten der Paschtunen beschrieben?
Der Text hebt die multiplen Identitäten der Paschtunen hervor, die sich aus der Interaktion zwischen ihrem traditionellen Rechtssystem (Paschtunwali), ihrer ethnischen Zugehörigkeit und dem Islam ergeben. Die Vereinbarkeit und die Schnittmengen dieser verschiedenen Identitätsaspekte stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Welche Kapitel sind im Text enthalten?
Der Text enthält Kapitel zu: Islam in Afghanistan, Die Paschtunen, Soziale Ordnung und Paschtunwali, und Schnittmengen und multiple Identitäten: Islam, Paschtunwali, Ethnizität und Politik.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Paschtunwali, Islam in Afghanistan, Paschtunen, Scharia, multiple Identitäten, Sozialstrukturen, Ethnizität, Politik, Sufi-Islam, hanafitische Rechtsschule.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Dieser Text ist für akademische Zwecke konzipiert und dient der Analyse von Themen im Zusammenhang mit Afghanistan, Islam und Paschtunenkultur. Er eignet sich für Wissenschaftler und Studenten, die sich mit diesen Themen beschäftigen.
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- Andre Kahlmeyer (Author), 2005, Schnittmengen: Paschtunen, Islam, Paschtunwali und Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46135