Das Spannungsfeld zwischen normativem Qualitätsanspruch und ökonomischen Restriktionen der Medien und dem damit verknüpften Einfluss der Öffentlichkeitsarbeit wird sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch von der Wissenschaft vermehrt behandelt – etwa im Rahmen der Determinationsforschung. Der Kommunikationswissenschaft mangelt es jedoch an theoretischen wie empirischen Beiträgen, die auf Ebene des Textes spezifische Charakteristika herausbilden und damit eine übergeordnete Perspektive einnehmen.
Einen derartigen Forschungsansatz bringen die Wissenschaftler Theis-Berglmair und Kellermann hervor, indem sie den Forschungsansatz der Gewissheitsgrade von Baeriswyl weiterentwickeln und verschiedene Textsorten auf das Textmerkmal der Kontingenz analysieren. Ihnen gelingt es im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse eine deutliche höhere Kontingenzausprägung journalistischer Beiträge im Vergleich zu PR-Texten nachzuweisen.
An dieser Stelle knüpft die vorliegende Studie an und analysiert Ausmaß und Konstanz der Kontingenzausprägung innerhalb der innenpolitischen Wahlberichterstattung der beiden Leitmedien SZ und FAZ. Hierfür wird zunächst eine theoretische Einordnung des politischen Journalismus vorgenommen, in diesem Zuge werden neben Berichterstattungsgegenständen, Routinen und Arbeitsprozessen auch potentielle Einflussfaktoren auf das redaktionelle Handeln beleuchtet. Qualitätsanforderungen an die Politikberichterstattung sowie die Schwierigkeit, journalistische Qualität empirisch greifbar zu machen, stehen im Zentrum des dritten Kapitels.
Basierend auf diesen Ausführungen wird in Kapitel vier mit dem Ansatz der kontingenzbezogenen Textanalyse nach Theis-Berglmair und Kellermann ein innovativer Forschungsansatz vorgestellt, der aus den journalistischen Qualitätsdimensionen das Textmerkmal der Kontingenz ableitet. Auf Grundlage dieses textbasierten Modells erfolgen anschließend Darstellung sowie Erläuterung der Auswahlgründe von Forschungsanlage und -methode dieser Studie. Kapitel sechs widmet sich den empirischen Ergebnissen, die aus der Kontingenzanalyse hervorgehen, und setzt diese miteinander in Verbindung. Am Ende dieser Arbeit steht ein Fazit, in dem zentrale Forschungsergebnisse prägnant zusammenstellt und diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Tageszeitungen als politischer Informationslieferant: Zwischen normativem Qualitätsanspruch und ökonomischen Restriktionen
- Politikjournalismus in der deutschen Tagespresse
- Grundlagen journalistischer Arbeit im politischen Journalismus der Tagespresse
- Berichterstattungsgegenstände
- Routinen und Arbeitsprozesse
- Einflussfaktoren auf die politische Berichterstattung
- Gesellschaftliche Funktionen des Politikjournalismus
- Grundlagen journalistischer Arbeit im politischen Journalismus der Tagespresse
- Qualität im Politikjournalismus
- Journalistische Qualität in der Kommunikationswissenschaft: Theoretische und empirische Perspektiven
- Unparteilichkeit, Binnenpluralismus und Transparenz als zentrale Dimensionen journalistischer Qualität
- Ansatz der kontingenzbezogenen Textanalyse nach Theis-Berglmair und Kellermann zur Differenzierung zwischen PR-Angeboten und journalistischen Texten und Ermittlung journalistischer Qualität
- Annäherung über den Begriff der Kontingenz
- Differenzierung zwischen offener und geschlossener Kontingenz
- Theoretisches Konstrukt: Ansatz der Gewissheitsgrade nach Baeriswy
- Gewissheitsreduzierende Klauseln
- Semantische Felder und deren Gewissheitsgrade
- Gewissheitsgrade in der schweizerischen Tagespresse: Empirische Erkenntnisse
- Adaptionen im Rahmen der kontingenzbezogenen Textanalyse
- Definition der Analyseeinheit
- Semantische Felder und Gewissheitsgrade
- Empirische Evidenz: Geschlossene Kontingenz als zentrales Textmerkmal von PR-Texten
- Diachrone Kontingenzanalyse der innenpolitischen Wahlberichterstattung von Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung zu den Bundestagswahlen 1998, 2009 und 2017
- Forschungsfrage und endogene sowie exogene Einflussfaktoren auf die Ausprägung von Kontingenz im Politikjournalismus der deutschen Tagespresse
- Akuter Aktualitätsverlust der politischen Printnachrichten: Mehrwert durch ressourcenintensive Hintergrundberichterstattung
- Kommerzialisierung als deterministische Marktmechanismus des Printjournalismus
- Medialisierung und Professionalisierung der politischen Öffentlichkeitsarbeit
- Forschungsleitende Hypothesen
- Konzeption der empirischen Methode: Wandel der Kontingenzausprägung in der innenpolitischen Wahlberichterstattung ausgewählter Leitmedien im Vorfeld von Bundestagswahlen
- Die Medien: Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung als politische Leitmedien
- Der Berichterstattungsgegenstand: Innenpolitische Wahlberichterstattung
- Die Messzeitpunkte: Latente und finale Wahlkampfphase der Bundestagswahlen 1998, 2009 und 2017
- Forschungsmethodisches Vorgehen
- Methodenauswahl und -begründung: Vergleichende Inhaltsanalyse
- Durchführung der empirischen Studie
- Methodenkritik
- Empirische Ergebnisse der vergleichenden Kontingenzanalyse
- Darstellung der Häufigkeitsverteilung
- Häufigkeitsverteilung der Auswahleinheiten
- Häufigkeitsverteilung der Analyseeinheiten
- Darstellung der Ergebnisse der vergleichenden Kontingenzanalyse: Gewissheitsgrade in der innenpolitischen Wahlberichterstattung von FAZ und SZ in den sechs Erhebungszeiträumen
- Erhebungszeitraum M1: März 1998
- Erhebungszeitraum M2: September 1998
- Erhebungszeitraum M3: März 2009
- Erhebungszeitraum M4: September 2009
- Erhebungszeitraum M5: März 2017
- Erhebungszeitraum M6: September 2017
- Vergleichende Darstellung sowie Einordnung der Kontingenzausprägung in temporärer und medialer Dimension
- Das Verhältnis von objektivem zu perspektivischem Text
- Die kategorialen Indexwerte
- Der Ungewissheitsgrad des Analysematerials
- Die kategorialen Mittelwerte
- Die kategorialen Summenwerte
- Die Anzahl referierter Instanzen
- Darstellung der Häufigkeitsverteilung
- Kontingenz als dynamisches Textmerkmal – Wiedererstarken der journalistischen Vielfalt?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Gewissheit von Politiknachrichten in der deutschen Tagespresse anhand einer diachronen Kontingenzanalyse der innenpolitischen Wahlberichterstattung von Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung zu den Bundestagswahlen 1998, 2009 und 2017. Ziel der Arbeit ist es, die Veränderung der Kontingenzausprägung in der politischen Berichterstattung dieser Leitmedien im Vorfeld von Bundestagswahlen zu analysieren und die Einflussfaktoren auf die Ausprägung von Kontingenz im Politikjournalismus der deutschen Tagespresse zu beleuchten.
- Kontingenzanalyse als Methode zur Bestimmung der Gewissheit von Politiknachrichten
- Vergleichende Analyse der Wahlberichterstattung von Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Einflussfaktoren auf die Gewissheit von Politiknachrichten, wie z.B. Kommerzialisierung, Medialisierung und Professionalisierung der politischen Öffentlichkeitsarbeit
- Entwicklung der Kontingenz in der politischen Berichterstattung im Zeitverlauf
- Bedeutung der Kontingenz für die Qualität des Politikjournalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Masterarbeit beginnt mit einer Einordnung der Tageszeitungen als politischer Informationslieferant und beleuchtet die Herausforderungen und Spannungsfelder zwischen normativem Qualitätsanspruch und ökonomischen Restriktionen. Anschließend wird der Politikjournalismus in der deutschen Tagespresse im Detail betrachtet, wobei die Grundlagen journalistischer Arbeit, Einflussfaktoren auf die Berichterstattung und die gesellschaftlichen Funktionen des Politikjournalismus im Fokus stehen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept der journalistischen Qualität und stellt verschiedene theoretische und empirische Perspektiven vor, wobei Unparteilichkeit, Binnenpluralismus und Transparenz als zentrale Dimensionen hervorgehoben werden.
Im vierten Kapitel wird der Ansatz der kontingenzbezogenen Textanalyse nach Theis-Berglmair und Kellermann vorgestellt, der zur Differenzierung zwischen PR-Angeboten und journalistischen Texten sowie zur Ermittlung journalistischer Qualität eingesetzt werden kann. Dieser Ansatz wird anhand des Konzepts der Gewissheitsgrade nach Baeriswy erläutert und anhand von empirischen Erkenntnissen aus der schweizerischen Tagespresse illustriert. Das Kapitel schließt mit einer Adaption des Ansatzes im Rahmen der kontingenzbezogenen Textanalyse, die die Definition der Analyseeinheit und die Integration von semantischen Feldern und Gewissheitsgraden umfasst.
Im fünften Kapitel wird die diachrone Kontingenzanalyse der innenpolitischen Wahlberichterstattung von Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung zu den Bundestagswahlen 1998, 2009 und 2017 vorgestellt. Die Forschungsfrage und die endogenen sowie exogenen Einflussfaktoren auf die Ausprägung von Kontingenz im Politikjournalismus der deutschen Tagespresse werden ausführlich diskutiert. Die Forschungsleitenden Hypothesen werden formuliert und die Konzeption der empirischen Methode erläutert. Die Analyse konzentriert sich auf die innenpolitische Wahlberichterstattung der beiden Leitmedien in der latenten und finalen Wahlkampfphase der jeweiligen Bundestagswahlen. Das Kapitel schließt mit einer detaillierten Beschreibung des methodischen Vorgehens, einschließlich der Auswahl und Begründung der Methode, der Durchführung der empirischen Studie und einer kritischen Reflexion der gewählten Methode.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit fokussiert auf die Themenfelder Politikjournalismus, Kontingenzanalyse, Gewissheitsgrade, Qualität im Journalismus, Wahlberichterstattung, Tageszeitungen, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Bundestagswahlen, Medialisierung, Kommerzialisierung, Öffentlichkeitsarbeit und Einflussfaktoren.
- Forschungsfrage und endogene sowie exogene Einflussfaktoren auf die Ausprägung von Kontingenz im Politikjournalismus der deutschen Tagespresse
- Citar trabajo
- Sandra Heimrich (Autor), 2018, Wie gewiss sind Politiknachrichten?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/459842