"Heidi" gilt laut Kindlers Literatur Lexikon als Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Die Forschung, allen voran Klaus Doderer, stritt sich im Zuge der 68er-Bewegung darüber, ob das Werk den Ansprüchen der Kinder- und Jugendliteratur in Bezug auf Weltvorstellungen genügt, oder nur noch literaturhistorisch betrachtet werden sollte. Besonders die Schweizer Presse reagierte entrüstet und wertete die Kritik als Angriff auf die Schweiz und ihre Kultur. Diese Kritik scheint heute – zumindest aus wirtschaftlicher Perspektive – kaum noch relevant, weil Heidi sich weiterhin gut verkaufen lässt. Die fiktive, heile Bergwelt wird als angenehme Abwechslung zur digitalisierten realen Welt angenommen.
Um Welten und Räume geht es auch in dieser Arbeit. Die beiden zentralen Thesen lauten wie folgt: Der Berg beziehungsweise die Alm in "Heidi" ist ein gottesnaher und zugleich gesellschaftsferner Raum. Um die These zu prüfen, wird der Frage nachgegangen, ob der Berg beziehungsweise die Alm überhaupt gottesnah ist, oder
nur naturfasziniert und potentiell magisch. Oder ist er gar ein gottesferner Ort? Wo ist die Grenze, die die Alm von der umgebenden Welt abtrennt? Wie steht die Gesellschaft zum Berg beziehungsweise zur Alm und den Menschen, die dort leben? Auch in dem bekannten Lied "Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge", wird deutlich, dass in "Heidi" der Raum, insbesondere der Berg als Raum und Schauplatz, eine besondere Rolle spielt. Aussagekräftig für die Analyse der Alm beziehungsweise der Berge in „Heidi“ sind die beiden Aufstiegs-Szenen, die aus unterschiedlichen Perspektiven den Raum beschreiben und einordnen, ihm Bedeutung geben. Die These und die daraus resultierende Fragestellung werden mit der Forschungsliteratur diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Heidis Welt sind die Berge
- 2. Die Alm
- 2.1 Heidis neues Zuhause – erster Aufstieg..
- 2.2 Raum der Heilung – zweiter Aufstieg……………………….
- 2.3 Abseits der Gesellschaft.....
- 3. Jurij Lotmans Raumtheorie......
- 4. Böhme - die Metaphorik des Berges...........
- 5. Simmel - Alpenreisen .
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die beiden Bände „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ und „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ von Johanna Spyri und untersucht die Rolle der Alm als Raum in der Geschichte. Das Ziel ist es, die Alm als einen Ort zu verstehen, der zugleich gottesnah und gesellschaftsfern ist. Dabei wird die Frage gestellt, ob die Alm tatsächlich gottesnah ist oder nur naturfaszinierend und potentiell magisch.
- Die Bedeutung des Raumes in Heidis Leben
- Die Ambivalenz der Alm: Gottesnahe und gesellschaftsferne Aspekte
- Die Rolle der Natur als Quelle der Heilung und Befreiung
- Die Darstellung der Alm als Gegenentwurf zur städtischen Welt
- Die Beziehung zwischen Mensch und Natur in Heidis Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die zentrale These der Arbeit vor, die sich mit der Interpretation der Alm als Raum in Johanna Spyris „Heidi“-Bänden beschäftigt. Sie beleuchtet den Erfolg der Geschichte und die Kontroversen um ihre Relevanz, die aus heutiger Sicht eher irrelevant scheinen. Das Kapitel beleuchtet auch die Bedeutung von Raum in der Geschichte und die beiden zentralen Thesen: die Gottesnähe und Gesellschaftsferne der Alm.
Kapitel 2 beleuchtet Heidis Perspektive auf die Alm und die verschiedenen Aspekte des Raumes. Die detaillierte Beschreibung von Heidis Wahrnehmung nimmt den Leser mit und lässt eine Identifikation mit der Protagonistin zu. Der Fokus liegt auf Heidis erstem Aufstieg zur Alm, der als Befreiung von gesellschaftlicher Überfrachtung interpretiert werden kann.
Schlüsselwörter
Johanna Spyri, Heidi, Alm, Raum, Gottesnähe, Gesellschaftsferne, Natur, Heilung, Befreiung, Großstadt, Schweizer Alpen, Literaturgeschichte, Kinder- und Jugendliteratur, Raumtheorie, Metaphorik, Alpenreisen.
- Quote paper
- Jacqueline Schäfer (Author), 2018, Heidis Alm zwischen Gott und den Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/459640