1. EINLEITUNG
Betrachtet man in Stellenanzeigen die Anforderungsprofile der Arbeitgeber, stellt man sehr häufig fest, dass die Bewerber neben Abschlüssen und Diplomen auch über so genannte „Schlüsselqualifikationen“(1) wie Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Flexibilität, Kommunikations- und Kontaktfähigkeit und soziale Kompetenzen verfügen müssen. Angesichts fast 4,8 Millionen registrierter Arbeitsloser(2) auf dem deutschen Arbeitsmarkt und lahmender Konjunktur sind es de facto allerdings auch (oder gerade?) Beziehungen, die bei der Jobsuche eine scheinbar immer größere Bedeutung gewinnen. Den Stellensuchenden werden Beziehungen als „das A&O“(3) , Kontakte im Allgemeinen gar als „Karrierebeschleuniger“(4) angepriesen; im Volksmund hat sich für dieses Phänomen der Ausdruck „Vitamin B“(5) etabliert.
Die vorliegende Arbeit versucht herauszufinden, ob und warum Beziehungen bei der Stellensuche so hilfreich erscheinen: Zählt es vielleicht sogar als Qualifikation, Beziehungen vorweisen zu können? Hierzu soll zunächst der schillernde Begriff der „Beziehungen“ im Kontext der Netzwerk-Theorie definiert und wichtige Grundbegriffe erläutert werden, bevor Punkt 3 genauer zwischen starken und schwachen Beziehungen differenziert und deren jeweilige Merkmale und Vorteile für den Stellensuchenden gegenüberstellt. Hier soll die vermeintliche Paradoxie der Stärke schwacher Beziehungen beschrieben und erklärbar gemacht werden.
Anhand diverser Studien – insbesondere der von Mark Granovetter aus dem Jahre 1973 - zeigt Punkt 4 exemplarisch die empirische Relevanz des Themas auf, bevor unter Punkt 5 die gewonnenen Erkenntnisse kurz zusammengefasst werden.
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(1) Vgl. o.V.: „Richtig bewerben – Schlüsselqualifikationen“, http://www.jobware.de/ra/rb/rb/7.html.
(2) Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): „Registrierte Arbeitslose-Deutschland“, http://www.destatis.de/indicators/d/arb110ad.htm (18.08.05).
(3) Vgl. o.V.: „Bewerbung“, http://www.karrierefuehrer.de/bewerbung/vitaminb.html (18.06.05).
(4) Vgl. o.V.: „Networking – Kontakte als Karrierebeschleuniger“, http://www.stellenmarkt.de/karrieretipps/networking1.htm (18.06.05).
(5) Vgl. Hohn, Hans-Willy: „Soziale Netzwerke und Kooperation im Betrieb - Funktionen informeller Rekrutierung im dualen System der industriellen Arbeitsbeziehungen“ in Deeke, Axel/Fischer, Joachim/Schumm-Garling, Ursula (Hrsg.): „Arbeitsmarktbewegung als sozialer Prozess“, S. 83.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Beziehungen im Rahmen der Netzwerk-Theorie
- 3. Starke vs. Schwache Beziehungen – Charakteristika und Vorteile
- 4. Empirische Relevanz
- 5. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Beziehungen bei der Stellensuche im Kontext eines kompetitiven Arbeitsmarktes. Sie analysiert, ob und inwiefern Beziehungen als Schlüsselqualifikation betrachtet werden können und welche Bedeutung starke und schwache Beziehungen in diesem Zusammenhang haben. Die Arbeit stützt sich auf die Netzwerktheorie und beleuchtet empirische Befunde, um die These zu untermauern.
- Definition von Beziehungen im Kontext der Netzwerktheorie
- Unterschiede und Vorteile von starken und schwachen Beziehungen bei der Jobsuche
- Empirische Evidenz zur Relevanz von Beziehungen für die Stellenfindung
- Die Paradoxie der Stärke schwacher Beziehungen
- Beziehungen als Schlüsselqualifikation?
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Bedeutung von Beziehungen für die heutige Stellensuche. Sie hebt die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen neben formalen Abschlüssen hervor und verweist auf die hohe Arbeitslosenquote in Deutschland. Der Begriff „Vitamin B“ wird als Synonym für den Einfluss von Beziehungen auf den Arbeitsmarkt eingeführt und die Struktur der Arbeit wird skizziert. Die Einleitung begründet die Relevanz des Themas und verweist auf die steigende Bedeutung von Netzwerken im Kontext von Stellenfindung.
2. Beziehungen im Rahmen der Netzwerk-Theorie: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Beziehung“ im Kontext der Netzwerktheorie und erläutert grundlegende Konzepte. Es bildet die theoretische Grundlage für die spätere Analyse der Rolle von starken und schwachen Beziehungen bei der Jobsuche. Es legt die Basis für das Verständnis der Netzwerkstrukturen und deren Einfluss auf den Zugang zu Informationen und Ressourcen im Arbeitsmarkt. Die Erläuterung der Netzwerk-Theorie liefert den Rahmen, um die empirischen Ergebnisse später einzuordnen und zu interpretieren.
3. Starke vs. Schwache Beziehungen – Charakteristika und Vorteile: Dieses Kapitel vergleicht starke und schwache Beziehungen hinsichtlich ihrer Charakteristika und Vorteile für die Stellensuche. Es beleuchtet die oft überraschende Bedeutung schwacher Beziehungen, die aufgrund ihrer weiten Reichweite oft Zugang zu Informationen und Möglichkeiten bieten, die in engeren Netzwerken nicht vorhanden sind. Der Fokus liegt auf der Erklärung der „Paradoxie der Stärke schwacher Beziehungen“ und ihrer Implikationen für die Jobsuche. Die Kapitel erklärt wie sowohl starke als auch schwache Beziehungen unterschiedliche, aber dennoch wertvolle Ressourcen für die Stellensuche liefern können.
4. Empirische Relevanz: Dieses Kapitel präsentiert empirische Befunde verschiedener Studien, insbesondere die Arbeit von Mark Granovetter aus dem Jahr 1973, um die Relevanz von Beziehungen bei der Stellenfindung zu belegen. Es analysiert die Ergebnisse dieser Studien und zeigt deren Übereinstimmung mit den theoretischen Überlegungen der vorhergehenden Kapitel. Durch die Präsentation empirischer Daten wird die Bedeutung von Beziehungen im Kontext der Stellensuche empirisch gestützt und die theoretischen Konzepte veranschaulicht. Die Auswahl der Studien dient der Veranschaulichung der Bedeutung von Netzwerkstrukturen für die Jobsuche und liefert konkrete empirische Belege für die These.
Schlüsselwörter
Beziehungen, Netzwerk-Theorie, Stellensuche, Schlüsselqualifikationen, Vitamin B, starke Beziehungen, schwache Beziehungen, empirische Studien, Jobmarkt, Arbeitslosigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Bedeutung von Beziehungen bei der Stellensuche
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Beziehungen bei der Stellensuche auf einem kompetitiven Arbeitsmarkt. Sie analysiert, ob und wie Beziehungen als Schlüsselqualifikation betrachtet werden können und welche Bedeutung starke und schwache Beziehungen dabei spielen.
Welche Theorie bildet die Grundlage der Untersuchung?
Die Arbeit basiert auf der Netzwerktheorie und nutzt deren Konzepte zur Analyse von Beziehungen und deren Einfluss auf den Zugang zu Informationen und Ressourcen im Arbeitsmarkt.
Wie werden Beziehungen in dieser Arbeit definiert?
Der Begriff „Beziehung“ wird im Kontext der Netzwerktheorie definiert. Die Arbeit unterscheidet zwischen starken und schwachen Beziehungen und erläutert deren jeweilige Charakteristika.
Was ist der Unterschied zwischen starken und schwachen Beziehungen im Kontext der Stellensuche?
Die Arbeit vergleicht starke und schwache Beziehungen hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile bei der Jobsuche. Dabei wird die oft überraschende Bedeutung schwacher Beziehungen hervorgehoben, die aufgrund ihrer weiten Reichweite Zugang zu Informationen und Möglichkeiten bieten können, die in engeren Netzwerken fehlen. Die „Paradoxie der Stärke schwacher Beziehungen“ wird erklärt.
Welche empirischen Befunde werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert empirische Befunde verschiedener Studien, insbesondere die Arbeit von Mark Granovetter aus dem Jahr 1973, um die Relevanz von Beziehungen für die Stellenfindung zu belegen. Die Ergebnisse dieser Studien stützen die theoretischen Überlegungen der Arbeit.
Welche Schlüsselqualifikationen werden im Zusammenhang mit Beziehungen genannt?
Die Arbeit hebt die Bedeutung von Beziehungen als Schlüsselqualifikation neben formalen Abschlüssen hervor. Der Begriff „Vitamin B“ wird als Synonym für den Einfluss von Beziehungen auf den Arbeitsmarkt verwendet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Netzwerktheorie, ein Kapitel zum Vergleich starker und schwacher Beziehungen, ein Kapitel zu empirischen Befunden und eine Schlussbemerkung.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
(Die genaue Schlussfolgerung ist nicht im Preview enthalten, aber die Arbeit argumentiert für die Bedeutung von Beziehungen - sowohl starke als auch schwache - für den Erfolg bei der Stellensuche.)
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Beziehungen, Netzwerk-Theorie, Stellensuche, Schlüsselqualifikationen, Vitamin B, starke Beziehungen, schwache Beziehungen, empirische Studien, Jobmarkt, Arbeitslosigkeit.
- Quote paper
- Michael Wilhelmi (Author), 2005, Beziehungen und "Vitamin B" - Schlüsselqualifikationen bei der heutigen Stellensuche?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45940