Am 10. November 1994 wurde die Inselrepublik Palau nach einstimmigem Votum des UN-Sicherheitsrates aus der Treuhandverwaltung der Vereinten Nationen entlassen. Nachdem dieser winzige, rund 15000 Einwohner zählende Staat bereits eine Woche zuvor seine Unabhängigkeit erklärt hatte, ging für die UNO eine Ära zu Ende:
Palau ( Belau), eine zu Mikronesien gehörende Inselgruppe im Pazifischen Ozean, war das letzte existierende Treuhandgebiet gewesen, das bereits seit 1947 unter amerikanischer Verwaltung gestanden hatte. Ursprünglich ein Teil des ganz Mikronesien umfassenden Verwaltungsgebiets Pazifik-Inseln, verblieben die palauischen Inseln nach 1990 allein unter treuhänderischer Verwaltung, nachdem der Sicherheitsrat den separaten Assoziierungsabkommen der anderen übrigen Staaten mit den USA zugestimmt hatte.
In diesem "heißen" Herbst arbeitete der Autor dieser Arbeit im Rahmen eines Praktikums für den CNN Korrespondenten Richard Roth an der UN und bekam den Auftrag, das Ereignis zu recherchieren. Die Entlassung des letzten Treuhandgebietes, das da-rüberhinaus noch unter amerikanischer Verwaltung gestanden hatte, war dem Sender einen Bericht wert. Die fernen und kaum bekannten Palauischen Inseln standen dabei allerdings nicht im Vordergrund. Die akkreditierten Journalisten in den Vereinten Nationen waren vor allem an der Zukunft des Treuhandrats interessiert, der seine praktische Aufgabe erfüllt und keine Mandate mehr hatte.
Angesichts des nahenden Jubiläums der Weltorganisation geisterten ständig Begriffe wie "Erneuerung" und "Veränderung" durch die Gänge des ehrwürdigen Bauwerks an der First Avenue; neben der Erweiterung des Security Council waren andere Gremien im Gespräch. Die Frage war: Würde es der "größte bürokratische Klub" fertigbringen, den Treuhandrat, immerhin einer der großen Gründungsapparate, aufzulösen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Treuhandsystem der Vereinten Nationen
- 2.1. Das Mandatsystem des Völkerbundes
- 2.2. Das Treuhandsystem der UNO - Kompromiß und Fortschritt
- 2.2.1. Die Treuhandgebiete
- 2.2.1.2. Strategische Treuhandgebiete
- 2.2.1.3. Das Joint-Trustee'-Prinzip
- 2.2.2. Der Treuhandrat
- 2.3. Entkolonisierung - ein alternatives Konzept zum Treuhandsystem
- 2.4. Das Treuhandsystem in der Praxis
- 3. Pazifik-Inseln: Eine Geschichte der Unterdrückung
- 3.1. Die Kolonialzeit
- 3.2. Der lange Weg vom Treuhandgebiet in die Selbständigkeit
- 3.2.1. Die Föderierten Staaten von Mikronesien
- 3.2.2. Der Commonwealth der nördlichen Marianen
- 3.2.3. Die Republik der Marshall-Inseln
- 3.2.4. Die Republik Palau
- 4. Die Vereinigten Staaten und das strategische Treuhandgebiet
- 4.1. Der Pazifik-Krieg und Gedanken zum amerikanischen Imperialismus
- 4.2. Amerikanische Interessen im Konflikt mit den eigenen Idealen
- 4.2.1. Zur Rolle der Militärs und der nuklearen Entsorgung
- 4.2.2. Die Amerikaner vor Ort
- 4.2.3. Die Geheimdienstaffären
- 4.3. Amerikanische Interessen im Konflikt mit den Idealen der UN
- 4.3.1. Soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Treuhandgebiete
- 4.3.2. Restriktionen und Auflagen - Diplomatie der USA
- 4.3.3. Die Mikronesier und die Treuhandverwaltung
- 4.3.4. Der Streit um Palau
- 4.4. Zur Rolle der Sowjetunion im Treuhandrat
- 4.5. Entkolonisierung durch den `Compact of Free Association'?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte des amerikanischen Treuhandgebietes "Pazifik-Inseln" und die Rolle der USA im Treuhandrat der Vereinten Nationen, insbesondere im Hinblick auf die Entlassung Palaus aus der Treuhandverwaltung im Jahr 1994. Die Arbeit beleuchtet den Prozess der Entkolonisierung und die komplexen Beziehungen zwischen den USA, den Mikronesischen Inseln und den Vereinten Nationen.
- Das internationale Treuhandsystem und seine Entwicklung
- Die Kolonialgeschichte der Pazifik-Inseln
- Die amerikanische Treuhandverwaltung und ihre Auswirkungen
- Der Prozess der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit der mikronesischen Staaten
- Die Rolle der USA im Konflikt zwischen eigenen Interessen und den Idealen der UN
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Entlassung Palaus aus der UN-Treuhandverwaltung 1994 und den damit verbundenen Kontext. Sie skizziert die Entstehungsgeschichte der Arbeit, die aus einem Auftrag für einen CNN-Bericht entstand, und benennt die zentralen Forschungsfragen, die im weiteren Verlauf untersucht werden: Warum war Palau das letzte Treuhandgebiet? Welche Rolle spielten die USA? Welche Interessen verfolgten sie auf den Pazifik-Inseln? Die Einleitung macht deutlich, dass der Fokus der Arbeit auf dem amerikanischen Treuhandgebiet "Pazifik-Inseln" und den vier Mikronesischen Territorien liegt.
2. Das Treuhandsystem der Vereinten Nationen: Dieses Kapitel untersucht die historische Entwicklung des internationalen Treuhandsystems, beginnend mit dem Mandatsystem des Völkerbundes und seiner Weiterentwicklung in der UNO. Es beleuchtet den Kompromisscharakter des UNO-Systems, die Rolle des Treuhandrates und den Einfluss des Dekolonisierungsprozesses auf das Treuhandsystem. Das Kapitel analysiert die ursprünglichen Ideen Franklin Roosevelts und wie sie in die UNO-Struktur eingeflossen sind. Es stellt das Treuhandsystem im Kontext der Entkolonialisierung dar und vergleicht es mit alternativen Konzepten.
3. Pazifik-Inseln: Eine Geschichte der Unterdrückung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Pazifik-Inseln, insbesondere mit der Kolonialzeit und dem Weg in die Selbstständigkeit. Es bietet einen Überblick über die geographischen und historischen Aspekte Mikronesiens, umfasst die fast 400-jährige Kolonialgeschichte und detailliert den politischen Werdegang der einzelnen Teilgebiete (Föderierte Staaten von Mikronesien, Commonwealth der Nördlichen Marianen, Republik der Marshall-Inseln, Republik Palau) vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Unabhängigkeit. Die komplexen Prozesse der Entkolonisierung, sowie die unterschiedlichen Wege zur Unabhängigkeit, werden beleuchtet.
4. Die Vereinigten Staaten und das strategische Treuhandgebiet: Das Kapitel analysiert das konkrete Verhältnis der Vereinigten Staaten zu den Pazifik-Inseln als strategischem Treuhandgebiet. Es untersucht die Rolle der USA während des Pazifikkriegs, amerikanische imperialistische Bestrebungen und den Konflikt zwischen den amerikanischen Interessen und den eigenen Idealen. Das Kapitel beleuchtet die Rolle des Militärs, die nukleare Entsorgung, und die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Treuhandgebiete unter US-Verwaltung. Der Konflikt zwischen US-Interessen und den Idealen der UN wird diskutiert, ebenso wie die Rolle der Sowjetunion im Treuhandrat und der "Compact of Free Association" als Instrument der Entkolonisierung.
Häufig gestellte Fragen zu: Amerikanisches Treuhandgebiet "Pazifik-Inseln"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Geschichte des amerikanischen Treuhandgebietes "Pazifik-Inseln" und die Rolle der USA im Treuhandrat der Vereinten Nationen, insbesondere im Hinblick auf die Entlassung Palaus aus der Treuhandverwaltung im Jahr 1994. Der Fokus liegt auf dem Prozess der Entkolonisierung und den komplexen Beziehungen zwischen den USA, den Mikronesischen Inseln und den Vereinten Nationen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt den Kontext und die Forschungsfragen. Kapitel 2 beleuchtet die historische Entwicklung des internationalen Treuhandsystems. Kapitel 3 befasst sich mit der Geschichte der Pazifik-Inseln, insbesondere der Kolonialzeit und dem Weg in die Selbstständigkeit. Kapitel 4 analysiert das Verhältnis der USA zu den Pazifik-Inseln als strategischem Treuhandgebiet, den Konflikt zwischen US-Interessen und den Idealen der UN und die Rolle des "Compact of Free Association".
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind das internationale Treuhandsystem, die Kolonialgeschichte der Pazifik-Inseln, die amerikanische Treuhandverwaltung und ihre Auswirkungen, der Prozess der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit der mikronesischen Staaten, und die Rolle der USA im Konflikt zwischen eigenen Interessen und den Idealen der UN.
Welche Rolle spielten die USA im Treuhandsystem?
Die Arbeit analysiert die Rolle der USA als Treuhandmacht im Pazifik, ihre strategischen Interessen, den Konflikt zwischen diesen Interessen und den eigenen Idealen sowie den Idealen der UN. Die Auswirkungen der US-amerikanischen Politik auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Treuhandgebiete werden untersucht.
Wie wird der Prozess der Entkolonisierung dargestellt?
Die Arbeit beleuchtet den komplexen Prozess der Entkolonisierung der mikronesischen Staaten, die unterschiedlichen Wege zur Unabhängigkeit und die Rolle des "Compact of Free Association" in diesem Prozess.
Warum ist Palau besonders relevant für diese Arbeit?
Palau war das letzte Treuhandgebiet, dessen Entlassung aus der UN-Treuhandverwaltung 1994 den Kontext der Arbeit bildet. Die Arbeit untersucht die Gründe für Palaus späte Unabhängigkeit und die Rolle der USA dabei.
Welche Quellen wurden wahrscheinlich verwendet?
Die Arbeit basiert vermutlich auf einer Kombination aus historischen Dokumenten, politischen Analysen, wissenschaftlichen Publikationen und möglicherweise auch auf Interviews und Berichterstattungen, da sie aus einem Auftrag für einen CNN-Bericht entstand.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Die Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich für die Geschichte des internationalen Treuhandsystems, die Entkolonialisierung und die Beziehungen zwischen den USA und den Pazifik-Inseln interessiert.
- Quote paper
- Mark Renner (Author), 1995, Das strategische Treuhandgebiet 'Pazifik-Inseln' und die Rolle der USA im Treuhandrat der Vereinten Nationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45817