Die Zehn Gebote zählen neben der Schöpfungsgeschichte und den Psalmen zu den wichtigsten Texten für die Christenheit. Sie sind im Alten Testament zweimal überliefert, genau wie die Schöpfungsgeschichte, was ihre Bedeutung ja noch hervorhebt.
Der Dekalog wird im heutigen Religionsunterricht im Vergleich zu anderen Themen stark vernachlässigt. Das mag zum einen daran liegen, dass man die Zehn Gebote nicht direkt in die heutige Zeit übertragen kann, was eine Auslegung erforderlich macht, und zum anderen ist heute gerade bei Jugendlichen die Abneigung gegen Gebote und Verbote besonders groß.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt daher in einem Unterrichtsentwurf für die Sekundarstufe I, welcher nach einer kurzen Überlieferungsgeschichte des Dekalogs und der Erläuterung von drei Geboten nach heutigem Verständnis ausführlich erläutert wird.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Zur Entstehung und Überlieferung des Dekalogs
1. Zur Entstehung
2. Zur Überlieferung
III. Erläuterungen zu den Geboten 2, 4 und 8
1. Das zweite Gebot
2. Das vierte Gebot
3. Das achte Gebot
IV. Unterrichtsentwurf für die Sekundarstufe I
1. Einleitung
2. Verlauf der Unterrichtsreihe
V. Schlussbemerkung
VI. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Die Zehn Gebote zählen neben der Schöpfungsgeschichte und den Psalmen zu den wichtigsten Texten für die Christenheit. Sie sind im Alten Testament zweimal überliefert, genau wie die Schöpfungsgeschichte, was ihre Bedeutung ja noch hervorhebt.
Der Dekalog wird im heutigen Religionsunterricht im Vergleich zu anderen Themen stark vernachlässigt. Das mag zum einen daran liegen, dass man die Zehn Gebote nicht direkt in die heutige Zeit übertragen kann, was eine Auslegung erforderlich macht, und zum anderen ist heute gerade bei Jugendlichen die Abneigung gegen Gebote und Verbote besonders groß.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt daher in einem Unterrichtsentwurf für die Sekundarstufe I, welcher nach einer kurzen Überlieferungsgeschichte des Dekalogs und der Erläuterung von drei Geboten nach heutigem Verständnis ausführlich erläutert wird.
II. Zur Entstehung und Überlieferung des Dekalogs
1. Zur Entstehung
Als gesicherten Zeitraum für die Entstehung des Dekalogs nehmen die Forscher heute die Spanne zwischen dem 9. Jahrhundert und der Zeit kurz nach dem Exil an. Es ist auch sicher anzunehmen, dass die heutige Fassung des Dekalogs im Buch Exodus eine Vorgeschichte haben muss. Bei den Vermutungen über diese Vorgeschichte weichen die Meinungen der Forscher jedoch voneinander ab. Einige Forscher gehen von der Annahme eines „Urdekalogs“ aus, wobei es für diese Annahme bisher keinen Beweis gibt. Eine andere Vermutung über die Entstehung des Dekalogs ist, dass die jetzige Fassung von zehn Geboten aus ursprünglich selbständigen Dreier- und Viererfassungen zusammengestellt wurde. Die Frage bei dieser Annahme ist, wann diese Zusammenstellung erfolgt ist und nach welchen Auswahlkriterien verfahren worden ist.
Die Analyse des Dekalogs als Ganzes macht seinen Ursprung in vorstaatlicher Zeit unwahrscheinlich, die einzelnen Gebote haben jedoch jedes für sich eine eigene Vorgeschichte. Die Endfassung setzt einen sesshaften und Landwirtschaft betreibenden Menschen voraus, was vor allem im zehnten Gebot deutlich wird. Gegenüber älteren Geboten und Sippenordnungen lässt sich bei den Geboten des Dekalogs eine Verallgemeinerung in den Formulierungen erkennen, was wohl bewirken soll, dass alle möglichen Fälle umfasst werden.
„Die Entstehung des Dekalogs in nachexilischer Zeit setzt wichtige Erfahrungen innerhalb der Geschichte Israels voraus und formuliert auf diesem Hintergrund die Grundforderungen Gottes. Dadurch ist aus den ursprünglich selbstverständlichen Lebensregeln des Sippenrechtes Gottesrecht geworden.“[1]
Von großer Bedeutung ist auch der Bezug der einzelnen Gebote auf den Prolog, in dem sich Gott als Befreier aus der ägyptischen Sklaverei vorstellt. Der Prolog spricht damit nämlich die Freiheit an, die mit dem Landbesitz und den grundrechten verbunden ist und die als Gott zu verdankende Freiheit verstanden wird. Die Erinnerung an den Exodus soll die positive Bedeutung des Landes mit seinem Reichtum und seiner Fruchtbarkeit unterstreichen und deutlich machen, dass es dieses zu bewahren gilt. Die Funktion der Zehn Gebote liegt also nach diesem Verständnis in der Bewahrung der Freiheit.
Man kann den Dekalog also als eine zusammenfassende Form des Gottesrechtes bezeichnen, mit in konkreten historischen Bedingungen begründeten Besonderheiten. „Als alleinige Grundlage christlicher Lebensregeln greifen die Bestimmungen nicht weit genug. Für das Verstehen des Dekalogs ist zu bedenken, dass er Befreiten gilt und Regeln zur Bewahrung der neugewonnenen Freiheit zusammenfasst. Seine Intention wird auf den Kopf gestellt, wenn er zum Instrument von Unterwerfung, Domestikation und Unfreiheit missbraucht wird.“[2]
2. Zur Überlieferung
Die ursprünglichen Adressaten des Dekalogs sind erwachsene Männer gewesen. Da sich aber im Laufe der Jahrhunderte der Adressatenkreis vor allem durch die Katechismen auf Heranwachsende verschoben hat, sind eine Reihe problematischer Auslegungen entstanden. Dies lässt sich vor allem an der Auslegungsgeschichte des sog. „Elterngebots“ verdeutlichen, worauf ich später noch genauer eingehen werde.
„Die biblischen Fassungen der Zehn Gebote sind im Christentum in unterschiedlicher Weise tradiert worden. Die Reformierten und die Anglikaner sind der jüdischen Zählung gefolgt, Augustinus jedoch hat eine Tradition begründet, die sich später im Katholizismus und im Luthertum fortsetzt: das Bilderverbot und der Bezug auf die Befreiung aus Ägypten entfallen. Damit die ursprüngliche Zahl wieder erreicht wird, erfolgt die Aufteilung des Verbot des Begehrens in zwei Gebote. Neben der Verschiebung des Adressatenkreises hat sich also das Verständnis vor allem auch durch das Auslassen der Erinnerung an die Befreiung durch Gott verändert.“[3]
[...]
[1] Nach: Friedrich Johannsen: Alttestamentliches Arbeitsbuch für Religionspädagogen. Stuttgart 1998, S. 191
[2] Aus: Friedrich Johannsen: ebd. S.194
[3] Nach: F. Johannsen: ebd. S.189
- Arbeit zitieren
- Eva Kern (Autor:in), 2003, Der Dekalog in der heutigen Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45760
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