In den letzten Jahren ist es keine Seltenheit, dass Investoren, vor allem aus dem arabischen und asiatischen Raum, europäische Fußballklubs aufzukaufen oder große Investitionen in diese Vereine zu tätigen. Derzeit sind 47 europäische Vereine im (Privat-) Besitz von Fremdinvestoren. Zu diesen Vereinen gehören auch Paris Saint-Germain, Manchester City und auch RB Leipzig aus der Bundesliga.
Das von der Union of European Football Associations (UEFA) konzipierte Financial Fairplay wurde in 2011 eingeführt um dem Trend der steigenden Vereinsverschuldung in Europa entgegenzuwirken und diesen systematisch zu bekämpfen. Sie soll laut der UEFA die „finanzielle Gesundheit des europäischen Klubfußballs verbessern”. Dies soll zum Beispiel mit der Deckelung von Finanzdefiziten umgesetzt werden: Ab dem Bewertungszeitraum 2015 bis 2018 liegen die Obergrenzen für finanzielle Defizite bei 30 Mio. AC. Ein Lizenzklub darf laut dem Financial Fairplay Reglement in einem Bewertungszeitraum (drei Jahre) maximal 5 Mio. AC pro Anno mehr ausgeben als eingenommen wird. Mit der Bekämpfung von extremer Verschuldung unter den europäischen Profivereinen soll auch den kleineren Klubs geholfen werden. Diese besitzen nicht die Ressourcen für Riesentransfers und haben meist keine großen Kapitalanleger. Das Financial Fairplay soll auch die kompetitive Balance in Europa wahren und ein Gleichgewicht unter den kleinen und großen Vereinen wiederherstellen.
Diese Arbeit untersucht die Effektivität des Financial Fairplay in Bezug auf die kompetitive Balance. Die Fragestellung dieser Arbeit beleuchtet, inwiefern die eingeführten Reglements der UEFA die Wettbewerbsgleichheit aller Klubs in Europa wiederherstellt. Es wird vorab geklärt was die UEFA ist und wie diese Organisation aufgebaut ist. Desweiteren wird das Financial Fairplay im Genaueren beschrieben. Dem folgend wird die finanzielle Situation des Profifußballs in Europa vor und nach der Einführung des FFP erörtert und umschrieben. Im Hauptteil der Arbeit wird mit zwei Behauptungen bzw. Sub-Thesen die Wirksamkeit der Reglements des FFP und insbesondere des sogenannten Break-Even-Ergebnisses erforscht. Infolgedessen wird es ein Fazit zur Leitfrage dieser Arbeit geben, gefolgt von einem Ausblick. Im Ausblick wird ein Bezug zum American Football bzw. zur National Football League (NFL) in den USA hergestellt und inwiefern dessen implementierte Strukturen bereits erfolgreich zur Bewahrung der kompetitiven Balance beitragen.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
1 Einleitung
2 Financial Fairplay - Eine Übersicht
2.1 Beschreibung der UEFA
2.1.1 Organe und Akteure
2.1.2 Finanzstruktur
2.2 Entstehung und Zielsetzungen des Financial Fairplay
2.3 Gründe für die Einführung des FFP
2.4 Beschreibung des FFP
2.4.1 Klub-Monitoring
2.4.2 Break-Even-Vorschrift
3 Finanzielle Situation im europäischen Fußball
3.1 Finanzielles Bild vor der Einführung des FFP
3.2 Wirkung des FFP auf die Verschuldung im europäischen Fußball
4 UEFA Financial Fairplay - Eine Chance für die kompetitive Balance in Europa?
4.1 Ist das Break-Even-Ergebnis ein Katalysator für die Zementierung eines Klub-Oligopols?
4.1.1 Schadet das UEFA-Financial Fairplay dem Wettbewerb?
Einfluss von Investoren auf den Wettbewerb
Zementierung der Klub-Hierarchie
4.2 Wettbewerbsnachteil für „kleinere” Klubs durch steigende Spiel- ergehälter
Gründe für die Gehaltsexplosion
Bringen mehr Top-Spieler wirklich mehr Erfolg?
Zidane-Clustering-Theorem
5 Fazit - Ist das Financial Fairplay dysfunktional?
6 Ausblick - Paradebeispiel National Football League: Ausgeglichener Wettbewerb ohnefinanziellen Vorteil
Literatur
Abbildungsverzeichnis
2.1 Verteilung der jährlichen UEFA Ausschüttungen im Geschäftsjahr 2016/17.1Quelle: Eigene Darstellung
2.2 Einnahmequellen der UEFA im Geschäftsjahr 2016/17.2Quelle: Eigene Darstellung
3.1 Break-Even-Ergebnisse in 2009.3
3.2 Ausgaben- und Einnahmeverhalten der Vereine in 2012.4
3.3 Nettoverluste der europäischen Vereine.5
3.4 Aggregierter Betriebsgewinn der europäischen Vereine.6
3.5 Profitabilität der europäischen „Big Five”: 2012/13 - 2016/17.7
4.1 Kompetitive Balance der Teams in Europa.8
4.2 Negativer HICB in den Big-Five.9
4.3 Kompetitive Balance der Top Teams in den Big-Five.10
4.4 Negativer C5ICB in den Big-Five.11
4.5 Investitionen in Fußballvereine der Big-Five.12
4.6 Verteilung der teuersten 100 Spieler der Welt.13
4.7 Champions League Sieger vor und nach der Einführung des FFP.14
4.8 Langfristige Entwicklung der gesamten Gehälter der europäischen Erstligaklubs (1996-2014).15
4.9 Jährliche Wachstumsrate des BIP im Euroraum (1996-2014).16
4.10 Anteile der Gehaltsausgaben: Big-Five vs. Europa.17
4.11 Investitionen der Clubs in die Leistungszentren.18
4.12 Budget der Bundesligavereine und erzielten Punkte in der Saison 2002/03.19
4.13 Spielergehälter der Bundesligavereine und erzielte Punkte in der Saison 2009/10.20
4.14 Durchschnittliche Gehaltssumme der Klubs nach Vergleichsgruppe und Land.21
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Danksagung
Vielen Dank an Prof. Dr. Stecker für die anfängliche Hilfe. Auch einen riesen Dank an Simon, der mir geholfen hat LaTeX zu verstehen und Lea, ohne die ich meine Fehlermeldungen nie korrigiert bekommen hätte. Simon, dir bin ich ewig für unsere langen Gespräche über dieses Thema dankbar. Itgel, ich bin dir nicht nur mit deiner Unterstützung an dieser Arbeit unendlich dankbar. Ohne deine Nachhilfe hätte ich mein Studium niemals abgeschlossen, das selbe gilt ebenfalls für dich, Simon. Auch lieben Dank an Katja, dass du dir Zeit genommen hast mir zu helfen. And Kira, thanks for getting on me about my terrible outline. You were right.
Kapitel 1
Einleitung
Fußball krönt mit rund 3,5 Milliarden Fans die Spitze des Weltsports.1 Dieser weltweit beliebte Sport, der seinen Ursprung im 19. Jahrhundert in England hat und ein Nachkomme des dortig beliebten Rugby-Sportes ist, begeistert in jedem Land der Welt die Massen.2 Sepp Herberger, eine deutsche Spieler- und Trainerlegende, der 1954 als Coach mit der deutschen Nationalmannschaft in Bern den Weltmeistertitel gewann, beschrieb den Sport folgendermaßen: „ Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten.”3. Dieser Satz fasst die Essenz der Faszination Fußball in wenigen Worten zusammen und beschreibt die ursprüngliche Schlichtheit dieses Sportes.
Jedoch hat sich seither vieles im Sportmarkt und vor allem im Weltfußball geändert. Im Wandel der Zeit hat eine ausgiebige Kommerzialisierung des Sportes stattgefunden. In den 50er Jahren war der Verein C.A. Peñarol aus Uruguay der erste Verein der Geschichte des Sportes mit einem Trikotsponsor. In Deutschland war Trikotwerbung bis in die 70er Jahre noch verboten. Jedoch ließ Jägermeister, damaliger Sponsor des Eintracht Braunschweig, das Vereinslogo in ein Wappen mit Hirsch umwandeln, womit der Weg zur Kommerzialisierung geebnet wurde.4 Tottenham Hotspur, ein Traditions- verein aus der englischen Premier League, war mit seinem Börsengang der erste börsennotierte Verein in Europa und gilt daher als Pionier.5 Im Jahr 2001 war der Hamburger Sport-Verein (HSV) der erste Verein in Deutschland, der die Rechte für seinen Stadionnamen an ein überregionales Unternehmen verkaufte. Das Volksparkstadion wurde zur AOL-Arena umbenannt6
Lizenzfußball wuchs stetig im Laufe der letzten Jahrzehnte. Somit bot der Profifußball immer mehr finanzielles bzw. kommerzielles Potenzial. Durch die Kommerzialisierung des Fußballs kam es in den diversen europäischen Profiligen auch zu einer Umverteilung der Einnahmen. Bis in die 60er Jahre stammte der größte Anteil der Einnahmen vom sogenannten Spieltag7.
Der Anteil der Einnahmen vom Spieltag ist im heutigen Zustand des Profifußballs im Verhältnis deutlich niedriger. Laut dem Bundesligareport der Deutschen Fußball Liga (DFL) erwirtschafteten die Klubs der 1. Bundesliga in der Saison 2017/18 insgesamt 3,375 Mrd. AC. Davon stammten nur 14,9% von den Einnahmen des Spieltages. Die größten Einnahmequellen waren Werbung (25,3%) und Mediale Verwertung bzw. Fernsehgelder (28,5%).8
Im Kontrast zur wirtschaftlichen Situation der Bundesliga weisen die meisten anderen Top-Ligen Europas und deren Vereine deutliche finanzielle Defizite auf. Beispielsweise wurden im Finanzjahr 2017 in Europa unter den zehn Klubs mit den höchsten Transferausgaben 1,254 Mrd. AC Umsatz in Spielertransfereinnahmen eingenommen. Jedoch wurden 1,974 Mrd. AC für Transfers ausgegeben. Unter den Top-Ligen Europas führt die englische Premier League die Gesamt-Transferausgaben mit 1,682 Mrd. AC an. Jedoch wurden 911 Mio. AC bei Spielerverkäufen eingenommen.9
In den letzten Jahren ist es keine Seltenheit, dass Investoren, vor allem aus dem arabischen und asiatischen Raum, europäische Fußballklubs auf- zukaufen oder große Investitionen in diese Vereine zu tätigen. Derzeit sind 47 europäische Vereine im (Privat-) Besitz von Fremdinvestoren. Zu diesen Vereinen gehören auch Paris Saint-Germain (PSG), Manchester City (ManCity) und auch RB Leipzig aus der Bundesliga.10
Das von der Union of European Football Associations (UEFA) konzipierte Financial Fairplay wurde in 2011 eingeführt um dem Trend der steigenden Vereinsverschuldung in Europa entgegenzuwirken und diesen systematisch zu bekämpfen. Sie soll laut der UEFA die „finanzielle Gesundheit des europäi- schen Klubfußballs verbessern”11. Dies soll zum Beispiel mit der Deckelung von Finanzdefiziten umgesetzt werden: Ab dem Bewertungszeitraum 2015 bis 2018 liegen die Obergrenzen für finanzielle Defizite bei 30 Mio. AC. Ein Lizenzklub darf laut dem Financial Fairplay Reglement in einem Bewer- tungszeitraum (drei Jahre) maximal 5 Mio. AC pro Anno mehr ausgeben als eingenommen wird.12 Mit der Bekämpfung von extremer Verschuldung unter den europäischen Profivereinen soll auch den kleineren Klubs geholfen wer- den. Diese besitzen nicht die Ressourcen für Riesentransfers und haben meist keine großen Kapitalanleger. Das Financial Fairplay soll auch die kompetitive Balance in Europa wahren und ein Gleichgewicht unter den kleinen und großen Vereinen wiederherstellen.
Diese Arbeit untersucht die Effektivität des Financial Fairplay in Bezug auf die kompetitive Balance. Die Fragestellung dieser Arbeit beleuchtet, inwiefern die eingeführten Reglements der UEFA die Wettbewerbsgleichheit aller Klubs in Europa wiederherstellt. Es wird vorab geklärt was die UEFA ist und wie diese Organisation aufgebaut ist. Des Weiteren wird das Financial Fairplay im Genaueren beschrieben. Dem folgend wird die finanzielle Situation des Profifußballs in Europa vor und nach der Einführung des FFP erörtert und um- schrieben. Im Hauptteil der Arbeit wird mit zwei Behauptungen bzw. Sub- Thesen die Wirksamkeit der Reglements des FFP und insbesondere des soge- nannten Break-Even-Ergebnisses erforscht. Infolgedessen wird es ein Fazit zur Leitfrage dieser Arbeit geben, gefolgt von einem Ausblick. Im Ausblick wird ein Bezug zum American Football bzw. zur National Football League (NFL) in den USA hergestellt und inwiefern dessen implementierte Strukturen bereits erfolgreich zur Bewahrung der kompetitiven Balance beitragen.
Kapitel 2
Financial Fairplay - Eine Übersicht
Im Folgenden wird beschrieben, was die Union of European Football Associa- tions UEFA1 ist, wer die Akteure dieser Organisation sind und wie sich de- ren Finanzen zusammensetzen. Es wird auch kurz geschildert, wie die UEFA mit der Fédération Internationale de Football Association (FIFA), auf Deutsch Internationaler Verband des Association Football, in Verbindung steht. Dem folgend wird auf die Geschichte des Financial Fairplay eingegangen. In die- sem Kapitel werden auch die Gründe für die Einführung des FFP und dessen Kernbereiche, in denen es wirken soll, erläutert.
2.1 Beschreibung der UEFA
Die UEFA ist der europäische Fußballverband. Sie ist ein in der Schweiz ansäs- siger gemeinnütziger Verein im Sinne der Artikel 60 ff. des Schweizerischen Zi- vilgesetzbuches (SZG). Sie agiert „parteipolitisch und konfessionell neutral”.2
In den offiziellen Statuten der UEFA werden insgesamt fünfzehn verschiedene Zielsetzungen genannt. Folgende Punkte sind für diese Arbeit relevant bzw. interessant:3
- „Verhinderung jeglicher Methoden und Praktiken, welche die Regula- rität der Spiele oder Wettbewerbe gefährden oder zum Missbrauch des Fußballs führen”
- Sicherstellung, dass die sportlichen Grundwerte immer Vorrang gegen- über kommerziellen Interessen haben
- Ausschüttung der Einnahmen aus dem Fußball nach dem Solidaritäts- prinzip und Unterstützung von Investitionen zugunsten aller Ebenen und Bereiche des Fußballs, insbesondere des Breitenfußballs
- Sicherstellung, dass Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen des europäischen Fußballs (Ligen, Vereine, Spieler, Anhänger) angemes- sen berücksichtigt werden”
In den Statuten wird erwähnt, dass die UEFA selbst Entscheidungen trifft und über die Maßnahmen zu Reglements, Verträgen, Abkommen, Beschlüs- sen oder Programmen zur Verfolgung ihrer Ziele entscheidet.4
Die UEFA ist eine von sechs sogenannten Kontinental-Konföderationen. Es existieren fünf weitere für Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien und den Pazifikraum. Diese repräsentieren alle, ähnlich zur UEFA, die nationalen Fußballverbände im jeweiligen Kontinentalraum. Die UEFA wird auch offi- ziell von der FIFA als eine ihrer Konföderationen genannt. Die UEFA regelt ihre Beziehung zur FIFA durch einen eigens für diesen Zweck erstellten Ver- trag.5 Die FIFA ist ein privater Verband der, laut ihrer eigenen Beschreibung, die Kontrolle und Regulierung des Weltfußballs zum Zweck hat. Die FIFA hat ihren Hauptsitz ebenfalls in der Schweiz und ist ein im Handelsregister einge- tragener Verein im Sinne von Artikel 60 ff. des SZG.6
2.1.1 Organe und Akteure
Die UEFA ist in vier verschiedene Organe gegliedert. Diese sind der Kongress, das Exekutivkomitee, der Präsident und die Rechtspflegeorgane.
Der Kongress stellt das wichtigste und oberste Kontrollorgan der UEFA dar. Ein Kongress ist einmal im Jahr vorgesehen, jedoch kann das Exekutivko- mitee einen zweiten planen, falls es wichtige Themen gibt, die nicht im jährli- chen Kongress geklärt oder angesprochen werden konnten. Der Kongress hat eine Vielzahl von Aufgaben. Unter diesen Aufgaben befinden sich folgende für diese Arbeit nennenswerte Punkte:7
- „Genehmigung des Berichtes des Präsidenten und des Exekutivkomitees
- Kenntnisnahme des Finanzberichtes und des Berichtes der Revisionsstelle sowie Genehmigung der Jahresrechnung und des Rechnungsvoran- schlages
- Wahl des Präsidenten der UEFA
- Wahl der Mitglieder des Exekutivkomitees und Bestätigung der von der
ECA und der EPFL gewählten Mitglieder des Exekutivkomitees
- Wahl der europäischen Mitglieder des FIFA-Rates”
ECA Die Europäische Klubvereinigung („European Club Association”) ist ein Verband, der die Interessen der Fußballklubs auf europäischer Ebene vertritt.a
EPFL Der Verband Europas Professioneller Fußball-Ligen („Association of European Professional Football Leagues”) vertritt die Interessen der Profifußball-Ligen ebenfalls auf europäischer Ebene.b
Der Kongress findet unter der Leitung des Präsidenten bzw. im Falle seiner Verhinderung unter der Leitung des Vize-Präsidenten statt. Im Kongress können auch die Statuten der UEFA geändert werden. Der Ort des Kongresses wechselt jährlich.8
Das UEFA-Exekutivkomitee ist ein sogenanntes Exekutivorgan. Es ist das wichtigste Entscheidungsorgan der UEFA. Es besteht aus dem UEFA- Präsidenten und sechzehn weiteren Mitgliedern. Es muss mindestens ein weibliches Mitglied in das Komitee gewählt werden. Die Wahl der sechzehn Mitglieder geschieht im UEFA-Kongress. Zusätzlich zu den sechzehn Mitglie- dern müssen auch zwei Mitglieder durch den ECA und ein Mitglied durch die EPFL in das Exekutivkomitee gewählt anschließend vom Kongress bestätigt werden.9
Das Exekutivkomitee ist befugt in jeglichen Angelegenheiten Reglements zu erlassen und Beschlüsse zu fassen die laut den UEFA-Statuten nicht dem Kon- gress oder anderen Organen zugeteilt sind. Das Exekutivkomitee führt die Ge- schäfte der UEFA und fungiert somit als geschäftsführendes Organ, sofern die- se Aufgaben nicht an ein anderes Organ übertragen wurden.10 Unter den zehn in den Statuten genannten Aufgaben des Exekutivkomitees befinden sich die folgenden fünf:11
- „die Oberleitung der UEFA und die Erteilung der nötigen Weisungen,
- die Ausgestaltung und Beaufsichtigung des Rechnungswesens,
- die Ernennung der fünf Mitglieder der Governance- und Compliance- Kommission sowie den Erlass eines Reglements über deren Aufgaben,
- die Ernennung des Generalsekretärs und des stellvertretenden General- sekretärs auf Vorschlag des Präsidenten,
- ie Genehmigung des jährlichen Geschäftsplanes der Administration” Diese Aufgaben sind unentziehbar und unübertragbar.12
Die primäre Aufgabe des UEFA-Präsidenten ist es, die UEFA öffentlich so- wie geschäftlich zu vertreten. Dieser leitet auch die Sitzungen des Kongresses und des Exekutivkomitees, bei denen er ,wie bereits erwähnt, ebenfalls ein Organmitglied ist. Bei Abstimmungen fungiert der Präsident im Falle einer Stimmgleichheit als Stichentscheid. Der Präsident ist auch für die Pflege der Beziehungen zwischen der UEFA und der FIFA, ihren Mitgliedsverbänden, politischen Instanzen und Organisationen zuständig. Zudem ist er mit der Umsetzung von Kongress- und Exekutivkomitee-Beschlüssen durch die Ad- ministration beauftragt.13 Die Amtszeit des Präsidenten beträgt vier Jahre. Die (Wieder-) Wahl seines Amtes geschieht im Jahr vor der Endrunde der UEFA- Fußball-EM.14 Somit stünde die nächste geplante UEFA-Präsidentschaftswahl vor der Fußball-EM in 2020 an.
Zu den Rechtspflegeorganen gehören die UEFA-Disziplinarinstanzen, d.h. die Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer und der Berufungssenat, die Ethik- und Disziplinarinspektoren und die Finanzkontrollkammer für Klubs.15
Die Mitglieder der Rechtspflegeorgane sind unabhängig und sind weder Teil eines anderen Organs noch einer anderen Kommission der UEFA. Die Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer sind für die Verhandlung von Disziplinar- und Ethikangelegenheiten zuständig.16 Der Berufungssenat ent- scheidet über Berufungen gegen die Entscheidungen der Kontroll-, Ethik- und
Disziplinarkammer. Dies geschieht in Abstimmung mit der Rechtspflegeordnung. Ist ein Fall besonders dringlich, z.B. bei der Zulassung oder dem Ausschluss eines lizenzierten Fußballvereins von UEFA-Wettbewerben, kann dieser direkt an den Berufungssenat verwiesen werden.17 Die Ethik- und Diszi- plinarinspektoren vertreten die UEFA in Verfahren vor der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer und dem Berufungssenat.18 Die Finanzkontrollkam- mer für Klubs entscheidet in Angelegenheiten, die in den vom Exekutivkomi- tee genehmigten, einschlägigen Reglementen aufgeführt sind.19
2.1.2 Finanzstruktur
Die UEFA veröffentlicht jährlich einen Finanzbericht zum vergangenen Geschäftsjahr. In diesem Bericht werden auf transparente Weise die Einnahmen und Ausgaben dargestellt. Hier kann man im Detail die Einnahmen und Ausgaben der UEFA (aktuell aus dem Geschäftsjahr 2016/17) verfolgen. Im aktuellen Bericht sind die Einnahmen der EURO 2016 nicht inbegriffen, da diese im Jahr des Turniers (2016) verbucht wurden. Jedoch sind die Einnah- men aus der EURO-2016-Endrunde und den Qualifikationsspielen zur WM 2018 in Russland im Finanzbericht 2016/17 enthalten.20
Dem Bericht ist zu entnehmen, dass die UEFA im Geschäftsjahr 2016/17 insgesamt rund 2,835 Mrd. AC eingenommen hat. In 2015/16 wurden Einkünf- te in Höhe von 4,579 Mrd. AC verbucht. Somit hat die UEFA mit einer Differenz von 1,743 Mrd. AC zum Vorjahr deutliche Einbußen in den Einnahmen zu verzeichnen.21 Laut des Finanzberichtes 2016/17 spiegelt der Rückgang der Bilanzsumme die letzten Zahlungen im Zusammenhang mit der EURO-2016 und eine technische Änderung bei der Rechnungsstellung der UEFA wider.22
Zu den größten Ausgabefeldern gehören laut der UEFA die zahlreichen Ausschüttungen. Hier werden Turnier- bzw. Siegesgelder an die Gewinner der von der UEFA ausgetragenen Turniere ausgezahlt. Diese sind jährlich die Europa League und die Champions League (diese wird in der Umgangs- sprache auch als die europäische Königsklasse bezeichnet), im Geschäftsjahr 2016/17 gehörte auch die U21-Europameisterschaft zu den von der UEFA ausgetragenen Turnieren. In Abbildung 2.1 sind die Ausschüttungen grafisch dargestellt. Deutschland bzw. der Deutsche Fußball Bund (DFB) erhielt für den Sieg der U21-Europameisterschaft 4 Mio. AC An die Sieger der Europa League (Manchester United FC) und der Champions League (Real Madrid CF) wurden 44,5 Mio. AC bzw. 81,1 Mio. AC ausgeschüttet. Die UEFA schüttete insgesamt 2,119 Mrd. AC an die teilnehmenden Mannschaften der europäischen Turniere (Europa League, Champions League, U21-EM) aus.23 Weitere 268 Mio. AC wurden in Form von Solidaritätszahlungen ausgeschüttet.2425
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
ABBILDUNG 2.1: Verteilung der jährlichen UEFA Ausschüttun- gen im Geschäftsjahr 2016/17.26Quelle: Eigene Darstellung
Die Einnahmen der UEFA lassen sich anhand des Geschäftsberichtes in vier Kategorien einteilen. Es werden Einkünfte aus Übertragungsrechten, kommerziellen Rechten, Kartenverkäufen/Hospitality gemacht. Die vierte Einnahmequelle wird als „übrige Einnahmen und Vermögensverwaltung” betitelt. Durch die Übertragungsrechte während der Saison bzw. des Ge- schäftsjahres 2016/17 wurden 2,322 Mrd. AC eingenommen. Dieser Betrag bildet die größte Einnahmequelle mit einer Quote von 82,3%. Durch den Ver- kauf von kommerziellen Rechten, welcher sich am einfachsten als Werbung bezeichnen lässt, konnte die UEFA Einnahmen in Höhe von 458,1 Mio. AC verbuchen. Diese Einnahmequelle bildet 16,2% der Gesamteinnahmen. Durch den Verkauf von Spielkarten und durch die sogenannten „Hospitalityein- nahmen”27 wurden 37,8 Mio. AC eingenommen. Jedoch bildet diese Quelle der Einkünfte nur 1,3% der Gesamteinnahmen. Den kleinsten Anteil der Einnahmen stellt jedoch mit 2,8 Mio. AC, welche 0,2% der Gesamtausnahmen bilden, die Kategorie übrige Einnahmen und Vermögensverwaltung dar.28
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
ABBILDUNG 2.2: Einnahmequellen der UEFA im Geschäftsjahr 2016/17.29Quelle: Eigene Darstellung
2.2 Entstehung und Zielsetzungen des Financial Fairplay
Das neue UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und das neu eingeführte Financial Fairplay ist eine Erweiterung des bis 2010 alleinstehenden Klublizen- zierungsverfahrens der UEFA. Um an europäischen Turnieren (Champions- und Europa League) teilnehmen zu können, muss sich ein Fußballklub an die von der UEFA bestimmten Regularien zur Klublizenzierung halten. Diese vordefinierten Standards umfassen die Bereiche Sport, Infrastruktur, Personal, Recht und Finanzen. Beim Verstoß drohen einem Verein ein Ausschluss aus den europäischen Klubturnieren der UEFA und weitere Sanktionen. Mit der Implementierung des finanziellen Fairplay zum Jahr 2011 führte die UEFA weitere Regularien ein, an die sich jeder Lizenzklub zu halten hat. Das FFP ist eine Reihe von weiteren finanziellen Anforderungen. Die Einhaltung dieser finanziellen Regularien wird von einem neuen Gremium aus unabhängigen Rechts- und Finanzexperten überwacht. Dieses nennt sich Finanzkontroll kammer für Klubs (FKKK) und ist eines der Rechtspflegeorgane der UEFA.30
2.3 Gründe für die Einführung des FFP
Der Fußballsport in Europa erlebt zur Zeit einen Boom und die Fußballvereine erwirtschaften Rekordeinnahmen. Die Einnahmen der Profiklubs haben sich seit der Jahrtausendwende verdreifacht.31 Laut des UEFA Benchmarking Reports der UEFA für das Finanzjahr 201132 stiegen die Einnahmen der euro- päischen Top-Klubs jährlich um durchschnittlich 5,6% und erwirtschafteten somit insgesamt 13,2 Mrd. AC. Jedoch waren die Finanzen der großen Klubs bis zur Einführung des FFP in 2011 dabei sich drastisch zu verschlechtern. Bei vielen Vereinen waren die Kosten höher als die Einnahmen, weshalb sich ein Teil der Klubs in Europa signifikant verschuldete. 63% der Erstligaklubs wiesen im Finanzjahr 2011 laut des UEFA-Benchmarking-Reports einen Betriebsverlust und 55% der Erstligaklubs einen Nettoverlust auf. Insgesamt betrug der Verlust 1,7 Mrd. AC. Im Jahr 2007 hingegen waren es nur 0,6 Mrd. AC. Die Hälfte des Nettoverlustes war auf zehn Klubs zurückzuführen. Die zusätzlichen Finanzregularien sollten die Überschuldung der Vereine mindern und die Teilhabe von externen Großinvestoren deckeln.
Die meisten Vereine in Europa finanzieren sich aus ihren eigenen Fußball- geschäften. Darunter fallen Fernsehgelder, Sponsoring und Einnahmen am Informationen.
Spieltag. Jedoch finanziert sich ein Teil der Klubs mit sogenannten unnatür- lichen Geldzuflüssen. Hier wird das Geld von Investoren und Mäzenen bean- sprucht. Prominente Beispiele sind Vereine wie Paris Saint-Germain, Manches- ter City und der FC Chelsea. Diese drei Vereine werden allesamt von ausländi- schen Investoren bzw. Mäzenen finanziert. Mit dem Financial Fairplay soll eine gerechte Wettbewerbsordnung wiederhergestellt werden.33 Die UEFA möch- te mit dem FFP „die wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit der Klubs verbessern sowie ihre Transparenz und Glaubwürdigkeit erhöhen,[...] für mehr Disziplin und Rationalität im finanziellen Bereich des Klubfußballs sorgen [...][und] Klubs dazu bringen, im Rahmen ihrer eigenen Einnahmen zu wirtschaften”34. Mit der FFP-Regelung will die UEFA zusammenfassend die langfristige finanzielle Stabilität des Profifußballs gewährleisteten und die kompetitive Balance zwischen den Vereinen und Ligen wiederherstellen.35
2.4 Beschreibung des FFP
Vor der Einführung des FFP waren ausschließlich die Reglements des Klub- lizenzierungsverfahrens bis 2010 das Regelwerk, an das sich die Vereine in Europa zu halten hatten. Als jedoch die Finanzen der europäischen Top- Vereine außer Kontrolle gerieten, wurde das Klublizenzierungsverfahren um das Financial Fairplay erweitert. Die allgemeinen Bestimmungen des „UEFA- Reglements zur Klublizenzierung und zum Financial Fairplay” definieren, für welche Turniere und Wettbewerbe diese Reglementierungen geltend gemacht werden und welche Standards ein Mitgliedsverband erfüllen muss, um sich als ein Lizenzgeber der UEFA zu qualifizieren.36 Beispielsweise ist in der deutschen Fußball-Bundesliga der Lizenzgeber die DFL.37 Diese Kriterien fallen unter die Reglements der UEFA-Klublizenzierung. Hier wird, wie schon angedeutet genannt, welchen Kriterien ein Lizenzgeber bzw. ein Mitglieds- verband nachkommen muss, um Lizenzen an Fußballklubs zu vergeben. Ein Lizenzgeber muss eine Lizenzadministration und zwei Entscheidungsorgane bilden. Diese müssen existieren, um Lizenzierungsanträge von Vereinen zu prüfen und diese anschließend anzunehmen oder abzulehnen. Die Lizenzad- ministration hat die Aufgabe, dem Antragsteller bei der Lizenzbeantragung zu assistieren und ihn zu kontrollieren. Dieser agiert auch als Vermittler zwischen den Vereinen und dem Lizenzgeber. Der Mitgliedsverband ist ebenfalls dazu verpflichtet einen Sanktionskatalog zu erstellen, welcher die Strafen und deren Ausmaß bei Verstößen gegen das Lizenzierungsverfahren auflistet.38 Das Reglement der Klublizenzierung unterteilt die zu erfüllenden Standards in verschiedene Kategorien. Jeder Verein muss Kriterien und Aufgaben im sportlichen, infrastrukturellen, personellen, rechtlichen und finanziellen Bereich erfüllen um an europäischen Wettbewerben teilnehmen zu dürfen.3940
Die UEFA legt mit ihren oben genannten Reglements die Standards fest, die ein Klub erfüllen muss, um an ihren Wettbewerben teilnehmen zu dürfen. Die jeweilige nationale Liga der verschiedenen europäischen Vereine wird nicht direkt von der UEFA geregelt. Daher ist es auch die Aufgabe der nationalen Ligen, die Voraussetzungen festzulegen, um am Ligabetrieb teilzunehmen zu dürfen. In der Bundesliga existiert aus diesem Grund auch zum Beispiel die sogenannte „50+1”-Regelung.41
2.4.1 Klub-Monitoring
Das Klub-Monitoring definiert sich als „Monitoring-Vorschriften, die von den Lizenznehmern, die sich für einen UEFA-Klubwettbewerb [...] qualifizieren, erfüllt werden müssen”42. Hier handelt es sich um die finanzielle Überwa- chung von Lizenznehmern, Fußballvereinen, die bereits lizenziert wurden, durch die UEFA selbst. Die Überwachung ist eine der Aufgaben der UEFA- Finanzkontrollkammer für Klubs.43 Die FKKK überprüft und verfolgt die Einhaltung von Financial Fairplay Vorschriften, wie etwa der Break-Even- Vorschrift.
2.4.2 Break-Even-Vorschrift
Die Einführung der Break-Even-Vorschrift ist eine der signifikantesten Än- derungen im Kampf gegen das außer Kontrolle geratene finanzielle Bild der Fußballvereine in Europa und die zentrale Regelung des Financial Fairplay.
Die Break-Even-Vorschrift der UEFA wird in Kapitel 2 Artikel 58 bis 68 in den UEFA-Reglements zur Klublizenzierung und zum Financial Fairplay definiert. Hier wird besagt, dass ein Klub in einer Monitoring-Periode ein Break-Even-Defizit von maximal 5 Mio. AC aufweisen darf. In den Reglements der UEFA wird dies als „annehmbare Abweichung”44 definiert. Die erwähnte Monitoring-Periode „umfasst drei aufeinanderfolgende Berichts- perioden, für die ein Lizenznehmer hinsichtlich der Break-Even-Vorschrift beurteilt wird”.45 In den aktuellen UEFA-Reglements umfasst die aktuelle Monitoring-Periode „die Berichtsperiode, die in dem Kalenderjahr endet, in dem die UEFA-Klubwettbewerbe beginnen ([...]Berichtsperiode T)”46 und zusätzlich die Geschäftsjahre der vorigen zwei Jahre (Berichtsperiode T-1 und Berichtsperiode T-2).47 Die Vorschrift ist laut den Reglements erfüllt, wenn die Berichtsperioden der beiden vorherigen Geschäftsjahre (T-1 und T-2) einen Überschuss vorzuweisen haben und die Periode T-1, sprich das vorige Geschäftsjahr, kein negatives Eigenkapital und die Periode T keine sich im Verzug befindenden Verbindlichkeiten aufweist. Jedoch darf das Break-Even- Defizit höher sein (maximal 30 Mio. AC), wenn dieser überschüssige Betrag vollständig durch „Anteilseigner und/oder verbundene Parteien [...] gedeckt ist.”48 Als Anteilseigner und verbundene Parteien verstehen sich Investoren und Kapitalgeber.
Das Break-Even-Ergebnis wird von der UEFA als „ die Differenz zwi- schen den relevanten Einnahmen und den relevanten Ausgaben[...]”49 definiert. Relevante Einnahmen sind laut der UEFA u.a. Kartenverkäufe, Verkauf von Übertragungs- und kommerziellen Rechten und Transfererlöse durch den Verkauf von Spielern. Relevante Ausgaben werden u.a. als Aufwendungen, die durch den Verkauf von Spielern (Transfers), Material- und Personalkos- ten und/oder Finanzen entstehen, definiert. Zu den relevanten Einnahmen gehören nicht die Zuschüsse von externen Geldgebern für Infrastruktur oder Jugendprogramme, da diese Investitionen von der UEFA als positiv und för- dernd gesehen werden.50
Kapitel 3
Finanzielle Situation im europäischen Fußball
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Märkten ist der Markt des Profifußballs ein sehr ungewöhnlicher, insofern, dass in einem regulären Markt die Akteure vom Ausscheiden eines Wettbewerbers profitieren. Wenn ein Akteur aus dem Markt austritt bzw. ausscheidet, erhöht sich die Profitabilität der anderen Wettbewerber und somit verfestigt sich auch ihre finanzielle Stabilität. Im Fußballmarkt hingegen sind die einzelnen Wettbewerber gleichzeitig von- einander abhängig, da es ohne andere Mannschaften keinen Wettbewerb geben kann. Wenn Klubs aus einer Liga ausscheiden würden, so könnten die anderen Vereine ihre Wettbewerbe nicht vollenden und die Resultate der Saison wären verzerrt. Würde ein großer Verein aus seiner Liga ausscheiden und von einem deutlich kleineren Verein ersetzt werden, könnten die anderen Vereine zwar noch den Großteil ihrer Wettbewerbe bestreiten, jedoch würde die Qualität des Wettbewerbs sinken und die Finanzen der anderen Vereine könnten sich ebenfalls verschlechtern.1
3.1 Finanzielles Bild vor der Einführung des FFP
Vor der Einführung des Financial Fairplay in 2011 standen viele der europäi- schen Clubs vor einem virtuellen Bankrott. Dennoch erlebte der Fußball in Europa eigentlich einen Boom. Der europäische Fußballmarkt wuchs um 4% bzw. 16,3 Mrd. AC im Geschäftsjahr 2009/10. Die Einnahmen der sogenannten Big-Five stieg um 5% und 8,4 Mrd. AC an. Haupttreiber dieses Wachstums wa- ren die Einnahmen durch Fernsehübertragungen, welche sich um 8% bzw. 4 Mrd. AC verstärkten.2
Big-Five Dies sind die fünf größten Vereinsligen im europäischen Pro- fifußball. Zu den Big Five Leagues gehören die deutsche „Bundesliga”, die italienische „Serie A”, die französische „Ligue 1”, die spanische „La Liga” und die englische „Premier League”.a
Die Verschuldung lag bei den meisten Vereinen bei weit über 50% ihres Einkommens. Laut des UEFA-Benchmarking-Berichts für das Finanzjahr 2009 aggregierten die europäischen Top-Ligen einen Gesamtverlust von 1,179 Mrd. AC. Diese Summe stellte einen Anstieg des Jahresfehlbetrags um 85% zum Vorjahr dar.3 29 Klubs, die sich für die Wettbewerbe der UEFA qualifiziert hatten, lagen über dem vom Break-Even-Ergebnis vorgesehen Schuldenstand. Im Jahr 2009 verschlechterte sich der finanzielle Zustand bei 22 dieser 29 Vereine.4 5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
ABBILDUNG 3.1: Break-Even-Ergebnisse in 2009.6
In Abbildung 3.1 wird die aktuelle Lage der geplanten Break-Even-Regel aus 2009 hypothetisch dargestellt. Insgesamt 47 Vereine in Europa hatten ein Haushaltsdefizit in Höhe zwischen 5 Mio. und 45 Mio. AC. Zur Einführung des FFP in 2010/11 war ein maximales Defizit von 45 Mio. AC vorgesehen, sofern die verschuldeten Vereine einen externen Geldgeber hatten, der in der Lage war, dieses Defizit auszugleichen. Somit hätten, hypothetisch betrachtet, acht Klubs ein Haushaltsdefizit von über 45 Mio. AC gehabt und hätten von den Wettbewerben der UEFA ausgeschlossen werden müssen. Diese Grafik zeigt die Dringlichkeit einer finanziellen Regulierung im europäischen Fußball vor der Einführung des FFP.7
[...]
1McGowan, 2015.
2FIFA, 2018.
3Smith, 2008.
4welt.de, 2011.
5consorsbank.de, 2017.
6Wolff, 2011.
7„Ein Tag an dem ein oder mehrere Spiele für die Meisterschaft in einer jeweiligen Liga stattfinden”. (Duden, 2018) Die Einnahmen eines Spieltages bestehen hauptsächlich aus Ein- trittskartenverkäufen und dem Verkauf von Fanartikeln und Verzehr im Stadion.
8DFL, 2018, S.11.
9UEFA, 2017, S.40 ff.
10UEFA, 2017, S.20 ff.
11uefa.com, 2014.
12uefa.com, 2014.
1UEFA, 2018c, S.1.
2UEFA, 2018c, S.1.
3UEFA, 2018c, S.1 ff.
4UEFA, 2018c, S.1 ff.
5UEFA, 2018c, S.2.
6UEFA, 2018c, S.6 ff.
7UEFA, 2018c, S.7 ff.
8UEFA, 2018c, S.7 ff.
9UEFA, 2018c, S.10.
10UEFA, 2018c, S.11.
11UEFA, 2018c, S.12.
12UEFA, 2018c, S.12.
13UEFA, 2018c, S.13.
14UEFA, 2018c, S.9.
15UEFA, 2018c, S.15.
16UEFA, 2018c, S.16.
17UEFA, 2018c, S.16.
18UEFA, 2018c, S.16.
19UEFA, 2018c, S.17.
20UEFA, 2018a, S.1.
21UEFA, 2018a, S.2.
22UEFA, 2018a, S.12.
23Genauere finanzielle Details zu den Ausschüttungen an „teilnehmende Mannschaften” können dem Anhang des Finanzberichts 2016/17 entnommen werden.
24Genauere Details zu den Solidaritätsauszahlungen können dem Anhang des Finanzbe- richts 2016/17 entnommen werden.
25UEFA, 2018a, S.1 ff.
26UEFA, 2018a, S.2.
27Eine detaillierte Darstellung der Hospitalityeinnahmen können dem Anhang des Finanz- berichts 2016/17 entnommen werden.
28UEFA, 2018a, S.3.
29UEFA, 2018a, S.5.
30Franck, 2014, S.2.
31UEFA, 2017, S.55 ff.
32Siehe Perry et al., 2012 für die folgenden numerischen Angaben und weitere detaillierte
33Quitzau und Vöpel, 2013, S.2.
34UEFA, 2018b, S.2.
35Vöpel, 2011, S.56.
36UEFA, 2018b, S.11.
37DFL, 2016, S.3.
38UEFA, 2018b, S.11 ff.
39UEFA, 2018b, S.18 ff.
40Aus zeitlichen Gründen wird nicht näher auf diese Bereiche eingegangen, da sie der These dieser Arbeit nicht zielführend sind. Diese können jedoch in den „UEFA-Reglementen zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay” auf S.18 ff. nachgelesen werden.
41eine nähere Beschreibung dieser Regelung folgt in Kapitel 3.
42UEFA, 2018b, S.6.
43UEFA, 2018b, S.40.
44UEFA, 2018b, S.44.
45UEFA, 2018b, S.43.
46UEFA, 2018b, S.43.
47UEFA, 2018b, S.43.
48UEFA, 2018b, S.44.
49UEFA, 2018b, S.43.
50UEFA, 2018b, S.94 ff.
aUEFA und ECA, 2015, S.1.
bUEFA und EPFL, 2017, S.1.
1Lago, Simmons und Szymanski, 2006, S.86.
2Deloitte, 2011a.
3Perry, Leach und Bernardi, 2010, S.77 ff.
4Perry, Leach und Bernardi, 2010, S.77 ff.
5Die UEFA hatte zu diesem Zeitpunkt ihre FFP Regelung noch nicht implementiert. Je- doch befanden sie sich in der Planungsphase und erwähnten daher diese Statistiken in Ihrem Benchmarking-Bericht für das Finanzjahr 2009.
6Perry, Leach und Bernardi, 2010, S.102.
7Perry, Leach und Bernardi, 2010, S.102.
8 Dima, 2015, S.1246.
- Quote paper
- Christian Freiberger (Author), 2018, UEFA Financial Fairplay. Eine Chance für die kompetitive Balance in Europa?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/457417
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