Es soll in dieser Arbeit anhand des Gedichts ,,Im Sonnenlicht", das in dem 1955 erschienenen Lyrikband ,,Botschaften des Regens" veröffentlicht wurde, untersucht werden, ob sich Eich mit der bereits thematisierten Schuldfrage auseinandersetzt und inwiefern hier Vergangenheit lyrisch verarbeitet wird.
Im April 1993 veröffentlichte der Germanistik-Professor Axel Vieregg den Essay ,,Der eigenen Fehlbarkeit begegnet. Günter Eichs Realitäten 1933-1945“, in dem er den Lyriker Günter Eich vor allem in dessen Wirken während des Nationalsozialismus beleuchtete und insbesondere darauf verwies, dass Eich zwischen 1933 und 1945 etwa 75 Funkarbeiten im Auftrag des nationalsozialistischen propagandistischen Rundfunks verfasst habe und somit als "Profiteur des NS-Regimes" angesehen werden könne. Trotz der zahlreichen rigorosen Thesen, die der Essay hervorbrachte, betont Vieregg jedoch, dass das bis zu diesem Zeitpunkt positive Bild Eichs in der Öffentlichkeit aus diesem Grund gerechtfertigt sei, weil Eich spätere "Einsicht in seine Verfehlungen und Verwicklungen" gezeigt habe. Joachimsthaler hebt hervor, dass sich in dem 1949 erschienenen Lyrikband ,,Untergrundbahn“ das Motiv der politischen Schuld erkennen lasse, das Eich insbesondere aufgreife, indem er das lyrische Ich ersichtlich oft in Zusammenhang mit der Pest bringt und so in den Vordergrund stelle, dass es keine Täter, sondern lediglich Opfer gibt, die sich jeweils schuldlos in diese Opferrolle begeben.
Diese These ist für die folgende Hausarbeit von erheblicher Bedeutung, da eine Vergangenheitsbewältigung bei Günter Eich scheinbar nicht nur in seinen publizierten Hörspielen zu erkennen ist. Allerdings gehen weder Axel Vieregg, noch Jürgen Joachimsthaler detailliert darauf ein, inwiefern sich Eichs Gedichte entweder durch einen Aufgriff von persönlicher Schuld definieren, noch inwiefern generell die Vergangenheit thematisiert worden sein könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vergangenheit in „Im Sonnenlicht“ - Eine Analyse des Textes
- Die drei Instanzen: Die Sonne, die Sprechinstanz und das Kollektiv
- Die Dominanz der Sonne
- Symbolik in Verbindung mit der Sonne
- Personifikation der dominanten Naturerscheinung
- Die Natursymbolik als Verarbeitung gesellschaftspolitischer Vergangenheit
- Die Frage der Schuld
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit Günter Eichs Gedicht „Im Sonnenlicht“ und analysiert, inwiefern dieses Gedicht die Themen Vergangenheit und Schuld verarbeitet. Die Arbeit untersucht die Rolle der Natur, insbesondere der Sonne, in der Darstellung der Vergangenheit sowie die Frage nach dem Verhältnis des lyrischen Ichs zur eigenen Schuld.
- Die Rolle der Sonne als dominierende Naturerscheinung
- Die Verarbeitung der Vergangenheit durch die Symbolik der Natur
- Die Darstellung der Schuld im Gedicht
- Die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und dem Kollektiv
- Die Verflechtung von Vergangenheit und Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den historischen Kontext des Gedichts und die Debatte um Günter Eichs Verstrickung in den Nationalsozialismus. Es wird auf die Werke von Axel Vieregg und Jürgen Joachimsthaler verwiesen, die sich mit der Frage der Schuld in Eichs Werk befassen. In Kapitel 2 erfolgt eine Textanalyse des Gedichts „Im Sonnenlicht“, die sich auf die Beziehung zwischen den drei Instanzen Sonne, Sprechinstanz und Kollektiv konzentriert. Kapitel 2.2 untersucht die Dominanz der Sonne im Gedicht, ihre symbolische Bedeutung und die Personifikation dieser Naturerscheinung. Kapitel 3 beleuchtet die Verbindung zwischen der Natursymbolik des Gedichts und der Verarbeitung der gesellschaftspolitischen Vergangenheit. Das vierte Kapitel analysiert die Frage der Schuld im Gedicht. Das fünfte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Günter Eich, „Im Sonnenlicht“, Vergangenheit, Schuld, Natur, Sonne, Symbolik, Personifikation, Kollektiv, lyrisches Ich, Textanalyse, „close reading“.
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- Marieke Ozimek (Autor), 2018, Vergangenheit und Schuld bei Günter Eich. Das Gedicht "Im Sonnenlicht" (1955), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/457345