Gegenstand dieser Arbeit ist die Beschäftigung mit der Entstehung und Gestaltung der Symphonischen Dichtungen "Die Mittagshexe" und "Der Wassermann" von Antonín Dvořák. Den ersten Hinweis auf die Existenz dieser Werke erhielt der Autor dieser Arbeit durch einen Freund, der bei einer Aufführung der "Mittagshexe" durch das Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz mitgewirkt hat und von dem Werk begeistert war. Eine weitere Anregung zu diesem Thema erfuhr der Verfasser während eines viertägigen Prag-Aufenthaltes im Jahre 1993. Auf dieser Reise ergaben sich die Gelegenheiten, die etwas außerhalb von Prag auf dem Felsenhügel des Vyšehrad gelegene Grabstätte des tschechischen Komponisten zu besichtigen und in der Prager Innenstadt eine CD mit sämtlichen Symphonischen Dichtungen Antonín Dvořáks zu erwerben, welche seitdem einen festen Platz in der CD-Sammlung des Autors einnimmt.
Diese Werke, insgesamt außerhalb Tschechiens wenig bekannt und beachtet, gehören dabei neben der Symphonie Nr. 9 e-moll op. 95 „Aus der neuen Welt“ zu den künstlerisch besonders gewichtigen Werken Dvořáks, wenngleich sich auch die 9. Symphonie und die Slawischen Tänze op. 46 und op. 72 eines größeren Beliebtheitsgrades erfreuen. Die geringe Bekanntheit dieser Symphonischen Dichtungen außerhalb Dvořáks Heimatland hängt insbesondere damit zusammen, dass „die Werke sich überwiegend auf national gefärbte Programme beziehen und damit vom Hörer wenn nicht Kenntnisse, so doch einen Zugang zur tschechischen Geschichte und Kulturgeschichte verlangen.“ Immerhin basieren diese symphonischen Werke auf mit volkstümlichen Elementen versehenen und in nationalem Ton verfassten Gedichten des tschechischen Nationaldichters und Gelehrten Karel Jaromír Erben, der zu jener Dichtergeneration gehörte, die ab den 1840er Jahren neu erwachendes Interesse an der böhmischen Geschichte, dem böhmischen Volkslied und den böhmischen Volksmärchen und Sagen zeigte. Ihre Bedeutung erwächst daher zunächst für die böhmische Bevölkerung.
Bezeichnend für den geringen Bekanntheitsgrad dieser Balladen außerhalb Tschechiens ist zudem die Tatsache, dass nach dem Wissen des Verfassers dieser Arbeit keine deutschsprachige Ausgabe dieser poetischen Sammlung Erbens mit dem Titel Kytice (Blumenstrauß) zu finden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Antonín Dvořák
- Einleitung
- Kindheit
- Politische Einflüsse und persönliches Umfeld
- Musikalische Ausbildung bis 1857
- Weitere musikalische Ausbildung an der Prager Orgelschule
- Musikerjahre
- Komponist in Prag
- Bekanntwerden Dvořáks außerhalb Prags
- England
- In der Neuen Welt (1892-1895)
- Die letzten Jahre
- Weitere Anmerkungen zu seinem Leben
- Programmmusik und Symphonische Dichtung
- Einleitung
- Programmmusik
- Allgemeines zum Begriff
- Das Programm
- Entstehung der Programmmusik
- Die Symphonische Dichtung
- Allgemeines zum Begriff
- Formen der Symphonischen Dichtung
- Die Symphonische Dichtung in Böhmen und Mähren
- Tonmalerei
- Die Entstehung der Symphonischen Dichtungen Der Wassermann op. 107 und Die Mittagshexe op. 108
- Der Schaffensprozess Antonín Dvořáks
- Allgemeines
- Die Stadien seines Schaffensprozesses
- Der Verfasser der literarischen Vorlage: Karel Jaromír Erben
- Die literarische Vorlage
- Die Entstehung der Symphonischen Dichtungen im einzelnen
- Erstes Stadium: Begeisterung für die literarische Vorlage
- Zweites und drittes Stadium
- Viertes und fünftes Stadium
- Der Schaffensprozess Antonín Dvořáks
- Die Mittagshexe (Polednice) op. 108 (Analyse)
- Der Wassermann (Vodník) op. 107 (Analyse)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Gestaltung der Symphonischen Dichtungen "Die Mittagshexe" und "Der Wassermann" von Antonín Dvořák. Sie beleuchtet den Schaffensprozess des Komponisten, die Einflüsse der tschechischen Geschichte und Kultur auf seine Werke, die Gattung der Symphonischen Dichtung und die Interpretation der beiden Werke.
- Antonín Dvořáks Leben und Schaffen
- Die Bedeutung tschechischer Volksmärchen und Sagen für Dvořáks Kompositionen
- Die Entwicklung und Merkmale der Programmmusik und Symphonischen Dichtung
- Die Analyse der beiden Symphonischen Dichtungen "Die Mittagshexe" und "Der Wassermann"
- Die Rolle von Tonmalerei in Dvořáks Kompositionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Motivation des Autors für die Bearbeitung dieser Thematik und stellt die Relevanz der beiden Symphonischen Dichtungen im Gesamtwerk Dvořáks dar. Kapitel 2 befasst sich mit Antonín Dvořáks Leben und beleuchtet wichtige Stationen seiner musikalischen Ausbildung sowie seine politischen und persönlichen Einflüsse. Kapitel 3 widmet sich dem Entstehungsprozess der Programmmusik und Symphonischen Dichtung im Allgemeinen, betrachtet dabei die Bedeutung des Programms und erläutert die Entwicklung der Gattung im Kontext der böhmischen Musikgeschichte. Kapitel 4 widmet sich der Entstehung der beiden Symphonischen Dichtungen "Die Mittagshexe" und "Der Wassermann" im Detail und stellt die literarische Vorlage von Karel Jaromír Erben vor. Die Kapitel 5 und 6 analysieren "Die Mittagshexe" und "Der Wassermann" im Einzelnen.
Schlüsselwörter
Antonín Dvořák, Symphonische Dichtung, Programmmusik, Die Mittagshexe, Der Wassermann, Karel Jaromír Erben, tschechische Volksmärchen, Tonmalerei, musikalische Analyse.
- Quote paper
- Marc Leonardi (Author), 2001, Antonín Dvořáks sinfonische Dichtungen, dargestellt an "Die Mittagshexe" und "Der Wassermann", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/457219