Kinderarmut ist zunächst wohl kein Problem, das man mit einem strukturstarken Land wie Deutschland assoziiert. Dennoch gehen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes davon aus, dass 2017 über 3 Millionen Kinder von Armut betroffen waren.
Armut ist dabei kein rein finanzielles Problem. Die eingeschränkte soziale Teilnahmefähigkeit hat oft lebenslange Auswirkungen auf die betroffenen Kinder. Denn Eltern geben ihren sozialen Status an ihre Kinder weiter. Wie kann so etwas in einem reichen Land geschehen? Und wie kann die Soziale Arbeit Kinderarmut bekämpfen?
Diese Publikation erklärt den Prozess der sozialen Vererbung sowie die Folgen von Kinderarmut. Anschließend zeigt sie die Möglichkeiten der Armutsprävention auf. Doch wie wirksam ist diese bisher wirklich? Nur durch eine verstärkte Aufklärung sowie politisches Engagement kann die Soziale Arbeit der Kinderarmut ein Ende setzen.
Aus dem Inhalt:
- Soziale Teilhabe;
- Gesellschaft;
- Multiple Deprivation;
- Soziale Ausgrenzung;
- Soziale Herkunft
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definitionen
2.1 Definition von Armut
2.2 Definition von Kinderarmut
3 Konsequenzen von Kinderarmut
3.1 Folgen von Armut undmultiple Deprivation
4 Vererbung von Armut
4.1 Definition des Begriffes „soziale Vererbung“
5 Welche Aufgabe hat Soziale Arbeit?
5.1 Was heißt Armutsprävention?
5.2 Präventionsmaßnahmen gegen Kinderarmut am Beispiel Neustadt an der Weinstraße
6 Schlussbetrachtung und Fazit
Literaturverzeichnis
Experteninterview
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Rechenbeispiel zum Ermitteln des nach Bedarf gewichtetenHaushaltseinkommens (Nettoäquivalenzeinkommen), selbst erstellt.
Abbildung 2: Darstellung Zusammenhang Median und Armutsrisikogrenze, selbsterstellt
Abbildung 3: Einkommensgrenzen zur Einstufung in Arm und Reich für Singles und Paare auf Basis des monatlichen Nettoeinkommens (zugegriffen am 9. Mai 2018).
Abbildung 4: Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffenen Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2016 (zugegriffen am 9. Mai 2018)
Abbildung 5: Armutsgefährdungsquote in Deutschland nach Alter im Jahr 2016. (zugegriffen am 16. Mai 2018).
Abbildung 6: Ausgaben* für die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland von 2001 bis 2016 (in Millionen Euro). (zugegriffen am 14. Mai 2018).
Abbildung 7: Schütte (2013) Reproduktion des klassenspezifischen Habitus, S. 49
Abbildung 8: Einfluss der verschiedenen Ebenen auf die Chance gesellschaftlichenAufstiegs, selbst erstellt.
Abbildung 9: BMAS. Entscheidende Übergänge für die Teilhabe in den Lebensphasen
Abbildung 10: Demokratiewebstatt. Armutsspirale. Online Zugriff: 18.07.2018 15.00 Uhr
Abbildung 11: Aktion-deutschland-hilft. Der Teufelskreis der Armut. Online Zugriff: 19.07.2018 12.50 Uhr
Abbildung 12: Angestrebter Schulabschluss der Kinder nach Herkunftsschicht der Eltern in Deutschland in 2009. (zugegriffen am 16.07.18 14:43).
Abbildung 13: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.; Holz, G. Die Präventionskette.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die Zahl von Kindern, welche in Armut aufwachsen müssen, befindet sich schon seit Jahren auf einem hohen Niveau. Circa jedes vierte Kind ist in Deutschland von Armut betroffen. 2017 gab es in Deutschland ca. 13,42 Mio. minderjährige Kinder in Familien. Wenn davon nun jedes vierte Kind in Armut lebt, sind dies 3,355 Mio. Kinder in Deutschland, die von Armut betroffen sind.1 (vgl. Tophoven, Lietzmann, Reiter& Wenzig, 2017, S. 6; vgl. Statistisches Bundesamt, 2018, online)
Kinderarmut beeinträchtigt die Teilnahmemöglichkeiten von Kindern stark. Was für andere Kinder alltäglich und selbstverständlich ist, stellt für arme Familien eine finanziell nicht bewältigbare Hürde da. Kinderarmut und die Folgen, welche daraus entstehen, sind ein gesellschaftliches Problem, welches das Aufwachsen und die Entwicklung vieler Kinder negativ beeinflusst und damit den ganzen weiteren Lebenslauf vorbestimmen. Dabei lässt sich auch beobachten, dass viele Kinder ihr Leben lang in der Armut verweilen und auch ihre Eltern schon in Armut aufgewachsen sind, Armut also über Generationen weitergegeben wird. Darum ist das Thema so wichtig und es müssen Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, um Kinder vor den Armutsfolgen zu schützen oder bereits bestehende Benachteiligungen zu mildern. Kinder suchen sich nicht aus, in welcher Familie sie leben und können auch nichts an ihrer Armutssituation ändern, jedoch haben sie das Recht darauf, in Wohlbefinden aufzuwachsen, und an Teilhabe, dabei sollte ihr familiärer Hintergrund keine Rolle spielen. Dass das Thema Kinderarmut noch immer aktuell ist und noch immer keine ausreichend wirksamen Maßnahmen zur Bekämpfung vorhanden sind oder umgesetzt werden, lässt sich an den unverändert hohen Zahlen an Betroffenen sehen. (vgl. Tophoven, Lietzmann, Reiter& Wenzig, 2017, S. 6f.; vgl. Schütte, 2013, S. 5)
Auch im Fernsehen werden immer mehr Dokumentationen, Shows und Serien gezeigt, in denen das Thema Armut und auch Kinderarmut im Mittelpunkt steht.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
- Wird Armut sozial vererbt?
- Kann Soziale Arbeit dabei helfen, Armut zu bekämpfen und die Folgen von Kinderarmut zu mildern?
Ziel dieser Arbeit ist es, gestützt durch fundamentiertes Grundwissen, einen Einblick in die kinderbezogene Armutsprävention der Stadt Neustadt an der Weinstraße zu erlangen und die vorhandenen Maßnahmen zu optimieren und auszubauen, um so ihre Schwachstellen aufzudecken und den möglichen Erfolg zu erhöhen. Dazu ist es wichtig, ein Bewusstsein für das Thema Kinderarmut und ihren Folgen sowie Wissen über Armutsprävention zu erlangen und dadurch die wichtige Rolle, welche Soziale Arbeit bei der kinderbezogenen Armutsprävention einnimmt, erkennen zu können.
Die Arbeit beginnt mit der Definition von Armut in Punkt 2.1. Dabei wird in den Unterpunkten 2.1.1 bis 2.1.4 erläutert, welche relevanten Armutsformen es gibt, wie Armut gemessen wird, wann man in Deutschland als arm angesehen wird und wie die aktuelle Lage in Deutschland aussieht. Punkt 2.2 beschäftigt sich speziell mit dem Begriff Kinderarmut. Dazu werden die Unterpunkte 2.2.1 bis 2.2.4 verwendet, welche sich damit beschäftigen, was man unter einem Kind versteht, wie die aktuelle Lage in Deutschland zum Thema Kinderarmut ist, welche Ursachen in Deutschland für Kinderarmut bekannt sind und wer eine besondere Risikogruppe darstellt. Dabei wurde versucht, alles mit möglichst aktuellen Daten, Zahlen und Fakten darzulegen.
In Kapitel drei werden die Folgen von Kinderarmut dargelegt. Der Punkt 3.1 erklärt, was allgemein unter Folgen zu verstehen ist und was multiple Deprivation bedeutet. Danach erklären die Unterpunkte 3.1.1 bis 3.1.5 welche Folgen in den verschiedenen Lebenslagen auftreten können und was diese für das restliche Leben bedeuten. Die fünf Lebenslagen setzen sich aus der materiellen Versorgung, der Wohnsituation, der sozialen Teilhabe, der gesundheitlichen Versorgung und der Bildungssituation zusammen. Dieses Kapitel stellt zusammen mit dem Kapitel fünf den Schwerpunkt der Arbeit dar und zählt somit zu den wichtigsten Abschnitten.
Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit der Frage der sozialen Vererbung. Dazu wird in Punkt 4.1 zuerst geklärt, was man unter sozialer Vererbung versteht. Die Unterpunkte 4.1.1 bis 4.1.5 untersuchen die verschiedenen Aspekte, welche bei der sozialen Vererbung berücksichtigt werden sollten. Dazu gehört die Frage, ob es einen Weg aus der Armut gibt, die Armutsspirale und ihre Auswirkungen, der Teufelskreis der Armut und die Frage, wie sich das Bildungsniveau der Eltern auf die soziale Vererbung auswirkt. Zum Abschluss werden für das bessere Verständnis die Ergebnisse zusammengefasst und die gewonnenen Erkenntnisse nochmal kompakt erläutert.
Kapitel fünf beginnt mit der Erklärung, was Armutsprävention bedeutet. Dazu werden die Unterpunkte 5.1.1 Was heißt Armutsprävention speziell bei Kindern? und 5.1.2 Welche Aufgaben, Herausforderungen und Grenzen gibt es für die Sozialen Arbeit in Bezug auf Kinderarmut und soziale Vererbung in Deutschland? angeführt. Im Punkt 5.2 geht es dann um das praktische Beispiel der Präventionsmaßnahmen gegen Kinderarmut in Neustadt. In dem Unterpunkt 5.2.1 wird dazu zuerst das Vorgehen erklärt, gefolgt von dem nächsten Unterpunkt, welcher das Viertel, um das es geht, genauer beschreibt. 5.2.3 erklärt, was die Spiel- und Lernstube ist und was sie zur Armutsprävention bei Kindern beiträgt. Abschließend geht es um die Frage, was in Neustadt an der Weinstraße noch an Armutsprävention für Kinder getan werden kann und was es zu verbessern gilt.
Die Arbeit endet mit dem Schluss und Fazit, indem die zuvor erlangten Erkenntnisse zusammengefasst, die zuvor festgelegten zentralen Fragen der Ausarbeitung beantwortet werden und eine Einschätzung der zukünftigen Entwicklungen zu dem Thema abgegeben wird. Dies geschieht alles im Hinblick auf die Soziale Arbeit.
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Bachelorarbeit die männliche Sprachform verwendet. Damit soll jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts vorgenommen werden. Der Text ist als geschlechtsneutral zu sehen. Sollte ein bestimmtes Geschlecht gemeint sein, wird dies erkenntlich gemacht.
2 Definitionen
Der folgende Teil beschäftigt sich mit der Definition von Armut. Welche Formen der Armut gibt es? Wie kann sie gemessen werden? Welche Form der Armut ist in Deutschland vertreten und wie ist die aktuelle Lage? Dies alles sind wichtige Fragen, welche vorab geklärt werden müssen, um ein gutes Verständnis für die Thematik zu entwickeln. Nachdem sich mit dem allgemeinen Armutsbegriff beschäftigt wurde, geht der Text danach auf das zentrale Armutsthema der Ausarbeitung ein: die Kinderarmut. Zuerst ist es hierbei wichtig zu klären, was unter einem Kind verstanden wird, um so die Zielgruppe einzugrenzen. Darauf folgt ein Einblick in die aktuelle Lage der Kinderarmut in Deutschland. Zum Schluss werden noch die Ursachen für Kinderarmut erläutert.
2.1 Definition von Armut
Zuerst ist es wichtig anzumerken, dass es zwar sehr viele Definitionen von Armut gibt, aber keine einheitliche. Jedoch hat sich in Europa im Laufe der Zeit ein allgemeines Verständnis von Armut entwickelt. (vgl. Holz, 2015, S. 26) Dieses allgemeine Verständnis betrachtet Armut im Sinne von Benachteiligung. Diese Benachteiligung betrifft eine Vielzahl von Lebensbereichen, zum Beispiel Bildung, Wohnen, Gesundheit, Konsum, Ernährung oder auch soziale Teilhabe. (vgl. Dietz, 2010, S. 21) Kohler-Gehrig formuliert Armut wie folgt:
„Armut ist ein soziales Phänomen. Darunter wird ein Zustand gravierender sozialer Benachteiligung mit der Folge einer Mangelversorgung mit materiellen Gütern, Dienstleistungen, Teilhabe- und Verwirklichungschancen verstanden.“
(Kohler-Gehrig, 2016, S. 1)
Hieraus wird ersichtlich, dass Armut mehrdimensional ist und nicht nur an wenig Einkommen gemessen werden kann. Deutlich wird dies auch, wenn man Menschen, welche in der Stadt leben, mit Menschen vom Dorf vergleicht. In der Stadt ist das Leben oft um einiges teurer (z.B. die Mieten) als auf dem Land. So steht den Menschen weniger Geld für andere Dinge zu Verfügung, selbst wenn sie ein gleich hohes Einkommen erhalten. Dennoch werden auch Definitionen, welche das Einkommen als Richtwert verwenden, benötigt, da Deutschland eine Gesellschaft ist, in der Geld als Mittel zur sozialen Teilhabe unerlässlich ist. (vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S. 2f.) Auch ist die Definition von Armut für Deutschland eine andere als für Entwicklungsländer. In Deutschland spricht man von einer relativen Armut, da nur selten jemand von einem Hungertod bedroht ist. In Entwicklungsländern geht es jedoch um das Überleben und nicht Verhungern, da rückt soziale Benachteiligung in den Hintergrund und man spricht von absoluter Armut. (vgl. Hradil, 2014, S. 20) Auf diese verschiedenen Arten der Armut wird im nächsten Punkt genauer eingegangen. Wichtig ist auch zu beachten, dass Armut immer individuell ist. So gibt es Menschen, welche von außen betrachtet arm wirken, sich jedoch selbst nicht als arm wahrnehmen. Oder auch solche, welche in selbstbestimmter Armut leben, Mönche beispielsweise. Ebenfalls immer wieder begegnet einem die transitorische Armut, also Menschen, die nur über eine gewisse Zeit hinaus ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen können, wie z. B. Arbeitslose oder auch Studenten. (vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S. 4) Diese differenzierten Arten von Armut werden in dieser Ausarbeitung nicht mit einbezogen, sie beschäftigt sich hauptsächlich mit relativer Armut. Nach Holz zeichnet Armut sich vor allem durch vier Merkmale aus:
1. Das Einkommen des Betroffenen reicht nicht aus, um eine angemessene Teilhabe am allgemeinen Lebensstandard in Deutschland zu gewährleisten.
2. Armut beeinflusst jeden Bereich im Leben und ist dauerhaft vorhanden. Armut schränkt nicht nur die Handlungs- und Entscheidungsspielräume ein, sondern wirkt sich ebenso auf das soziale Ansehen und Erscheinungsbild der Betroffenen aus.
3. Armut ist durch die Unterversorgung von vier zentralen Bereichen geprägt; Gesundheit, Bildung, soziale Teilhabe und Grundversorgung. Diese Unterversorgung führt zu verringerten Zukunftschancen.
4. Ein weiteres Merkmal stellt die soziale Ausgrenzung da. Als arm geltende Menschen werden oft gemieden und ausgegrenzt. Vor allem bei Kindern lässt sich dies oft beobachten. Jedoch muss die soziale Ausgrenzung nicht immer von außen passieren, sondern wird auch oft von den Betroffenen selbst vollzogen, zum Beispiel aus Scham. (vgl. Holz, 2015, S. 26)
Es bedeutet jedoch nicht, dass alle diese Punkte auch abgedeckt sein müssen, um von einem Menschen zu sprechen, der als arm gilt. Auch hier gilt, dass dies individuell von Peron zu Person unterschiedlich ist. Weswegen sich eine genaue Definition von Armut so schwierig gestaltet und mit einer der Gründe ist, warum es keine einheitlich geltende Definition gibt.
2.1.1 Armutsformen
Als absolut oder extrem arm werden Menschen bezeichnet, welche am Tag weniger als 1,90 US-Dollar pro Kopf zur Verfügung haben. Also Menschen, deren physische Existenz bedroht ist, die keinen oder nur geringen Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen, wie Essen, Kleidung, sauberes Trinkwasser, medizinische Versorgung usw., haben. Diese Menschen gelten selbst in den Dritte-Welt-Ländern als arm. Besonders betroffen von absoluter Armut sind vor allem jene Menschen, die in Ländern leben, in denen Bürgerkrieg herrscht oder massive politische Gewalt das Leben bestimmt. (vgl. Cremer, 2016, S. 13f.; vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S.1) Dagegen ist absolute Armut in Deutschland so gut wie nicht zu finden, weshalb der Begriff der absoluten oder extremen Armut nur selten für Armut in Deutschland benutzt wird. (vgl. Gerull, 2011, S. 14) Nach dem absoluten Armutsbegriff würde in Deutschland keine Armut existieren.
Wenn über Armut in Deutschland und den meisten europäischen Ländern gesprochen wird, steht der Begriff relativeArmut 2 im Mittelpunkt. Bei der relativen Armut werden das Umfeld und die sozialen Standards der Gesellschaft mitberücksichtigt. Zur relativen Armut gehört also, wer relativ zum mittleren Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft, in der er lebt, weniger Ressourcen zur Verfügung hat. Dabei orientiert sie sich am mittleren Einkommen der Bevölkerung. Jedoch ist damit nicht der mittlere Wert aller Einkommen gemeint, sondern der Mittelwert in der Einkommensverteilung. Diesen Wert nennt man Median. Wer weniger als 60 % des Medians als Nettoeinkommen hat, ist vom relativen Armutsrisiko betroffen und gilt als der verdeckten Armut zugehörig. (vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S. 1f.; vgl. Butterwegge, 2010, S. 20) Es wird davon ausgegangen, dass das vorhandene Einkommen zu niedrig ist, um einen ausreichenden Lebensstandard halten zu können. Was unter einem ausreichenden Lebensstandard verstanden wird, ist dabei von der jeweiligen Gesellschaft abhängig. (vgl. Kraus, 2014, S. 157)
Relative Armut lässt sich also letztendlich mit Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft gleichsetzen. Dies bedeutet, dass, solange Ungleichheit existiert, es auch immer Armut geben wird. (vgl. Reichwein, 2012, S. 32) Durch diesen Messwert ist die Armutsgrenze weder zeitlich noch räumlich begrenzt, sondern passt sich dem, sich immer wieder verändernden Lebensstandard einer Gesellschaft an. Dabei wird aber einzig das verfügbare Einkommen des Haushaltes berücksichtigt, Vermögen, Immobilien, Wertpapiere usw. werden nicht miteinbezogen. Dies lässt vermuten, dass man das Armutsrisiko nicht nur an dem verfügbaren Einkommen eines Haushaltes messen kann, jedoch gilt es als eines der wichtigsten Indikatoren, da Deutschland, wie zuvor schon erwähnt, ein Land ist, das überwiegend marktwirtschaftlich orientiert ist. Um einen angemessenen Lebensstandard aufrecht zu erhalten, ist ein regelmäßiges Einkommen unerlässlich. (vgl. Kraus, 2014, S. 156)
Ein weiteres Armutskonzept der relativen Armut ist der mehrdimensionale Lebenslagenansatz. Dieses Konzept schließt neben dem Einkommen noch weitere Faktoren mit ein, zum Beispiel Bildung, Gesundheit, soziale Teilhabe etc., und wird in der neueren Armutsforschung bevorzugt verwendet. Sie versucht, Armut mehrdimensional zu erfassen und verschiedene Bereiche mit einzubeziehen. Armut wird nicht nur mit dem Mangel an Geld gemessen, sondern auch an Defiziten in anderen Lebensbereichen. (vgl. Reichwein, 2012, S. 32f.)
2.1.2 Wie wird Armut gemessen?
Das Messen von Armut ist ein reichlich umstrittenes Thema3. Wie schon erwähnt konnte man sich bisher auf kein allgemein gültiges Konzept einigen. Jedoch konnte sich in Europa zur Messung von Armut der Median durchsetzen. Da dieser aber ausschließlich Rückschlüsse auf das Einkommen zulässt, wird oft auch noch der Lebenslagenansatz zur Messung von Armut verwendet. (vgl. Cremer, 2013, S. 14)
Um den Medianwert zu erhalten, benötigt es Daten zum verfügbaren Einkommen der Bürger in Deutschland. Hierzu werden verschiedene Umfragen genutzt. Eine dieser Erhebungen stellt der Mikrozensus dar. Bei ihm wird einmal im Jahr ein Prozent der deutschen Haushalte befragt. Dabei geht es um das gesamte verfügbare Einkommen eines Monats, also auch Kindergeld, Weihnachtsgeld (einmalige Zahlungen werden auf die Monate umgerechnet), Wohngeld usw., abzüglich der Steuern und der Sozialleistungen. Diese Umfrage ist die einzige deutschlandweit, bei der Auskunftspflicht besteht. (vgl. Cremer, 2016, S. 20 & 23) Das gesamte verfügbare Einkommen der Haushalte wird dann durch die Anzahl der einzelnen Haushaltsmitglieder dividiert, hierbei zählen jedoch nicht alle gleich stark. Eine erwachsene Person wird mit 1,0 bewertet, jede weitere erwachsene Person oder Kinder ab dem 14. Lebensjahr mit 0,5. Kinder unter 14 Jahren werden mit 0,3 einbezogen. Die unterschiedliche Gewichtung der Personen ist dem Gedanken geschuldet, dass die Kosten sinken, wenn mehrere Menschen in einem Haushalt wohnen (z. B. bei der Miete). (vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S. 2) Außerdem können so verschieden große Haushalte miteinander verglichen werden. (vgl. Cremer, 2016, S. 25)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Rechenbeispiel zum Ermitteln des nach Bedarf gewichtetenHaushaltseinkommens (Nettoäquivalenzeinkommen), selbst erstellt.
Wenn also eine Familie mit zwei Erwachsenen, einem Kind über 14 Jahren und einem Kind unter dem 14. Lebensjahr ein Gesamteinkommen von 3800 € im Monat zur Verfügung hat, wird diese Summe durch 2,3 geteilt (1,0 + 0,5 + 0,5 + 0,3). Somit beträgt das Nettoäquivalenzeinkommen 1652 €. Dieser Wert wird nun mit den Ergebnissen der anderen Haushalte vergliche.
Nach dem Ermitteln der Äquivalenzeinkommen werden diese der Höhe nach geordnet. Das mittlere Einkommen stellt den Medianwert dar, jeder links von diesem Wert hat weniger und jeder rechts davon mehr Geld zur Verfügung. Wer weniger als 60 % des Median hat, lebt armutsgefährdet. (vgl. Cremer, 2016, S. 21f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Darstellung Zusammenhang Median und Armutsrisikogrenze, selbst erstellt
Beträgt der Medianwert zum Beispiel 1652 €, wird ermittelt, wie viel 60 % davon sind. Dies wären 991 € und dieser Betrag würde die Armutsrisikogrenze darstellen. Alle Haushalte, welchen weniger als 991 € Nettoäquivalenzeinkommen zur Verfügung stünde, hätten ein Armutsrisiko.
Viele sehen die Armutsrisikogrenze als Armutsindikator jedoch sehr kritisch. Sie vertreten die Meinung, dass diese Grenze nicht die Armut misst, sondern die Ungleichheit in einer Gesellschaft. So wären in einer reichen Gesellschaft selbst die Ärmsten nicht wirklich arm und in einer armen Gesellschaft, in der alle hungern, gäbe es auch keine Personen, welche nach der 60 %-Grenze als arm gelten würden. Auch heben sie hervor, dass die Prozentgrenze keinen Einblick in das Leben der Menschen gibt. Die Armutsrisikogrenze setzt voraus, dass alle gleich mit ihrem Geld wirtschaften, dass es sparsame Menschen gibt und solche, welche unwirtschaftlich handeln, wird nicht berücksichtigt. Die Armutsrisikogrenze gibt also wenig Informationen über die tatsächlichen Lebenslagen. (vgl. Hradil, 2014, S. 21f.)
Darum wird heute in der Forschung weitestgehend das Lebenslagenkonzept miteinbezogen. Dieses Konzept besagt, dass Menschen nicht arm sind, weil sie wenig Geld besitzen, sondern weil sie durch den Mangel an Geld in vielen gesellschaftlichen Lebensbereichen benachteiligt sind. (vgl. Dietz, 2010, S. 21ff.) Ihnen mangelt es also nicht nur an Einkommen und Vermögen, sondern auch an Verwirklichungs- und Teilhabechancen. Weiter gehören dazu Benachteiligung in den Bereichen Bildung, soziale Netzwerke, Wohnen, politische und soziale Teilhabe und so weiter. (vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S. 3) Um mit dem Lebenslagenansatz Armut definieren zu können, müssen in den verschiedenen Bereichen als erstes Mindeststandards festgelegt werden. (vgl. Reichwein, 2012, S. 33) Weisser (1957, zit. nach Lessmann, 2009, S. 98) hat dazu zwei Schichten unterschieden:
„‚Sozial schwachen Schichten‘ gehören Gesellschaftsmitglieder an, deren Lebenslage von der in der Öffentlichkeit vorherrschenden Meinung als nicht zumutbar angesehen wird. ‚Sozial gefährdeten Schichten‘ gehören Gesellschaftsmitglieder an, deren Lebenslage durch bereits eingetretene oder vorausschaubare Ereignisse bedroht ist, unter das nach vorherrschender Meinung noch zumutbare Niveau abzusinken. ... Eine Lebenslage, die gerade noch als zumutbar angesehen wird, heiße ‚soziales Existenzminimum‘. Das soziale Existenzminimum ist also nicht eine Größe, die ein für alle Mal feststeht. Die Eigenschaften der Lebenslage, die gegeben sein müssen, damit das ‚soziale Existenzminimum‘ vorliegt, können auch in einer gegebenen Gesellschaft von Mensch zu Mensch verschieden sein. Wird z. B. ein Klaviervirtuose, um existieren zu können, zu harter manueller Arbeit genötigt, so kann ihn das in eine Lebenslage versetzen, die als unzumutbar angesehen wird.“
Damit wird aufgezeigt, dass es keine fixen Mindeststandards gibt, sondern dass diese von den jeweiligen Werten und Normen der Gesellschaft abhängig sind. Die Gesellschaft legt fest, was als nicht zumutbar angesehen wird und was zu einem erfüllten Leben dazugehört. Dieses Existenzminimum wandelt sich immer wieder und geht mit der Zeit, so war früher ein Fernseher ein Luxusgut, das sich nur wenige leisten konnten und heute gehört er zu einer menschenwürdigen Grundausstattung.4 Dennoch eignet sich das Lebenslagenkonzept nicht als alleinige Maßeinheit von Armut, da es zu stark von dem individuellen Empfinden abhängig ist und so eine EU-weite vergleichende Messung von Armut nicht möglich ist. (vgl. Gerull, 2011, S. 22)
2.1.3 Wer gilt in Deutschland als arm?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Einkommensgrenzen zur Einstufung in Arm und Reich für Singles und Paare auf Basis des monatlichen Nettoeinkommens (zugegriffen am 9. Mai 2018).
Wie das Säulendiagramm zeigt, galt man in Deutschland 2017 als arm, wenn man als Single über ein monatliches Nettoeinkommen von 781 € oder weniger verfügte. Paare galten als Arm, wenn sie 1.171 € oder weniger im Monat netto verdienten. Als Messwert wird hier das Durchschnittseinkommen, also der Median, verwendet. Dieser ist hier als „normal“ im Säulendiagramm zu sehen, betrug also 2017 für eine Einzelperson 1.301 €. Arm bezeichnet hier die Grenze, ab der man von einer Armutsgefährdungsschwelle spricht. Also ab 60% des Medians. Als reich wurden Menschen bezeichnet, welche mehr als 3.418 € monatlich abzüglich aller Steuern zur Verfügung hatten.
Des Weiteren wird in der Bundesrepublik Deutschland der Begriff bekämpfte Armut oft verwendet, vor allem in der Politik. Bekämpfte Armut umfasst Menschen, welche staatliche Sozialleistungen (z. B. ALG II, auch Harz VI genannt) bekommen. Empfänger von Sozialleistungen gelten in der Gesellschaft als arm, auch wenn in manchen Fällen das Einkommen die Armutsgrenze überschreitet und ihnen mehr als 60 % zu Verfügung stehen. Dies wird durchaus als berechtigt angesehen, da Hilfsbedürftigkeit der Kern von Armut ist. Jedoch wollen viele Politiker bekämpfte Armut nicht zur relativen Armut hinzuzählen, da sie ja bekämpft sei. (vgl. Frech & Groh-Samberg, 2014, S. 21; vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S.3; vgl. Gerull, 2011, S. 16) Ebenfalls kann man in Deutschland Armut in mehrere Grade unterteilen, so gelten Bürger mit einem Einkommen, das unter 40 % des mittleren Einkommens liegt, als von starker relativer Armut betroffen. Personen mit weniger als 50 % als in relativer Armut lebend und Menschen mit einem Nettoäquivalenzeinkommen unter 60 % als einem Armutsrisiko ausgesetzt. (vgl. Cremer, 2016, S. 28; vgl. Dietz, 2010, S. 21)
Seit 2005 wird Armut in der EU nicht nur am Einkommen festgelegt, sondern durch einen Blick auf materielle Entbehrungen ergänzt. Dazu werden Bürger befragt, ob sie in einer von neun Bereichen materielle Entbehrungen erleben. Diese Einschätzungen sind individuell und von der befragten Person abhängig. Für Deutschland sind hier sechs der neun Kategorien entscheidend, da die Frage nach Waschmaschine und Farbfernseher zumeist damit beantwortet wird, dass diese vorhanden sind. Wichtig hingegen sind die Fragen nach dem Fehlen eines PKWs (aus finanziellen Gründen), nach der Möglichkeit in Urlaub zu fahren, nach der Möglichkeit aus eigenen finanziellen Mitteln jeden zweiten Tag eine angemessene (ausgewogene) Mahlzeit zu sich nehmen zu können, ob die Wohnung angemessen beheizt werden kann, ob die Miete oder Rechnungen für Versorgungsleistungen rechtzeitig bezahlt werden können und ob unerwartete Ausgaben in Höhe der Armutsrisikoschwelle selbst bestritten werden können. Wer in vier oder mehr der neun Bereiche damit antwortet, dass er materielle Entbehrungen aufweist, lebt mit erheblichen materiellen Entbehrungen und gilt damit ebenso als arm. (vgl. Cremer, 2016, S. 41 & 44)
2.1.4 Aktuelle Lage in Deutschland
Laut des 5. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung lag die Anzahl an von Armut betroffenen Bürgern 2016 konstant auf demselben Niveau wie die letzten Jahre und hat sich in letzter Zeit höchstens leicht erhöht. Da der Hauptindikator von Armut Arbeitslosigkeit ist, wird es als unabdingbar betrachtet, hinsichtlich der Armutsentwicklung einen Blick auf die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu werfen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist von 26,5 Mio. im Juni 2006 auf 31,4 Mio. im Juni 2016 angestiegen und befindet sich somit auf dem Höchststand seit 1990. Im Vergleich dazu ist die Arbeitslosenquote von 11,7 Prozent im Jahr 2005 auf 6,1 Prozent im Jahr 2016 gesunken, was heißt, dass die Anzahl an Arbeitslosen von 4,9 Millionen im Jahr 2005 auf 2,7 Millionen im Jahr 2016 abgenommen hat. (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2017, S. 8)
Jedoch zeigt eine Statistik, welche von Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurde, dass die Armutsgefährdung in Deutschland von 2005 bis 2016 von 14,7 % auf 15,7 % gestiegen ist. (vgl. Statistisches Bundesamt, 10.08.2017, online) So sind, wie in der unteren Abbildung zu sehen, 2016 in Deutschland insgesamt 19,7 % von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen, dies sind ca. 16 Mio. Menschen bei einer Einwohnerzahl von etwa 81 Mio. Bürgern. Dazu nochmal 16,5 % armutsgefährdet und 3,7 % müssen mit erheblichen materiellen Entbehrungen leben. Am stärksten davon betroffen sind die 18- bis 56-jährigen dicht gefolgt von den unter 18-Jährigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffenen Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2016 (zugegriffen am 9. Mai 2018)
Im Jahr 2015 bezogen ca. 6 Mio. Menschen Leistungen nach dem SGB II, um das Existenzminimum zu erreichen. (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2017, S. 11) Dies zeigt, dass diese beiden Bereiche unterschiedlich gemessen werden und man von den einen Zahlen und Entwicklungen nicht auf die anderen schließen kann.
2.2 Definition von Kinderarmut
Kinder, welche von Armut betroffen sind, weisen zumeist eine Unterversorgung in vielen Bereichen, wie der Gesundheit, Bildung und Teilhabe, auf. Der Alltag von Armut betroffener Kindern ist meist durch viele Entbehrungen geprägt. So fehlt meist das Geld für einen Besuch im Kino, Theater oder Freibad, auch um teuren Hobbys nachzugehen, ist so gut wie nie Geld da. Dies wirkt sich negativ auf Entscheidungs- und Handlungsspielräume sowie auf Lern- und Erfahrungsspielräume aus, welche eine entscheidende Rolle bei der kindlichen Entwicklung spielen. (vgl. Andersen & Galic, 2015, S. 37 & 39) Es ist besonders wichtig, sich mit Kinderarmut zu befassen, da Armut für Kinder mehr Folgen hat als die Armut bei Erwachsenen. Kinder befinden sich in ständiger körperlicher und geistlicher Entwicklung und Armut gehört zu den Faktoren, welche diese Entwicklungen negativ beeinflussen können, was sich auf das komplette Leben des Individuums auswirkt. (vgl. Reichenwein, 2012, S. 45) Entscheidend für den Grad der negativen Auswirkungen ist auch, wie lange ein Kinde der Armut ausgesetzt ist. Je früher und länger der Zustand der Kinderarmut zum Leben gehört, desto größer sind die Folgen für die Entwicklung und Zukunft des Kindes. (vgl. Kohler-Gehrig, 2016, S. 41) Der Lebenslagenansatz ist besser zum Messen von Armut geeignet. Das Einkommen sagt nichts über die tatsächliche Armut der Kinder aus und auch über die Benachteiligungen, welche es dadurch erleidet. Zwar spielt das Einkommen der Eltern durchaus eine wichtige Rolle, schließlich ist es die Grundlage für Kinderarmut, jedoch sagt es nichts darüber aus, wie das Kind seine Armut empfindet und wahrnimmt. Trotzdem gilt ein Kind in der EU erst als arm, wenn das Nettoäquivalenzeinkommen seines Haushaltes unter der Armutsrisikogrenze liegt. (vgl. Holz, 2010 d, S. 37f.) Allgemein lässt sich sagen, dass Kinderarmut sich durch drei Merkmale definiert:
1. Einkommensarmut im Haushalt des Kindes.
2.Das Kind erfährt Defizite in Form von Unterversorgung in vier zentralen Dimensionen seines Lebens:
(a) materielle Grundversorgung(siehe Punkt 2.1.1)
(b) kulturelle Lage (siehe Punkt 2.1.4)
(c) soziale Lage (siehe Punkt 2.1.3)
(d) gesundheitliche Lage (siehe Punkt 2.1.5)
3. Es gibt drei Lebenslagentypen, welche kindbezogen sind:
(a) Ein Kind zeigt Defizite in seiner Entwicklung, wächst jedoch im Wohlergehen auf.
(b) Ein Kind wächst mit Benachteiligungen in einer oder wenigen Lebensdimensionen auf und weist in ihnen Defizite auf.
(c) Ein Kind wächst mit Benachteiligungen in einer Vielzahl von Lebensdimensionen auf, also einer multiplen Deprivation, und hat somit nur sehr geringe Entwicklungschancen (vgl. Holz, 2010 a, S. 25f.)
2.2.1 Begriffsklärung „Kind“
In diesem Abschnitt geht es um die Bedeutung des Begriffes Kind in Bezug auf diese Bachelorarbeit. Wenn in dieser Ausarbeitung der Begriff Kind verwendet wird, bezieht sich das auf Jungen und Mädchen, bis sie 25 Jahre alt sind. Dabei werden die Begriffe Jugendliche und junge Erwachsene nicht gesondert genannt, sondern mit in den Begriff Kind einbezogen. Sollten jedoch bestimmte Altersgruppen gesondert gemeint sein, wird dies explizit genannt. Diese Vorgehensweise wurde gewählt, da Kinder armut sich nicht nur auf Kinder, sondern auch auf Jugendliche und junge Erwachsene bezieht und viele Armutsfolgen eine große Altersspanne betreffen und nicht nur eine bestimmte Altersgruppe. Bei jungen Erwachsenen hat, die über Jahre erlebte Armut zum Beispiel großen Einfluss auf die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, darum wird es in dieser Ausarbeitung als wichtig erachtet, diese Altersgruppe noch mit in den Begriff Kind einzubeziehen. Es soll also weniger ein Fokus auf die Auswirkungen von Kinderarmut auf die einzelnen Altersabschnitte gelegt werden, sondern eher auf die allgemeinen Folgen, welche sich ebenso nicht nur auf einen bestimmten Lebensabschnitt auswirken, sondern das gesamte Leben des Individuums beeinträchtigen.
Auch ist es schwierig, eine konkrete Definition eines Kindes festzulegen, da im deutschen Recht ebenfalls keine einheitliche Definition vorhanden ist. Im Grundgesetz endet die Kindheit mit der Volljährigkeit, also mit 18 (vgl. Artikel 6 und § 2 BGB), hingegen versteht das Jugendschutzgesetz Kinder als Personen unter 14 Jahren, danach zählen sie bis zu ihrem 18. Geburtstag als Jugendliche. (vgl. §1 Abs. 1 JuSchG) Das Jugendarbeitsschutzgesetz definiert Kinder dagegen als Menschen, welche noch nicht 15 Jahre alt sind, und Jugendliche als Menschen zwischen 15 und 18 Jahren. (vgl. §2 Abs. 1 und 2 JArbSchG) Nach Artikel 1 der UN- Kinderrechtskonvention ist man ein Kind bis zu seinem 18. Geburtstag. Hinzu kommt, dass das Verständnis von dem Begriff Kind von der Kultur und Gesellschaft abhängig ist. Somit ist gibt es keine allgemeingültige Definition. Auch im Bereich der Kindheits-, Armuts- und Familienforschung werden unterschiedliche Definitionen verwendet. (vgl. März, 2017, S. 37f.)
2.2.2 Die Lage von Kinderarmut in Deutschland
Seit der Einführung von Hartz VI und der bisher umfangreichsten Arbeitsmarktreform hat sich nach Berechnung des Deutschen Kinderhilfswerks die Kinderarmutsquote mehr als verdoppelt. Jedes fünfte Kind in Deutschland gilt als arm. So ist es auch nicht verwunderlich, dass eine Befragung deutscher Bürger ergab, dass 58 % der Meinung sind, dass die deutsche Regierung eher wenig zur Bekämpfung der Kinderarmut tut. 14 % sind sogar der Überzeugung, dass sehr wenig getan wird. (vgl. Deutsches Kinderhilfswerk, 2018, S. 10)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Armutsgefährdungsquote in Deutschland nach Alter im Jahr 2016. (zugegriffen am 16. Mai 2018).
Die Statistik von 2016 zeigt, dass vor allem Kinder unter 18 Jahren (20,2 %) und junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren (25,5 %) armutsgefährdet sind. Sie stellen somit eine Hauptrisikogruppe da. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Armut bei Kindern auseinanderzusetzen. Mit 45,7 % sind 4,5 % mehr unter 25-Jährige von Armut betroffen als über 25-Jährige und somit ist die Armutsgefährdungsquote bei Kinderarmut höher als die Armutsgefährdungsquote bei Erwachsenen.
An Kosten für die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland lässt sich ein deutlicher Anstieg der Kinderarmut erkennen. Wurden hier 2005 noch ca. 7 Mio. Euro für Einzel- und Gruppenhilfe und ca. 13 Mio. Euro für Einrichtungen aufgewandt, so waren es 2016 schon ca. 18 Mio. Euro für Einzel- und Gruppenhilfe und etwa 27 Mio. Euro für Einrichtungen, das macht insgesamt ca. 45 Mio. Euro und eine Erhöhung um 25 Mio. Euro im Vergleich zu 2005. Dieser große Anstieg an Ausgaben hat viele Gründe, jedoch stellt einer der ausschlaggebenden Gründe eine erhöhte Inanspruchnahme der Leistungen dar. Immer mehr Menschen entschieden sich dazu Kinder- und Jugendhilfemaßnahmen in Anspruch zu nehmen. Dennoch lässt sich sagen, dass die genannten Leistungen oft von Menschen genutzt werden, welche von Armut, in diesem Fall Kinderarmut, betroffen sind. Daher ist ein Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Kinderarmutsquote und den steigenden Ausgaben in der Kinder- und Jugendhilfe zu erkennen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Ausgaben* für die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland von 2001 bis 2016 (in Millionen Euro). (zugegriffen am 14. Mai 2018).
*“Die hier angegebenen Werte sind die Summen der in der Publikation ausgewiesenen Angaben zu den Ausgaben für Einzel- und Gruppenhilfen und andere Aufgaben nach dem SGB VIII („Ausgaben insgesamt“ bis 2008 bzw. „Ausgaben/Auszahlungen“ insgesamt ab 2009) und den Angaben für die Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe nach Einrichtungsart ("Ausgaben insgesamt" bis 2008 bzw. "Ausgaben/Auszahlungen" insgesamt ab 2009).“
2.2.3 Gründe für Kinderarmut in Deutschland
Die Hauptursache von Kinderarmut lässt sich in der (Langzeit-) Erwerbslosigkeit der Eltern finden, denn arme Kinder leben normalerweise in armen Familien. (vgl. Zander, 2008, S. 46) So beträgt das Armutsrisiko für Kinder arbeitsloser Eltern, laut dem 5. Armuts- und Reichtumsbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (vgl. 2017, S. 25), 65%. Im Vergleich dazu sinkt das Armutsrisiko auf 15 %, wenn ein Elternteil eine Vollzeitstelle hat, und sogar auf nur 5 %, wenn beide Elternteile einer Erwerbsarbeit nachgehen und einer Vollzeit arbeitet. Ebenfalls häufiger von Armut betroffen sind Familien in denen mehr als zwei Kinder leben. (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2017, S. 26) Doch nicht nur Arbeitslosigkeit stellt ein Armutsrisiko da, sondern auch eine geringfügige Beschäftigung (Arbeit auf 450€-Basis), Teilzeitarbeit oder befristete Arbeitsverträge. Oft benötigen diese Menschen nach Auslaufen des Vertrages staatliche Unterstützung oder zählen zur Working-Poor-Gruppe, arbeiten also, verdienen aber nicht genug um über die Armutsrisikogrenze zu gelangen. (vgl. Holz, 2015, S. 26) Auch werden Kinder nicht immer in Armut hineingeboren, sondern geraten durch Scheidung der Eltern oder Tod des Alleinernährers in die Kinderarmut. (vgl. Butterwegge, 2014, S. 109f.) Wichtig ist es auch, die Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen sowie Kranke und Pflegebedürftige nicht zu vergessen, denn auch sie stellen eine Risikogruppe für Armutsgefährdung dar und Kinder diesen Familien sind ebenso davon betroffen. Des Weiteren zählen Überschuldung, Multiproblemlagen, ein Migrationshintergrund und ein geringes Bildungsniveau zu den Ursachen von Armut. Dazu kommt noch, dass es Unterscheidungen in den Bereichen Alter und Geschlecht gibt. So zeigt sich, dass im Vergleich das sowohl Frauen als auch Kinder und Jugendliche am häufigsten in Armut leben. (vgl. Dietz, 2010, S. 15; vgl. Lutz, 2012, S.19; vgl. Holz, 2015, S. 26) Es lässt sich sagen, dass, wenn Kinder in einer Familie unter folgenden fünf Merkmalen aufwachsen, sie sehr wahrscheinlich armutsgefährdet sind, dazu zählen: alleinerziehend, Migrationshintergrund, geringe Bildung, mindestens zwei Geschwister und eine Wohnung in einem sogenannten „sozialen Brennpunkt“ (auch Sozialviertel genannt). Je nachdem wie viele der Punkte auf die Familie des Kindes zutreffen, umso mehr erhöht sich das Risiko. (vgl. Holz d, 2010, S. 34ff.) Der sozialräumliche Kontext spielt deswegen eine große Rolle, da es in diesen Wohngebieten eine hohe Konzentration an in Armut lebenden Menschen gibt, darüber hinaus gibt es in diesen Vierteln oft eine schlechte Infrastruktur und die Wohnverhältnisse sind eng und unzureichend. Aber am meisten beeinflusst die verfestigte Armut, welche in den Vierteln vorherrschtund wenig Perspektiven für ein besseres Leben aufzeigt. Sie beeinflusst das Denken und Handeln der Menschen. (vgl. Lutz, 2012, S. 20)
2.2.4 Besondere Risikogruppen der Kinderarmut
In diesem Abschnitt werden ein paar, im Vorfeld schon erwähnte, Risikogruppen der Kinderarmut genauer erläutert. Dazu zählen: Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit Migrationshintergrund.
Alleinerziehende und Kinder sind die Menschen, welche am häufigsten in Armut leben. (vgl. Kraus, 2014, S. 29; vgl. Zander, 2008, S. 46) 2016 gab es in Deutschland ungefähr 2,7 Millionen Alleinerziehende. (Statistisches Bundesamt, online, Zugriff 23.05.2018 9:22 Uhr) Davon sind im Jahr 2016 43,6 % von relativer Einkommensarmut betroffen, also rund 1,2 Millionen Menschen. Dieser Prozentsatz übersteigt sichtbar die Armutsquote der gesamten Bürger Deutschlands. (Statistisches Bundesamt, online; vgl. Braches-Chyrek & Lenz, 2011, S. 21) Hierbei stellt der Hauptgrund, wie es zum Haushaltstyp Alleinerziehend kommt, eine Scheidung oder Trennung dar. Diese hat oft wirtschaftliche Folgen, welche zur Armut führen. Wenn sich ein Paar trennt, benötigen sie zwei Wohnungen, welche beide auch Platz für das Kind bzw. die Kinder bietet. Alles, was bisher geteilt wurde, muss nun doppelt gekauft werden (z. B. Auto, Möbel, Haushaltsgeräte usw.). Auch können erhöhte Fahrtkosten entstehen, je nachdem wie weit die Eltern nun auseinander wohnen und wie die Besuchszeiten geregelt sind. In der Statistik zeigt sich dies so, dass sich nun das Nettoäquivalenzeinkommen der Familie ändert. Zur Veranschaulichung hier ein Rechenbeispiel:
Vorher:
Vater, Mutter und ein 16-jähriges Kind (1,0 + 0,5 + 0,5 = 2)
Einkommen: 2500 € im Monat
Nettoäquivalenzeinkommen: 2500 € : 2 = 1250 €
Nach der Trennung:
Vater, Mutter und ein 16-jähriges Kind (1,0 + 1,0 + 0,5 = 2,5)
Einkommen: 2500 € im Monat
Nettoäquivalenzeinkommen: 2500 € : 2,5 = 1000 €
Vor der Trennung wurde der zweite Erwachsene mit dem Faktor 0,5 gezählt, um so den gemeinsamen Haushalt auszudrücken, da nun jedoch zwei Haushalte benötigt werden, zählt jede Person ab dem 18. Lebensjahr mit 1,0 und das Nettoäquivalenzeinkommen sinkt entsprechend. Dies führt nicht selten dazu, dass Familien nach der Trennung unter die Armutsrisikoschwelle rutschen. Hier sollte erwähnt werden, dass die Scheidungsquote, damit auch die Anzahl der Alleinerziehenden, die letzten Jahren stark angestiegen ist. (vgl. Cremer 2016, S. 34f.) Ein weiterer Grund für die Armutsgefährdung von Alleinziehenden sind die nicht ausreichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten. (vgl. Lutz, 2012, S. 19; vgl. Braches-Chyrek & Lenz, 2011, S. 22) So können die Elternteile, bei denen das Kind oder die Kinder leben, oft nur in Teilzeit arbeiten gehen oder gar nicht. Am meisten davon betroffen sind Frauen, da nach einer Trennung die Kinder meist bei der Mutter leben. (vgl. Braches-Chyrek & Lenz, 2011, S. 21)
Kinderreiche Familien stellen in Deutschland eine Minderheit dar, dabei steigt das Armutsrisiko mit der Anzahl an Kindern. (vgl. Cremer, 2016, S. 35f.; vgl. WirtschaftsWoche online, 2018, online) 2016 gab es rund 1,8 Mio. Familien in Deutschland, in denen drei oder mehr Kindern leben. Dies ist verhältnismäßig wenig, wenn man im Vergleich dazu beachtet, dass es rund 3,5 Mio. Haushalte mit zwei Kindern und rund 3,4 Mio. Familien mit Einzelkindern gab. (Statistisches Bundesamt, 2016, online) Die Armutsgefährdungsquote betrug 2016 bei Familien mit drei oder mehr Kindern 27,4 %. (Statistisches Bundesamt,2016, online) Daran lässt sich erkennen, dass in Deutschland ein unzureichender Familienlastenausgleich vorzufinden ist. Für kinderreiche Familien ist das derweil herrschende System aus Steuern, Abgaben und Transfers nur unzureichend. Dazu kommen eher niedrige Einkommen, welche einem großen Haushalt nicht gewachsen sind. Auch die in den letzten Jahren schrittweise vorgenommene Steigerung des Kindergeldes hilft nicht dabei, dem Armutsrisiko erfolgreich entgegen zu wirken. (vgl. Cremer, 2016, S. 36; vgl. Lutz, 2012, S. 19) Auch bei diesem Haushaltstyp ist es so, dass die unzureichende Kinderbetreuung zur Armut beiträgt. Um die Kinderbetreuung zu gewährleisten, muss ein Elternteil entweder ganz zu Hause bleiben und kann so keiner Arbeit nachgehen oder er kann nur eine Halbtagsstelle annehmen, wodurch der Familie weniger Geld zur Verfügung steht. Auch benötigt man mehr Geld, je mehr Kinder in der Familie leben. So kann eine Familie mit mehreren Kindern, welche zwar auf den ersten Blick mehr Geld zur Verfügung hat als eine Familie mit nur einem Kind, trotzdem unter die Armutsrisikoquote fallen, während die Familie mit weniger Geld aber auch weniger Kindern noch über der 60 % Grenze liegt.
Rechenbeispiel:
Mama, Papa, Kind (16), Kind (15), Kind (10), Kind (4)
(1,0 + 0,5 + 0,5 + 0,5 + 0,3 +0,3 = 3,1)
Einkommen pro Monat: 3000 €
Nettoäquivalenzeinkommen: 3000 € : 3,1 ~ 968 €
Mama, Papa, Kind (3)
(1,0 + 0,5 + 0,3 = 1,8)
Einkommen pro Monat: 2300 €
Nettoäquivalenzeinkommen: 2300 € : 1,8 ~ 1278 €
Auch Menschen mit Migrationshintergrund bilden eineRisikogruppe. Die Gründe der häufigen Armut bei Familien mit Migrationshintergrund sind zum einen, dass sie zu den kinderreichen Familien gehören, zu anderen aber auch der Mangel an Integration, beträchtlich schlechtere Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund und mit diesen Punkten einhergehend schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt und somit Arbeitslosigkeit. Belegt wird dies auch dadurch, dass vergleichsweise viele Migrantenkinder nur einen Hauptschulabschluss erlangen, wohingegen deutsche Kinder öfter das Abitur erreichen. Mit einem geringeren Abschluss sinken auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. (vgl. Lutz, 2012, S. 19; vgl. Zander, 2008, S. 49; vgl. Braches-Chyrek & Lenz, 2011, S. 22)2016 galten 54,2 % der Kinder mit Migrationshintergrund, welche eingewandert sind, als von Armut betroffen. 28,2 % der Kinder mit Migrationshintergrund, welche jedoch in Deutschland geboren wurden, wurden ebenfalls als arm angesehen. Im Vergleich dazu galten „nur“ 13,3 % der Kinder, welche keinen Migrationshintergrund vorweisen, als arm. (vgl. WSI, 2016, online) Jedoch muss an dieser Stelle noch darauf hingewiesen werden, dass nicht ein Migrationshintergrund eine Armutsgefährdung darstellt, sondern die fehlende oder mangelhafte Integration. Gelingt die Integration, besonders im Ausbildungs- und Arbeitsbereich, so kann das Risiko der Armut drastisch sinken. (vgl. Cremer, 2016, S. 37)
[...]
1 Kinderarmut ist in allen Ländern dieser Welt ein großes Thema, jedoch konzentriert sich diese Arbeit lediglich auf die Kinderarmut in der Bundesrepublik Deutschland.
2 Aus Gründen der Einfachheit, der besseren Lesbarkeit und da in der Umgangssprache keine Armutsunterscheidung vorgenommen wird, ist in der vorliegenden Arbeit mit dem Überbegriff Armut relative Armut gemeint. Sollte eine andere Art von Armut gemeint sein, wird dies explizit benannt.
3 Die hier vorgestellten Arten zur Messung von Armut werden oft kritisch betrachtet, da sie neben ihren Vorteilen auch viele Nachteile und Schwachstellen aufweisen. Es wurde in dieser Arbeit versucht, die verschiedenen Messungsarten so neutral wie möglich darzustellen und nur zu erklären, wie sie angewandt werden, was unter ihnen verstanden wird und wo ihre Schwächen liegen. Da der Schwerpunkt dieser Ausarbeitung nicht bei den verschiedenen Definitionen und Messungskonzepten der Armut liegt, wird nicht näher auf die Kritik eingegangen, um den Umfang nicht zu überschreiten. Genauere Informationen über die Nachteile der einzelnen Konzepte und über weitere, hier nicht aufgeführte, findet man in dem Buch von Susanne Gerull, welches im Literaturverzeichnis vermerkt ist.
4 Da es das Ausmaß der Ausarbeitung überschreiten würde, ist der Lebenslagenansatz hier nur kurz und oberflächlich angeschnitten. Wer sich näher für das Thema interessiert, sollte sich mit den Werken von Gerhard Weisser beschäftigen, da er das Konzept der Lebenslagen weiterentwickelt und bekannt gemacht hat. Wer sich dazu nicht durch all seine Werke lesen möchte, kann sich mit dem Buch von O. Lessmann befassen, welches die einzelnen Werke von Weisser zusammennimmt und auch noch andere Ansätze von weiteren Personen erläutert. Das Buch ist im Literaturverzeichnis zu finden.
- Quote paper
- Anonymous,, 2019, Soziale Vererbung von Kinderarmut in Deutschland. Welche Möglichkeiten der Prävention hat die Soziale Arbeit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456821
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