Magie, Fabelwesen und mystische Welten: Das Genre der Fantasy erfreut sich heutzutage in allen kulturellen Bereichen großer Beliebtheit, von Kinofilmen und TV-Serien bis hin zu Großveranstaltungen und Festivals. Kern und Ursprung dieses Genres bildet jedoch nach wie vor die Literatur, welche auch die gängige Unterscheidung in „High“ und „Low“ Fantasy hervorbrachte. Während die sogenannte „Low Fantasy“ fantastische Elemente in die uns bekannte, realistische Welt integriert, schafft die „High Fantasy“ völlig neue Welten, die unabhängig von der unseren bestehen.
Auffällig ist, dass Werke der „High Fantasy“, obwohl sie eben neue Welten schaffen, oft signifikante Einflüsse aus unterschiedlichen Kulturen und Mythologien beziehen, sodass die in ihnen portraitierten Welten wesentliche Charakterzüge bestehender Vorstellungen in abgewandelter oder gar unveränderter Form übernehmen. Selbst die tolkiensche Mittelerde (orig. Middle-earth), welche außergewöhnlich umfangreich und komplex ausgearbeitet worden ist, ist keinesfalls frei von derartigen Einflüssen. Tatsächlich ließ sich Tolkien sogar von einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen aus verschiedenen Kulturkreisen bei der Erschaffung seiner fantastischen Welt inspirieren. Besonders präsent ist in seinem Werk unter anderem der Stoff der altnordischen Eddas, welche, obgleich in christlicher Zeit entstanden, neben der Mythologie auch einige Heldenlieder des vorchristlichen Skandinaviens wiedergeben.
Im Folgenden soll daher erarbeitet werden, inwieweit J. R. R. Tolkien mit den Eddas in Berührung kam und welchen Einfluss sie auf seine Middle-earth ausübten.
Dabei soll nicht nur Bezug genommen werden auf die eigentlichen Eddas, nämlich den Codex Regius („Lieder-Edda“) und die Snorra-Edda („Prosa-Edda“), sondern auch auf die sogenannte vǫlsunga saga, von welcher angenommen wird, dass sie verloren gegangene Teile des Codex Regius, die als „Lieder der Lücke“ bezeichnet werden, enthält. Die vǫlsunga saga kann somit als sinnvolle Ergänzung zu den eigentlichen Eddas betrachtet werden und wird daher in dieser Arbeit gleichwertig zum Stoff der beiden Eddas behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- J. R. R. Tolkien und die altnordische Sagenwelt
- Eddische Einflüsse in der Middle-earth
- Konkreta
- Orte
- Mythologische Wesen
- Charaktere
- Götter
- Konzepte
- Der „verfluchte“ Ring
- Zahlensymbolik
- Runen
- Konkreta
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die altnordischen Einflüsse auf J. R. R. Tolkiens fiktive Welt Middle-earth. Sie untersucht, wie Tolkien die Eddas in seine Werke integriert hat und welche Bedeutung diese für die Gestaltung seiner Welt besitzen. Die Arbeit beleuchtet sowohl konkrete Elemente wie Orte, Wesen und Charaktere als auch konzeptionelle Einflüsse, z. B. den „verfluchten“ Ring, Zahlensymbolik und Runen.
- Tolkien und sein Verhältnis zur altnordischen Literatur
- Konkrete eddische Elemente in der Middle-earth
- Konzeptionelle Parallelen zwischen Eddas und Middle-earth
- Die Bedeutung der altnordischen Sagenwelt für die Gestaltung der Middle-earth
- Analyse der eddischen Einflüsse in Tolkiens Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in die Thematik und erläutert den Kontext der Fantasy-Literatur. Es führt die verschiedenen Genres und die Bedeutung der „High Fantasy“ für Tolkiens Werk ein.
Kapitel zwei widmet sich Tolkiens Leben und beleuchtet seine Berührungspunkte mit der altnordischen Literatur. Es untersucht Tolkiens Studium und seine frühen Interessen an der Philologie, insbesondere an der altnordischen Sprache. Die Bedeutung des Viking Clubs für Tolkiens Auseinandersetzung mit der altnordischen Sagenwelt wird ebenfalls behandelt.
Kapitel drei geht ausführlich auf die eddischen Einflüsse in der Middle-earth ein. Es analysiert sowohl konkrete Elemente wie Orte, mythologische Wesen und Charaktere als auch konzeptionelle Parallelen wie den „verfluchten“ Ring, Zahlensymbolik und Runen.
Schlüsselwörter
J.R.R. Tolkien, Middle-earth, Eddas, altnordische Mythologie, Fantasy-Literatur, „High Fantasy“, Sagenwelt, Orte, Charaktere, Wesen, Ring, Zahlensymbolik, Runen, Kulturgeschichte, Sprachwissenschaft, Philologie, Kunstsprachen, Viking Club, volsunga saga, Codex Regius, Snorra-Edda, Beowulf, Tolkien-Forschung, Einflussforschung, Mythologie und Geschichte
- Quote paper
- Finja Heeger (Author), 2018, Tolkiens Mittelerde und die Eddas der altnordischen Überlieferung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456750