Zeichnete sich die Ära des Fordismus noch durch industrielle Massenproduktion, den Aufbau des Sozialstaats und einer Steigerung der Kaufkraft aus, so vollzog sich ab den 1970er Jahren ein grundlegender Wandel dieser Phase dieser kapitalistischen Vergesellschaftungsform. Sich immer weiter entwickelnder technischer Fortschritt führte zu weitreichenden Umbrüchen, und gleichzeitig trafen eine durch die Ölkrisen ausgelöste Inflation und stagnierendes Wirtschaftswachstum aufeinander.
Vor allem die wirtschaftliche Globalisierung schwächte die fordistische Phase der Wirtschaftsstabilität in ihren Grundfesten: Um international mithalten zu können, mussten in der darauffolgenden Ära des Postfordismus, also der Phase nach der fordistischen Stabilitätsphase die sich bis heute vollzieht, Unternehmen ihre Produktionen vermehrt ins Ausland verlagern oder ihre Kosten durch Lohnsenkungen und Kündigungen kürzen.
Zeichnete sich die Ära des Fordismus noch durch industrielle Massenproduktion, den Aufbau des Sozialstaats und einer Steigerung der Kaufkraft aus, so vollzog sich ab den 1970er Jahren ein grundlegender Wandel dieser Phase dieser kapitalistischen Vergesellschaftungsform. Sich immer weiter entwickelnder technischer Fortschritt führte zu weitreichenden Umbrüchen, und gleichzeitig trafen eine durch die Ölkrisen ausgelöste Inflation und stagnierendes Wirtschaftswachstum aufeinander.
Vor allem die wirtschaftliche Globalisierung schwächte die fordistische Phase der Wirtschaftsstabilität in ihren Grundfesten: Um international mithalten zu können, mussten in der darauffolgenden Ära des Postfordismus, also der Phase nach der fordistischen Stabilitätsphase die sich bis heute vollzieht, Unternehmen ihre Produktionen vermehrt ins Ausland verlagern oder ihre Kosten durch Lohnsenkungen und Kündigungen kürzen.
Auch der Staat gab nach und nach seine Rolle des zentralen Organisators und Absicherungsorgans ab. Sozialstaatliche als auch arbeitsrechtliche Leistungen wurden gekürzt. (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2012); Häußermann (2004):1). Auch auf kommunaler Ebene gab es Umstrukturierungen: War städtische Politik bis in die 1980er Jahre noch dafür zuständig, als lokales Verwaltungsorgan des Staates zu dienen, wohlfahrtstaatliche Aufgaben zu übernehmen und Infrastruktur bereit zu stellen, hat sich das mit dem Wandel vom Fordismus hin zum Postfordismus weitestgehend verändert. Handlungsspielräume der Städte wurden erweitert, damit auf lokaler Ebene direkt in Problemfelder der Stadtpolitik eingegriffen werden kann. Durch sinkende Steuereinnahmen und steigende Arbeitslosenzahlenn sahen sich Städte nun zunehmend dazu genötigt, sich in ihrer Politik an unternehmerischen Faktoren zu orientieren, um als kostengünstiger Standort für Unternehmen attraktiv zu sein und kaufkräftige Einwohnerschichten anzulocken (Vgl. Brenner/Heeg (1999):106f; Jahn/Lanz/Ronneberger (1997):133) Im Zuge dessen konzentrierten sich Städte darauf, ihre ortsspezifischen Standortfaktoren zu betonen und ihre Einzigartigkeit rentabel zu vermarkten. (Vgl. Jahn/Lanz/Ronneberger (1997):129). Dieser Ausrichtung der Stadtpolitik auf kaufkräftige Einwohnerschichten kann man durchaus einen exkludierenden Effekt für marginalisierte und einkommensschwache Bevölkerungsschichten unterstellen, worauf die folgenden Überlegungen näher eingehen sollen. Ich werde zunächst die Bevorzugung und Ausrichtung auf kaufkräftige Einwohnerschichten darlegen, um die stadtpolitischen Auswirkungen für andere, marginalisierte Bevökerungsgruppen zu betrachten. Im weiteren Verlauf werden kulturelles als auch materielles Kapital als wichtige Faktoren bei der Realisierung von Interessen erläutert, um ausschliessende Mechanismen in der Stadtpolitik darzulegen.
Die Exklusion einer bestimmten Bevölkerungsgruppe lässt sich ganz trivial mit ihrer schlichten Abwesenheit in einem bestimmten Gebiet darlegen. Diese Abwesenheit wird in den Städten teilweise durch private Sicherheitsunternehmen und Kontrollmaßnahmen forciert, um bestimmte Gebiete für eine einkommensstarke Klientel interessant zu halten und ihren Vorstellung einer „guten Gegend“ zu entsprechen. (Jahn/Lanz/Ronneberger (1997):129). Im Zuge postfordistischer Wiederbelebung der Innenstädte wurden diese zentralen Stadtgebiete durch Aufwertungsmaßnahmen für einkommensstarke Schichten und Konzerne interessant gemacht. Ganze Viertel wurden in Kosumtionslandschaften umgestaltet, die den Ansprüchen eben dieser einkommensstarken Schichten entsprechen und von representativem Wert für potentielle Investoren und Konzerne sind (Vgl. Jahn/Lanz/Ronneberger (1997):135). Da die Betrieber der Läden in den meist zentral gelegenen Konsumtionslandschaften bestrebt sind, das Umfeld ihrer Läden in einem für ihre Kunden wünschenswerten Zustand zu halten, ergreifen diese Maßnahmen und engagieren eigens private Sicherheitsfirmen. Eigentlich öffentliche Räume wie beispielsweise Einkaufszentren, die jedoch unter privatwirtschaftlicher Obhut stehen und somit von ihrem Hausrecht Gebrauch machen können, werden so zu eklusiven Räumen, die unerwünschten Bevölkerungsgruppen verschlossen bleiben (Vgl. Jahn/Lanz/Ronneberger (1997):138f). Hier wird ein an Umsatzzahlen und Konsum orientiertes Bild davon propagiert, wie Bürger sich zu verhalten haben, wenn sie bestimmte Orte wie Einkaufszentren besuchen möchte. Das bevorzugt einkommensstarke Bevölkerungsgruppen und ihren Habitus. Abweichende Vorstellungen werden nicht geduldet und können mit einem Platzverweis geahndet werden. Dies hat einen ausschließenden Charakter für marginalisierte Bevölkerungsgruppen zur Folge, aber auch für jene, die sich nicht an Verhaltensweisen oder Äußerlichkeiten einkommensstarker Schichten orientieren, da sie schlichtweg an diesen konsumfördernden Orten unerwünscht sind und entfernt werden.
Der „soziale Raum Stadt“ wird zunehmend nach wirtschaftlichen Maßstäben beurteilt. Hier findet sich ein von den Städten geduldeter, unklarer Kontrollraum, der diejenigen Einwohner benachteiligt und ausschliesst, die kein konsumorientiertes Leben führen wollen oder können (Vgl. Jahn/Lan/Ronneberger (1997):139; Brenner/Heeg (1999):110).
Teilweise wird Raumgestaltung sogar so vorgenommen, dass sie eine Ansiedlung von unerwünschten Einwohnergruppen gar physisch verhindert, wie beispielsweise Stahlpflöcke, die verhindern, dass Obdachlose sich zum schlafen auf den Boden legen können.
Zum anderen führt die Umgestaltung und Aufwertung dieser Viertel zu einer Hierarchisierung der Innenstadt, die konsumorientierte Lebensführung klar bevorzugt – denn die Aufwertung erfordert ihren Preis, einschließlich hoher Mieten die für viele Bürger kaum bezahlbar sind. Aufgrund postfordistischer Rationalisierungen auf kommunaler Ebene veräußerten Städte zudem ihre eigenen Wohnbestände, die somit in private Hand geraten sind. Diese Wohnbestände wurden ebenfalls zu großen Teilen aufgewertet und saniert, um sie für höhere Preise verkaufen oder vermieten zu können (Vgl. Häußermann (2004):7f). Städtischer Raum unterteilt sich damit einerseits in Gebiete mit einkommenstarken und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen, was die These der Exklusion einkommensschwacher Gruppen untermauert – denn schließlich werden sie aus einem bestimmten, für sie zu teuren Wohnraum, ausgeschlossen und verdrängt (Vgl. Häußermann (2004):9). Aber auch innerhalb dieser Einkommensgruppen wird versucht, spezifische Lebensstile nach außen hin gegeneinander abzugrenzen. Es ensteht somit auf der anderen Seite auch eine Zerstückelung der städtischen Gesellschaft, die nicht unbedingt zwangsläufig immer eine Exklusion aus dem Stadtgeschehen an sich bedeutet (Vgl. Jahn/Lanz/Ronneberger (1997):136f).
Die Orientierung der Städte an wirtschaftlichen Maßstäben hat zudem zur Folge, dass öffentliche Mittel vermehrt für Wachstumsmaßnahmen und Investitionen verwendet werden, anstatt sie im Sinne aller Gesellschaftsschichten wohlfahrtstaatlich einzusetzen. Der ausgrenzende und benachteiligende Charakter für vor allem einkommensschwache Schichten ist an dieser Stelle offensichtlich (Vgl. Brenner/Heeg (1999):110).
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- Larissa Mehl (Author), 2017, Schließt die postfordistische Stadt einkommensschwache Gesellschaftsschichten und jene, die nicht konsumorientiert leben wollen, aus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456577
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