Sind wir Menschen wirklich vollkommen unterschiedlich? Oder gibt es bestimmte Charakterzüge, die eine Persönlichkeit formen? Persönlichkeitsmodelle gehen davon aus, dass man Menschen nach einem eingeschränkten Set an Eigenschaften einteilen kann.
2002 haben die Psychologen Paulhus und Williams das Persönlichkeitskonzept der sogenannten dunklen Triade entwickelt. Diese Menschen sind demnach geprägt von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. In ihrer Publikation stellt Barbara Tiefenbacher diese drei Typen vor und erklärt, welche Eigenschaften sie jeweils charakterisieren.
Dabei wendet sie das Konzept erstmals auf den privaten Bereich an. Wie gestalten sich partnerschaftliche Beziehungen mit diesen sozialen Raubtieren? Können sie überhaupt erfolgreich beziehungsweise langfristig funktionieren? Tiefenbacher zeigt, welche Eigenschaften sich in einer glücklichen Paarbeziehung ergänzen sollten.
Aus dem Inhalt:
- Liebe;
- Karriere;
- Psychologie;
- Partnerschaft;
- Abhängigkeit
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Abstract
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Methode
2 Definition der dunklen Macht der Triade
2.1 Beispiel James Bond
2.2 Einführung in die drei Ausprägungen der dunklen Triade
2.3 Geschlechterunterschiede
3 Einzelne Störungsbilder
3.1 Narzissmus
3.2 Machiavellismus
3.3 Psychopathie
4 Partnerschaftliche Beziehungen mit sozialen Raubtieren
4.1 Liebe und die dunkle Triade
4.2 Short-term relationship
4.3 Long-term relationship
4.4 Die dunkle Triade in Korrelation mit abhängigen Persönlichkeiten
5 Fazit und Ausblick
6 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Der Kern der dunklen Triade
Abbildung 2: Korrelation zwischen den Big Five und der dunklen Triade
Abbildung 3: Die Sage des Narziss
Abbildung 4: Karriereleiter
Abstract
Dem Persönlichkeitsmodell der Triade, welche den Narzissmus, Machiavellismus und die Psychopathie beinhaltet, wird seit den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt, vor allem wenn es sich um das Berufs- und Wirtschaftsleben handelt. Die sozialen Raubtiere streben nach Erfolg, Macht sowie Leistung und zeichnen sich durch einen ausbeuterischen Charakter aus. Bei dieser Bachelorarbeit wird der Fokus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt und dabei folgende Forschungsfrage gestellt: Wie gestalten sich partnerschaftliche Beziehungen mit sozialen Raubtieren und können diese erfolgreich sein oder nicht? Um dies zu beantworten, wurde eine Literaturrecherche vorgenommen, die etliche aktuelle Studien beinhaltet. Es hat sich herausgestellt, dass Menschen der dunklen Triade in kurzfristigen Beziehungen durchaus erfolgreich sein können, während das bei langfristigen Verbindungen nicht der Fall ist. Des Weiteren ließ sich eine positive Korrelation mit abhängigen Persönlichkeiten feststellen. Auf dieser Grundlage ist es empfehlenswert, weitere Forschung durchzuführen, um das Konzept der dunklen Triade im Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern.
The personality concept of the dark triad consisting of Narcissism, Machiavellianism and Psychopathy gained a lot of attention during the last couple of years, especially when it comes to working and economic life. The social predators seek success, power, as well as performance and have an exploitative character. The bachelor paper is focusing on interpersonal relationships. The research question is: Can amorous relationships of social predators be successful? To answer that, a literature research was conducted including a couple of current studies on the subject. It turned out that short-term relationships could be successful whereas long-term relationships are often doomed to fail. Furthermore a positive correlation between people of the dark triad and people with a dependent personality structure has been established. Based on these results it would be recommended to conduct further research to increase awareness on this topic.
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
„Auch sind die Menschen so einfältig, gehorchen so sehr den Nöthigungen des Augenblick, daß der Betrügende immer Einen, der sich betrügen läßt, finden wird“
Niccolò Machiavelli (Holzinger 2013, S. 45)
Menschen die der dunklen Triade angehören, wollen täuschen. Dabei handelt es sich nicht um eine Sekte, sondern um die drei Persönlichkeitsmerkmale Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Diese Ausprägungen haben dunkle Facetten und zusammen einen antisozialen Kern. Im Vordergrund steht immer der persönliche Nutzen, welchen sie, koste es, was es wolle, unentwegt anstreben. Das Persönlichkeitskonzept ist sehr jung, es wurde 2002 von zwei englischsprachigen Psychologen, Paulhus und Williams, begründet. Dadurch gibt es zu diesem Phänomen noch keine breitgefächerte Literatur, wie man sie beispielsweise bei dem Thema Depression vorfindet. Die Bücher, Artikel und Forendiskussionen, welche zu finden sind, beleuchten jedoch leider oftmals nur einen Aspekt: Führungskräfte. Studien wurden hierfür durchgeführt und bestätigen, dass in Chefetagen häufig Leute sitzen, die zur dunklen Triade gehören. Das erste richtig fundierte deutschsprachige Werk zu dem Thema heißt: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie in Organisationen. Dadurch, dass es einerseits erst 2018 veröffentlicht worden ist und andererseits wieder genau diesen karrierelastigen Aspekt im Vordergrund hat, werden meine Beobachtungen bestätigt. Der Großteil der Literatur handelt bis dato davon, dass Menschen der dunklen Triade Macht und Manipulation einsetzen, beziehungsweise sich rücksichtlos, egozentrisch und betrügerisch verhalten, um schnell an ihr Ziel zu kommen. In den meisten Fällen streben sie den schnellen Karriereanstieg an – was ihnen auch gelingt. Der Grund, warum man sich in Acht vor diesen sozialen Raubtieren nehmen sollte, ist die Gefahr, dass sie auf Außenstehende sehr charmant, erfrischend und charismatisch wirken können. Man wird von ihrer glänzenden Oberfläche geblendet. Dabei werden beim Gegenüber die Warnmechanismen ausgeschaltet und leider wird dies oft erst bemerkt, wenn es schon zu spät ist. Dies ist der Schlüsselsatz für das Interesse an dem Thema. Ich möchte mich in dieser Arbeit von dem wirtschaftlichen Bereich abgrenzen und den Fokus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Menschen mit einem relativ hohen gesunden Anteil und Menschen der dunklen Triade legen. Spezifisch möchte ich die liebes- bzw. partnerschaftlichen Beziehungen beleuchten, da für mich ein großes Interesse besteht, ob solche Verbindungen erfolgreich sein können, oder nicht. Meine Annahme ist, dass den sozialen Raubtieren eine Partnerschaft aufgrund ihres Manipulationstalentes sogar gelingt, um ihren persönlichen Vorteil aus der Beziehung herausholen zu können. Der Nutzen meiner Arbeit ist Bewusstheit gegenüber der dunklen Triade zu entwickeln um sich selbst schützen zu können. Während die Achtsamkeit einerseits im Berufsleben essentiell ist, ist es meines Erachtens auch wichtig, im Privatleben das Bewusstsein zu steigern. Ich habe oft in Austauschforen im Internet gelesen: „Hätte ich über dieses Phänomen früher Bescheid gewusst, dann hätte ich mir einiges erspart“. Das bestätigt mir, dass es noch einiges an Aufklärung bedarf und dies ist das Ziel meiner Arbeit.
1.2 Methode
Ich habe mich entschieden, eine Literaturarbeit zu verfassen. Anlaufstelle war hierfür die Hauptbücherei am Gürtel, sowie die Fachbereichsbibliothek für Psychologie der Universität Wien für fachspezifischere Werke. Für die Suche nach Studien oder auch englischsprachigen Artikeln war das Internet eine hilfreiche Quelle. Ich habe umfassend recherchiert und mich darauf festgelegt die Arbeit, neben dem Abschnitt der Definition, in zwei große Kapitel zu unterteilen, um den Leser bestmöglich über dieses Thema aufzuklären. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den Persönlichkeitsausprägungen Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Die Erklärungen sollen helfen, ein ganzheitliches Verständnis über die dunkle Macht der Triade zu bekommen und das Wissen, wie man solche Menschen identifiziert. Das zweite Kapitel behandelt die Thematik: „partnerschaftliche Beziehungen mit sozialen Raubtieren“ und bildet somit den Kern. Im Anschluss werden die Ergebnisse diskutiert.
2 Definition der dunklen Macht der Triade
2.1 Beispiel James Bond
„Mein Name ist Bond. James Bond.“ Unter diesem Namen lebt der wohl berühmteste Geheimagent der Welt. Skrupellos, manipulativ und eigensinnig sind drei Eigenschaften, mit denen sich James Bond am Besten beschreiben lässt. Er hat nicht nur seine Feinde, sondern auch unzählige Frauenherzen auf dem Gewissen. Sein Ziel gilt es zu erreichen, koste es, was es wolle. Anständigkeit ist ihm fremd. Er übergeht Wünsche und Bedürfnisse seiner Mitmenschen, da er nur an sich und seinem eigenen Vorteil interessiert ist. Trotz alldem verfügt er über gute Umgangsformen und weiß sich zu benehmen. James Bond ist charmant und höflich. Er pöbelt nicht und wird auch nicht ausfällig (Jiménez 2015).
Der australische Sozialpsychologe Peter Jonason beschreibt in einer Studie, dass James Bond das Paradebeispiel für die dunkle Macht der Triade darstellt. Folglich wurde dieses Thema als eine „James Bond Psychology“ bezeichnet (Jonasan et al. 2010, S. 2). Eine geheimnisvolle, verlockende, aber doch recht gefährliche Kombination aus den drei Persönlichkeitsmerkmalen Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Jonason schreibt dem Geheimagenten bei allen drei Ausprägungen hohe Werte zu. Den Narzissmus findet man in seiner Faszination für teure Autos, Anzüge und Uhren. Sein Aussehen ist ihm sehr wichtig, die Krawatte muss auch nach dem Ausschalten eines Feindes immer richtig sitzen. Den machiavellistischen Anteil findet man in seinem starken Fokus, gerichtet auf ein Ziel und den Willen, dieses mit aller Kraft und Anstrengung zu erreichen. Der psychopathische Zug lässt sich mit der „licence to kill“ beschreiben, die emotionsloseste Art, Menschen zu schaden oder sogar zu töten, die sich ihm in den Weg stellen und von seinem Ziel abhalten. James Bond symbolisiert sowohl das Charisma und die unglaubliche Kraft und Zielstrebigkeit, als auch potenzielle Gefahr. Der Geheimagent stellt eine Reinform der dunklen Macht der Triade dar, welche in der Realität äußerst selten vorkommt (Jiménez 2015).
2.2 Einführung in die drei Ausprägungen der dunklen Triade
Die kanadischen Psychologen Delroy Paulhus und Kevin Williams entwickelten 2002 das Konzept der dunklen Triade. In ihrer Studie geht es um Eigenschaften im subklinischen Bereich. Das bedeutet, dass es sich um Persönlichkeitsmerkmale handelt, mit denen wir im alltäglichen Leben verkehren und die nicht klinisch relevant sind. Die Ergebnisse beweisen, dass Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie hoch miteinander korrelieren (Paulhus und Williams 2002, S. 2). Obwohl alle drei Ausprägungen verschiedene Merkmale haben, die zum Teil auch gegenläufige Komponenten aufweisen, gibt es eine fundamentale Gemeinsamkeit, nämlich den antisozialen Kern. Dabei handelt es sich um konsequentes Eigeninteresse (Externbrink und Keil 2017, S. 3).
Dieser Dreiklang taucht oft in Organisationen, vor allem in Führungspositionen, auf. Ihre Furcht- und Skrupellosigkeit, fehlende Empathie und Ausnutzung zwischenmenschlicher Beziehungen lässt die Menschen die Karriereleiter relativ schnell erklimmen. Durch ihr manipulatives Verhalten und ihren fehlenden Anstand bekommen sie rasch was sie wollen – auch weil alle anderen zu gehörig agieren und sie niemand aufhält. Menschen, die Anteile der dunklen Triade aufweisen, sind extrovertiert, offen und extrem selbstbewusst, wohingegen Pflichtbewusstheit nicht zu ihren Stärken zählt. Sie sind sehr individuell, risikobereit und konkurrenzfähig. Genau diese Eigenschaften sind in hohen Positionen Voraussetzung (Jiménez 2015).
Beim Narzissmus handelt es sich um grandiose Selbstüberschätzung und Überheblichkeit. Narzissten verzerren sich nach Bewunderung und reagieren empfindlich auf Kritik, da sie sonst mit ihrer Selbstwertproblematik in Berührung kommen. Menschen, die einen hohen machiavellistischen Anteil haben, sind manipulativ, durchsetzungsstark und haben kein Mitgefühl für ihr Umfeld. Machiavellisten stellen ihre eigenen Regeln auf und handeln, wenn nötig, auch moralisch verwerflich. Die Psychopathie ist die dunkelste Facette der Triade. Auch sie handeln rücksichtlos, haben dabei aber keine Angst vor Konsequenzen. Sie sind impulsiv, kaltblütig und haben großes Potenzial zur Kriminalität (emvio GmbH 2017).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Der Kern der dunklen Triade
Zieht man in diesem Kontext das Modell der Big Five heran, ist es interessant zu hinterfragen, ob und wie die dunkle Triade mit den anderen Persönlichkeitsmerkmalen korreliert. Das fünf-Faktoren-Modell, oder auch Big Five genannt, ist ein Design der Persönlichkeitspsychologie. Die Entwicklung dieses Konzepts begann bereits in den 1930er Jahren. Louis Leon Thurstone, Gordon W. Allport und Henry Sebastian Odbert begründeten einen lexikalischen Ansatz (HeLv 2012). Das bedeutet, dass sich Persönlichkeitsmerkmale in der Sprache niederschlagen. Anhand von Listen mit über 18.000 Begriffen wurden durch Faktorenanalysen fünf unabhängige und stabile Elemente gefunden: Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus (emotionale Labilität bzw. Verletzlichkeit) und Verträglichkeit. Die niedrige Verträglichkeit haben alle drei – Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie – gemein, da ihnen Hilfsbereitschaft, Streben nach Harmonie, mitfühlendes und verständnisvolles Verhalten, sowie Nachgiebigkeit Fremdwörter sind. Narzissten zum Beispiel verfügen über eine starke Selbstaufmerksamkeit beziehungsweise Selbstzentriertheit, außer wenn sie sich von anderen Menschen für ihre Grandiosität bestätigen lassen wollen. Das Ziel ihres stark personalisierten Machtmotivs liegt darin, die eigene vermeintliche Stärke und Größe wahrzunehmen. Demnach sind narzisstische Persönlichkeiten sehr extravertiert, offen und werden häufig als charismatisch bezeichnet (Externbrink und Keil 2018, S. 16-18). Psychopathen zeigen ein impulsives und unberechenbares Verhalten auf. Sie sind kalt und zeichnen sich durch ein starres, taktisches Verhalten aus, welches ihre Wünsche so schnell wie möglich erfüllen soll. Aus diesem Grund zeigt sich hier eine negative Korrelation mit den Merkmalen Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus. Machiavellismus steht in Zusammenhang mit unmoralischen Absichten mit dem Ziel, Geld, Macht und Status zu erlangen. Sie nutzen zwischenmenschliche Manipulation zur Erreichung ihrer Langzeitziele, die im Vordergrund stehen. Sie können ihre Gefühle sehr gut kontrollieren und verfügen demnach über eine gute Selbstdisziplin (Furtner und Baldegger 2016, S. 19).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Korrelation zwischen den Big Five und der dunklen Triade
Betrachtet man die dunkle Triade mithilfe des HEXACO-Modells („Big Six“), lässt sich erkennen, dass Personen mit relativ hohen Werten der dunklen Triade niedrige Ergebnisse auf der Ehrlichkeit-Bescheidenheit-Dimension erzielen (Lee und Ashton 2005). Damit zeigen sie auch Tendenzen zu Betrug und Irreführung bei hochsensiblen Angelegenheiten, denn zu einem erfolgreichen Lügner gehört mehr als nur die Intention, Unwahrheiten zu erzählen (Externbrink und Keil 2018, S.16‑18).
Ein weiteres Beispiel, neben James Bond, ist der amerikanische Bankmanager Richard Fuld, letzter Vorsitzender der Investmentbank Lehman Brothers und längster amtierender Direktor der Wall Street. Als er als Praktikant bei der Firma begann, machte er sich schnell einen Namen. Rasch stieg er Position für Position bis zum CEO auf und bekam den Spitznamen „Gorilla“ wegen seiner fortlaufenden Wutausbrüchen. Fuld verhalf dem Unternehmen zu Gewinnen in Millionenhöhe. Im Jahre 1997 lag der Unternehmensgewinn bei 48 Millionen Dollar, wovon er 46 Millionen zur Belohnung des oberen Managements und lediglich zwei Millionen für die Mitarbeiter in niedrigeren Positionen nutzte. Diese enorme Gewinnsteigerung war mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Bei einer internen Rede 2007 feuerte er gegen „short-sellers“ (Leerverkäufer), die seiner Firma schadeten: „If we get this right today, I hope we’ll squeeze some of those shorts, and squeeze ‘em hard. Not that I wanna hurt ‘em, don’t get that please, cause that’s just not who I am. I am soft, I am loveable. But what I really wanna do, is, I wanna reach in, rip out their heart and eat it before they die” (Externbrink und Keil 2018, S. 2).
Je höher die Position, desto unkritischer wird man. Doch genau hier liegt der Fehler. In den unteren Etagen eines Unternehmens herrschen bei der Personalauswahl noch andere Kriterien, während in hohen Etagen, die eigentlich viel mehr Verantwortung mit sich bringen, „laissez-faire“ agiert wird. Leute der dunklen Triade schaffen es rasch bis nach ganz oben und werden dann nicht mehr hinterfragt. Dadurch wird das Selbstbild ins übermäßig Positive verzerrt, da realistisches bzw. ehrliches Feedback immer seltener wird, je höher man sich in der Hierarchie hinaufgearbeitet hat (Jiménez 2015).
Wer sich innerhalb des subklinischen Bereichs der dunklen Triade befindet, ist in der Lage, ein weitaus unauffälliges und angepasstes Leben zu führen. Genau das ist das Gefährliche. Zum einen macht die Angepasstheit es so schwierig, die Triade zu identifizieren. Durch das manipulative Verhalten und den angenehmen Charme, den diese Menschen versprühen, tritt der wahre Charakter erst über einen gewissen Zeitraum auf. Meist dann, wenn es schon zu spät und man bereits auf sie „hereingefallen“ ist. Narzissten werten ihr Gegenüber anfänglich auf und vermitteln so ein wohlwollendes Gefühl. Psychopathen hingegen wirken anfangs erfrischend, anziehend, problemfrei und unkompliziert. Dies sind alles Eigenschaften, die dazu beitragen, die Warnmechanismen des Gegenübers auszuschalten und ihrer eigentlichen Intention – Menschen skrupellos für ihren Vorteil auszunutzen – nachzugehen. Zum anderen handelt es sich um Persönlichkeitsmerkmale, die jeder Mensch in unterschiedlicher Ausprägung in sich trägt. Es gibt daher keinen absoluten Nullpunkt. Narzisstische Tendenzen sowie ein positives Selbstbild oder ein „psychopathisches“ Risikobewusstsein können in manchen Situationen durchaus von Vorteil sein (May 2015).
2.3 Geschlechterunterschiede
Nachdem es sich bei den vorigen Beispielen um Männer gehandelt hat, ist es interessant zu hinterfragen, ob bei Frauen diese Charakterzüge auch zu finden sind. Ist eines der Geschlechter in Bezug auf die dunkle Triade häufiger betroffen oder doch ex aequo? In den letzten Jahren hat sich das Interesse an dunklen Persönlichkeiten enorm gesteigert. Obwohl unzählige Berichte über die dunkle Triade verfasst worden sind, gibt es nur wenige fundierte wissenschaftliche Studien zu diesem Thema.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Ergebnisse auf subklinischer Ebene fehlen. Jedoch kann man sich auf die klinische Praxis stützen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Wichtig ist, Befunde zu Eigenschaften und assoziierten Verhaltensweisen der Geschlechter näher zu betrachten. In Hinblick auf diese Betrachtungsweise ist man früher oder später mit der Frage nach „typisch männlichen“ und „typisch weiblichen“ Charaktereigenschaften konfrontiert (Externbrink und Kai 2018, S. 20). In den vergangenen Jahren konnte weitgehend unabhängig vom verwendeten Testinstrument festgestellt werden, dass Männer bedeutend höhere narzisstische, machiavellistische und psychopathische Ausprägungen als Frauen aufweisen (O’Boyle et al. 2012; Jonason et al. 2009; Jonason und Tost 2010). Die Studie „A gender role view of the dark triad traits“ (Jonason und Davis 2018) bestätigt genau diese These.
In Hinsicht auf den biosozialen Ansatz und die soziale Rollenverteilung sind Frauen immer noch mit Vorurteilen konfrontiert. Im Berufskontext sind das Aspekte wie Streitsucht, mangelnde Krisenresistenz, Schwäche in Verhandlungen und Schwierigkeiten, Ratio von Emotio trennen zu können. Verhalten sie sich jedoch „typisch männlich“ sprich durchsetzungsstark, selbstbewusst und dominant, haben sie mit dem sogenannten Backlash-Effekt zu kämpfen. Dieses Phänomen besagt, dass Frauen, die sich verstärkt maskulin verhalten, mit sozialer Ablehnung konfrontiert sind. Beispielsweise werden Frauen, die bei Bewerbungsgesprächen ihre Fähigkeiten hervorheben, seltener eingestellt, da dies nicht der rollenkonformen Erwartungshaltung entspricht und sie künstlich und nicht authentisch wirken (Externbrink und Keil 2018, S. 22-23).
Natürlich geht es hierbei um tendenzielle Ergebnisse. Es gibt durchaus sogenannte Alpha-Frauen, die in Führungspositionen vertreten sind. In solchen Fällen weisen sie gleich hohe Ausprägungen in allen Dimensionen der dunklen Triade wie ihre männlichen Kollegen auf. Stellt man die Ergebnisse der Studie „Think-Manager-Consider Female“ (Mai et al. 2016) über weibliche Führungskräfte denen von durchschnittlichen Frauen aus der Allgemeinbevölkerung gegenüber, wird klar, dass Top-Managerinnen untypisch weiblich agieren. Frauen in Führungspositionen sind demnach extrovertierter, emotional stabiler, weniger verträglich, gewissenhafter, kreativer, sowie deutlich narzisstischer. Diese Frauen sind jedoch nach wie vor in der Minderheit (Büttgen und Mai 2016). In Österreich lag der Frauenanteil in Geschäftsführungen 2017 bei 7,2% (Statista GmbH o.J.) Gerade bei diesem Teilaspekt war es herausfordernd, Informationen einzuholen, da es beinahe noch keine fundamentierte Literatur dazu gibt. Ich habe mir mit englischen Studien zu diesem Thema Klarheit verschafft. Generell lässt sich sagen, dass die Arbeit mit der dunklen Triade eine heikle Sache ist. Laut den Wirtschaftspsychologen Kai Externbrink und Moritz Keil ist es aus folgenden vier Gründen anspruchsvoll: Erstens, das Thema ist spektakulär. Zweitens, es wird viel dazu publiziert, was gleichzeitig die Herausforderung mitbringt, zwischen evidenz-basierten und nicht-evidenz-basierten Ergebnissen zu unterscheiden. Drittens, man darf nicht zu Vereinfachungen tendieren. Es gibt gegenläufige Befunde und konzeptionelle Ungereimtheiten, die es zu erforschen gilt und nicht zu vereinfachen. Viertens, die dunkle Macht der Triade ist praxisrelevant (Externbrink und Keil 2018, S. VII). Den sozialen Raubtieren kann man im täglichen Leben begegnen und es kann durchaus sein, dass man sich mit einem im näheren Umfeld auseinandersetzen muss (beispielsweise mit einem Vorgesetzten oder Partner eines Familienmitgliedes). Aus dem Grund muss man Befunde genau überprüfen, bevor diese generalisiert werden. Es ist ein zutiefst komplexes Konstrukt, welches noch ein breites Feld zum Forschen anbietet.
3 Einzelne Störungsbilder
“A Narcissist, a Psychopath and a Machiavellian walk into a Bar. The bartender asks, who has the darkest personality out of you three? The Narcissist says ‘me’, the Psychopath says: ‘I don’t care’, and the Mach says ‘It’s whoever I want it to be.’”
Raj Chopra (2013)
Neben diesen drei Ausprägungen der dunklen Macht der Triade gibt es in der Psychologie eine weitere Differenzierung, und zwar den Begriff der dunklen Tetrade, welche auch den Sadismus beinhaltet. Zusammen korrelieren die vier Bestandteile hoch miteinander, was zur Bildung einer destruktiven und ausbeuterischen Persönlichkeitsstrategie führen kann (emvio GmbH 2017).
Im folgenden Kapitel werde ich nun auf die einzelnen Ausprägungen eingehen und krankheitswertige Aspekte beleuchten. Dies soll zum ganzheitlichen Verständnis beitragen und die Abgrenzung zum subklinischen Bereich erleichtern.
3.1 Narzissmus
3.1.1 Griechische Mythologie – Sage des Narziss
Der Begriff Narzissmus geht auf die altgriechische Mythologie, die Sage von Narziss zurück. Narziss ist der Sohn des Flussgottes Kephissos und der Wassernymphe Leiriope. Nach der Geburt ihres schönen Sohnes suchte seine Mutter den Wahrsager Teiresias auf, um herauszufinden, ob Narziss ein langes, glückliches Leben vergönnt sei. Er antwortete darauf: „Solange, bis er sich selbst kennenlernt.“ Leiriope konnte mit dieser Aussage wenig anfangen und schenkte ihr keine weitere Beachtung. Aufgrund seiner Schönheit und unglaublichen Anziehungskraft wurde Narziss häufig von Mädchen als auch von Jünglingen umworben, welche er aber aufgrund seiner Überheblichkeit immer grob abwies. Eines Tages kam er an eine Quelle und wollte seinen Durst löschen. Als er sich darüber beugte und in der Reflexion sein eigenes Spiegelbild erblickte, war er davon so angezogen, dass er nicht merkte, dass es sich um ihn selbst handelte. Beim Versuch, sich der Spiegelung im Wasser zu nähern, in die sich Narziss sofort verliebte, stürzte er hinein und ertrank (Lengersdorf 2017).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Die Sage des Narziss
Der Narzisst trennt unbewusst sein Selbst vom Ich. Das bedeutet, dass er sich ein Idealbild von sich aufbaut, für das er lebt. Genauer gesagt ist der Körper nur ein Objekt, der ihm helfen soll ein perfektes Image zu gestalten. Das Idealbild wird nicht mit den wahren, inneren Impulsen gekoppelt und dient lediglich dafür, das Ego zu pflegen und zu vergrößern (Grüttefien 2016). Diese Metapher veranschaulicht den Begriff Narzissmus.
3.1.2 Die Liebe zu sich selbst
„Andere Menschen existieren, um mich zu bewundern.“ So lassen sich Narzissten in einem Satz beschreiben. Sie hinterlassen einen überaus positiven ersten Eindruck, da sie mit Charisma, Attraktivität, Charme, Humor und Wortgewandtheit beeindrucken können. Sie lechzen danach, wahrgenommen, bewundert und respektiert zu werden. Sie sind jedoch häufig eitel, exhibitionistisch und arrogant. Der Narzissmus bedeutet weitaus mehr als die schlichte Selbstliebe, denn vielmehr geht es um die innere Bezogenheit auf das Selbst (Lengersdorf 2017). Sie gieren nach Anerkennung und Aufmerksamkeit und suchen in erster Linie Fans. Man könnte sie auch als selbstbezogene Menschen mit Geltungsdrang beschreiben. Narzissten weisen folgende Charakteristika auf: übersteigertes Selbstbewusstsein, Streben nach Aufmerksamkeit und Dominanz, mangelnden Willen, Gefühle anderer in ihre Entscheidungen miteinzubeziehen, als auch eine gewisse Rastlosigkeit (Mai 2014). Die eigene Person wird maßlos überbewertet, während alle anderen Personen entwertet werden. Schaut man jedoch hinter die Fassade, bemerkt man, dass die oberflächliche Selbstliebe tiefsitzende Unsicherheit überspielt. Das augenscheinlich zu große Ego entpuppt sich als mangelndes Selbstwertgefühl. Narzissten fühlen sich sehr schnell zurückgewiesen und gekränkt (Paradisi-Redaktion 2011). Aus dieser Angst heraus umgehen sie Situationen, die das Bild der eigenen Person ins Wanken bringen könnte. Indem man sich mit einem grandiosen Selbstbild identifiziert, kann man den Schmerz der inneren Wirklichkeit ignorieren (Lengersdorf 2017). Durch die überspielte Unsicherheit können rasch gesellschaftliche Vorurteile entstehen. Der erste Eindruck kann ins Negative umschlagen, da Narzissten unentwegt von sich sprechen und ihre Vorzüge betonen. Damit werden sie rasch als eingebildet empfunden. Empathiegefühl, Mitleid, Hilfsbereitschaft und Kritikfähigkeit sind für Narzissten Fremdwörter (Paradisi-Redaktion 2011).
3.1.3 Positiver / negativer Narzissmus
Weniger bewusst ist die Tatsache, dass es auch positive Seiten des Narzissmus gibt. Die „Selbstliebe“ ist eine wichtige Basis unserer Persönlichkeit. In gesundem Maß sind die Eigenschaften des Narzissmus ganz und gar nicht schädlich. Es ist eine positive Einstellung zu sich selbst gemeint, die ein stabiles Selbstwertgefühl beinhaltet. Ein sich selbst liebender Mensch ist stets darum bemüht, seine Bedürfnisse und Wünsche mit der Umwelt in Einklang zu bringen. Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstachtung sind wesentliche Grundsätze für ein erfülltes Leben. Solche Menschen bewahren ihr Selbstwertgefühl auch dann, wenn sie Rückschläge, Niederlagen und vor allem Kritik erfahren. Positiv narzisstische Menschen haben eine harmonische beziehungsweise wärmende Ausstrahlung. Sie können nehmen, aber gleichzeitig auch geben. Sie sind tolerant, verständnisvoll anderen gegenüber und keineswegs überheblich. Gesunder Narzissmus ist Motor einer jeden Entwicklung, Kreativität und Fortschrittes (Grüttefien o.J.).
Bei negativem Narzissmus handelt es sich, wie bereits im vorigen Kapitel erläutert, um mangelnden Selbstwert. Er beruht auf einer Säugling-Elternteil-Beziehung, bei der das Kind zu wenig Einfühlungsvermögen und/oder Bestätigung erfahren hat. Ein ausgeprägter Narzissmus bedeutet, dass Betroffene ausschließlich sich selbst zugewandt sind und ein eher passives Liebesbedürfnis haben. Wenn ein Narzisst liebt, dann nur mit der Intention, geliebt zu werden. Eine solche Beziehung ist charakterisiert durch das Geben des Partners und Nehmen des Narzissten. Sie sind auf ständige Bestätigung angewiesen. Bleibt diese aus, kommt es zu erheblichen Problemen, wie zum Beispiel Entwertung im zwischenmenschlichen Bereich (Praxis Zadrazil o.J.). In seiner negativen Form ist der Narzissmus Auslöser von Neid, Hass, Eifersucht, Streit und Kränkungen. In seiner bösartigen Form ist er Ursache von Gewalt, Verbrechen und Krieg (Grüttefien o.J.). Der renommierte Psychologe Dr. John Gartner ist davon überzeugt, dass Donald Trump an malignem Narzissmus leide, da er emotional unfähig sei, die Vereinigten Staaten von Amerika zu regieren. Eigentlich ist eine solche Ferndiagnose strengstens untersagt, da sie gegen die „Goldwater-Rule“ verstößt. Diese besagt, dass Psychiater und Psychologen nur dann eine Diagnose stellen dürfen, wenn sie die Person auch selbst untersucht haben. Gartner argumentiert jedoch, dass der Präsident sein Verhalten tagtäglich in den Medien präsentiere und er somit die Kriterien des bösartigen Narzissmus erfülle (FOCUS Online 2017). Der Psychiater Allen Frances bezeichnet Trump als böse, inkompetent und sieht ihn als Gefahr für die Demokratie (Marano 2017). Auffällig sind seine Aggressivität, sein Hang zum Lügen, Verfolgungswahn und seine anti-sozialen Verhaltensweisen. Personen, die an malignem Narzissmus leiden, manipulieren, dramatisieren und verleumden. Sie fühlen sich im Recht, sind egozentrisch und kennen keine Schuldgefühle oder Reue (FOCUS Online 2017). Gartner meint jedoch, dass sich der bösartige Narzissmus von der narzisstischen Persönlichkeitsstörung unterscheide, da es sich beim bösartigen Narzissmus um eine Art Kombination aus Pathologie, hohem Aggressionspotenzial und einem Hang zur Paranoia handelt (Milligan 2017).
Auf der Website www.change.org hat Dr. John Gartner die Petition „Mental Health Professionals Declare Trump Is Mentally Ill And Must Be Removed“ ins Leben gerufen. Seitdem Anfang 2017 die Petition online ist, haben circa 70.000 von den gewünschten 75.000 Leuten unterschrieben.
3.1.4 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Es kann immer dann von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) gesprochen werden, wenn das Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung in übertriebener und krankhafter Weise ausgelebt wird (Grüttefien 2017). Die Betroffenen leben dabei in einer Art Fantasiewelt, in der sie sich als überaus grandios sowie wichtig erleben und glauben, etwas Besonderes zu sein. Sie sind nicht in der Lage, wahre Freude zu empfinden (Paradisi-Redaktion 2011). Im Gegensatz zum ICD-10 (Internationales Klassifikationssystem der Krankheiten), wo NPS lediglich unter den „sonstigen spezifischen Persönlichkeitsstörungen“ angeführt wird, nimmt es der DSM-5 (Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen) genauer. Es müssen mindestens fünf der neun Kriterien erfüllt sein:
- Die Betroffenen haben ein grandioses Verständnis der eigenen Wichtigkeit. Sie übertreiben zum Beispiel ihre Leistungen und Talente oder erwarten ohne entsprechende Leistungen, von anderen als überlegen anerkannt zu werden.
- Sie sind stark von Phantasien über grenzenlosen Erfolg, Macht, Brillanz, Schönheit oder idealer Liebe eingenommen.
- Sie glauben von sich „besonders“ und einzigartig zu sein. Deshalb sind sie überzeugt, nur von anderen „besonderen“ oder hochgestellten Menschen verstanden zu werden oder nur mit diesen Kontakt pflegen zu müssen.
- Sie benötigen exzessive Bewunderung.
- Sie legen ein hohes Anspruchsdenken an den Tag. Das bedeutet, dass sie die übertriebene Erwartung haben, dass automatisch auf die Erwartungen eingegangen wird oder dass sie besonders günstig behandelt werden.
- Sie verhalten sich in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, das heißt, sie nutzen andere aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
- Sie zeigen einen Mangel an Einfühlungsvermögen, das heißt, sie sind nicht bereit, die Gefühle oder Bedürfnisse anderer zu erkennen, zu akzeptieren oder sich in sie hineinzuversetzen.
- Sie sind häufig neidisch auf andere oder glauben, andere seien neidisch auf sie.
- Sie zeigen arrogante, hochmütige Verhaltensweisen oder Ansichten.
(Pro Psychotherapie e.V. o.J.)
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung hat viele Facetten und Ausdrucksformen, so dass verschiedene Symptome in unterschiedlichster Form auftreten können (Grüttefien 2017). Die Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung liegt – natürlich abhängig von den verwendeten Diagnosekriterien, bei 0,5 – 2,5 %. Narzisstische Persönlichkeitszüge findet man jedoch viel häufiger (DocCheck Medical Services GmbH o.J.).
Es wird vermutet, dass genetische Faktoren bei der Entstehung des Narzissmus eine Rolle spielen. Wie bereits zuvor erwähnt, entsteht Narzissmus jedoch meistens in der frühen Kindheit, wenn sich die eigene Individualität und das Selbstwertgefühl entwickeln sollten. Die psychoanalytische Theorie besagt, dass Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung entweder als Kind zu wenig Anerkennung und Liebe von ihren Eltern erfahren haben. Ein Beispielsatz dazu wäre: „Ich war wie Luft (Praxis Zadrazil o.J.)“. Oder dass sie die Wünsche des Kindes besonders in den Mittelpunkt gestellt und übermäßig für seine Talente bewundert haben und damit überforderten, beispielsweise mit Aussagen wie: „Du bist mein großer Junge, du schaffst alles (Praxis Zadrazil o.J.).“ Aus diesem Grund schwanken Betroffene zwischen einem krankhaften positiven Selbstbild und der Angst, anderen nicht zu genügen. Sie sind davon überzeugt, nur dann Anerkennung und Liebe zu erlangen, wenn sie möglichst viel dafür tun, zum Beispiel ihre Talente und Besonderheiten zeigen. Die psychoanalytische Methode schlägt vor, dass die Neidgefühle und das fehlende Empathiegefühl durch unbewusste Wut auf andere hervorgerufen werden. Ihre Tendenz, andere auszunutzen und zu manipulieren, führt dazu, dass sie keine angemessenen zwischenmenschlichen Erfahrungen sammeln können (Pro Psychotherapie e.V. o.J.). Betroffene neigen zu geschicktem Taktieren, nehmen keine Rücksicht und strahlen emotionale Kälte aus (Praxis Zadrazil o.J.).
3.2 Machiavellismus
3.2.1 Niccolò Machiavelli
Diese Ausprägung geht auf den bekannten italienischen politischen Theoretiker Niccolò Machiavelli (1469-1527) zurück. Mit seinen Schriften und vor allem mit seinen Hauptwerken „Il Principe“, zu Deutsch „Der Fürst“ (1513) und „Discorsi“ (1522), prägte er den Machiavellismus. Er analysierte das politische Handeln in Italien des 15. Jahrhunderts, dessen Nachwirkungen sich immer noch in heutigen Staatslehren zeigen. Ausschlaggebend für die Persönlichkeitsmerkmale des Machiavellismus ist ersteres Werk (Henning 1983). Zusammenfassend geht es in dem Buch um die damaligen verschiedenen Fürstentümer und wie man sie erlangen kann, über die richtige Führung eines Heeres und abschließend über das korrekte Verhalten eines Fürsten und welche Eigenschaften er bestenfalls aufweisen sollte (Lengersdorf 2017). Das Motiv des politischen Handelns ist reines Machtinteresse, meint Machiavelli (Henning 1983).
Seine Theorie besagt, dass der Mensch im Grunde böse ist und sich immer unmoralisch verhalten wird, wenn er daraus einen Nutzen ziehen kann. In einem Schlüsselsatz verpackt wäre das der rücksichtslose Machtmissbrauch des Regierenden, der einzig und alleine dazu dient, mit grausamen Methoden die Herrschaft und somit die Macht zu sichern. Um diese radikale Einstellung verstehen zu können, ist es essentiell, Machiavellis Menschenbild näher zu betrachten. Er ist davon überzeugt, dass sich ein Mensch aus seinem tiefsten Inneren nicht ändern kann. Sein Hauptstreben bleibt immer die Machtmaximierung und er wird dies ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen. Dabei ist es ihm egal, ob seine Methoden gut oder schlecht sind. An sich ist diese Annahme nichts Neues für uns Menschen (Sewald 2001, S. 1). Der Theoretiker meint, dass sich tief in unserem Unbewussten ein Machiavellist verbirgt, da wir uns instinktiv – abhängig von der Position der sozialen Rangordnung – nach dieser Theorie verhalten (Kreutzer 2010). Der Dauerkonflikt zwischen Ethik und Politik ist seit Machiavelli nicht mehr wegzudenken (Henning 1983).
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- Barbara Tiefenbacher (Author), 2019, Das Persönlichkeitsmodell der dunklen Triade. Können Paarbeziehungen mit sozialen Raubtieren erfolgreich sein?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455374
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