In der politikwissenschaftlichen Forschung sind Experten-Interviews ein weit verbreitetes Erhebungsverfahren im Rahmen qualitativer Forschungsprojekte. Trotz ihrer häufigen Anwendung sind sie methodisch bisher wenig bearbeitet worden und werden in den meisten Lehrbüchern über empirische Forschungstechniken - wenn überhaupt - nur am Rande erwähnt. Nur wenige Autoren haben sich dieser Form der mündlichen Datenermittlung bisher explizit gewidmet und diese methodisch reflektiert. Zu nennen sind an dieser Stelle vor allem die Aufsätze von Meuser und Nagel (1991 und 1994), Abels und Behrens (1998) sowie Schmid (1995), welche die wesentlichen textlichen Grundlagen dieses Papiers bilden. Die thematischen Schwerpunkte in diesen Aufsätzen sind unterschiedlich. Während bei den einen Fragen des Feldzugangs und Probleme des Diskursverlaufs im Vordergrund stehen (so bei Abels und Behrens, 1998), richtet sich das Augenmerk der anderen vor allem auf Strategien und Probleme der Interviewauswertung (so bei Meuser und Nagel, 1991).
Anliegen des Papiers ist es, die Erkenntnisse dieser unterschiedlichen Betrachtungsweisen in einem Gesamtkonzept zu vereinen. Auf diese Weise sollen die drei Phasen eines Experten-Interviews (Vorbereitung, Durchführung und Auswertung) anschaulich gemacht werden und konkrete Empfehlungen zur Vorgehensweise gegeben werden. Zentral ist bei der Darlegung der verschiedenen Phasen die Frage nach dem maximalen Nutzen für den Forscher. Anders formuliert: Wie sollte der Forscher im jeweiligen Stadium des Forschungsprozesses vorgehen, um seine Ziele bestmöglich zu erreichen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anwendungsgebiete und Grundcharakteristika von Experten-Interviews
- Die Vorbereitung auf ein Experten-Interview
- Die Durchführung eines Experten-Interviews
- Die Auswertung eines Experten-Interviews
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die methodischen Grundlagen und die praktische Durchführung von Experteninterviews in der politikwissenschaftlichen Forschung zu beleuchten. Sie vereint verschiedene Betrachtungsweisen zu einem Gesamtkonzept, das die drei Phasen (Vorbereitung, Durchführung und Auswertung) anschaulich darstellt und konkrete Handlungsempfehlungen gibt. Der Fokus liegt auf der Maximierung des Nutzens für den Forscher in jedem Stadium des Forschungsprozesses.
- Anwendungsgebiete und Charakteristika von Experteninterviews
- Vorbereitung eines Experteninterviews (inkl. Auswahl der Interviewpartner und Leitfadenkonstruktion)
- Strategien und Taktiken der Interviewführung, Umgang mit Interaktionseffekten
- Auswertung von Experteninterviews
- Optimierung des Forschungsprozesses durch Experteninterviews
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Stellenwert von Experteninterviews in der politikwissenschaftlichen Forschung und benennt die Forschungslücke bezüglich der methodischen Bearbeitung. Sie skizziert das Ziel der Arbeit: die Integration unterschiedlicher Betrachtungsweisen in ein Gesamtkonzept, welches die drei Phasen eines Experteninterviews (Vorbereitung, Durchführung, Auswertung) mit konkreten Empfehlungen erläutert und den maximalen Nutzen für den Forscher im Fokus hat. Die Arbeit basiert auf den Aufsätzen von Meuser und Nagel (1991 und 1994), Abels und Behrens (1998) und Schmid (1995).
Anwendungsgebiete und Grundcharakteristika von Experten-Interviews: Dieses Kapitel beschreibt die vielfältigen Anwendungsgebiete von Experteninterviews in unterschiedlichen Forschungsfeldern (Policy- und Implementationsforschung, Eliten- und Verwendungsforschung, Industriesoziologie) und hebt deren Einsatz als eigenständige oder ergänzende Methode hervor. Es definiert den Expertenstatus als soziales und methodisches Konstrukt, abhängig von der Fragestellung. Experten werden als Verantwortliche für Entwurf, Implementierung oder Kontrolle von Problemlösungen oder als Personen mit privilegiertem Zugang zu relevanten Informationen charakterisiert. Das Kapitel betont den Unterschied zu normalen Interviews, bei denen der Fokus auf dem institutionellen und organisatorischen Kontext und nicht auf der individuellen Persönlichkeit des Interviewpartners liegt. Die angestrebte Trennung zwischen Professionellem und Person wird als Ideal beschrieben, das in der Praxis durch Interaktionseffekte beeinflusst wird. Der Kapitel beschreibt auch den Gesprächsverlauf und die Rolle des Experten, der die Interviewsituation dominiert und den Bedeutungsrahmen strukturiert. Der flexible Umgang des Forschers mit einem groben Interviewleitfaden wird ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Experten-Interviews, qualitative Forschung, Politikwissenschaft, Methoden, Interviewführung, Auswertung, Forschungsdesign, Informationsgewinnung, Interaktionseffekte, Methodenmix.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Methoden der Experteninterviews in der Politikwissenschaft
Was ist der Hauptfokus dieses Dokuments?
Das Dokument beleuchtet die methodischen Grundlagen und die praktische Durchführung von Experteninterviews in der politikwissenschaftlichen Forschung. Es integriert verschiedene Betrachtungsweisen zu einem Gesamtkonzept, das die drei Phasen (Vorbereitung, Durchführung und Auswertung) eines Experteninterviews anschaulich darstellt und konkrete Handlungsempfehlungen gibt. Der Fokus liegt auf der Maximierung des Nutzens für den Forscher in jedem Stadium des Forschungsprozesses.
Welche Phasen eines Experteninterviews werden behandelt?
Das Dokument behandelt die drei zentralen Phasen eines Experteninterviews: die Vorbereitung, die Durchführung und die Auswertung. Für jede Phase werden konkrete Handlungsempfehlungen gegeben.
Welche Themen werden in der Vorbereitungsphase eines Experteninterviews behandelt?
Die Vorbereitungsphase umfasst die Auswahl geeigneter Interviewpartner und die Konstruktion eines Interviewleitfadens. Das Dokument bietet detaillierte Hinweise zu diesen Aspekten.
Wie wird die Durchführung eines Experteninterviews beschrieben?
Die Durchführungsphase beschreibt Strategien und Taktiken der Interviewführung, inklusive des Umgangs mit Interaktionseffekten. Es wird betont, dass der Experte die Interviewsituation dominiert und den Bedeutungsrahmen strukturiert, während der Forscher flexibel mit einem groben Interviewleitfaden umgeht.
Wie wird die Auswertung von Experteninterviews behandelt?
Das Dokument beschreibt Methoden zur Auswertung von Experteninterviews, ohne jedoch konkrete Techniken detailliert aufzulisten. Der Fokus liegt auf der Optimierung des gesamten Forschungsprozesses durch den Einsatz von Experteninterviews.
Welche Anwendungsgebiete von Experteninterviews werden genannt?
Das Dokument nennt verschiedene Anwendungsgebiete, darunter Policy- und Implementationsforschung, Eliten- und Verwendungsforschung sowie Industriesoziologie. Experteninterviews können sowohl als eigenständige als auch als ergänzende Methode eingesetzt werden.
Wie wird der Expertenstatus definiert?
Der Expertenstatus wird als soziales und methodisches Konstrukt definiert, abhängig von der jeweiligen Forschungsfrage. Experten werden als Verantwortliche für Entwurf, Implementierung oder Kontrolle von Problemlösungen oder als Personen mit privilegiertem Zugang zu relevanten Informationen charakterisiert.
Welche Autoren werden zitiert?
Das Dokument bezieht sich auf die Arbeiten von Meuser und Nagel (1991 und 1994), Abels und Behrens (1998) und Schmid (1995).
Welche Schlüsselwörter charakterisieren das Dokument?
Schlüsselwörter sind: Experten-Interviews, qualitative Forschung, Politikwissenschaft, Methoden, Interviewführung, Auswertung, Forschungsdesign, Informationsgewinnung, Interaktionseffekte, Methodenmix.
- Quote paper
- Matthias König (Author), 2004, Experten-Interviews in der politikwissenschaftlichen Forschung - Theoretische Grundlagen und praktische Durchführung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45432