Die ureigene Bestimmung der Geschäftsberichte kapitalmarktorientierter Unternehmen ist unter anderem die Informationsvermittlung an die Abschlussadressaten, zu einem großen Teil also an die Kapitalgeber . Diese sollen einen umfassenden Eindruck über den Geschäftsentwicklung, das Geschäftsergebnis und die Situation der Kapitalgesellschaft gewinnen können. Die Angaben sollten somit den Informationsasymmetrien und Zielkonflikten zwischen Investoren, Management, Aufsichtsrat und Abschlussprüfer entgegenwirken, die nach der doppelstufigen Prinzipal-Agenten-Theorie bestehen.
Mit der Einführung des Bilanzmodernisierungsgesetzes (BilMoG) im Jahr 2009 ergeben sich unter anderem neue Berichtspflichten im (Konzern-)Lagebericht in Zusammenhang mit dem Risikomanagementsystem. Welche Bedeutung diese Anforderungen des HGB zusammen mit den entsprechenden Bestimmungen der IFRS haben und ob die in der Praxis gemachten Angaben zum Risikomanagementsystem entscheidungsnützlich sind, ist Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit.
Um die tatsächlichen Auswirkungen auf die Praxis erkennen zu können, werden Geschäftsberichte großer europäischer Banken untersucht, da das Risikomanagementsystem gerade bei Banken besonders wichtig ist. Die relevanten Abschnitte der Geschäftsberichte der Commerzbank AG, Deutsche Bank AG und Barclays PLC werden in einer empirischen Analyse vorgestellt, um einen Eindruck der Berichtspraxis zum Risikomanagement zu vermitteln.
Die Berichte der Banken werden anschließend untereinander bezüglich der Schwerpunktsetzung und des Umfangs miteinander verglichen. So ist es möglich die praktische Berichterstattung anschließend an den Maßstäben des Conceptual Framework zu messen und kritisch zu würdigen.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Kritische Betrachtung der Normen zum Risikomanagementsystem nach HGB und IFRS
- Zusammenfassung der qualitativen Anforderungen an die Entscheidungsnützlichkeit nach Definition durch das IFRS Framework
- Anforderungen an die Berichterstattung kapitalmarktorientierter Unternehmen nach HGB
- Darstellung der Pflicht zur Angabe von Risikomanagementzielen und -methoden im (Konzern-)Lagebericht in Bezug auf Finanzinstrumente
- Darstellung und kritische Würdigung der Pflicht zur Angabe der wesentlichen Merkmale des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems, bezogen auf den Rechnungslegungsprozess
- Beschreibung der Darstellungspflichten und Untersuchung der Abgrenzung des internen Kontrollsystems vom Risikomanagementsystem
- Beschreibung und Bewertung der geforderten Wesentlichkeit der Merkmale und des Bezugs auf den Rechnungslegungsprozess
- Anforderungen an die Berichterstattung kapitalmarktorientierter Unternehmen nach IFRS
- Darstellung und Beurteilung der Pflichten zur Angabe der Risikomanagementziele, -methoden und -prozesse mit Bezug auf Finanzinstrumente nach IFRS 7
- Bewertung der unterstützenden Funktion des Management Commentary nach IFRS Practice Statement
- Empirische Analyse der Berichterstattung großer europäischer Banken
- Gang der Untersuchung
- Vergleichende Untersuchung der Geschäftsberichte der europäischen Großbanken Barclays PLC, Commerzbank AG und Deutsche Bank AG
- Angaben zur strukturellen Organisation des Risikomanagements
- Angaben zu Risikostrategie und Risikosteuerung
- Angaben zum Risikomanagementsystem in Bezug auf den Rechnungslegungsprozess
- Bewertung der Angaben, insbesondere im Hinblick auf Unterschiede zwischen den Banken in Schwerpunktsetzung
- Kritische Würdigung der Berichtspraxis der Banken bezogen auf das Risikomanagementsystem hinsichtlich der Entscheidungsnützlichkeit für Kapitalgeber
- Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der entscheidungsnützlichen Berichterstattung zum Risikomanagementsystem in den Geschäftsberichten kapitalmarktorientierter Unternehmen. Dabei werden die Anforderungen des Handelsgesetzbuches (HGB) und der International Financial Reporting Standards (IFRS) unter besonderer Berücksichtigung der Berichtspraxis großer europäischer Banken analysiert. Die Arbeit zielt darauf ab, die Entscheidungsnützlichkeit der Angaben zum Risikomanagementsystem zu bewerten und zu untersuchen, inwiefern die aktuellen Vorschriften und die praktische Umsetzung den Bedürfnissen der Kapitalgeber gerecht werden.
- Definition der Entscheidungsnützlichkeit im Rahmen des Conceptual Framework des IASB
- Analyse der Anforderungen an die Berichterstattung zum Risikomanagementsystem nach HGB und IFRS
- Empirische Analyse der Berichterstattung großer europäischer Banken
- Bewertung der Entscheidungsnützlichkeit der Angaben zum Risikomanagementsystem
- Bewertung der Übereinstimmung zwischen den Anforderungen der Normen und der tatsächlichen Berichtspraxis
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Problemstellung dar und führt in die Thematik der entscheidungsnützlichen Berichterstattung zum Risikomanagementsystem ein. Es wird die Bedeutung des Geschäftsberichts als Informationsquelle für Kapitalgeber hervorgehoben und die Notwendigkeit einer umfassenden und aussagekräftigen Darstellung des Risikomanagementsystems betont.
Kapitel II beleuchtet die Normen zum Risikomanagementsystem nach HGB und IFRS. Es werden die qualitativen Anforderungen an die Entscheidungsnützlichkeit, die im Conceptual Framework des IASB definiert sind, zusammengefasst und auf die Besonderheiten der Berichterstattung kapitalmarktorientierter Unternehmen nach HGB und IFRS eingegangen.
In Kapitel III erfolgt eine empirische Analyse der Berichterstattung großer europäischer Banken. Es wird der Gang der Untersuchung beschrieben und eine vergleichende Untersuchung der Geschäftsberichte der Banken Barclays PLC, Commerzbank AG und Deutsche Bank AG durchgeführt. Dabei werden die Angaben zur strukturellen Organisation des Risikomanagements, zur Risikostrategie und Risikosteuerung sowie zum Risikomanagementsystem in Bezug auf den Rechnungslegungsprozess betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind Risikomanagementsystem, Entscheidungsnützlichkeit, Geschäftsbericht, Kapitalgeber, HGB, IFRS, Berichtspraxis, europäische Großbanken, Geschäftsentwicklung, Geschäftsergebnis, Informationssymmetrie, Zielkonflikt, Prinzipal-Agenten-Theorie, Bilanzmodernisierungsgesetz, IFRS Framework, Management Commentary, Internal Control System.
- Quote paper
- Benjamin Chée (Author), 2014, Kritische Würdigung der Entscheidungsnützlichkeit der Angaben zum Risikomanagementsystem nach HGB und IFRS. Berichtspraxis großer europäischer Banken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/453821