Infolge der vermehrten Nutzung digitaler Geräte wie Smartphone und Co. können viele Menschen in ihrer Freizeit wie auch im Urlaub nicht mehr abschalten und sich entspannen. Der Gegentrend Digital Detox gewinnt immer mehr Aufmerksamkeit. Dessen Bedeutung wurde im Tourismus erkannt und daher entstehen touristische Betriebe, die sich auf Digital Detox spezialisieren.
Wie können touristische Anbieter den Trend der zunehmenden Digitalisierung für sich nutzen, um daraus abgeleitet Digital-Detox-Angebote zu erstellen? In der Arbeit wurden neben einer Literaturrecherche zwei empirische Methoden angewendet. Erstens wurde eine Marktanalyse von Digital-Detox-Angeboten in Österreich dargestellt, zweitens wurden qualitative Experteninterviews von acht touristischen Betrieben durchgeführt.
Aus den Ergebnissen lässt sich schließen, dass einige touristische Betriebe in Österreich mit konkreten Angeboten für Digital Detox auf dem Markt vorhanden sind. In manchen Unterkünften ist dies stark in der Unternehmensphilosophie verankert. Allerdings ist diese Art von Urlaub noch ein Nischenmarkt, der aus Sicht der befragten Experten ein Potenzial für die Anbieter hat, die ihre Philosophie mit dieser beschränkten digitalen Vernetzung vereinbart werden kann. Es gibt unter anderem technische oder bauliche Maßnahmen, die ein Betrieb für ein Digital-Detox-Erlebnis einführen kann.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Hintergrund
1.2 Problemstellung
1.3 Forschungsziel und -limitation
1.4 Forschungsfrage
2. Darstellung der Methodik
2.1 Theoretischer Teil
2.2 Empirischer Teil
2.2.1 Marktanalyse
2.2.2 Qualitative Erhebung
3. Aufbau der Arbeit
4. Theoretischer Teil
4.1 Begriffserklärung
4.2 Digitalisierung und der Mensch
4.3 Betrachtung der Digitalisierung von Gesundheit
4.4 Kritische Ansicht über Detox
4.5 Der Gegentrend Digital Detox
4.6 Zusammenfassung
5. Empirischer Teil
5.1 Marktanalyse
5.2 Experteninterviews
5.3 Auswertung der Interviews
5.4 Zusammenfassung der empirischen Ergebnisse
6. Schluss
6.1. Zusammenfassung
6.2. Beantwortung der Forschungsfrage
6.3. Empfehlungen
6.4. Offene Fragen
6.5. Methoden- und Ergebniskritik
Literaturverzeichnis
Kurzzusammenfassung
Problemstellung
Infolge der vermehrten Nutzung digitaler Geräte wie Smartphone und Co. können viele Menschen in ihrer Freizeit wie auch im Urlaub nicht mehr abschalten und sich entspannen. Der Gegentrend Digital Detox gewinnt immer mehr Aufmerksamkeit. Deren Bedeutung wurde im Tourismus erkannt und daher entstehen touristische Betriebe, die sich auf Digital Detox spezialisieren.
Fragestellung
Wie können touristische Anbieter den Trend der zunehmenden Digitalisierung für sich nutzen, um daraus abgeleitet Digital-Detox-Angebote zu erstellen?
Methode
In der Arbeit wurden neben einer Literaturrecherche zwei empirische Methoden angewendet. Erstens wurde eine Marktanalyse von Digital-Detox- Angeboten in Österreich dargestellt, zweitens wurden qualitative Experteninterviews von acht touristischen Betrieben durchgeführt.
Ergebnisse
Aus den Ergebnissen lässt sich schließen, dass einige touristische Betriebe in Österreich mit konkreten Angeboten für Digital Detox auf dem Markt vorhanden sind. In manchen Unterkünften ist dies stark in der Unternehmensphilosophie verankert. Allerdings ist diese Art von Urlaub noch ein Nischenmarkt, der aus Sicht der befragten Experten ein Potenzial für die Anbieter hat, die ihre Philosophie mit dieser beschränkten digitalen Vernetzung vereinbart werden kann. Es gibt unter anderem technische oder bauliche Maßnahmen, die ein Betrieb für ein Digital-Detox-Erlebnis einführen kann.
Schlüsselwörter
Digitale Entgiftung, Digital-Detox-Urlaub, Digital-Detox-Angebot, Offline- Urlaub
Abstract
Problem Situation
As a result of the increased use of digital devices such as smartphones and co., many people can no longer switch off and relax in their leisure time as well as on holiday. The countertrend Digital Detox is gaining more and more attention. Their importance has been recognized in tourism and therefore tourism companies specializing in Digital Detox are emerging.
Research Question
How can tourism providers exploit the trend of increasing digitization to create digital detox offers?
Methodology
In addition to a literature research, two empirical methods were used. First, a market analysis of digital detox offerings of Austria was represented, second, qualitative expert interviews were carried out by eight tourism companies.
Results
From the results it can be concluded that some tourism companies are available on the market in Austria with concrete offers for Digital Detox. In some accommodations this is strongly anchored in the corporate philosophy. However, this type of holiday is still a niche market, which has potential from the point of view of the interviewed experts for providers that their philosophy can be reconciled with this limited digital networking. There are, among others, technical or structural measures that a company can introduce for a digital detox experience
Keywords
digital detox, digital detox holiday, digital detox offer, offline holiday
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Arten von Trends und ihre Lebensdauer
Abbildung 2: Die Verteilung der Antworten in der Studie der Regensburger Universität
Abbildung 3: Distribution of 387 documents about DFT (Digital-Free Tourism)
Abbildung 4: Evolutionary characteristics of three stages of media DFT discourses
Abbildung 5: Ablauf der Interviewauswertung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Touristische Unterkünfte mit Vermarktung für Digital Detox oder Offline-Urlaub
Tabelle 2: Angebote der touristischen Betriebe in Österreich
Tabelle 3: Angebote der touristischen Betriebe im Ausland
Tabelle 4: Die interviewten Experten
Tabelle 5: Maßnahmen von touristischen Betrieben
1. Einleitung
1.1 Hintergrund
Die zunehmende Nutzung des Internets und mobiler Technologien durchdringt den Alltag des Menschen und beeinflusst die Tätigkeiten zum großen Teil als unverzichtbares Element. In den letzten Jahren wurden viele Teile des menschlichen Lebens durch den technischen Fortschritt erleichtert. Die Bedienung wurde vereinfacht und verständlicher. (Heitzer, 2013, S. 2). Innovative Lösungen der digitalen Geräte machen den Alltag komfortabler und unterstützen das Leben bei Informationsbedürfnissen in vielen Bereichen. Die digitale Vernetzung verändert jedoch gleichzeitig die Lebensstile sowie die Arbeits- und Konsumwelt. Laut Hopfinger gibt es in der Tourismusbranche zurzeit kein wichtigeres Thema als die zunehmende Digitalisierung aller Technologien, die im Tourismus verwendet werden (2017, S. 55).
…zunehmend mediatisierter Alltag in Nah und Fern ist nicht nur bei Reisen und im Tourismus, aber dort gerade besonders augenscheinlich. (…) So auch die zunehmende Digitalisierung im Tourismus, die für manche nicht nur Segen, sondern gleichzeitig auch Fluch sein kann und die sich deshalb zwar nicht allumfassend und komplett, sondern gezielt, bewusst und zeitlich konzentriert aus dem Netz verabschieden, um gerade in der ’schönsten Zeit des Jahres’ völlig unplugged zu sein und einen Urlaub ohne digitale Hilfsmittel oder Technologien zu verbringen“ (2017, S. 56).
Das Leben ist sehr schnelllebig geworden, dass viele Menschen selbst in Ihrer Freizeit nicht mehr abschalten können. Immer mehr touristische Betriebe fokussieren sich auf Digital Detox. Denn der Offline-Zustand sollte ein „Balsam für die Seele“ sein (Otto, zitiert nach Jagemann, 2017).
1.2 Problemstellung
Seit Jahren gibt es ständig Diskussionen auf wissenschaftlicher Ebene, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Gesundheit der einzelnen Personen hat. Neue Kommunikationsmöglichkeiten oder berufliche Anforderungen brachten unzählige Chancen. Doch das birgt durch den teilweisen undurchsichtigen Datendschungel und die Schnelllebigkeit der Informationen auch viele Gefahren für die Gesundheit des Einzelnen (Die Digitalisierung der Gesellschaft und ihre Auswirkungen, o.J.). Die Schattenseiten der Digitalisierung und der zunehmenden Nutzung der digitalen Geräte sind immer mehr aus der Perspektive des Menschen zu berücksichtigen. Handy, Tablet oder Laptop stehen immer zur Verfügung. Dadurch sind Nutzer ständig online erreichbar sowohl für ihre Chefs, Kollegen, Kunden als auch für Freunde oder Familie1.
In den letzten 15 Jahren hat sich der Anteil der Internetnutzer in Österreich mehr als verdoppelt. Über 7 Millionen Österreicher nutzten das Internet und im Jahr 2017 verfügten rund 89% der Haushalte über einen Internetzugang (Statistik Austria, 2018, S. 19). Die Wirtschaft bewertet diese Daten als enorme Entwicklung. Gleichzeitig wurde erhoben, dass 170 Minuten pro Tag durchschnittlich am Laptop bzw. Computer und 114 Minuten am Smartphone verbracht werden. Die Nutzungsdauer von Laptop und Computer ist dabei gesunken, während die des Smartphones im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich gestiegen ist (IAB Austria, 2017, S. 11). Andere Studien schätzen diese Nutzungsdauer beim Handy sogar noch höher ein (Mobile Marketing Association Austria, 2017; B2X, 2017). Die vermehrte Erreichbarkeit durch digitale Endgeräte kann verschiedene Probleme oder Krankheiten verursachen, obwohl diese wissenschaftlich schwer auf die Geräte zurückzuführen sind. Es gibt jedoch Statistiken, die immer mehr die Nachteile der zunehmenden digitalen Nutzung in der Bevölkerung darstellen und diese mit analogen Tätigkeiten vergleichen.
Das Hauptproblem mit der Erreichbarkeit ist, dass die meisten Benutzer oft gerne in der Freizeit online sind oder aus beruflichen Gründen online sein müssen (Strobel, 2013, S. 8-9). Die 7/24-Verfüg- bzw. Erreichbarkeit erlaubt jedoch keine Ruhephasen, die ein Mensch braucht. Wie jeder neue Trend bringt auch die Beliebtheit der virtuellen Online-Welt einen Gegentrend mit sich, den man Digital Detox nennt. Aus der Sicht von Groß gehört der Trend Digital Detox als Entgiftungsreise zu den neuen gesundheitlichen Urlaubsformen (2017, S. 25). Gerade im Boom der Digitalisierung des Tourismus zeigt sich ein Teil der typischen Nachfrageseite verändert und reagiert auf die digitale Welle mit einem Auszeitwunsch. Auf der Angebotsseite hat man das erkannt, denn man kann ein Umdenken bei der Angebotspalette beobachten. Dies äußert sich unter anderem darin, dass touristische Packages unter „Digital Detox” oder „Auszeit” buchbar sind.
In den USA gibt es einige Digital Detox Camps, wie das Camp Grounded oder Camp No Counselors aber auch in Österreich oder Deutschland bieten manche Hotels Urlaub im Offline-Modus an (An, 2018). Dabei wird natürlich kein TV oder Internet auf den Zimmern angeboten und die Handys müssen abgegeben werden. Auch spezielle Kabel stehen dem Gast zur Verfügung, die den Elektrosmog in den Räumen vermindern sollen (Karlsböck, 2016). Diese einfachen Maßnahmen haben das Ziel, die ständige Vernetzung im Alltag (auch arbeitsbedingt) im Urlaub zu verhindern und den damit verbundenen Stress zu reduzieren. So sollen sich Gäste mehr auf sich selbst bzw. das soziale Umfeld konzentrieren. Die Gründe, die eine Inanspruchnahme der Digital Detox auslösen, sind jedoch unterschiedlich. Aus dem vermehrten Interesse für den Trend Digital Detox lässt sich jedoch schließen, dass es als Potenzial als Nischenmarkt im Gesundheitstourismus gesehen wird.
1.3 Forschungsziel und -limitation
Ausgehend von diesem Trend, möchte ich in meiner Arbeit darauf eingehen, welche gesundheitliche Auswirkungen der Digitalisierung und der damit verbundenen zunehmenden Nutzung der digitalen Geräte diesen Nischenmarkt prägen. Es wird abgeleitet, wie die Angebotsseite im Tourismus auf den Trend reagiert und Produkte zu digitaler Entgiftung vermarktet. Das Hauptziel der Arbeit ist es, ein besseres Verständnis des Gegentrends Digital Detox und über dessen Triebkraft zu haben. Hinsichtlich der noch nicht vorhandenen statistischen Daten wird die Nachfrage aus Sicht der touristischen Anbieter analysiert. Darüber hinaus ist das Potenzial für touristische Marktsegmente und die dazu passenden Kommunikations- und Vertriebswege aufzudecken und damit wertvolle Empfehlungen für die touristische Praxis abzuleiten.
Mit der Recherche nach gesundheitlichen Auswirkungen will die Arbeit nicht die Evidenz der auf Gesundheit negativ wirkenden Handlungen beweisen. Es soll nur als eine initiative Gesamtdarstellung dienen.
1.4 Forschungsfrage
Aus der zunehmenden Digitalisierung und der zunehmenden Benutzung digitaler Geräte können Produkte und Angebote entstehen, die dieser digitalen Alltagsintensität gegenüberstehen und entgegenwirken. Insbesondere sind diese Kontra-Angebote, sprich Digital-Detox-Angebote, im Tourismus von Bedeutung. Deshalb ist zu untersuchen, wie die touristischen Anbieter diesen Trend in ihre touristischen Paletten aufnehmen und somit für die Nachfrager ein passendes Angebot auf dem Markt anbieten können.
Dementsprechend lautet die Fragestellung wie folgt:
Hauptfrage:
- Wie können touristische Anbieter den Trend der zunehmenden Digitalisierung für sich nutzen, um daraus abgeleitet Digital-Detox- Angebote zu erstellen?
Um die Forschungsfrage zu beantworten, ist eine tief greifende Untersuchung mit Unterfragen erwünscht.
Unterfragen:
- Unter welchen Bezeichnungen taucht Digital Detox noch auf? (z.B. Offline-Urlaub, Hotel ohne WLAN, etc.)
Um die Digital-Detox-Angebote untersuchen zu können, ist es wichtig, die unterschiedlichen typischen Bezeichnungen der Angebote zu kennen, damit diese Angebote auch gefunden werden. Außerdem ist es für die zukünftige Marktentwicklung relevant, welche Bezeichnungen sinnvoll und für potenzielle Gäste identifizierbar sind.
- Welche Auswirkungen hat die zunehmende Nutzung digitaler Geräte auf die Gesundheit?
Es sollen einige negative Auswirkungen recherchiert und dargestellt werden, um zur Erkenntnis zu kommen, inwieweit ein tatsächliches „Detox“ notwendig ist.
- In welche Bereiche können die Folgen gegliedert werden? (z.B. psychisch, physisch, sozial)
Um sich von der Vielfältigkeit der Auswirkungen zu vergewissern, werden diese auf verschiedenen gesundheitlichen Ebenen betrachtet. Dies fördert die Einschätzung der Rolle eines Digital-Detox-Angebots im Tourismussegment.
- Welche Angebote existieren bereits auf dem österreichischen touristischen Markt?
Eine Analyse der IST-Situation von Digital-Detox-Angeboten bzw. OfflineAngeboten ermöglicht die Erkennung der heutigen Bedeutung des Trends und hilft Empfehlungen für die Zukunft abzuleiten.
- Was genau unternehmen touristische Anbieter, um Gäste vor zu viel Erreichbarkeit zu schützen?
Es wird untersucht, welche Maßnahmen die Anbieter eingeführt haben, um den Offline-Zustand der Gäste zu unterstützen. Dadurch wird nachvollziehbar, inwieweit die Anbieter bei der Gestaltung des Angebots und der Maßnahmen gesundheitliche Aspekte miteinbezogen haben.
2. Darstellung der Methodik
- Welche Schritte müssten seitens der gesundheitstouristischen Industrie in Österreich gesetzt werden, um das Potenzial der steigenden Nachfrage nach Digital-Detox-Produkten nutzen zu können?
Es soll erhoben werden, wie die touristische Branche die Vermittlung des Digital Detox unterstützen soll.
- Auf welchem Weg können die touristischen Anbieter ihre Digital-Detox- Angebote den Kunden kommunizieren und welche adäquaten Vertriebswege können genutzt werden?
Aus Mangel an statistischen Informationen von den Nachfragern soll den touristischen Anbietern die Frage gestellt werden, wo die Zielgruppen erreichbar sind bzw. welche Kommunikations- und Vertriebskanäle empfehlenswert sind.
2. Darstellung der Methodik
2.1 Theoretischer Teil
In der Wissenschaft werden die Gefahren der Digitalisierung bisher wenig erforscht, jedoch gibt es immer mehr Versuche, diese zweifellos festzustellen und die Thematik tiefer zu durchdringen. Hierbei kann man als Beispiele Digitale Demenz und Elektrosmog nennen. Um gründliche Kenntnisse über das Thema Digital Detox zu erlangen, wird eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt. Dafür werden nach deutschen und englischen Quellen in Bibliothekskatalogen, Datenbanken und Webquellen gesucht:
Bibliothekskataloge:
- FH JOANNEUM Bibliothekskatalog
- Verbundkatalog der Österreichischen Bibliotheken x Karlsruher Virtueller Katalog
- Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Datenbanken und Webquellen:
- Science Direct
- PubMed
- Google Scholar
- Google Books
- Wiso
Im theoretischen Teil dieser Arbeit werden zuerst die gesundheitlichen Aspekte der zunehmenden Nutzung der digitalen Geräte (besonders von Handy, Tablet, Laptop oder PC) untersucht und dazu passende wissenschaftliche Studien analysiert, die sich mit deren Konsequenzen beschäftigen. Verschiedene Auswirkungen für die Gesundheit der Einzelnen werden berücksichtigt, beispielsweise: körperliche Belastungen wie Augenprobleme, Haltungsschäden, psychische Störungen wie Suchterscheinungen, Depression, Burn-out, Konzentrationsprobleme, Lernprobleme, Digitaler Demenz oder soziale Probleme wie soziale Isolation. Darüber hinaus sind auch die gesundheitlichen Aspekte bezüglich des Elektrosmogs durch Handystrahlung einzubeziehen. Es wird aufgeklärt, woher die Gegenbewegung „Digital Detox” kommt und warum sie die Berechtigung hat, dem Gesundheitstourismus zugeordnet zu werden.
Bei der Literaturrecherche werden folgende Keywords allgemein zum Thema verwendet:
Deutsch: Digitale Entgiftung, Digitaler Verzicht, Digitale Diät, Digitale Verbindung, Medienfasten, Digital-Detox-Angebot, Offline-Urlaub, Digitales Leben, Digitales Zeitalter
Englisch: Digital detox, Digital abstinence, Digital diet, Digital (dis)connection, Media fast, Digital Detox offer or package, Offline holiday, Digital life, Digital age
Bei der Literaturrecherche zu den Auswirkungen der zunehmenden Nutzung der digitalen Geräte werden die folgenden Keywords verwendet:
Deutsch: Auswirkung, Vorteil, Nachteil, Erscheinung, psychisch, physisch, sozial, Krankheit, Beschwerde
Englisch: effect, advantage, disadvantage, phenomenon, symptom, mental, physical, somatic, social, illness, complaint
Für die Kombination von Suchbegriffen wird „UND“ und „AND” verwendet.
Um die Informationen bewerten zu können, werden Qualitätskriterien festgelegt:
- Literatur auf Deutsch oder Englisch
- Kostenlose Literatur bzw. zu einem geringen Preis (max. 30 €/ Stück) x Da die Nutzung digitaler Geräte in der Gesellschaft besonders in den
letzten zehn Jahren zugenommen hat, werden Quellen ab dem Jahr 2008 berücksichtigt (Ausnahme: falls für das Verständnis eine ältere Literatur notwendig ist).
- Bei Internetquellen ist die Vertrauenswürdigkeit wichtig und es sollte zumindest nachvollziehbar sein, woher die Informationen stammen.
2.2 Empirischer Teil
2.2.1 Marktanalyse
Welche Urlaubsangebote, Produkte oder Maßnahmenpakete mit digitaler Entgiftung heute auf dem touristischen Markt existieren, werden über das Internet gründlich recherchiert. Da die derzeit existierenden Angebote noch einen Nischenmarkt aufzeigen, werden möglichst alle Digital-Detox- Tourismus-Angebote in Österreich beachtet und gelistet. Dazu werden die Ergebnisse kategorisiert, inwiefern sie zu den typischen gesundheitstouristischen Betrieben zählen, z.B. Naturhotels, Biohotels, Wellness-Hotels oder nur Bauernhöfe, Hütten etc. Besonders werden die auf der Homepage des Betriebs kommunizierte Philosophie, buchbare Offline Packages und die technische Ausstattung und Einrichtung im Betrieb untersucht.
Die folgenden Suchwörter werden via Google (auch mit Kombination von Suchwörtern) in deutscher Sprache verwendet: Digital Detox, Digitale Entgiftung, Hotel, Unterkunft, Urlaub, Offline, Österreich.
Die recherchierten Webseiten, die die Marktanalyse unterstützen werden: www.austria.info/de/digital-detox
www.hotels-ohne-wlan.com,
www.steiermark.com/de/urlaub/regeneration-wellness/offline-urlaub
Überdies wird die Webseite jeder einzelnen touristischen Unterkunft eingehend überprüft. Die durchgeführte Marktanalyse wird helfen, ein klares Bild des aktuellen Standes der Angebote in Bezug auf Digital Detox in Österreich zu bekommen und eine Ausgangsbasis zur qualitativen Befragung zur Verfügung zu stellen. Nach der detaillierten Marktanalyse von Österreich wird ein Blick auf die internationale Ebene geworfen und nach der subjektiven Beurteilung der Autorin einige gute Beispiele von Hotels mit Digital-Detox- Angeboten aufgezeigt. Diese Aufzählung soll als Gelegenheit zum Nachdenken über die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten in Österreich dienen.
2.2.2 Qualitative Erhebung
Laut Mayring ist eine qualitative Forschung die beste Wahl als Forschungsmethode, wenn wenig wissenschaftliche Informationen über ein Thema zur Verfügung stehen (2015, S. 22). Es geht darum, neues Wissen über das Thema zu sammeln.
Im praktischen Teil dieser Arbeit sind daher qualitative Leitfadeninterviews geplant, um in die Tiefe zu gehen und möglichst vielsagende Informationen des Forschungsfeldes im Hinblick auf das Potenzial des Trends für die Zukunft zu sammeln. Während der Angebotsanalyse ausgesuchte Betriebe, die den Gästen bereits in irgendeiner Form die Digital Detox anbieten, werden befragt, um herauszufinden, warum sie solche Maßnahmen oder Angebote bereitstellen bzw. empfehlen. Ziel der qualitativen Interviews ist es, praktische Erfahrungen von Interviewpartnern zusammenzutragen und davon wichtige Erkenntnisse für den Beruf abzuleiten. Darüber hinaus wird auch untersucht, wie weit die Nachfrage nach digitalfreien Ferien die Angebotsgestaltung hervorgerufen hat.
Auf der Grundlage der Forschungsfragen bzw. der Erhebungsziele werden Fragen formuliert. Um einen möglichst klar strukturierten Leitfaden zu haben, sollen die Fragen in Themenblöcken geordnet sein. Leicht zu beantwortende Standardinformationen zum Betrieb (z.B. Betriebsgröße, Hauptprodukt oder Unternehmensprofil) sollten am Anfang vor dem Interview oder am Anfang des Interviews abgeklärt werden (Kopp, Langenhoff, Schröder, 2000, S. 31). Das Ziel der Autorin ist es, in der qualitativen Erhebung 8-10 Interviews mit kompetenten Personen von den Betrieben zu führen. Die Interviews werden je nach Möglichkeit persönlich oder telefonisch durchgeführt. Die Interviewanfragen sollen via E-Mail gestellt werden. Ein bis zwei Tage vor dem vereinbarten Termin wird dem Interviewpartner eine sogenannte Erinnerungsmail mit den Themenblöcken des Gesprächsinhalts gesendet. Jedes Gespräch ist von der Autorin selbst durchzuführen und durch ein Einverständnis vom Interviewpartner mit entsprechender Apparatur aufzuzeichnen.
3. Aufbau der Arbeit
Das Kapitel 2 umfasst die tatsächliche Forschung der Arbeit, unterteilt in theoretische und empirische Erkenntnisse. Im Kapitel 2.1 werden eigene theoretischen Ansätze wie Definitionen, Auswirkung der Digitalisierung, Zusammenhang zwischen Digitalisierung und menschlicher Gesundheit und die Entwicklung des Digital Detox vorgestellt. Im empirischen Teil der Arbeit (Kapitel 2.2) werden die Ergebnisse von zwei verschiedenen empirischen Methodenanwendungen präsentiert. Der erste Teil widmet sich der Marktanalyse, in der die touristischen Betriebe und Angebote in Bezug auf Offline-Urlaub in Tabellen dargestellt und textlich diskutiert werden. Der zweite Teil der Erhebung behandelt die Erkenntnisse aus den qualitativen Experteninterviews. Im Kapitel 2.3 werden die Ergebnisse aus der theoretischen und empirischen Untersuchungen zusammengeführt. Ein Fazit, kritische Reflexion und ein kurzer Ausblick auf die offen gebliebenen Fragen werden das Abschlusskapitel (Kapitel 3) ausmachen. Zudem werden praktische Empfehlungen und Überlegungen für derzeit und zukünftig Digital Detox vermarktende touristischen Anbieter und im Bereich demnächst forschende interessierten Personen abgeleitet.
4. Theoretischer Teil
4.1 Begriffserklärung
Zum Forschungsthema gehören einige Begriffe, die kurz erklärt werden müssen. Diese werden dem Leser ein mit den Forschungsfragen stehenden Zusammenhängen einheitliches Verständnis ermöglichen.
Digitalisierung
Prof. Dr. Thomas Hess von der Ludwig-Maximilians-Universität München versucht in der Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik den Begriff Digitalisierung zu erklären, doch kann der Begriff Digitalisierung auf ganz verschiedene Art und Weise interpretiert werden (Hess, 2016).
„Traditionell ist die technische Interpretation. Danach bezeichnet Digitalisierung einerseits die Überführung von Informationen von einer analogen in eine digitalen Speicherform und andererseits thematisiert er die Übertragung von Aufgaben, die bisher vom Menschen übernommen wurde, auf den Computer“ (Hess, 2016).
Diese Definition weist darauf hin, dass viele Aufgaben der Menschen mit Computer erledigt werden können. Prof. Dr. Oliver Bendel definiert im Gabler Wirtschaftslexikon die Digitalisierung auf folgende Weise:
„Der Begriff der Digitalisierung hat mehrere Bedeutungen. Er kann die digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen ebenso meinen, wie die digitale Revolution, die auch als dritte Revolution bekannt ist, bzw. die digitale Wende. Im letzteren Kontext werden nicht zuletzt ’Informationszeitalter’ und ’Computerisierung’ genannt“ (Bendel, 2018).
Diese Erklärung beleuchtet, dass die Digitalisierung einen stark geprägten Fortschritt mit sich bringt und die Entwicklung der digitalen Geräte von Bedeutung ist. Des Weiteren beleuchtet Landvogt den Begriff im Informationszeitalter so:
„Im Informationszeitalter sind Informationen, die sowohl als Ressourcen als auch als Produkte in digitaler Form erzeugt, verarbeitet, gespeichert und übertragen werden können, kennzeichnend und von zentraler Bedeutung. Informationen weisen dabei das Phänomen auf, dass sie sich nicht verbrauchen, was folglich dazu führt, dass sich die Informationsmenge stetig vergrößert. Damit basiert das Informationszeitalter auf und führt gleichzeitig zu einer rasant fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche des Menschen“ (Landvogt, 2017, S. 13).
Landvogt zeigt in seiner Erklärung eindeutig auf, dass es sich bei der Digitalisierung nicht nur um eine neue Technologie handelt, sondern durch die vergrößerte Informationsmenge wirkt es sich auf alle Lebensbereiche des Menschen aus. Dadurch sieht man, dass durch die Beschleunigung des technischen Fortschritts alle Lebensberieche vorangetrieben werden. In meiner Arbeit wird der Begriff Digitalisierung hier verstanden als Entwicklung digitaler Technologien im Informationszeitalter mit der Auswirkung auf alle Lebensbereiche des Menschen.
Gesundheit
Bei dieser Erklärung ist die offizielle Definition der World Health Organization hervorzurufen:
„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen” (WHO, 1946, zitiert nach Illing, 2009, S. 7).
Diese Definition stellt fest, dass der Zustand des Menschen auf vielen Ebene des Wohlbefindens ein Gleichgewicht aufzeigen muss. Darüber hinaus ist noch zu erwähnen, dass die Ansprüche des Menschen auf körperliche, geistige und soziale Ebene individuell unterschiedlich sind.
Trend
Um zu verstehen, was als Trend oder Gegentrend im touristischen Kontext in der Arbeit genannt wird, ist eine definitorische Ableitung notwendig. Björk definiert das Phänomen folgenderweise: „A trend is something that comes. Perhaps. Perhaps not. In any case, it has not yet fully materialized and only very few people are aware that anything is coming at all“ (Björk, zitiert nach Durst, Durst & Saffer, 2017, S. 4). Damit weist er auf Unsicherheiten rund um einen Trend hin. Da besonders im Tourismus oft langfristige Investitionen stattfinden, ist es hilfreich, die neuen zukünftigen Entwicklungen abschätzen zu können. Bieger & Laesser formulieren den Trend einfach: „Ein Trend kann als allgemeine Bewegungsrichtung in einer bestimmten Gesellschaftsgruppe oder in einem bestimmten Markt definiert werden“ (2010, S. 13). Entsprechend der Lebensdauer und der Bedeutung kann ein Trend unterschiedlich bezeichnet werden. In der nachfolgenden Darstellung (Abbildung 1) ist ablesbar, dass ein kurzfristiger Trend „Hype“ und ein langfristiger Trend
„Megatrend“ bezeichnet wird (Buck, zitiert nach Bieger & Laesser, 2010, S. 14).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Arten von Trends und ihre Lebensdauer
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bieger, T. & Laesser, C. (2010). Tourismustrends - zwischen Nachfragesog und Angebotsdruck. In Bieger, T; Laesser, C. & Beritelli, P. (Hg.), Trends, Instrumente und Strategien im alpinen Tourismus: Schweizer Jahrbuch f ü r Tourismus 2009. (S. 13-34). Berlin: Erich Schmidt.
In dem wirtschaftlichen Kontext werden diese Trendarten auch Mikro-, Makro- , oder Megatrend bezeichnet, wobei die Lebensdauer eines Mikrotrends 3-5 Jahren, eines Makrotrends 5-10 Jahren und eines Megatrends 25-30 Jahren geschätzt werden kann (Durst et al., 2017, S. 5). Darüber hinaus, wie in der vorliegenden Arbeit im Mittelpunkt steht, taucht bei einem wachsenden Trend (wie die oben definierten Digitalisierung) einen Gegentrend auf, wie Bieger & Laesser das Phänomen feststellen: „Kein Trend ohne Gegentrend“ (2010, S. 16).
Digital Detox
Hinsichtlich dem aus der englischen Sprache stammenden Begriff werde ich zum Verständnis eine englische Definition mit Übersetzung verwenden.
„A period of time during which a person refrains from using electronic devices such as smartphones or computers, regarded as an opportunity to reduce stress or focus on social interaction in the physical world” (Definition of digital detox, o.J.).
Im Sinne der englischen Definition bedeutet „digital detox” eine digitale Entgiftung, die einer Ruhepause von der Nutzung digitaler Geräte, wie z.B. Smartphone oder Computer, entspricht. Es wird als eine Möglichkeit betrachtet, um Stress zu reduzieren oder sich mehr auf soziale Interaktion mit der Umwelt zu fokussieren. Die Definition beleuchtet zugleich, dass der Entzug von digitalen Medien und Geräten ein positiver Einfluss auf die Gesundheit ausüben soll.
Digital-Detox-Urlaub
Kagelmann & Kiefl kommentieren den Digital-Detox-Urlaub wie folgt: „In den letzten Jahren modisch gewordenes Wellness-Angebot für Nutzer digitaler Medien (Mobiltelefon, Smartphone), die diese sehr intensiv für Arbeit und Beruf, zum Zweck sozialer Kommunikation oder für Spiele und Unterhaltung verwenden” (2016, S. 79). Bei dieser Erklärung handelt es sich weniger um eine definitorische Erklärung, sondern vielmehr um einen Hinweis, in welchem gesundheitstouristischen Segment diese Urlaubsart zu finden ist bzw. welche Zielgruppe diese Urlaubsform hat. Die folgende Formulierung des Phänomens kann das Verstehen besser unterstützen. Der Begriff „digital-free tourism“ (DFT) weist vorwiegend in Studien auf Digital Detox hin: „… describes tourism spaces where internet and mobile signals are either absent or digital technology usage is controlled“ (Li, Pearce & Low, 2018). Die Schwäche dieser Erklärungen ist, dass der Digital-Detox-Urlaub noch eine große Breite des Urlaubs im Tourismus aufweist und damit er schwer von anderen Urlaubsformen abzugrenzen ist.
Für Leser, die nicht aus dem touristischen Bereich kommen, empfohlen:
Tourismus
In vielen wissenschaftlichen Arbeiten verwendete Definition ist: „Der Begriff ’Tourismus’ bezieht sich auf alle Erscheinungen und Beziehungen, die mit dem Verlassen des üblichen Lebensmittelpunktes und dem Aufenthalt an einem anderen Ort verbunden sind” (UNWTO, zitiert nach Immerfall & Wasner, 2011, S. 47-48).
Gesundheitstourismus
Der sich in letzten zwei Jahrzehnten verbreitete Begriff wird in der vorliegenden Arbeit folgendermaßen gebraucht:
„Gesundheitstourismus ist, die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen
- zur Förderung, Stabilisierung und ggf. Wiederherstellung
- des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens
- unter der Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen ergeben,
für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohnoder Arbeitsort ist“ (Kaspar, 1996, zitiert nach Groß, 2017, S. 14).
Illing ist der Ansicht, dass der Gesundheitstourismus relativ komplex ist und, um wissenschaftlich abzugrenzen, ist eine detailliertere Definition sinnvoll. Er beschreibt den Begriff so:
„Gesundheitstourismus hat das Ziel, einen Gleichgewichtzustand zwischen körperlichem und seelischem Leistungsvermögen und den tagtäglichen Anforderungen von Umwelt, Mitwelt und Selbstwelt zu erreichen. Die zur Zielerreichung verwendeten Verfahren (Methoden) sind salutogenetische, medizinische sowie ergänzende und werden an Orten (Spa, Region) abseits vom gewöhnlichen Lebensumfeld angeboten, die durch die behandlerische Kompetenz der dort arbeitenden Fachkräfte wie auch des Gebäudes und der natürlichen Umwelt gekennzeichnet sind“ (2009, S. 49).
Des Weiteren werden die Zusammenhänge mit der Digitalisierung dargestellt.
4.2 Digitalisierung und der Mensch
„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Und alles, was vernetzt werden kann, wird auch vernetzt. Das betrifft Menschen, Maschinen und Produkte gleichermaßen” so weist Abolhassan in seinem Buch auf das Wachstum der digitalen Welt hin (2016, S. 5). Die Entwicklung von Technologien kam schnell und veränderte das Leben der Gesellschaft auf globaler, internationaler und individueller Ebene dramatisch. Dass die Digitalisierung unendliche Chancen für die Wirtschaft bringt, sollte jedem verständlich und klar sein, betonen zahlreiche Autoren (Weber, 2016, S. 27; Neugebauer, 2018, S. 180-181; BMWFW, 2017, S. 4). Doch welche Ziele die Digitalisierung selbst in unserem Leben hat, sowie wo der Ausgang oder Endpunkt dieser enormen Entwicklung ist, scheint jedoch unbekannt zu sein. Ein Rückgang oder Ausstieg ist nicht mehr möglich (Wittpahl, 2016, S. 5; Dziemba & Wenzel, 2014, S. 78).
Das betrifft das menschliche Leben auch, denn die Menschen sind diejenigen, die mit Geräten und Maschinen zusammenleben oder sogar zusammenarbeiten müssen. Als vor ein paar Jahren das erste Smartphone auf den Markt kam, laut Neugebauer, wurde das Leben allein deswegen stark verändert. Eine große Distanz stellt keine Herausforderung mehr dar, mit anderen Menschen möglichst schnell in Kontakt zu kommen und Daten auszutauschen. Diese Möglichkeit hat bereits auf das Privat- und Berufsleben einen erkennbaren Einfluss (2018, S. 3). Die Lebensgewohnheiten im Alltag verändern sich grundsätzlich. Es bleibt jedoch fraglich, ob diese Möglichkeiten nur positive Veränderungen mit sich bringen. Eine interessante Ansicht, nach Lepping & Palzkill, dass die Sicherung der digitalen Souveränität heute besonders von Bedeutung ist. Durch die zunehmende Vernetzung aller Lebensbereiche ist das souveräne Handeln der Individuen bedroht, weil die Abhängigkeit von digitalen Systemen steigt. Im Alltag werden die Fragen nach freien Parkplätzen, der Zeitpunkt der Paketlieferung oder verfügbaren Büchern in der Bibliothek durch vernetzte Systeme beantwortet (2016, S. 17). Die
Argumentation dieser Autoren ist logisch durchdacht, dass es heute kaum Lebensbereiche gibt, wo man ohne Internet oder technische Unterstützung interagieren kann.
Der digitale Wandel hat unumkehrbare Veränderungen sowohl im Alltag als auch in der Freizeit der Menschen gebracht. Deren Wissen bedeutet ein (im)materieller Profit für die Wirtschaft und für die Gesellschaft gleichermaßen.
4.3 Betrachtung der Digitalisierung von Gesundheit
In diesem Kapitel werden die gesundheitlichen Auswirkungen und Konsequenzen infolge der Entwicklung der Digitalisierung, bzw. der täglichen Interaktion mit digitalen Endgeräten nähergebracht und ausführlich dargestellt. Die Gestaltung der Digital-Detox-Angebote ist nicht nur aus Sicht des Marketings, sondern gezielt aus strategischen Aspekten ein entscheidender Punkt, was den Trend auslöst.
Das Thema Digitalisierung von Gesundheit kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Heitzer behauptet, dass die technologische Entwicklung in der Medizin zu eindeutigen Erfolgen bei der Behandlung von Krankheiten geführt hat (2013, S. 2). Auf dem Gesundheitsmarkt erscheinen immer wieder neue „wearable“ Technologien, die die Gesundheit unterstützen. Jeder zweite Internetnutzer in Deutschland sagt, dass das Internet ihm sehr viel weiterhilft, wenn er Gesundheitsinformationen braucht (TK, 2016, S. 40). Es werden auf jede Frage bezüglich Gesundheit oder Krankheiten einige Antworten angeboten, wie verlässlich diese Informationen sind, das ist wieder eine andere Frage. Aber in dieser Arbeit geht es bei dem Thema Digitalisierung von Gesundheit mehr um die vermehrte Anwendung digitaler Geräte und die damit verbundene Erreichbarkeit bzw. Verfügbarkeit.
Eine Forschungsgruppe an der Regensburger Universität hat untersucht, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Gesellschaft hat. Neben den positiven Effekten dürfen die negativen auch nicht außer Acht gelassen werden. Die Befragten betrachten die digitalen Veränderungen mit einiger Skepsis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Die Verteilung der Antworten in der Studie der Regensburger Universität
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wittmann, M., Wittmann, G., Stahl, E. & Weinfurtner, S. (2013). Digitalisierung der Gesellschaft: Aktuelle Einschätzungen und Trends. Regensburg: ibi research an der Universität Regensburg GmbH, S. 6.
Wie die Abbildung 2 darstellt, sind mehr als zwei Drittel der Befragten damit einverstanden, dass die Digitalisierung konkrete Nachteile mit sich bringt. Vor allem werden hier der permanente Zeitdruck, die Erwartungshaltung einer ständigen Erreichbarkeit, aber auch die körperlichen und gesundheitlichen Probleme genannt (2013, S. 6). Die Skepsis der Befragten lässt sich jedoch nicht damit erklären, dass die Behauptung, dass die Digitalisierung tatsächlich negative Auswirkungen hat, geglaubt wird. Infolgedessen sind mögliche Auswirkungen genauer im Folgenden darzustellen, wobei diese in Bezug auf Individuen vorgestellt werden. Um die gesundheitlichen Auswirkungen infolge der Entwicklung der Digitalisierung zu untersuchen, ist eine Einschränkung bezüglich der digitalen Geräte notwendig. In meiner Arbeit werden in erster Linie die digitalen Geräte wie Handy, Tablet, Laptop/PC berücksichtigt. Es hat damit zu tun, dass vor allem diese Geräte mit dem Internet in Verbindung stehen.
Wie bei den Begriffsbestimmungen erklärt wurde, ist die Gesundheit ein Gleichgewicht des menschlichen Wohlbefindens auf psychischer, physischer und sozialer Ebene. Die Definition geht davon aus, dass die drei verschiedenen Arten des Gesundheitswohlbefindens sich erfüllen müssen. Demzufolge werden die Auswirkungen auf diesen drei Pfeilern beruhend recherchiert. Diese Darstellung dient nur als Übersicht der Heterogenität von den möglichen negativen Auswirkungen der zunehmenden Nutzung digitaler Geräte.
Auswirkungen der zunehmenden Nutzung auf physisches Wohlbefinden
Unter Auswirkungen auf physisches Wohlbefinden werden solche Belastungen verstanden, die sich überwiegend auf das physische, körperliche Wohlbefinden auswirken.
In 2010, als die Zahl der Smartphone-Besitzer noch relativ klein war, hat sich eine Projektgruppe in Deutschland mit den gesundheitlichen Auswirkungen des Mobiltelefons beschäftigt. In dieser Erhebung wurde unter anderem neben weiteren wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten untersucht, inwiefern die Befragten von einer schädlichen Wirkung auf die Gesundheit ausgehen. 52% der Befragten (n=200) betrachten es als sicher, dass das Mobiltelefon sich durch körperliche Schäden auf die Gesundheit des Menschen auswirkt. Die Umfrage ergab in Bezug auf die Arten von gesundheitlichen Auswirkungen, dass Kopfschmerzen mit 32% und Konzentrationsschwächen mit 28% die höchsten Anteile an den befürchteten Folgen haben (Kollath, Brand, Münch, 2010, S. 13-14). Der New Yorker Arzt, Kenneth K. Hansraj von Klinikum für Wirbelsäulenchirurgie und Rehabilitation, hat das durch zunehmende Smartphone-Nutzung ausgelöste Phänomen, den sogenannten Handy-Nacken, entdeckt. Doch in der auf den ersten Blick komisch klingenden Untersuchung wurde nachgewiesen, dass statt mit einer normalen Kopfhaltung von etwa 5 kg, bei gesenktem Kopf ein Gewicht von 22 kg getragen wird. Das belastet die Halswirbelsäure enorm und führt zu ernsthaften Schmerzen bzw. sogar Schäden (Hansraj, 2014, S. 1-3).
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1 Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird in der folgenden Arbeit die männliche Formulierung verwendet. Natürlich gilt diese Art der Formulierung für beide Geschlechter.
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- Anna Deák (Author), 2018, Digital Detox als Gegenbewegung zur Digitalisierung. Mit welchen Angeboten reagiert die gesundheitstouristische Industrie auf den neuen Trend?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/453318
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