„Die Welt ist voller Gewalt, die direkt angewendet wird, oft ganz unverhüllt, und die indirekt in den Ordnungen und Organisationen sichtbar wird, die die Beziehungen der Menschen untereinander, ihrer Gruppen und Nationen, regeln.“
Mit dieser Einschätzung von Gewalt hat der norwegische Friedensforscher Johan Galtung seit 1975 für Diskussionen unter den Sozialwissenschaftlern gesorgt. Während viele seiner Kollegen Gewalt auf die körperliche Beschädigung eines Opfers reduzieren, fasst Galtung seine Definition weiter. Für ihn existiert neben der direkten Gewalt noch eine indirekte, strukturelle Gewalt. Dieser Ansatz ist seit seiner Veröffentlichung in der Forschung stark umstritten. Er wird heute von der Mehrheit der Sozialwissenschaftler abgelehnt. Weitestgehend anerkannt ist dagegen die Machtdefinition von Heinrich Popitz, in welcher der Gewaltbegriff stärker eingegrenzt wird. Sie stammt aus dem Jahr 1992.
Das Konzept der strukturellen Gewalt von Johan Galtung soll den Schwerpunkt dieser Arbeit bilden. Welche Faktoren beinhaltet diese indirekte Gewalt und warum wird sie heute weitestgehend abgelehnt? Weiterführend soll daraufhin die Frage geklärt werden, warum die Vorstellungen von Heinrich Popitz in der neueren Forschung populärer sind. Welche Vorzüge bietet das Konzept von Popitz gegenüber dem von Galtung im Hinblick auf eine anwendbare Gewaltdefinition?
Johan Galtung selbst sagt, dass der frühe Teil seines Lebens seinen inneren Code maßgeblich geprägt hat, so wie der frühe Teil des Lebens einer Kultur diese prägt. Deshalb sollen die jungen Jahre aus Galtungs Biografie zunächst dargestellt werden.
Dann soll sein Ansatz von der strukturellen Gewalt präsentiert und in mancher Hinsicht auch mit seiner Biografie in Verbindung gebracht werden. Was versteht er unter Gewalt und welche Gesichtspunkte zählen dazu? Hierzu soll zunächst seine Definition von Gewalt beschrieben werden. Anschließend werden die von ihm aufgestellten Dimensionen von Gewalt aufgezeigt. Mithilfe dieser Dimensionen klärt Galtung den Umfang, den die Gewalt seiner Meinung nach einnimmt. Dadurch konstruiert er eine Typologie.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Person
- Strukturelle Gewalt
- Definition von Gewalt
- Dimensionen von Gewalt
- Mittel der personalen und der strukturellen Gewalt
- Das Verhältnis von personaler und struktureller Gewalt
- Die kulturelle Gewalt
- Reaktionen
- Vergleich mit der Machtdefinition von Heinrich Popitz
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der strukturellen Gewalt von Johan Galtung. Sie analysiert die Faktoren, die diese indirekte Gewalt ausmachen, und die Gründe für ihre weitgehende Ablehnung in der heutigen Forschung. Im Weiteren wird untersucht, warum die Vorstellungen von Heinrich Popitz in der neueren Forschung populärer sind und welche Vorzüge das Konzept von Popitz im Vergleich zu Galtungs Ansatz im Hinblick auf eine anwendbare Gewaltdefinition bietet.
- Die Definition und Dimensionen der strukturellen Gewalt nach Johan Galtung
- Die Kritik an Galtungs Konzept der strukturellen Gewalt
- Der Vergleich von Galtungs Konzept der strukturellen Gewalt mit der Machtdefinition von Heinrich Popitz
- Die Stärken und Schwächen beider Ansätze im Hinblick auf eine anwendbare Gewaltdefinition
- Die Relevanz des Konzepts der strukturellen Gewalt für die heutige Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der strukturellen Gewalt ein und stellt Galtungs Definition von Gewalt und seinen Ansatz in den Kontext aktueller sozialwissenschaftlicher Diskussionen.
- Zur Person: Dieser Abschnitt beleuchtet die Biographie Johan Galtungs und seine persönlichen Einflüsse, die seine Arbeit prägten. Insbesondere werden seine Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs und sein Engagement für Friedensstudien hervorgehoben.
- Strukturelle Gewalt: In diesem Kapitel werden Galtungs Definition von Gewalt sowie die verschiedenen Dimensionen der strukturellen Gewalt erläutert. Es wird auch auf die Mittel von personaler und struktureller Gewalt eingegangen und deren Verhältnis zueinander beleuchtet.
- Die kulturelle Gewalt: Dieser Abschnitt erweitert Galtungs Konzept der Gewalt um die kulturelle Gewalt und erläutert deren Einfluss auf die Gesellschaft.
- Reaktionen: Hier werden kritische Reaktionen aus der Forschung auf Galtungs Konzept der strukturellen Gewalt präsentiert, die sowohl negative als auch positive Aspekte beleuchten.
- Vergleich mit der Machtdefinition von Heinrich Popitz: In diesem Abschnitt wird ein Vergleich zwischen Galtungs Gewaltbegriff und der Machtdefinition von Heinrich Popitz gezogen, um die Stärken und Schwächen beider Ansätze im Hinblick auf eine anwendbare Gewaltdefinition herauszuarbeiten.
Schlüsselwörter
Strukturelle Gewalt, Johan Galtung, Heinrich Popitz, Gewaltdefinition, Friedensforschung, Macht, Soziologie, Kulturelle Gewalt, Dimensionen von Gewalt, Individuelle und strukturelle Gewalt, Kritik an Galtungs Konzept, Vergleich der Ansätze, Anwendbarkeit der Gewaltdefinition
- Quote paper
- Anonym (Author), 2005, Analyse zu "Strukturelle Gewalt" von Johan Galtung. Galtungs Ansatz der indirekten Gewalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45298