Vergessen funktioniert in diesem Fall mehr wie eine Konstruktion statt eine Rekonstruktion der Vergangenheit. Menschen erleben in ihrem Leben also Dinge, an die sie sich sowohl gern als auch ungern zurückerinnern oder, wie in dem eben angeführten Fall, falsch erinnern. Im besten Fall vergessen wir Alltägliches, Emotionales oder peinliche Situationen. Im schlimmsten Fall geht es um traumatische Erfahrungen, die unser Gedächtnis aus Selbstschutz abkoppelt und zu denen es uns den Zugriff verweigert (Pritzel & Markowitsch, 2017). In der Wissenschaftsdisziplin der Psychologie gehört die Thematik rund um das Vergessen zum Bereich Lernen und Gedächtnis und lässt sich in der allgemeinen Psychologie verorten (Becker-Carus & Wendt, 2017). Das soeben angeführte Beispiel soll andeuten, wie nah sich hier die Theorie zum Bereich des Vergessens an der Praxis bewegt.
Des Weiteren wird es in der vorliegenden Hausarbeit darum gehen, die Theorien des Vergessens kurz vorzustellen, zu vergleichen und zu bewerten sowie insbesondere deren praktischen Nutzen (zum Beispiel für die Gestaltung des Lernprozesses) darzustellen. Hierbei werden die einzelnen Abschnitte der Arbeit nicht wie isolierte Blöcke nebeneinanderstehen, sondern inhaltlich eng aufeinander bezogen sein. Die gängigen Vergessenstheorien in der Psychologie sind unter anderem der Spurenzerfall, die Interferenztheorie, der Verlust der Speicheradresse sowie das motivierte Vergessen. Interessant für diese Arbeit ist zudem die Vergessenskurve nach Ebbinghaus (1885), um ins Thema zu finden und einen ersten Überblick über die Vergessenstheorien zu gewinnen. Kapitel drei wird dezidiert auf die Bedeutung psychologischer Theorien des Vergessens für die Praxis eingehen, dabei einen soziologischen Zugriff bemühen und versuchen, einen stärkeren Bezug zum sozialen bzw. zum Jugendamtkontext herzustellen. Abschließend werden die Ergebnisse dieser Hausarbeit im vierten Kapitel konkludierend präsentiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Psychologische Theorien des Vergessens
- Vergessenskurve nach Ebbinghaus
- Spurenzerfallstheorie bzw. Speicherzerfall
- Interferenztheorie
- Transfer of Training
- Zwei-Faktoren-Theorie
- Zwischenfazit
- Motiviertes bzw. motivationales Vergessen durch emotionale und andere Faktoren
- Kontextabhängiges Vergessen
- Bedeutung psychologischer Theorien des Vergessens für die Praxis
- Forensische Psychologie und Psychotherapie
- Soziologischer Zugriff
- Web Memorials
- Erinnerung und Vergessen im Kontext des Sozialen Gedächtnisses
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit widmet sich der Erforschung psychologischer Theorien des Vergessens. Ziel ist es, diese Theorien zu präsentieren, zu vergleichen und zu bewerten, sowie deren praktische Relevanz für verschiedene Anwendungsbereiche aufzuzeigen. Dabei werden die einzelnen Abschnitte der Arbeit nicht als isolierte Blöcke behandelt, sondern stehen in enger inhaltlicher Beziehung zueinander.
- Vergessenskurve nach Ebbinghaus
- Spurenzerfallstheorie
- Interferenztheorie
- Motiviertes Vergessen
- Kontextabhängiges Vergessen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema Vergessen anhand eines realen Falls dar und verdeutlicht die Relevanz der Vergessenstheorien für die Praxis. Kapitel zwei beleuchtet verschiedene Theorien des Vergessens, darunter die Vergessenskurve nach Ebbinghaus, die Spurenzerfallstheorie und die Interferenztheorie. Kapitel drei untersucht die praktische Bedeutung psychologischer Vergessenstheorien, insbesondere im Kontext der forensischen Psychologie und Psychotherapie sowie im soziologischen Kontext, mit Fokus auf Web Memorials und das Soziale Gedächtnis.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Vergessen im Kontext psychologischer Theorien. Schwerpunkte liegen auf der Analyse und Bewertung verschiedener Vergessenstheorien, wie der Vergessenskurve nach Ebbinghaus, der Spurenzerfallstheorie, der Interferenztheorie und dem motivierten Vergessen. Der Fokus liegt zudem auf der praktischen Relevanz dieser Theorien für verschiedene Anwendungsbereiche, insbesondere in der forensischen Psychologie und Psychotherapie sowie im soziologischen Kontext.
- Quote paper
- M.A. Carolyn Sendler (Author), 2018, Bedeutung psychologischer Theorien des Vergessens für die Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452172