Das Fachkonzept Sozialraumorientierung (SRO) entwickelte sich, insbesondere im vergangenen Jahrzehnt, zu einem überaus beliebten und gleichsam kontrovers diskutierten Ansatz der Sozialen Arbeit, dessen Etablierung auch mit den einhergehenden soziodemografischen Veränderungen innerhalb unserer gesellschaftlichen und familiären Strukturen erklärt werden kann. Daneben lässt sich dessen Popularität bisweilen auch durch die enorme Summe von Veröffentlichungen in Fachbüchern und Aufsätzen, als auch anhand der zahlreichen konzeptionellen Implementierungen in Leitbildorientierungen und diversen Weiterbildungsprogrammen erklären – so auch in der Kinder- und Jugendarbeit. Grundlage einer sozialräumlichen Konzeptentwicklung in diesem Handlungsfeld ist es dabei, die Lebenswelten und Sozialräume der Kinder und Jugendlichen mit einzubeziehen. So geht es im Rahmen einer sozialräumlichen Jugendarbeit primär darum, „[…] die Lebensbedingungen und das Lebensgefühl von Kindern und Jugendlichen in ihren Sozialräumen, Stadtteilen, Lebenswelten zu analysieren, zu verstehen und daraus Konsequenzen für die Konzepte der Kinder- und Jugendarbeit bis auf die Ebene ganz konkreter Angebote und Projekte zu entwickeln.“ (Deinet, 2009).
Die Entwicklung der eben genannten Angebote und Projekte ist somit abhängig von der Durchführung einer qualitativen Sozialraumanalyse, welche sich anhand von sogenannten „Analyse- und Beteiligungsmethoden“ (ebd.) realisieren lässt. Diese Verfahren, welche auch häufig als Lebensweltanalyse bezeichnet werden, verfolgen zwei unterschiedliche Ziele. Zum einen dienen sie, speziell „[…] auf der qualitativen Ebene des Erlebens […]“ (ebd.) der Kinder und Jugendlichen, der Analyse von Orten, Sozialräumen und ihrem Verständnis, zum anderen sollen aber auch, getriggert durch ihren animativen Charakter, die Kinder und Jugendlichen als Experten ihrer Lebenswelt unmittelbar miteinbezogen werden: „[…] d.h. sie werden nicht nur abgefragt, sondern in den meisten Methoden und Projekten sind sie aktiv dabei und beteiligen sich mit der Artikulation ihrer Empfindungen, Bedürfnisse etc. an einer sozialräumlichen Entwicklung.“ (ebd.).
In der vorliegenden Studienarbeit werden wir uns vornehmlich mit der Darstellung von drei ausgewählten sozialräumlichen Forschungsmethoden beschäftigen und dabei sowohl deren Zweck und praktische Durchführung, als auch deren Eignung und Erkenntnistiefe für das sozialarbeiterische Handlungsfeld der Kinder- und Jugendarbeit beleuchten ...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitorische Eingrenzungen und Vorüberlegungen
- Historisches Raumverständnis: Absoluter und Relativer Raum
- Sozialraum
- Lebenswelt(-orientierung)
- Sozialraumorientierung
- Sozialräumliche Lebensweltanalyse in der Kinder- und Jugendarbeit
- Darstellung und Bewertung von drei Forschungsmethoden
- Nadelmethode
- Cliquenraster
- Subjektive Landkarten
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit dem Fachkonzept der Sozialraumorientierung (SRO) und analysiert drei sozialräumliche Forschungsmethoden in Hinblick auf ihre Eignung für das sozialarbeiterische Handlungsfeld der Kinder- und Jugendarbeit. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Lebenswelten und Sozialräume von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln und die Möglichkeiten zur Einbindung und Partizipation der Jugendlichen in sozialräumliche Prozesse aufzuzeigen.
- Das Fachkonzept der Sozialraumorientierung (SRO)
- Die Bedeutung von Lebenswelten und Sozialräumen in der Kinder- und Jugendarbeit
- Qualitative Sozialraumanalyse als Grundlage für die Entwicklung sozialräumlicher Konzepte
- Darstellung und Bewertung ausgewählter sozialräumlicher Forschungsmethoden (Nadelmethode, Cliquenraster, Subjektive Landkarten)
- Die Einbindung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen in sozialräumliche Prozesse
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Die Einleitung liefert einen Überblick über das Fachkonzept Sozialraumorientierung (SRO) und dessen Bedeutung in der Kinder- und Jugendarbeit. Zudem wird der Fokus auf die qualitative Sozialraumanalyse als Grundlage für die Entwicklung sozialräumlicher Konzepte gelegt.
- Kapitel 2: Definitorische Eingrenzungen und Vorüberlegungen Dieses Kapitel befasst sich mit den Begriffen "Raum", "Sozialraum" und "Lebenswelt". Es werden unterschiedliche Raumverständnisse vorgestellt und die Bedeutung dieser Begriffe für die soziale Arbeit und die Kinder- und Jugendarbeit erläutert.
- Kapitel 3: Sozialräumliche Lebensweltanalyse in der Kinder- und Jugendarbeit In diesem Kapitel wird die Notwendigkeit der Lebensweltanalyse in der Kinder- und Jugendarbeit hervorgehoben und die Rolle qualitativer Forschungsmethoden in diesem Kontext beleuchtet. Der Schwerpunkt liegt auf der Erfassung der spezifischen Bedürfnisse und Problemlagen von Kindern und Jugendlichen in ihren Sozialräumen.
- Kapitel 4: Darstellung und Bewertung von drei Forschungsmethoden Hier werden drei sozialräumliche Forschungsmethoden – die Nadelmethode, das Cliquenraster und die Subjektive Landkarte – vorgestellt und hinsichtlich ihrer Eignung für die Kinder- und Jugendarbeit bewertet. Der Fokus liegt auf der praktischen Anwendung der Methoden und deren Möglichkeiten zur Einbindung und Partizipation der Jugendlichen.
Schlüsselwörter
Sozialraumorientierung (SRO), Lebensweltanalyse, Kinder- und Jugendarbeit, qualitative Forschungsmethoden, Nadelmethode, Cliquenraster, Subjektive Landkarten, Partizipation, sozialräumliche Konzepte, Jugendkulturen, Aneignungsprozesse.
- Quote paper
- Hans-Joachim Frost (Author), 2017, Sozialraumorientierung. Darstellung von drei Forschungsmethoden unter Bezugnahme auf das Handlungsfeld der Kinder- und Jugendarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451191