Seit 2014 vergeht kaum eine Woche, in der Pegida, die selbsternannten Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes, nicht in Dresden und andernorts auf die Straße gehen und unter anderem Parolen wie „Schluss mit der Staatspropaganda. GEZ abschaffen“ und „Lügenpresse“ skandieren. Auch die rechtspopulistische AfD gewinnt seit geraumer Zeit stetig an Zustimmung und hat ihrerseits ein geradezu paradoxes Verhältnis zur Presse. Obwohl der Partei allem Anschein nach viel daran liegt, „möglichst oft in den Nachrichten vorzukommen“, hat sie nicht nur einmal einzelnen Pressevertretern oder gar der kompletten Medienlandschaft den Zutritt zu ihren Parteitagen verwehrt.
Doch sind es nicht nur Protestbewegungen wie Pegida oder die AfD, die den Massenmedien skeptisch gegenüberstehen. Spätestens seit dem Einsetzen der großen Flüchtlingsbewegungen im Jahre 2015 ist eine Diskussion um die Vertrauenswürdigkeit von Massenmedien in der Mitte der Gesellschaft angekommen. So kam die seitens der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Auftrag gegebene Allensbach-Umfrage unter anderem zu dem Ergebnis, dass „39 Prozent der erwachsenen Bevölkerung finden, an dem von Pegida propagierten Vorwurf der ‚Lügenpresse‘ sei etwas dran“ (Köcher 2015), in Ostdeutschland sogar 44 Prozent.
Ins Visier der kritischen Betrachtungen geriet dabei maßgeblich die Berichterstattung über die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik. Hierbei wird bisweilen sogar „von einer ‚Medienkrise‘ oder einer ‚Glaubwürdigkeitskrise‘ der Medien“ (Alexander 2017, S. 189) infolge der so genannte „Flüchtlingskrise“ gesprochen. Neben dem misstrauischen Blick der Rezipienten auf die Berichterstattung veränderten zunehmend auch viele Medienvertreter ihre Einstellung zur medialen Darstellung der Flüchtlingspolitik.
Angesichts der elementaren Rolle der Massenmedien in unserer demokratisch verfassten Gesellschaft als „wichtigste Informationsquelle der Menschen“ (Baumann et al. 2011) soll in dieser Arbeit der Frage nachgegangen werden, wie sich die Berichterstattung über die Flüchtlingspolitik seit 2015 entwickelt und inwieweit die etwaig auftretende Kritik an selbiger den Journalismus beeinflusst hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Massenmedien als Instrument der politischen Willensbildung
- Die Berichterstattung über die Flüchtlingspolitik 2015
- Probleme durch das Web 2.0
- Mangelnde Selektionsleistung
- Willkommenskultur als moralisches Leitbild
- Agendasetzung durch die politische Elite
- Unterrepräsentation direkt Betroffener
- Ausblenden kritischer Stimmen
- Mangelnde Neutralität
- Selbstreflexion und Wandel
- Das Schlüsselereignis „Silvesternacht in Köln“
- Zum Stand der Berichterstattung
- Reflexive Stimmen
- Entwicklung der öffentlichen Meinung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Berichterstattung der deutschen Massenmedien über die Flüchtlingspolitik seit 2015, insbesondere im Kontext der kritischen Auseinandersetzung mit der Vertrauenswürdigkeit der Medien. Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Berichterstattung und analysiert, inwieweit Kritik an der Medienberichterstattung den Journalismus beeinflusst hat.
- Rolle der Massenmedien in einer demokratischen Gesellschaft
- Medienkonsumgewohnheiten der deutschen Bevölkerung
- Charakter der Medienberichterstattung über die „Flüchtlingskrise“
- Reflexionsvorgänge der Journalisten im Kontext der Kritik an der Medienberichterstattung
- Öffentliche Meinung über die Massenmedien
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas der Medienberichterstattung über die „Flüchtlingskrise“ dar und zeigt die wachsende Skepsis gegenüber den Massenmedien in der Gesellschaft auf.
- Die Massenmedien als Instrument der politischen Willensbildung: Dieses Kapitel beleuchtet die zentrale Rolle der Massenmedien in einer demokratischen Gesellschaft und betont ihre Funktion als Informationsquelle, Meinungsbildungs- und Kontrollinstrument sowie ihre Bedeutung für die Integration.
- Die Berichterstattung über die Flüchtlingspolitik 2015: Dieses Kapitel analysiert die mediale Berichterstattung über die „Flüchtlingskrise“ im Zeitraum von 2015 bis Anfang 2016 anhand einer Studie der Otto Brenner Stiftung. Es werden kritische Punkte in der Berichterstattung aufgezeigt, wie z. B. das Web 2.0, mangelnde Selektionsleistung, Willkommenskultur als moralisches Leitbild, Agendasetzung durch die politische Elite, Unterrepräsentation direkt Betroffener, Ausblenden kritischer Stimmen und mangelnde Neutralität.
- Selbstreflexion und Wandel: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Kritik an der Medienberichterstattung auf den Journalismus. Es wird das Schlüsselereignis „Silvesternacht in Köln“ analysiert und auf den Stand der Berichterstattung eingegangen. Zudem werden reflexive Stimmen von Journalisten beleuchtet.
- Entwicklung der öffentlichen Meinung: Dieses Kapitel befasst sich mit der öffentlichen Meinung über die Massenmedien und ihrem Verhältnis zur Medienwirkung.
Schlüsselwörter
Massenmedien, politische Willensbildung, Flüchtlingskrise, Medienkritik, Medienvertrauen, Journalismus, Medienberichterstattung, öffentliche Meinung, Integration, Willkommenskultur, Agenda-Setting, Selektionsleistung, Neutralität.
- Quote paper
- Mandy Büttner (Author), 2018, Politische Willensbildung durch Massenmedien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451152