„Männer wollen Informationen austauschen, Frauen über ihre Gefühle reden“, „Männer sagen direkt was sie wollen, Frauen drücken sich unklar aus und erwarten, dass man erkennt was sie wollen.“ Die Liste derartiger Aussagen über die Kommunikation von Männern und Frauen lässt sich problemlos weiterführen. In wenigen Themenbereichen gibt es so viele Vorurteile und Verallgemeinerungen, dass sie sogar in Comedyshows regelmäßig und zuverlässig ihren Eingang finden.
Inwiefern diese gängigen Thesen die Unterschiede im Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern treffend zusammenfassen, lässt sich sicherlich diskutieren. Was durch die Präsenz dieses Themas allerdings schon deutlich wird ist, dass sich die Kommunikation zwischen den Geschlechtern stark unterscheidet. So
verstehen Frauen das Kommunikationsverhalten von Männern oftmals nicht bzw. falsch und andersherum, sodass Missverständnisse – vor allem in der Partnerschaft – fast unumgänglich sind.
Einige Kommunikationswissenschaftler bezeichnen die Kommunikation von Männern und Frauen gar als „interkulturelle Kommunikation“ – laut ihnen kommunizieren die beiden Geschlechter also im selben Maße unterschiedlich wie Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen es tun. In Anbetracht dessen, dass Männer und Frauen tagtäglich sowohl privat als auch beruflich miteinander (erfolgreich) kommunizieren müssen, wird die Relevanz dieses Themas offenbar.
In Annäherung an dieses ist meiner Meinung nach zunächst interessant, inwiefern sich die Geschlechter tatsächlich konkret in ihrem Kommunikationsverhalten unterscheiden. Daher möchte ich in dieser Arbeit zuerst die geschlechtsspezifischen Unterschiede aufführen und dabei auch ihre jeweilige Wirkung beleuchten. Des Weiteren stellt sich natürlich die Frage nach den Gründen für diese großen Unterschiede; diese lassen sich in zwei verschiedenen Erklärungsansätzen zusammenfassen, auf die ich im zweiten Teil eingehen möchte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung Seite
2. Unterschiede im verbalen und nonverbalen Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern Seite
3. Erklärungsansätze für Unterschiede im geschlechtsspezifischen Kommunikationsverhalten
3.1 Biologische Geschlechterforschung - Geschlecht und Sexualität Seite
3.2 Genderforschung - Geschlecht als soziale Konstruktion Seite
4. Fazit Seite
Literaturverzeichnis Seite
1. Einleitung
„Männer wollen Informationen austauschen, Frauen über ihre Gefühle reden“, „Männer sagen direkt was sie wollen, Frauen drücken sich unklar aus und erwarten, dass man erkennt was sie wollen.“ Die Liste derartiger Aussagen über die Kommunikation von Männern und Frauen lässt sich problemlos weiterführen. In wenigen Themenbereichen gibt es so viele Vorurteile und Verallgemeinerungen, dass sie sogar in Comedyshows regelmäßig und zuverlässig ihren Eingang finden. Inwiefern diese gängigen Thesen die Unterschiede im
Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern treffend zusammenfassen, lässt sich sicherlich diskutieren. Was durch die Präsenz dieses Themas allerdings schon deutlich wird ist, dass sich die Kommunikation zwischen den Geschlechtern stark unterscheidet. So verstehen Frauen das Kommunikationsverhalten von Männern oftmals nicht bzw. falsch und andersherum, sodass Missverständnisse - vor allem in der Partnerschaft - fast unumgänglich sind. Einige Kommunikationswissenschaftler bezeichnen die Kommunikation von Männern und Frauen gar als „interkulturelle Kommunikation“ (vgl. Scheunpflug, 2004, S. 122; zitiert nach Tannen, 1993, S. 40) - laut ihnen kommunizieren die beiden Geschlechter also im selben Maße unterschiedlich wie Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen es tun. In Anbetracht dessen, dass Männer und Frauen tagtäglich sowohl privat als auch beruflich miteinander (erfolgreich) kommunizieren müssen, wird die Relevanz dieses Themas offenbar. In Annäherung an dieses ist meiner Meinung nach zunächst interessant, inwiefern sich die Geschlechter tatsächlich konkret in ihrem Kommunikationsverhalten unterscheiden. Daher möchte ich in dieser Arbeit zuerst die geschlechtsspezifischen Unterschiede aufführen und dabei auch ihre jeweilige Wirkung beleuchten. Des Weiteren stellt sich natürlich die Frage nach den Gründen für diese großen Unterschiede; diese lassen sich in zwei verschiedenen Erklärungsansätzen zusammenfassen, auf die ich im zweiten Teil eingehen möchte.
2. Unterschiede im verbalen und nonverbalen Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern
Zu Beginn möchte ich kurz auf den bereits verwendeten Begriff „Kommunikation“ eingehen. Wenn wir an diesen denken, denken wir zuerst an „anderen etwas Mitteilen“, vielleicht an eine Unterhaltung, vielleicht an einen Informationsaustausch im Büro bis hin zum Reden in der Partnerschaft - wir verbinden Kommunikation in den meisten Fällen jedoch überwiegend mit Sprache. An dieser Stelle ist daher zu betonen, dass Kommunikation über den Aspekt
„Sprache“ hinausgeht. Sie läuft daneben genauso durch Körpersprache, also auf nonverbaler Ebene, ab. Zur Körpersprache gehören beispielsweise Körperhaltung, Gestik und Mimik, Blickkontakt, genauso wie Berührungen oder die Nutzung des Raumes durch Abstand und Nähe (vgl. Broszinsky-Schwabe, 2017, S. 133). Verbale und nonverbale Kommunikation stehen grundsätzlich in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander: Um eine gelingende Kommunikation zu ermöglichen, werden sprachliche Informationen mit körpersprachlichen Mitteilungen ergänzt und andersherum (vgl. Hartig, 1997, S. 22); sie bilden somit eine Einheit. Widersprechen sich verbale und nonverbale Informationen dabei allerdings, führt dies zu Irritationen in der Kommunikation, wodurch sie gestört ist (vgl. ebd., S. 27). Hier wird also schon offenbar, dass Körpersprache eine größere Rolle spielt als zuvor vielleicht angenommen. Nach Broszinsky-Schwabe (2017) findet in allen Kulturen ein großer Teil der Verständigung nonverbal statt, Schätzungen zufolge sind es ca. 70 Prozent (Broszinsky- Schwabe, 2017, S. 133). Unter Einbezug dieser Informationen ist es also sinnvoll, bei dem Vergleich von frauen- und männerspezifischer Kommunikation sowohl die verbale als auch die nonverbale Ebene zu beleuchten. Dabei möchte ich mich allerdings vor allem auf die nonverbale Ebene fokussieren, da Körpersprache als Kommunikationsmittel - trotz der hohen Relevanz - oftmals unterschätzt und zumindest nach meinen Erfahrungen vor allem in Bezug auf die Geschlechter weniger thematisiert wird.
Betrachtet man das Auftreten von Männern und Frauen, fallen auf nonverbaler Ebene neben der eigentlichen Körpersprache als erstes die Unterschiede in der Anatomie, also im Körperbau, auf: Männer haben breitere Schultern als Frauen, sodass sich ihre Arme weiter vom Körper entfernt befinden, während die Arme von Frauen durch die schmaleren Schultern tendenziell näher am Körper anliegen (vgl. Scheunpflug, 2004, S. 123). Des Weiteren weisen Männer tendenziell eine höhere Körpergröße als auch ein höheres Körpergewicht als Frauen auf. Diese anatomischen Faktoren sorgen dafür, dass Männer im Vergleich zu Frauen den Eindruck größerer körperlicher Präsenz hervorrufen, da sie durch ihren Körperbau mehr Raum für sich einnehmen. Dieser Eindruck wird allerdings nicht nur durch den Körperbau hervorgerufen, sondern vor allem die geschlechtsspezifische Körpersprache trägt dazu bei: Nach Sentürk (2012, S.133) ist ein entscheidender Unterschied in der männlichen und weiblichen Körpersprache, dass Männer sich räumlich geradezu ausbreiten, während Frauen sich mit wenig Raum zufriedengeben. Dieser körpersprachliche Unterschied ist in den alltäglichen Bewegungsabläufen sichtbar (vgl. ebd.): Vergleicht man die Standweise von Männern und Frauen miteinander, so fällt auf, dass Männer überwiegend breitbeinig und fest oder in entspannter Standbein-Spielbein-Haltung stehen (vgl. Scheunpflug, 2004, S. 123).
Frauen hingegen stehen oftmals schräg und ihre Fußstellung ist wesentlich schmaler, wodurch ihr Stand recht unsicher wirkt (vgl. ebd.). Die weibliche Körperhaltung erweckt so primär den Gesamteindruck von Unsicherheit, während die männliche durch den sicheren Stand andersherum Selbstsicherheit und Stärke ausdrückt.
Ähnliche Schlüsse ergeben sich, wenn man die Sitzhaltung der Geschlechter im Vergleich betrachtet: Männer sitzen in der Regel sowohl breitbeiniger als Frauen als auch nutzen sie die Sitzfläche öfter komplett aus (vgl. ebd.). Frauen hingegen lehnen sich seltener an und ihre Sitzhaltung ist im Allgemeinen angespannter. Auch hier wird also die stärkere Raumeinnahme von Männern deutlich, die den Eindruck von Selbstsicherheit und Dominanz erweckt. (vgl. ebd.).
Neben der Körperhaltung ist auch die Gestik ein Faktor, der diesen Eindruck unterstützt: Auch hier äußern sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern dahingehend, dass Männer wesentlich raumeinnehmender agieren als Frauen (vgl. Sentürk, 2012, S. 147). Während letztere ihre Arme und Hände beim Gestikulieren tendenziell sehr nah am Körper halten, neigen Männer vermehrt zu großräumigen Gesten (vgl. ebd.). Dies trägt somit ebenfalls dazu bei, dass die Körpersprache von Männern dominanter und selbstbewusster wirkt, während die der Frauen den Eindruck von Zurückhaltung hervorruft.
Ein weiteres wichtiges Kriterium, das es beim Vergleich von Körpersprache zu beleuchten gilt, ist Haltung des Kopfes (vgl. Scheunpflug, 2004, S.125). Abbildungen von Männern zeigen diese überwiegend mit geradem Kopf, wohingegen Frauen oft mit geneigtem Kopf dargestellt werden (vgl. ebd.). Im Tierreich ist die Geste, den Kopf zu neigen und damit die Kehle frei zu legen, ein Zeichen der Unterwerfung. Beim Menschen sorgt die Neigung des Kopfes zumindest dafür, dass die Person kleiner wirkt als sie ist. Mühlen-Achs (1998) geht in ihrer Interpretation soweit, das Neigen des Kopfes als Zeichen von Demut und als mögliches Mittel der Beschwichtigung zu werten. In jedem Falle lässt sich aber zusammenfassend sagen, dass Männer durch die Darstellung mit einer aufrechten Kopfhaltung eher selbstbewusst und bestimmend wirken als Frauen durch die Darstellung mit geneigtem Kopf.
An dieser Stelle möchte ich nun auf das verbale Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern eingehen, das sich in ähnlicher Weise wie das nonverbale Verhalten voneinander unterscheidet. Nach Hartig (1997) bewegen sich Frauen auf verbaler Ebene in einem wesentlich beschränkteren Verhaltensrahmen als Männer. Dieser wird zunächst am sprachlichen Ausdruck deutlich: So sind Frauen beispielsweise tendenziell eher als Männer darum bemüht, keine Schimpfworte zu verwenden (vgl. ebd. S. 69). Auch wenn es in heutiger Zeit eine bewusste Auflehnung seitens der jüngeren Generation gegen solche „Tabus“ gibt, ist ihre grundsätzliche Existenz nicht zu negieren. Blickt man beispielsweise zurück auf die 1950er und 1960er Jahre, war das Ideal des sprachlichen Verhaltens von Frauen sehr stark an Zurückhaltung orientiert (vgl. ebd.). Zweifelsohne war diese Zeit nicht der Beginn dieser Vorstellung von weiblichem Sprachverhalten. Sie lässt sich bereits in Verhaltensbüchern des 18. Jahrhunderts vorfinden, die nicht zuletzt die Metapher der Frau als „bessere Hälfte des Mannes“ geprägt haben (vgl. ebd.). Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass bezogen auf das Sprachverhaltens von Frauen lange Zeit Zurückhaltung und Anstand im Vordergrund standen. Damit lassen sich Unterschiede auch im heutigen männlichen und weiblichen Sprachverhalten, wie die eben genannte Vermeidung von Schimpfworten, erklären.
Man könnte bis hierher zusammenfassen, dass sowohl auf verbaler als auch auf nonverbaler Ebene das Kommunikationsverhalten von Männern weitaus weniger von Zurückhaltung und Verhaltenheit bestimmt ist als das von Frauen, weswegen es tendenziell selbstbewusster und dominanter wirkt.
Weitere Unterschiede in der Körpersprache von Männern und Frauen gründen sich auf die Verschiedenheit der Vorstellung von Attraktivität (vgl. Scheunpflug, 2004, S. 126). Da Männer bei Frauen andere Merkmale als attraktiv einschätzen als Frauen bei Männern, betonen Frauen und Männer durch ihre Körpersprache auch andere Merkmale, um möglichst positiv auf das andere Geschlecht zu wirken. So lässt sich feststellen, dass Frauen verstärkt darauf achten, schön und jugendlich zu erscheinen. Aspekte wie eine schlanke Taille und farbiges Haar sind von Bedeutung und werden, beispielsweise durch häufigeres Hindurchstreichen durch das Haar, zusätzlich betont (vgl. ebd.). Diese frauentypische Verhaltensweise liegt darin begründet, dass Männer bei Frauen wesentlich stärker als andersherum auf Schönheit und Jugendlichkeit achten (vgl. ebd.).
Männer betonen hingegen eher körperliche Stärke sowie materielle oder soziale Ressourcen (vgl. ebd.). Breite Schultern und ein trainierter Körper sind somit ebenso von Bedeutung wie „Hinweise“ auf einen hohen Sozialstatus. Letztere können sich körpersprachlich, wie beispielsweise in einer möglichst „coolen Körperhaltung“ (ebd.) offenbaren, wie auch durch entsprechende Artefakte, wie einem teuren Auto oder guter Kleidung (vgl. ebd.). Der Grund für dieses männertypische Verhalten besteht, wie zuvor bei dem der Frauen auch, darin, dass das andere Geschlecht ebendiese Merkmale attraktiv und somit wichtig finden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Kommunikationsverhalten von Männern auf verbaler wie auch auf nonverbaler Ebene tendenziell deutlich stärker an Dominanz ausgerichtet ist als das von Frauen (vgl. ebd., S. 127); Männer verhalten sich selbstsicherer und selbstbewusster. Das Kommunikationsverhalten von Frauen ist dagegen eher an emotionalen Werten orientiert (vgl. ebd.), weswegen das Auftreten von Frauen im Vergleich wesentlich weniger dominant wirkt. Man könnte auch sagen, die Kommunikationsweise von Frauen ist grundsätzlich überwiegend kooperativ, während die von Männern eher kompetitiv ist (vgl. Hartig, 1997, S. 76). Das bedeutet, das Kommunikationsverhalten von Männern ist primär darauf ausgerichtet, sich gegen Mitstreiter durchzusetzen, wohingegen das von Frauen eher an gemeinsamem Problemlösen orientiert ist (vgl. ebd.). Frauen richten ihre Handlungen stärker an den Mitmenschen aus und sehen sich eher als Teil der Gruppe, der in Abstimmung mit anderen agiert.
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