„Wie und wodurch ist Gesellschaft möglich?“ lässt sich als Grundfrage der Soziologie herausstellen, die sich mit dem sozialen Verhalten und somit dem Zusammenleben von Menschen beschäftigt, welches sich im größten Rahmen in dem System der Gesellschaft untersuchen lässt.
Dabei führt der hier zunächst fast umgangssprachlich verwendete Ausdruck System gewissermaßen genau zu dem, was Parsons als Grundlage seiner Theorie sieht, zu der Art und Weise wie er die Gesellschaft auch theoretisch sieht: Als System.
Mit seiner Systemtheorie, die er außerdem als strukturfunktionalistisch bezeichnet, gibt er also Antwort auf die elementare Frage, wie Gesellschaften bestehen können, indem er sie als Systeme interpretiert, für welche es ja charakteristisch ist, dass sie sich auf eine bestimmte zielgerichtete Anordnung gründen. In diesem Sinne ist auch der von Parsons betonte strukturfunktionalistische Aspekt seiner Theorie zu bewerten: Gesellschaften bestehen laut ihm aus Strukturen, in denen jedes Teilsystem seine eigene Funktion hat, damit schließlich das Ziel des Systems, sich selbst zu erhalten, erreicht wird. Dabei stellt Parsons mit seinem bekanntes AGIL-Schema die vier Funktionen auf, die jede Gesellschaft, jedes System erfüllen muss, um sich zu erhalten.
Durch diese Sichtweise der Gesellschaft als sich selbst erhaltendes System und der Zerlegung in die dafür nötigen vier unabdingbaren Funktionen, hat Parsons nicht nur eine generelle Erklärung gegeben, wie und wodurch Gesellschaften dauerhaft existieren, sondern sie dient, von der anderen Seite betrachtet, genauso als Basis für die Erklärung, warum bestehende Gesellschaften eben nicht funktionieren. Durch sein AGIL-Schema ist gewissermaßen eine Analyse der „Fehler“ in einer nicht funktionierenden Gesellschaft möglich, mit ihm lassen sich politische Phänomene wie „failed states“ erklären.
Aus umgekehrter Perspektive ist seine Systemtheorie natürlich auch für jedes Individuum, also für jeden einzelnen von uns, interessant: Da wir nach Parsons als Einzelteile im ganzen System der Gesellschaft unseren „Beitrag“ zu ihrem Gesamterhalt leisten, wäre aus diesem Standpunkt heraus eine interessante Frage, inwieweit jeder von uns seine Existenz somit nur noch als „Teil eines Ganzen“ und sein eigenes Handeln als „systemgeleitet“ interpretieren kann.
Inhaltsverzeichnis
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- AGIL-Schema -Einleitung
- Hauptteil
- Die Entstehung und Erhaltung von Ordnungen
- Die Systemtheorie von Talcott Parsons
- Das kulturelle System
- Die sozialen Systeme
- Das Persönlichkeitssystem
- Das „Vierfelderschema der Systemfunktionen“ - „AGIL-Schema“
- Adaptation
- Goal attainment
- Integration
- Latent pattern maintenance
- Die Struktur- und Funktionsfähigkeit von Systemen
- Die Wechselbeziehung von Systemen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text bietet eine umfassende Einführung in die Systemtheorie von Talcott Parsons, insbesondere in Bezug auf das AGIL-Schema. Er analysiert, wie Gesellschaften als Systeme existieren und welche Funktionen sie erfüllen müssen, um stabil zu bleiben.
- Die Entstehung und Erhaltung von sozialen Ordnungen
- Die Systemtheorie von Talcott Parsons: Struktur, Funktion, Wechselbeziehungen
- Das AGIL-Schema: Die vier Grundfunktionen von Systemen
- Die Anwendung des AGIL-Schemas auf verschiedene Ebenen der Gesellschaft
- Die Bedeutung von sozialen Rollen und gesellschaftlichen Erwartungen
Zusammenfassung der Kapitel
AGIL-Schema -Einleitung
Die Einleitung stellt die Grundfrage der Soziologie nach der Möglichkeit von Gesellschaft dar. Parsons betrachtet Gesellschaft als ein System, das sich durch seine Struktur und Funktionen auszeichnet. Das AGIL-Schema definiert die vier grundlegenden Funktionen, die jedes System erfüllen muss, um zu bestehen: Adaptation, Goal attainment, Integration und Latent pattern maintenance. Parsons' Theorie bietet eine Erklärung für die Funktionsweise und den Bestand von Gesellschaften sowie eine Grundlage, um Fehlfunktionen zu analysieren.
Hauptteil
Die Entstehung und Erhaltung von Ordnungen
Parsons distanziert sich von Hobbes' Erklärung, dass Ordnungen nur durch Zwang entstehen. Stattdessen argumentiert er, dass Ordnungen durch die freiwillige Beteiligung der Individuen dauerhaft bestehen können. Er bezieht sich auf den Funktionalismus, der Kultur als ein stimmiges System mit verschiedenen Funktionen betrachtet, und überträgt diese Idee auf die Gesellschaft.
Die Systemtheorie von Talcott Parsons
Parsons definiert die zentralen Begriffe seiner Theorie: System, Struktur und Funktion. Er unterscheidet drei hierarchisch angeordnete Systeme: das kulturelle, das soziale und das Persönlichkeitssystem. Diese Systeme stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander, wobei das kulturelle System den beiden anderen grundlegende Orientierungen vorgibt.
Das „Vierfelderschema der Systemfunktionen“ - „AGIL-Schema“
Parsons beschreibt das AGIL-Schema, das die vier Grundfunktionen von Systemen darstellt: Adaptation, Goal attainment, Integration und Latent pattern maintenance. Am Beispiel eines Theatervereins werden die Funktionen praxisnah erläutert.
Die Struktur- und Funktionsfähigkeit von Systemen
Parsons argumentiert, dass sowohl komplexe Systeme wie die Gesellschaft als Ganzes als auch ihre Teilsysteme die vier Funktionen erfüllen müssen, um funktionsfähig zu bleiben. Das bedeutet, dass die drei Arten von Systemen (kulturelles, soziales, persönliches) im Zusammenspiel miteinander diese Funktionen einhalten müssen.
Die Wechselbeziehung von Systemen
Parsons betont die Wechselbeziehung zwischen den verschiedenen Systemen. Diese Wechselbeziehung findet durch soziale Rollen statt, die allgemeine Erwartungen an das Verhalten von Personen formulieren. Gesellschaftliche Erwartungen dienen der Orientierung des individuellen Handelns.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind: System, Struktur, Funktion, AGIL-Schema, Adaptation, Goal attainment, Integration, Latent pattern maintenance, kulturelles System, soziales System, Persönlichkeitssystem, soziale Rolle, gesellschaftliche Erwartungen.
- Quote paper
- Elena Höppner (Author), 2017, Talcott Parsons Systemtheorie. Systeme, Strukturen, Funktionen. AGIL-Schema, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450787