Obwohl er uns alle gleichermaßen betrifft, spricht niemand gerne über den Tod. Dabei kann eine aufgeklärte Haltung zum Sterben den Umgang damit erleichtern. Das trifft auch auf Kinder zu. Wie aber vermittelt man ihnen dieses emotional schwierige Thema?
Wie Isabell Stock betont, hilft es nicht weiter, den Tod zu tabuisieren und zu dämonisieren. Sie erklärt, warum die Themen Tod und Trauer Teil des Sachunterrichts sein sollten. In diesem Rahmen können Lehrerinnen und Lehrer die kindlichen Todesvorstellungen nämlich positiv beeinflussen. Gerade im Grundschulalter sind diese Konzepte noch nicht voll ausgeprägt.
Stock hilft Lehrenden, die eine solche Death Education didaktisch angemessen umsetzen wollen. Gespräche sind dabei genauso wie gezeichnete Bilder letztlich hilfreiche Ausdrucksformen. Denn Kinder mit dem Tod zu konfrontieren heißt auch, sie und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Aus dem Inhalt:
- Tod und Trauer;
- Trauerkultur;
- Trauerbewältigung;
- Kinder;
- Grundschule
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserklärung: Tod und Trauer
2.1 Der Tod in seiner Vielfalt
2.2 Todesvorstellungen
2.3 Trauer
3 Gesellschaftliche Entwicklungstendenzen zu Tod und Trauer
3.1 Tabus und die Tabuisierung bzw. Enttabuisierung
3.2 Der gesellschaftliche Umgang mit thantalen Themen
3.3 Das kindliche Todeserleben in der Gesellschaft
4 Die Todesvorstellungen des Kindes
4.1 Einflussfaktoren auf die kindlichen Todesvorstellungen
4.2 Die Entwicklungslinien einer Todesvorstellung
5 Das Trauerverhalten von Grundschulkindern
5.1 Trauerreaktionen
5.2 Trauerarbeit
6 Tod und Trauer als Thema im Sachunterricht
6.1 Die Ziele des Sachunterrichts
6.2 Die Themenstellung im Unterricht
7 Methodisches Vorgehen: Studie zu Kindervorstellungen
7.1 Forschungsgegenstand: Die Kinderzeichnung
7.2 Durchführung in der Grundschule
7.3 Auswertung der Kinderzeichnungen
7.4 Zusammenfassung und Vergleich der Ergebnisse
8 Konkrete Überlegungen zur praktischen Umsetzung im Sachunterricht
8.1 Voraussetzungen für die Thematisierung
8.2 Death Awareness und Death Education
8.3 Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Thematisierung
8.4 Bausteine für die Praxis
9 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Impressum:
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1 Einleitung
„Der Tod gehört zum Leben, er ist ein Problem der Lebenden.“ (Daum 2003, 25).
Die Verleugnung, die Unsicherheit und die Distanz bei der Auseinandersetzung mit dem Tod sind jedoch die häufigsten Formen in der Gesellschaft, um dieses „Problem“ vorerst auszuweichen. Todesverleugnung als eine Gleichgültigkeit gegenüber Leichen gab es tatsächlich während der ganzen Frühphase der Altsteinzeit. Da sich die Lebenden nicht zuständig fühlten, wurden die Toten nicht bestattet, sondern dem Prozess der Verwesung in der Natur überlassen. In der heutigen Gesellschaft ist ein solches Vorgehen nicht vorstellbar. Das Leben jedes Menschen endet mit dem Tod. Wieso unterliegt das Thema Tod dennoch einer ständigen Tabuisierung?
Ein überfahrenes Kaninchen auf der Straße, das achtlose Zerschlagen einer Fliege oder das wehmütige Betrauern des verstorbenen Hamsters: Kinder begegnen dem Thema Tod und Trauer täglich auf vielfältige Weise in ihrem unmittelbaren Umfeld. Auch der Tod von Familienmitgliedern, wie beispielsweise der Großeltern, ist eine Erfahrung, die schon Grundschulkinder erleben. „Wir kommen auf die Welt, und wir verlassen sie wieder – so einfach ist das.“ (ebd.). Eine sehr primitive, aber durchaus plausible Äußerung. Verstehen nicht auch Grundschüler und Grundschülerinnen1 dieses Prinzip? Daher wäre die Behauptung, dass die Kinder von den medialen und persönlichen Kontroversen des Todes nichts mitbekommen würden, schlichtweg unrealistisch und unzutreffend. Die Medien zeigen Bilder und berichten durchgehend über Krieg, Unfälle, Katastrophen und Verbrechen. Der Tod ist an dieser Stelle omnipräsent, sodass sich aufgrund der Fülle der Reizüberflutung die Gefühle in einem bestimmten Rahmen zum Selbstschutz betäuben lassen. Dieses lässt die Vermutung aufkommen, dass der neue, offene Umgang mit den Medien vielmehr als eine Art der Sensationslust, als eine aktive und adäquate Auseinandersetzung zu verstehen ist.
Die Intention dieser Arbeit geht aus der zukünftigen Tätigkeit als Lehrer hervor, sich auch mit Themen auseinanderzusetzen, die nicht immer emotional leicht gestrickt sind. Ein Lehrer muss sich dennoch mit dieser Thematik beschäftigen, um die Kinder in einer Notfallsituation angemessen zu unterstützen und eine sachgemäße Abhandlung des Themas für die Erfassung der kindlichen Lebenswelt zu gewährleisten. Darüber hinaus erfolgt diese Arbeit aus der persönlichen Motivation heraus, weitere Erfahrungen und Erkenntnisse zu diesem Gebiet innerhalb der fach- und sachgemäßen Argumentation zu erlangen, da dies bisher nicht bzw. kaum erfolgt ist. Der Titel „Tod und Trauer als Thema im Sachunterricht – Möglichkeiten und Grenzen: Eine Studie zu Kindervorstellungen“ fordert zentrale Fragestellungen, die in dieser Arbeit vorrangig geklärt werden sollen:
Inwiefern eignet sich der Sachunterricht, um der Tabuisierung des Themas Tod und Trauer innerhalb der Gesellschaft entgegenzuwirken? Wo bieten sich bei der Umsetzung des Unterrichtsgegenstandes unter Beachtung der kindlichen Todesvorstellungen2 didaktisch-methodische Möglichkeiten und Grenzen für den Sachunterricht?
Diese Arbeit verfolgt das wesentliche Ziel, eine Basis für das Thema Tod und Trauer für Lehrer zu schaffen, sodass ihnen eine Orientierung für die bestehenden Vorstellungen der Kinder durch die erarbeiteten Todeskonzepte gegeben wird. An welchen Aspekten und zu welchem Zeitpunkt mit den Kindern unter Betrachtung der individuellen und situativen Voraussetzungen gearbeitet werden kann, ist durch das Erfassen der kindlichen Todesvorstellungen ein geeigneter Rahmen, um weitere Bausteine für den Unterricht zu entwickeln. Hieran können Lehrer anknüpfen, indem sie jene Grundlage nutzen und auf die jeweilige Klasse in ihrer Heterogenität bei der Planung und Durchführung anpassen.
Mit dieser Fragestellung im Fokus und der abgeleiteten Zielsetzung gliedert sich die Arbeit in drei aufeinander aufbauende Teile: Die Grundlage der Arbeit bilden die entscheidenden Begriffe und Definitionen für das Tabuthema Tod und Trauer, die mit wesentlich weiteren Bezeichnungen und Subkomponenten einhergehen. Hierfür werden zunächst die verschiedenen Blickwinkel und Definitionen aus der Literatur herausgearbeitet, die für die weitere Arbeit als zentrale Anhaltspunkte gelten.3 Es folgt der gesellschaftliche Umgang mit Tod und Trauer, insbesondere mit der Betrachtung des Erlebens der Kinder, welche durch die bereits erwähnte Verdrängung des Themas durch die Erwachsenen resultiert. Die daraus entstehenden Folgen für die aktuellen Entwicklungen der Todesvorstellungen der Kinder können dann anhand von entwicklungspsychologischen Tendenzen und kindlichen Zeichnungen herausgestellt werden. Aus den Zeichnungen kann abgeleitet werden, inwiefern die Kinder fähig sind, das entsprechende Thema zu erfassen. Weiterhin folgt daraus die Begründung der pädagogischen Relevanz in der Schule. Darüber hinaus werden die Ziele und Aufgaben des Sachunterrichts in den Fokus gestellt, sodass geprüft werden kann, inwiefern das Thema überhaupt berechtigt ist, als Inhalt für den Sachunterricht genutzt zu werden.
In dem zweiten, empirischen Teil der Arbeit wird ein Überblick zu den Todesvorstellungen und dem Todeserleben von Grundschulkindern vorgestellt. Dieser wird durch eine eigene explorative Studie in Form der Analyse von Kinderzeichnungen überprüft und ergänzt. Die erarbeiteten Ergebnisse werden anschließend mit den aktuellen Erkenntnissen der Literatur verglichen und kritisch hinterfragt.
Ausgehend von den Ergebnissen folgen in dem abschließenden Praxisteil einige Möglichkeiten, die für die Thematisierung im Unterricht sprechen. Aber auch aufkommende Grenzen, die bei diesem emotionalen und stark diskutierten Thema stets zu beachten sind, sollen durch die Betrachtung der Schlussbilanzen aufgeführt werden. Es werden anhand der Todeskonzepte der untersuchten Kinderzeichnungen Bausteine entwickelt, die zu ihrer Entwicklungsphase hinsichtlich der Fähigkeiten im Verstehen und Begreifen angepasst sind. Hierfür ergeben sich Vorschläge für die Umsetzung des Unterrichtsgegenstandes, die für die Planung und Erstellung einer Unterrichtseinheit genutzt werden können.
2 Begriffserklärung: Tod und Trauer
2.1 Der Tod in seiner Vielfalt
Der Tod ist eine Tatsache, die nicht aus eigenen Erfahrungen resultiert. Wenn jemand stirbt, gibt es keine Möglichkeit mehr, über diesen Vorgang zu berichten. So ist zum Einen die Begrenzung des Wortschatzes bei einer möglichen Definition des Todes festzustellen, zum Anderen gibt es zahlreiche Synonyme, die sich aufgrund der Tabuisierung zu diesem Begriff gebildet haben. Das direkte Vermeiden des Wortes „Tod“ folgt aus der Angst, dass die Aussprache des Wortes ein Heraufbeschwören des Todes verursacht. Hinsichtlich der Dichtkunst und Metaphern des heutigen Sprachgebrauchs bestehen zahlreiche Ausdrücke, wie z.B. der „Schlaf“ oder die „Ewige Ruhe“, wobei der Vergleich des Todes mit einem Schlafenden eine desillusionierte Vorstellung vermittelt. Die Metaphern sollen den Tod beschönigen, dennoch besagen sie eben doch nichts anderes, als dass der Tod die Beendigung unserer bewussten Existenz ist.
Aus dem anthropologischen Blickwickel betrachtet wird der Tod vorerst als eine unerlässliche Grenze, die sich als das Ende des Lebens kennzeichnet, benannt. So beinhaltet er die „Ganzheit des menschlichen Lebens. Das heißt, daß der Mensch im Tod einmal als biologisches Wesen aufhört zu sein, und zum anderen beendet er das Personsein des Menschen.“ (Arens 1994, 15). Demnach ist der Mensch aus biologischer Sichtweise vergänglich, denn der Tod ist unausweichlich. Das Sterben ist von dem Tod abzugrenzen, es ist ein Gesetz der Natur und kann sehr früh, oder auch erst sehr spät in der Lebensspanne auftreten. Es bleibt eine Notwendigkeit, die durch individuelle Ursachen impliziert wird und „[…] bezieht sich auf die prinzipielle Endlichkeit jedes Lebewesens einschließlich des Menschen.“ (Schuster 2003, 35). Das Sterben ist dabei immer ein zeitlich ausgedehnter Prozess, da die Organe eine unterschiedliche Überlebensdauer haben. Der Tod trifft erst nach diesem Vorgang ein, sofern keine Wiederbelebungsmaßnahmen mehr möglich sind (vgl. ebd.). „Das Bewußtsein kehrt nie wieder zurück“ (Arens 1994, 16), wenn das Großhirn länger als fünf Minuten ohne Sauerstoff versorgt ist. Durch eine Beatmungsmaschine kann der Organismus allerdings noch weiterhin überleben. Es stellt sich demnach die Frage, ab wann ein Mensch wirklich tot ist. Hierfür lassen sich einige Kennzeichen nennen, die den sicheren Tod bestätigen, z.B. Totenflecke, die Totenstarre, Verwesungserscheinungen sowie eine Trübung in der Hornhaut (vgl. ebd.). Weitere Faktoren, wie beispielsweise fehlende Atmung oder Puls sind nicht ausschlaggebend für die Feststellung eines sicheren Todes, da sie nicht eindeutig sind. Bei der Abgrenzung des klinischen Todes, bei dem der Stillstand der Herztätigkeit erfolgt und die Atmung aussetzt, zu dem absoluten Tod, ist zu beachten, dass ersteres noch eine gewisse Form des Lebens beinhaltet. Man spricht erst von dem absoluten Tod, wenn der Sterbende als eine Leiche identifiziert wird (vgl. Arens 1994, 17f.). Auch das personal-menschliche Leben ist mit dem Tod beendet, wobei dies nicht als ein mechanischer Prozess gilt, sondern vielmehr meint, dass der Mensch nicht nur ein Wesen der Natur, sondern auch eine Person ist. „Er ist ein Beziehungswesen, das heißt, daß er nie als einzelner, isoliert für sich existiert, vor sich hinlebt, sondern in ein großes Gefüge von Beziehungen zur Welt und zu Mitmenschen hineinverflochten ist.“ (Manser 1977, 201). Der Mensch braucht Menschen, damit er menschlich sein kann. Dieses erfolgt durch die Gemeinschaft, in der Beziehungen aufgebaut werden, welche abbrechen, sobald der biologische Tod eintritt. „Er bricht die Verbindung des Menschen zur Welt ab.“ (Arens 1994, 17). Hier schwingt eindeutig die soziale Komponente mit, denn die Hinterbliebenen stehen nun mit dem Verlust alleine da, sie sind augenblicklich in ihrer Lebenswelt erschüttert. Sie haben dabei das Gefühl, dass auch ein Teil in ihnen gestorben ist. Der Tod ist radikal, unvermeidbar und bestimmend über das Leben. Diese Herrschaft über die Menschheit formt ein Hassobjekt, das widerlich und abscheulich erscheint und Todesangst mit sich bringt (vgl. Arens 1994, 18f.). Dennoch hat dieser neben diesem negativen Effekt auch noch eine andere Seite; der Tod macht das Leben erst wertvoll, schenkt wichtigen Momenten Bedeutung und vermeidet ein gleichgültiges Dasein, in dem alle Entscheidungen nachholbar oder aufschiebbar wären. „Erst durch seine Begrenztheit ist das Leben von unermeßlichen Wert.“ (vgl. ebd.).
In der Rechtswissenschaft und Medizin wird zwischen dem „natürlichen Tod “ und „nicht natürlichen Tod“ unterscheiden. Natürliches Sterben meint dabei, das Eintreffen des Todes durch eine Erkrankung, bei der es definitiv selbst bei „dem verhältnismäßigen Einsatz medizinisch-therapeutischer Maßnahmen [zu einer] nicht mehr revidierenden Zerstörung jener somatischer (insbesondere zerebralen) Wirkungsabläufe gekommen ist […]“ (Bormann zit. n. Schuster 2003, 38). Demgegenüber ist der Tod als nicht natürlich anzusehen, sofern er vor dem natürlichen Todeszeitpunkt (z.B. durch einen Unfall) oder nach dem natürlichen Todeszeitpunkt (z.B. durch den unverhältnismäßigen Einsatz intensivmedizinischer Medikamente) eintritt (vgl. Bormann zit. n. Schuster 2003, 38). In dieser Definition wird der Gegensatz zwischen Kultur und Natur, Technik und Natur sowie Rationalität und Natur aufgehoben. Eine weitere Definition von Auer befasst sich dabei mit normativen Vorgaben, so ist der natürliche Tod bei einem Menschen eingetroffen, sobald er diesem würdig ist und dabei die Einmaligkeit des Daseins unterstreicht. Währenddessen ist der nicht natürliche Tod unzeitig, einerseits bei einem abrupten Abbruch des Lebens oder andererseits bei einer künstlichen Verlängerung des Lebens (vgl. Bormann zit. n. Schuster 2003, 38). Auch in der Medizin muss respektiert werden, dass jedes Leben endlich ist. Hinsichtlich dieser Wahrheit sollte auch bei dem Tod der Einsatz von Maßnahmen und Medikamenten beendet werden, wenn ein Mensch im Sterben liegt. Anschließend sollten lindernde Medikamente genutzt werden. Auch Hilfestellungen von Seelsorgern können dabei in Anspruch genommen werden (vgl. Schuster 2003, 39).
In der Philosophie wird die Frage bezüglich der Bedeutung des Todes für uns Menschen betrachtet. So beschreibt Sokrates zwei Perspektiven für den Tod, sie umfassen das endgültige Erlöschen des Seins und Bewusstseins und das weiterführende Leben nach dem Tod in einer anderen Form (vgl. Hucklenbroich 2001, 10f).
Hinsichtlich der theologischen Deutung des Todes wird dieses Faktum im Licht des Glaubens interpretiert. Die Definitionen in den Religionen basieren auf ihrem jeweiligen, spezifischen Menschenbild. Es entwickelte sich aus der Kultur, sowie Sterbekultur und der jeweiligen Weltanschauung, die von der Grenze des Wissens und Könnens der Menschen abhängig ist (vgl. Schwikart 1999, 13), Dabei wird der Tod immer als ein Bestandteil des Lebens gesehen, der akzeptiert werden muss und bestimmte Umgangsformen mit sich führt.
Bei den Christen beispielsweise ist der Tod die Vollendung des Lebens, sodass es die Aufgabe der Christen ist, den Tod anzunehmen, welcher nur ein Übergang zu einem neuen, ewigen Leben ist und bereits durch die Auferstehung Jesu Christi verdeutlicht wird. „Damit wird die Annahme des eigenen Todes zu einem Akt des Gehorsams und vor allem der Hoffnung gegenüber Gott – so wie in urbildlicher Weise Jesus Christus selbst sein Leiden und Sterben freiwillig angenommen hat.“ (Schuster 2003, 37). Zusammenfassend ist zu beachten, dass die Theologie den Zeitpunkt, wann das Sterben eines Menschen einsetzt, nicht bestimmen kann.
Innerhalb der psychologischen Sichtweise sind der Tod und dessen Vorstellung etwas Primäres, Angeborenes und phylogenetisch4 Erworbenes. Das Wissen von dem Tod ist unausweichlich, sodass dem Gedanken der Unsterblichkeit entgegen Freuds Theorien nicht auswichen werden kann. Aus diesem Grund müssen die Thesen von Freud weitergedacht und durch die Aspekte der Zeitlosigkeit und Unsterblichkeit als Strukturen, die eng mit dem Individuum verankert sind, ergänzt werden. Der herrschende Konflikt ist hierbei, dass „der Tod ein notwendiges Glied des endlichen Daseins [ist], die Unsterblichkeit gehört in den Bereich des transzendeten Seins.“ (vgl. Löwenthal 1984, 88f). Das bedeutet, es existiert beides zur selben Zeit, aber das Bewusstsein vermeidet aufgrund schmerzhafter Erfahrungen, dass die beiden Schichten aufeinander treffen. Hierfür ist die Todesangst als ein angeborenes Merkmal entscheidend. Diese ist ein Instinkt, welchen jedes Lebewesen besitzt und dennoch ist das Bewusstsein von Sterblichkeit ein rein menschliches Phänomen. Todesangst dagegen wird als eine Phobie deklariert, welche aus unbewussten Ängsten resultiert. Wichtig ist dabei, dass zwar jeder die Todesangst kennt, aber nicht alle Menschen sind Phobiker und nicht alle Phobiker haben die gleiche Ausprägung dieser Phobie. Die Todesangst resultiert nach Freud aus dem Trauma der Geburt, in dem die Erstickungsgefahr als ein Erlebnis im Unterbewusstsein bestehen bleibt. Durch den typischen Tod, also durch Versagen von Herz und Lunge, erlebt der Mensch genau denjenigen Erstickungsvorgang erneut, sodass die Todesangst als eine reale Furcht verstanden werden kann. Manche aus der Angst stammenden Affekte sind daher zwar wegzudenken, aber nicht in der Vorstellung zu vermeiden. Es besteht jeher eine Koexistenz zwischen dem Tod als Realität und der Verdrängung. Möchte man das eigene Wissen über den Tod erörtern, ist es notwendig sich von dem Unbewussten zu dem Bewussten zu wenden (vgl. Löwenthal 1984, 90). Es ist festzustellen, dass sich stark abgrenzende, aber auch teilweise überschneide Definitionen zu dem Tod bestehen. Aufgrund dieser differenziellen Blickwinkel entwickeln sich unterschiedliche Vorstellungen zum Tod.
2.2 Todesvorstellungen
„Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen. So ist z.B. der Tod nichts Furchtbares … sondern die Vorstellung, er sei etwas Furchtbares, das ist das wahre Furchtbare.“ (Epiktet 1954, 24).
„Todesvorstellungen“ oder gleichbedeutende Begriffe wie „Todeskonzepte“, „Todeserleben“ und „Todesbilder“ umfassen dabei stets die Gesamtheit aller kognitiven Bewusstseinsinhalte (Begriffe, Vorstellungen und Bilder), die einem Kind oder auch einem Erwachsenen zur Beschreibung und Erklärung des Todes zur Verfügung stehen. Zu dem Todeskonzept von Erwachsenen gehört die Nonfunktionalität, die das Abschalten der Körperfunktionen meint, die Irreversibilität, welche besagt, dass das „Totsein“ unumkehrbar ist, die Universalität, also dass alle Lebewesen sterblich sind, und die Kausalität, welche den biologischen Zusammenhang des Todes erfasst (vgl. Ritter 2015, 7). Demzufolge betrachtet der Mensch zwar den Tod konzeptionell rational als etwas „Normales“, dennoch wird jener immer eine belastende Funktion im Leben sein. Dabei soll allerdings der bewusste Umgang mit diesem dazu führen, dass dem Menschen deutlich ist, dass er nicht ewig lebt und somit den Moment des Lebens vollends ausschöpft. Das Todeskonzept beinhaltet eine kognitive Komponente, an der primär Wahrnehmung und Denken beteiligt sind, sowie eine emotionale Komponente, welche die mit einzelnen kognitiven Inhalten des Todeskonzepts verbundenen Gefühle abdeckt (vgl. Wittkowski 1991, 317). Der Tod wird insofern einerseits im hohen Maße individuell verarbeitet, andererseits von der Gesellschaft und Kultur geprägt, sodass die Todeskonzepte sehr stark variieren (siehe 4.2 Die Entwicklungslinien einer Todesvorstellung). Ferner ist der Tod durch die Institutionalisierung und Säkularisierung aus unserem öffentlichen Leben kaum noch präsent, sondern wurde in den privaten Bereich zurückgedrängt. Nun ist der Einzelne auf sich gestellt, entweder löst er diese Herausforderung oder er schiebt sie beiseite. Widersprüchlich dazu ist der Tod in den Medien stets vorzufinden und hat somit einen mächtigen Einfluss auf die Kinder (siehe 3.3 Das kindliche Todeserleben in der Gesellschaft).
2.3 Trauer
Der Trauerforscher Jorgos Canacakis beschreibt Trauer als eine gesunde, lebensnotwendige und kreative Reaktion auf einen Verlust und Trennungsereignisse (vgl. Canacakis 2002, 23f.). Die Reaktion auf einen Verlust oder auch dessen Bewältigungsversuch sind zwei Aspekte, die den Begriff Trauer erfassen. Diese beschreibt das emotionale Empfinden eines Menschen, der auf den schmerzhaften Verlust eines geliebten Gegenstandes oder einer Person reagiert und dann anschließend einen Prozess der Bewältigung durchläuft. Die natürliche Reaktion ist im hohen Maße individuell und von der persönlichen Wahrnehmung abhängig (vgl. Lammer 2003, 34).
Aus jenem Grund kann festgehalten werden, dass die Trauer angeboren ist und „eine Antwort der Seele und des Körpers auf Trennung und Verlust“ ist (Hinderer, Roth 2005, 26). Der Verlust oder die Trennung muss nicht immer heißen, dass jemand gestorben ist; wahrhaftig ist der Abschied gemeint, der fast schon gewöhnlich erscheint. Ereignisse, die jedoch unser Leben in höheren Graden verändern und somit einschneidender für die weitere Lebensplanung sind z.B. der Verlust der Wohnung oder des Arbeitsplatzes, von der Heimat oder den erwachsen gewordenen Kindern, müssen verarbeitet werden, indem wir trauern5. Das Trauerverhalten kann sich an diesem Punkt maßgeblich individuell unterscheiden. Es befindet sich in einer weiten expressiven Spanne; so können die verschiedensten Emotionen auftreten. Wut, Verzweiflung und Ratlosigkeit sind alles Formen der Trauer, welche sich sehr schnell verändern können, sodass Außenstehende diese teilweise nicht nachfühlen können (vgl. Hinderer, Roth 2005, 26). Besonders bei Kindern erscheint ein umstrittenes Trauerverhalten (siehe 5.1 Trauerreaktionen).
Trauer ist an vier Bedingungen geknüpft: Sie braucht Ausdruck, Raum, Zeit und Gemeinschaft. Ausdruck der Gefühle ist bei einem Trauernden ein notwendiger Schritt, damit die Heilung des Verlustes überhaupt erfolgen kann. Wird diese unterdrückt oder gar verboten, so kann sich Trauer pathologisch entwickeln und folgeschwere Krankheiten, wie Depressionen, fördern (vgl. Hinderer, Roth 2005, 27). Das herrschende Gefühl des Getrenntseins von einer nahestehenden Person, die man durch den Tod verloren hat, ist ein Dauerzustand bei den Trauernden. Dabei fühlen sie sich nicht nur von dem Verstorbenen verlassen, sondern ziehen sich auch stark von anderen Menschen zurück. Die Welt erscheint ihnen aus einer anderen Perspektive und die negativen Gefühle des Verlustes intensivieren sich. „Trauernde haben ein anderes Zeitgefühl, eine veränderte Wahrnehmung, Konzentrations- und Merkfähigkeitsschwächen und reagieren körperlich sehr heftig, z.B. mit Schlaf- und Appetitlosigkeit, Schwäche, Schmerzen oder Krankheit.“ (Hinderer, Roth 2005, 28). Problematisch ist hierbei, dass den Trauernden nur ein paar Tage Trauerzeit gewährt wird. Bald müssen sie sich wieder in ihrem Leben zurechtfinden und ihre alltäglichen Aufgaben pflichtgemäß bewältigen. Eine pauschalisierte Meinung, dass jegliches Trauerverhalten über sechs Monate krankhaft wäre, ist zu verwerfen. „Abhängig von der Intensität der Beziehung, der eigenen Lebenssituation, dem eigenen Alter, dem Alter des Toten, von Vorerlebnissen, der Art des Sterbens und des Abschieds, der Kultur und den religiösen Vorstellungen kann normale Trauer kurz erscheinen oder jahrelang dauern.“ (ebd.). Ferner lässt sich die Aussage festhalten, dass sie auch niemals komplett verschwindet, sie verändert sich nur in ihrer Art und Stärke des Erlebens. Gewisse Grenzsituationen, z.B. das Erleben eines weiteren Verlustes oder das Beobachten eines ähnlichen Geschehens, lassen die verdrängten oder eingedämmten Gefühle wieder zum Vorschein kommen. Dem Trauernden muss jedoch ein entsprechender Raum z.B. in Form eines Trauertisches, Tagesbuches oder Gottesdienstes zugesprochen werden, damit der Ausdruck der Gefühle ermöglicht wird. Viele Trauerrituale aus der früheren Zeit, die solches Trauerverhalten unterstützten, sind im Laufe der Zeit verloren gegangen, sodass heute ein rasches Abfertigen bei Verstorben notwendig erscheint.
Auch die Fähigkeit, Menschen bei dem Trauern zu unterstützen und zu trösten, ist selten vorzufinden. Meistens entscheiden sich die Menschen für hilflose Floskeln, die sich in geschriebenen Beileidskarten wiederfinden. Dabei ist es von Nöten, dass die trauernden Menschen begleitet werden, sodass sie sich ihren Bezugspersonen gegenüber jederzeit emotional öffnen können (vgl. Hinderer, Roth 2005, 28).
2.3.1 Trauerkulturen - Früher
Wird der Tod als ewigen Bestandteil des Lebens betrachtet, so ist auch Trauer in seiner historischen Entwicklung in der fernen Vergangenheit wiederzufinden. Wie bereits erwähnt, existierte während der gesamten Frühphase der Altsteinzeit die Todesverleugnung. Es herrschte die totale Gleichgültigkeit gegenüber Leichen, die man den wilden Tieren überließ und weder trauerte noch eine Bestattung vollzog. Es interessierte die Lebenden schlichtweg nicht mehr. In der Mitte des Paläolithikums veränderte sich diese Haltung zu den Verstorbenen bereits, es entstanden Gräber und das Fortleben des Lebens sollte durch Bemalung geschützt werden. Seinerzeit rückte auch die Magie in den Fokus, so wurden Tote z.B. mit rotem Ocker bemalt, der Farbe des Blutes. Möglicherweise ein Versuch, dem Verstorbenen wieder Leben einzuhauchen. Zusätzlich wurden Nahrung, Schmuckstücke und Werkezuge in die Gräber gelegt, um das Fortbestehen nach dem Tode zu sichern (vgl. Hinderer, Roth 2005, 107f.). Andere legten das Skelett eines Babys zu einem erwachsenen Skelett, scheinbar als ein Zeichen für die Wiedergeburt nach dem Tod. Andere Befunde zeigen, dass die Toten mit Sehnen zusammengebunden wurden. Dies resultierte aus der Angst der Hinterbliebenen von den Geistern der Verstorbenen heimgesucht zu werden. Möglicherweise glaubten sie, dass ansonsten die Toten „als Geister auf der Erde ihr Unwesen trieben“ (ebd.). Auch in Deutschland wurden zur Zeiten des Mittelalters den Toten die Beine überkreuzt, damit diese nicht aus dem Grab aufstehen konnten. „Den Toten wurde demnach eine Macht zugeschrieben, die Lebenden zu verletzten.“ (Hinderer, Roth 2005, 107f.).
Auch die Formen der Bestattungen der verschiedenen Trauerkulturen entwickelten sich im Verlauf der Zeit. Erdbestattungen sind die älteste Form, nordische Völker und indianische Kulturen bauten Grabhügel, Inuit-Völker bedeckten den Leichnam mit Steinen oder errichteten ein Iglu über dem Verstorbenen, was heute teilweise immer noch der Fall ist. 3000 Jahre v. Chr. hatte ein königliches Grab mehrere unterirdische Kammern. In diesem lag der König mit persönlichen Dingen bestattet, in den weiteren Kammern lagen seine Diener und weitere Untertanen, die mutwillig getötet wurden, um im Jenseits dem König weiter zu dienen (vgl. ebd.). In Ägypten war zu den Zeiten des Alten Reiches (ca. 2650-2150 v. Chr.) das Begräbnis der Könige in den Pyramiden entstanden. Im Mittleren Reich (bis ca. 1640 v. Chr.) erlebten die Ägypter einen gewaltigen Wohlstand, sodass nicht nur die Könige, sondern auch jeder andere auf das Leben nach dem Tod hoffen konnte. Hierfür mussten jedoch zwei Maßnahmen getroffen werden: „Der Leichnam musste für die Ewigkeit haltbar gemacht, also mumifiziert werden, und der Gott Osiris musste den Toten für würdig erachten.“ (ebd.). So begannen sie schon zu Lebzeiten entsprechende Voraussetzungen für ihren Tod zu treffen, sie ließen Gräber bauen, schmückten sie und ließen Grabbilder zeichnen. Im späteren Neuen Reich (bis ca. 1070 v. Chr.) wurden die wohlhabenden Ägypter nicht mehr in Pyramiden, sondern in Gräbern bestattet. Diese waren beispielsweise wie das Grab von Tutanchamun im Tal der Könige in Felsen gehauen. Auch die Lage im Grab der Toten war in vielen Kulturen entscheidend. So lagen die Toten im alten Ägypten mit dem Gesicht Richtung Westen, denn dort war für sie das Jenseits. Verstorbene babylonische Könige wurden in einer schlafenden Haltung bestattet, während ihre Diener als Zeichen der Unterwerfung gekrümmt lagen. Südamerikanische Völker schnürten die Toten zusammen, sodass sich die Knie unter dem Kinn befanden. Anschließend wurden sie in ein Totengefäß oder Korb gebettet. Andere Kriegskulturen bestatteten ihre Verstorbenen sogar aufrecht stehend (vgl. Hinderer, Roth 2005, 107f.).
Neben den Erdbestattungen etablierten sich die Wasserbestattungen. Wasser als ein unsterbliches Element untermalt die Legende, dass ein göttergleicher Held zwar davonsegelt aber das Versprechen gibt, wiederzukehren. Es entstanden verschiedene Formen: Die Leichname der Bewohner der Salomon-Inseln wurden in Korallenriffe gelegt, hinduistische Völker verbrannten erst den Körper des Toten und verstreuten dann die Asche im Wasser und andere Kulturen versenkten ihre Verstorbenen mit Steinen versehen im Wasser (vgl. Hinderer, Roth 2005, 114f). Zu den Erd- und Wasserbestattungen entwickelten sich die Himmelsbestattungen. Die Auffassung in anderen Kulturen beinhaltet den Glauben, dass Körper und Geist wieder in den natürlichen Kreislauf einfließen müssen. Eine Sekte aus Indien legt die Verstorbenen auf einen hohen Turm und wartet bis die Geier das Fleisch des Toten gefressen haben, alsdann die überbleibenden Knochen in die Tiefen des Turmes geworfen werden (vgl. ebd.).
Im Verlauf der historischen Entwicklung tauchen also immer mehr unterschiedliche Bestattungsriten auf. Sie verdeutlichen ein geschärftes Verständnis der Sterblichkeit. Hier leiten sich erste Schritte zu dem Erwachen eines religiösen Bewusstseins ein. Die Leugnung des Todes trat dann immer mehr in den Hintergrund und die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zur Wirklichkeit des Todes intensivierte sich. Allerdings bedeutete dies auch Verwirrung und Verzweiflung, da ungewiss war, was mit dem Toten passiert. Die Menschen begannen Begräbnisriten aus zweierlei Gründen zu entwickeln: Einerseits sollen sie die Toten am Leben, doch andererseits gleichzeitig auf Distanz halten. Entsprechende Rituale, wie z.B. die Opferzeremonie am Grab, welche die Toten teilweise beschwört, allerdings aber auch am Leben erhalten soll, stellen diese beiden Ziele in einer verschmelzenden Funktion dar.
2.3.2 Trauerkulturen - Heute
Heute unterscheiden sich die Trauerkulturen durch die verschiedenen Weltanschauungen. In Deutschland steht hierfür im Grundgesetz Artikel 4: „(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet“. Das heißt, es herrscht in Deutschland die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit, aber die Grenze der Glaubensfreiheit ist dort, wo andere Rechtsgüter von Dritten betroffen sind. So darf beispielsweise nicht jemand anderes verletzt oder gar getötet werden, nur weil dieses in einer Religion steht. Dennoch bieten die Religionen dem Menschen schon seit Jahrhunderten eine Orientierung und Antworten, wenn sie sich mit den Fragen nach dem Leben und seinem Sinn beschäftigen. Es gibt fünf große Weltreligionen: das Judentum, den Buddhismus, das Christentum, den Hinduismus und den Islam. Weitere kleinere Religionen werden in dem Rahmen dieser Arbeit ausgeklammert, da sich die meisten Schüler einer Grundschulklasse in diese fünf angesprochenen Religionen einordnen lassen. Wie im Grundgesetz festgeschrieben, werden in Deutschland Religionen und Nichtreligionen, damit sind weitere Weltanschauungen gemeint, gleichgesetzt. Dieses gilt auch für die entsprechenden Trauerrituale und die Symbole der Sepulkral Kultur6 (vgl. Ritter 2015, 14). Religionen dienen eindeutig der Unterstützung bei der Bewältigung des Todes. Diese kann die Angst davor nicht nehmen, aber dabei helfen eine gewisse Akzeptanz zu schaffen. Die großen Religionen geben geistlichen Beistand und formen Rituale, welche die Hinterbliebenen unterstützen und trösten sollen. Die Wege mit dem Tod umzugehen unterscheiden sich in den verschiedenen Religionen, allerdings lassen sich zwei Sichtweisen genauer herausstellen.
Die eine Ansicht vertritt den Standpunkt, dass Leib und Seele nicht voneinander zu trennen sind und zusammen den Menschen ergeben, sodass der körperliche Tod das Ende ist. „Wenn etwas den Tod überlebt, kann es zwangsläufig nur ein Schatten der früheren Existenz sein.“ (Hinderer, Kroth 2005, 106). So wurde in den alten Kulturen des Mesopotamiens, der Hebräer und Griechen, geglaubt, dass diese Schatten in eine düstere Unterwelt bzw. Totenwelt absinken, „wo sie ein trauriges Dasein fristen.“ (ebd.). Angrenzend daran entwickelt sich der Glaube an das Leben nach dem Tod, sodass der Körper für das Jenseits erhalten bleiben muss. Die alten Ägypter, aber auch das Christentum, Judentum und der Islam stützen sich an dem Gedanken, dass nach dem Tod die Auferstehung des Geistes folgt. Im christlichen Verständnis ist die Kremation auf die heutige Zeit beschränkt, indem Gräber nur wenige Jahre gemietet werden, während die Muslime die Friedhöfe auch nicht nach Jahrzehnten einebnen oder an diesen Orten bauen, damit bis zu dem Tage des Gerichtes die Verstorbenen ungestört ruhen können (vgl. Hinderer, Kroth 2005, 106f.). Im Islam wird der Tod als die „Rückkehr zu Allah“ gesehen, hier entscheidet ein Gericht am Ende der Zeit über den Verbleib der Seele. Besonders wichtig ist, dass der Sterbende nicht allein ist, wenn er seinen letzten Atemzug macht. Das Gesicht des Sterbenden blickt in Richtung Mekka, die folgende Waschung des Toten darf nur durch gleichgeschlechtliche Angehörige vollzogen werden. Muslime werden daraufhin sofort und ohne Sarg bestattet, die Einäscherung wird dabei stets abgelehnt, da die Körper unversehrt Allah gegenübertreten müssen. Anschließend wird 40 Tage getrauert, während Frauen dies zu Hause tun, besuchen die Männer Moscheen. Diese Bräuche grenzen sich stark von dem christlichen Glauben ab. So ist die Zeit von 48 Stunden vor der Bestattung vorgesehen, während das aktuelle Seuchenschutzgesetz, die Friedhofsordnung und der Sargzwang in Deutschland als Vorschriften präsent sind, prallen die diskrepanten Bräuche des Islams, besonders bei der Grabgestaltung, den rituellen Waschungen, der Totenklage und der Tuchbestattung auf die aktuellen Zwänge der Gesellschaft.
Demgegenüber meint die zweite Vorstellung vom Tod eine strikte Trennung der körperlichen Gestalt und der unsterblichen Seele, so z.B. im Hinduismus oder Buddhismus. Dabei steht die Auffassung der menschlichen Natur als ein Kreislauf im Zentrum. Das heißt, die Seele lebt bereits bevor der menschliche Körper besteht, sodann ist sie in dem Körper des Menschen gefangen und verlässt ihn erst wieder mit dem Eintritt des körperlichen Todes. „Ob sie wieder geboren wird oder Erlösung aus dem Kreislauf findet, hängt wiederum davon ab, wie sich der Tote in diesem Leben um Erlösung bemüht hat.“ (vgl. Hinderer, Roth 2005, 107). Dabei kann in dem Hinduismus der Kreis der Wiedergeburt oder auch Inkarnation nur durch das eigene Handeln durchbrochen werden, um die Erlösung im Totenreich des Gottes Yama zu finden. Aus diesem Grund wird die menschliche Hülle verbrannt, die Asche wird verstreut oder an einer Pilgerstätte beigesetzt. Im Buddhismus gelten ähnliche Vorstellungen für die Wiedergeburt, allerdings ist hier neben der Verbrennung, auch die Himmelsbestattung vorzufinden, indem der Leichnam den Vögeln übergeben wird (vgl. ebd.).
Allerdings entwickeln sich die Trauerkulturen stetig weiter. Der Friedhof, der als eigentlicher “legitimer Ort der Trauer” galt, und die monumentalen Grabdenkmäler des 19. Jahrhunderts bilden keine Orte der individuellen Trauer und Erinnerung mehr. Es droht der Zerfall dieser und die Musealisierung des Friedhofs hat begonnen. Demgegenüber haben sich neue Muster im Umgang mit dem Tod entwickelt. Nun entsteht eine unkonventionellere, breitere und buntere Bandbreite an Trauerritualen und –orten. Trauerfeiern im Stundentakt mit der Atmosphäre einer Massenabfertigung werden immer mehr abgelehnt, der Trend geht zu einem individuellen Ablauf von Trauerfeiern. Neue Abschiedsrituale, wie das persönliche Anziehen der Sterbekleidung oder ein multimedialer Abschiedsraum mit Fotos und Videos etablieren sich. Immer mehr Bestatter beachten die Technik der Thanatopraxis “modern embalming”, bei der etwaige Entstellungen der Verstorbenen möglichst korrigiert werden. Auch das Gesicht wird geschminkt, bevor man das Sterbekleid anlegt und den Sarg ausschmückt. Innovative Tendenzen zeigen sich besonders in der AIDS-Szene und ihrem gesellschaftlichen Umfeld. Hier gibt es immer mehr selbstorganisierte Trauerfeiern, bei denen Texte und Musik phantasievoll arrangiert sind, Gedichtfragmente ebenso verlesen werden wie Briefe an den Verstorbenen. Ein bewusster Umgang mit dem Tod ist dabei die tragende Komponente, denn was dem Menschen bereits aus der Hand genommen zu sein schien, wird so auf ermutigende Weise zurückgefordert: der selbstbestimmte Umgang mit Sterben und Tod. So entsteht z.B. das Projekt “Names Project” (Projekt der Namen) in den USA, wo die Namen von AIDS-Toten auf sogenannten Quilts7 verewigt werden (vgl. Fischer 1999). In Mexiko wird der „Tag der Toten“ oder auch "Día de los Muertos" gefeiert, ein beliebter Brauch, der sogar seit 2003 von der UNESCO zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit bestimmt wurde. In dem Glauben der Ureinwohner Mexikos kehren die Toten einmal im Jahr, von Ende Oktober bis Anfang November, zu den Lebenden und ihren Familien zurück. Sie feiern dieses als ein Fest der Freude und nicht der Trauer.8 Angrenzend an alle staatlichen Extreme wächst eine völlig neue Version von Trauer: die Friedhöfe des Internets, wie zum Beispiel „World Wide Cemetery“, „Garden of Remembrance“, „Cyber Cemetery“ oder „Virtual Memorial Garden“. Hier entstehen virtuelle Plattformen, auf denen Texte, Fotos, manchmal sogar bewegte Bilder und Klangdokumente von Trauernden über ihre Verstorbenen veröffentlicht werden. Diesseits zeigt zwar noch keine Massenwirkung, dennoch präsentiert dies die Veränderungen der Rituale und der Orte zum Trauern und Erinnern. Beispielhaft soll an dieser Stelle der Umbruch der Trauerkultur zeigen, dass Trauer mit dem Wandel der Zeit und Gesellschaft geht (vgl. Fischer 1999).
3 Gesellschaftliche Entwicklungstendenzen zu Tod und Trauer
3.1 Tabus und die Tabuisierung bzw. Enttabuisierung
„Tabus sind Messstationen für kulturelle Selbstzwänge wie auch Frühwarnstationen gesellschaftlicher Entwicklungen […]“(Michael Kröger, Marta Herford o.J. zit. in Otten, Wittkowske 2014, 4). Der Begriff Tabu stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde durch die Tagebücher des britischen Seefahrers, Entdeckers und Kartografen James Cook9 überliefert. Erstmals wurde der Begriff für etwas Unerklärliches oder Unvernünftiges bei der Beschreibung von Naturvölkern gewählt. Später setzte der Psychoanalytiker Sigmund Freud10 diesen Begriff ebenfalls für die Verhaltensmuster von Kulturvölkern durch. „Tabus charakterisieren heute einerseits Gegenstände, Taten und Gefühle, die man meiden soll, andererseits Themen, über die man nicht oder nur in einer bestimmten Art und Weise spricht.“ (Otten, Wittkowske 2014, 4). Meistens entstehen Tabus als Selbstschutz, denn mit ihnen gehen oft Ängste, starke Emotionen und Unsicherheiten einher. Sollte dennoch ein Austausch darüber stattfinden, sind die Gespräche einerseits von Gefühlen wie Befangenheit und Hilflosigkeit geprägt oder sie befinden sich andererseits in einem öffentlichen Diskurs, sodass sie anonym und sachlich bleiben (vgl. Otten, Wittkowske 2014, 4). Einige Wissenschaftler sind der Auffassung, dass eine solche Verdrängung der Todesgewissheit notwendig ist, um den Alltag unbeschwert zu meistern. Auch viele Veränderungen in gesellschaftlichen Dimensionen innerhalb des Umgangs mit thantalen Themen bestärken diese These der Verdrängung. Die zunehmende Privatisierung, Exklusion von Sterbenden und Toten, emotionale Ablehnung und Professionalisierung des Umgangs mit Sterbenden, welches mit dem Verlust der Primärerfahrung des Todes einhergeht, sind Merkmale für eine starke Enttabuisierung. Auch die Entfremdung und Entpersonalisierung, welche mit Kommunikationsdefiziten zwischen Laien und Experten und dem Erfahrungsentzug einhergeht, führt z.B. dazu, Kinder von Begräbnissen fernzuhalten. Das Bestärken der Unsterblichkeitsdimension11 und die Marginalisierung der Rituale (vgl. Jennessen 2007, 7f.) sind zusätzliche Kennzeichen, die den Prozess der Offenheit und Aufklärung ersticken. Je mehr Menschen ein Thema innerhalb der Gesellschaft ausgrenzen, desto mehr wird die Wirksamkeit des Tabus bestärkt. In unserer Kultur sind Tabus und Tabuisierungen aktuelle Phänomene, die beweisen, dass wir keineswegs in einer tabufreien Zeit leben. Ferner sind Tabus immer gewisse „Meinungsangebote, deren Übertretung mit Ausschluss aus einer Gemeinschaft bedroht ist, zumindest aber mit Restriktionen gerechnet werden muss.“ (Otten, Wittkowske 2014, 5). Diese Tabus können dabei in verschiedenen Formen auftreten: von bewusst-öffentlich bis nonverbal-unbewusst. Außerdem sind sie stets kontext- und kulturabhängig und formen sich daher aus den drei Determinanten Bezugsgruppe, Ort und Zeit. In den Individuen selbst sind Tabus intrapsychisch und interpersonell und bilden sich fortwährend weiter aus (vgl. ebd.).
Manche Thanatoexperten sind einer anderen Meinung: Menschen setzen sich zu einem Teil auf unkonventioneller oder indirekter Art und Weise mit dem Tod auseinander (vgl. Jennessen 2007, 8f.). So zeigen sich nach neuen Entwicklungen zusätzliche Enttabuisierungen, denn die Beschäftigung mit dem Tod bleibt im Alltag nicht aus. Die Menschen müssen sich mit bestimmten Dokumenten wie z.B. der Lebensversicherung oder dem Testament beschäftigen. Insofern lässt sich deutlich feststellen, dass uns Tod und Sterben im Alltag zwar nicht mehr so konkret wie früher auftreten, dafür sind sie in anderen Bereichen so präsent wie noch nie zuvor (vgl. Möller 2006, 42). Eine erhöhte Beschäftigung mit dem Tod ist deutlich erkennbar: Es gibt immer mehr individuelle Bestattungsformen, Hospizgruppen, AIDS-Initiativen, Sterbebegleitungs- und Trauerseminaren, Death-Awareness-Bewegungen und Museen über Tod. Weiterhin gibt es öffentliche Debatten über Sterbehilfe und Patientenverfügungen.
Deswegen wird der Tod zwar einerseits gängiger im Alltag (enttabuisiert), andererseits gibt es eine starke Verschiebung des Todes in die Hände von Institutionen. Es kann abschließend festgehalten werden, dass die Tabuisierung des Todes in dem kollektiven Bewusstsein vorherrschend ist, insbesondere bei der Todesverdrängung in Form der Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod oder eines nahestehenden Menschen. Dennoch steht die Neugier nach den Fragen und Antworten zu dem persönlichen Tod und Sterben für den einzelnen Menschen dem gegenüber. Ferner sind Enttabuisierungen zu beobachten, die durch gesellschaftliche Bewegungen wie z.B. Hospizarbeit oder neue Formen der Bestattung, einen offenen, mutigeren und interessierten Umgang innerhalb der Allgemeinheit zulassen. Es lässt sich im Gegensatz zu den vergangenen Jahren trotzdem keine uneingeschränkte Enttabuisierung feststellen, vielmehr zeigt sich eine neue, andere und vor allem subtilere Tabuisierung bei dieser Thematik.
3.2 Der gesellschaftliche Umgang mit thantalen Themen
Nach der Auffassung allerhand Autoren wird der Tod in der modernen Gesellschaft „ignoriert, verdrängt, tabuisiert, verschleiert, beschönigt, verharmlost, maskiert, bagatellisiert, verobjektiviert, privatisiert, entöffentlicht und entexistentialisiert“ (Arens 1994, 25). Dieses sind alles Begriffe die im Zusammenhang mit der Verdrängungsthese fallen. Die Verdrängung ist innerhalb dieses Diskurses als ein psychologischer Abwehrmechanismus zu verstehen, mit dem Ergebnis, dass dem Betroffenen durchaus das bewusste Beiseiteschieben der Gedanken an den Tod nützlich ist (vgl. Wittkowski 1990, 105). Wie bereits erwähnt, begründen Kritiker der Verdrängungsthese, dass der Tod für die Menschen kein Tabu, sondern nur vorerst nicht unmittelbar bedeutsam ist, da zu wenige Erfahrungen gemacht wurden. Die ungewohnte Auseinandersetzung mit dem Tod resultiert also nicht aus einer Verdrängung, sondern hat sich aus den gesellschaftlichen Veränderungen ergeben, zum Beispiel durch den medizinischen Fortschritt. Dieser ist ein zentraler Grund für die geringe Konfrontation mit dem Tod. Die Lebenserwartung steigt zunehmend, besonders durch die Verbesserung von Hygiene und Ernährung sowie die Erkenntnisse in der medizinischen Forschung, welche zur Eindämmung von Krankheit und Säuglingssterblichkeit ermittelt wurden (vgl. Weidmann 1999, 58). Das Leben der Menschen wird länger, der Tod rückt dabei in die Ferne.
Früher verbrachten die Sterbenden meist die Zeit innerhalb des Familienkreises, bevor sie verstarben. Eine Sprachlosigkeit gegenüber dem Thema Tod gab es nicht, dafür bot sich die Möglichkeit Gespräche zu führen um mit gewissen Dingen abzuschließen. Die sinnliche Wahrnehmung des Todes ist real vor Ort greifbar, das Begleiten des Sterbenden und die ritualisierten Ausführungen nach dem Eintritt des Todes, wie beispielsweise die Totenwaschung, das Einkleiden der Leiche sowie das Vorbereiten des Leichenschmauses, wurde von den Familienmitgliedern persönlich durchgeführt. Das langsame Abschiednehmen fördert eine tiefe und ausreichende Möglichkeit, den Tod zu verstehen und wahrhaben zu können. Dieses Aufeinandertreffen ist heute durch die Inanspruchnahme verschiedenster Serviceleistungen in dem häuslichen Umfeld nicht mehr vorzufinden. Der persönliche Kontakt schrumpft, der reale Tod als eine Art Sorge oder Problem entfernt sich aus der Öffentlichkeit. Ein Abschiednehmen durch die Angehörigen erfolgt erst nach dem Tod (vgl. Peschel 2006, 10f.).
Dieser hervortretende Wandel ermöglicht die Verschiebung des Themas von persönlichen Instanzen in weitgehende Bereiche der Gesellschaft. Es zeigt sich somit eine starke Wechselwirkung zwischen der Angst und Unsicherheit im Kontakt mit Sterbenden, der gesellschaftlichen Ausgrenzung von Sterben und Tod und der entstehenden Verlagerung des Sterbens in die Institutionen (vgl. Jennessen 2007, 18f.). Weitere Erkenntnisse zeigen, dass die Menschen durchschnittlich alle sechs Jahre mit dem Tod eines nahe stehenden Menschen konfrontiert werden (vgl. Fachverlag des deutschen Bestattungsgewerbes GmbH 2006). Durchgeführte Studien zeigten dabei, dass das Todesbewusstsein von einem Menschen in der Abhängigkeit seiner gemachten Erfahrungen mit Todeskontakten steht (vgl. Jennessen 2007, 8). Dabei ist der Tod für die jüngeren Menschen trotz der gesellschaftlichen Hemmnisse nichts Unbekanntes. So haben die meisten Menschen den Tod einer ihnen nahe stehenden Person bereits miterlebt. Auch die tödlichen Bedrohungen in der Welt sind stetig wiederaufkommende Themen, die Interesse hervorrufen. Dabei beschäftigen sich die Menschen bewusst mit Krankheiten wie Aids oder Krebs, atomaren Unfällen, Katastrophen, Kriegen, nuklearen Bedrohungen, Kernwaffen, Terroranschlägen, Drogen und Suizid.
Grundsätzlich kann aus diesen ambivalenten Grundhaltungen behauptet werden, dass trotz der Todesverdrängung aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein, die individuell zu beantwortenden Fragen nach dem persönlichen Tod und der unumgänglichen Sterblichkeit für den einzelnen Menschen ein bedeutender Aspekt ist (vgl. Jennessen 2007, 8f.). Der Mensch strebt dabei nach Antworten. Dennoch ist festzustellen, dass die Tabuisierung des Todes in den meisten Gesellschaftsbereichen dennoch überwiegt.
3.3 Das kindliche Todeserleben in der Gesellschaft
Der Wert des Lebens ist durch seine Begrenztheit und Verletzlichkeit bestimmt. Kinder müssen das erkennen, damit sich die Wertschätzung dem Leben gegenüber entwickeln kann. Es fehlt den Kindern zunehmend an bestimmten Bewältigungsproben, um mit Frustrationen oder negativen Gefühlen umzugehen. Das hat zur Folge, dass sie fahrlässiges oder extremes Verhalten aufzeigen, die Grenzen anderer nicht respektieren oder Probleme durch Suchtverhalten lösen (vgl. Franz 2012, 44). Kinder erleben alltäglich Kontrasterfahrungen, teilweise erfassen sie das Leben nicht mehrdimensional. Das Bewusstsein für das Gegenüber von den Komponenten der Gesundheit und Krankheit, dem Nehmen und Geben, der Stärke und Schwäche, der Freude und Trauer und dem Leben und Tod, fehlt ihnen, sobald frühere oder spätere Lebenserfahrungen durch eine Scheinwelt genommen werden. Nur positive Wertschätzungen werden dabei in das Unterbewusstsein aufgenommen, verankert und auf weitere Lebensbereiche übertragen.12 Überbehütete Kinder durchleben die starke Eindimensionalität, wenn die Eltern jegliche Schwierigkeiten aus dem Weg räumen und alle Wünsche sofort erfüllt werden. Die Entwicklung einer starken, gefestigten Persönlichkeit ist somit gefährdet (vgl. Franz 2012, 44).
Die gesellschaftliche Tendenz zeigt dabei eine Aussparung des Themas Tod und Trauer im kindlichen Bereich, da „die gedankliche Verbindung von Kindern und Tod für Erwachsene äußerst unangenehm ist und inadäquat zu sein scheint“ (Jennessen 2006, 15 zit. n. Jennessen 2007, 14). Für Kinder bedeutet das, dass sie nicht lernen mit dem Tod zu leben, da sie kaum förderliche Unterstützung von den Eltern, den Medien oder der Schule erhalten, um mit Tod und Sterben vertraut zu werden. Im schlimmsten Fall lernen sie sogar daraus, „dass es erforderlich ist, Gefühle und Ängste, die den Tod betreffen, zu unterdrücken, zu verschweigen und allenfalls mit sich selbst zu klären“ (ebd.). Natürlich ist die Verdrängung der Erwachsenen aus dem Grund des Selbstschutzes entstanden. Außerdem treten in der gegenwärtigen Zeit Todesfälle zunehmend in älteren Altersgruppen auf, zu denen die jüngeren Generationen kaum noch Kontakt haben. Senioren und Kinder treffen in der Gesellschaft kaum noch aufeinander, die Zeiten der Großfamilien sind vorbei, die Großeltern leben weiter entfernt oder sind bereits in Pflegeheimen untergekommen. Die praktischen Erfahrungen in dem Umgang mit Respekt, Toleranz und Verständnis bleiben aus. „Viel zu selten können Kinder kontinuierliche Alterungsprozesse wahrnehmen und erleben, dass das Leben im Alter trotz gewisser Einschränkungen lebenswert ist. Die Erfahrung, dass der Tod auch als ein herbeigesehnter, erlösender Schlusspunkt […] stehen kann, geht Kindern heute mehr und mehr verloren.“ (Franz 2012, 46).
Kinder erleben Krankheit und Tod durch neue medizinische Erkenntnisse und technische Errungenschaften als einen Feind, der besiegt werden muss. Es impliziert, dass alle Krankheiten und Probleme zu bezwingen sind und vermarktet eine optimistische Illusion der heilen Welt. Diese Utopie macht das Abschiednehmen von Angehörigen problematisch, zudem fehlt es an Selbstvertrauen. Auch die Erfassung der Sterbe- und Trauerkultur wird durch die neuen Sozialisationsinstanzen und Dienstleistungsservices gehemmt. Bei Krankenhausbesuchen, Beerdigungsfeierlichkeiten oder dem Besuch des Friedhofs bleiben die Kinder zu Hause. Die Ursachen hierfür liegen meist im Erfahrungsmangel. Der Sinn von Ritualen wird nicht erläutert, dass zu einer Unsicherheit, wie mit dieser endgültigsten aller Trennungen umgegangen werden könnte, führt (vgl. Franz 2012, 53f.). Besonders durch das fehlende Trauerverhalten der Erwachsenen, indem die Kinder ihre Eltern beispielsweise nie weinen sehen, führt zu einem Defizit innerhalb ihrer Persönlichkeitsstruktur. Trauer ist in einem Spannungsfeld zwischen verschiedenen Divergenzen: Einerseits soll nach außen hin sichtbar, andererseits nicht zu lange und intensiv getrauert werden und zum einen ist die Trauer eine private Angelegenheit, zum anderen werden Totenanzeigen für die Öffentlichkeit verfasst. Es mangelt den Kindern an angemessen Modellen mit der Trauer umzugehen, sie können keine Rituale oder Verhaltensweisen von den Erwachsenen ableiten, das benötigte Vertrauen dafür, dass das Leben wieder auf eine andere Art und Weise erfüllend sein kann, wird ihnen nicht vorgelebt (vgl. Franz 2012, 53f ). Die Sprach- und Handlungsunfähigkeit der Erwachsenen überträgt sich auf die Kinder, es entwickelt sich demnach keine gefühlvolle Wortkultur, welche die Faktoren, wie Fähigkeit und der angemessene Umgang und das Verspüren von Empathie, zum notwendigen Trauern, bedingt.
Der dargestellte Tod in den Medien erlaubt zwar eine gewisse Distanzierung, die bis zu einem bestimmten Grad, zum Schutz des Kindes fördernd ist. Die Distanzierung ist auch angebracht, um die geballte Informationsflut der Medien zu bewältigen. Es entsteht keine tiefe Betroffenheit mehr, wenn die Medien den Tod durch Opfer von Naturkatastrophen, Zug-, Bus- und Flugzeugunglücken oder Massensterben zeigen.13 Allerdings führt diese „andauernde visuelle Konfrontation mit den Alltagswirklichen […] bei vielen Kindern zu erheblichen Verunsicherungen, Orientierungsproblemen, Ängsten […]“ (Franz 2012, 47). Kinder sollten folglich das verzerrte Bild vom Tod, welches in den Medien publiziert wird, emotional verarbeiten können, indem sie über dieses Thema und die einhergehende Problematik Bescheid wissen. Experten sind sich einig: Eine rationale und sinnvolle Auseinandersetzung mit Sterben und Tod wird ebenso wie eine emotionale Verarbeitung der eigenen Endlichkeit und der der Mitmenschen über Medien wie Fernseher und elektronische Spiele nicht ermöglicht oder sogar verhindert (vgl. Plieth 2011, 39). Besonders der Fernseher ist bei den 6-13-Jährigen, nach Freunde treffen und draußen spielen, die liebste Freizeitbeschäftigung. Dieser und weitere neue Medien wie beispielsweise der Computer, Handy, Radio und der MP3-Player sind in (fast) allen Haushalten vorhanden (vgl. KIM-Studie 2014). Durch den übermäßigen Konsum der Medien werden die Kinder in ihrer Wahrnehmung nicht medialer Wirklichkeiten beeinträchtigt.14 Die in den Filmen dargestellte „Uneigentlichkeit des Todes“ erschwert es den Kindern die Endlichkeit des Lebens zu begreifen. Die Abstumpfung der Gefühle und die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Tod sind indes nicht tragbar (vgl. Franz 2012, 48).
Der natürliche Tod in der Lebenswelt der Kinder innerhalb der Familie nimmt dem gegenüber nur einen minimalen Anteil an, kann aber an die eigene Sterblichkeit erinnern und führt zu ernsthaften Gedanken und Betroffenheit. Dennoch ist die weitergehende Begründung, dass die kindliche Unschuld vor Schmerz und Leid beschützt werden müsse, nicht zielführend. Wenn die Besprechung des Todes schon bei den Erwachsenen eine gewisse Befangenheit auslöst, so überträgt sich dieses auf die nächsten Generationen. Eltern wollen ihre Kinder vor den Schattenseiten des Lebens schützen, sie schonen und nicht unnötig belasten. Allerdings ist das Fernhalten der Kinder von dem Tod problematisch, wenn es um eine reale Auseinandersetzung mit ebendiesem geht. Daher wird es den Kindern abgewehrt, persönliche Gefühle und Verhaltensweisen zu erforschen, die zu einer handlungsfähigen Persönlichkeit führt (vgl. Franz 2012, 44f.). Darüber hinaus spüren es die Kinder, wenn die Erwachsenen unsicher und verzweifelt mit dem Tod eines Angehörigen umgehen. Kinder bemerken die veränderte Gefühlsatmosphäre und nehmen viele Ereignisse, die mit dem Tod einhergehen, wahr. Ist dann die tatsächliche Konfrontation unvermeidbar, trifft es die Kinder unvorbereitet, sodass sie dem Unbekannten meist mit Abwehr gegenübertreten. „Aus diesen Mangelerfahrungen entstehen seelische Wunden, die sich bis in das Erwachsenenalter auswirken können.“ (Franz 2012, 49). Je mehr es von den Erwachsenen verheimlicht wird, desto mehr sind die Kinder daran interessiert. Das dann irgendwann die Neugier überwiegt und die Kinder anfangen Fragen zu stellen, ist nicht überraschend. So sind dann die Antworten von den Erwachsenen eher ausweichend oder gar nicht vorhanden, obwohl es an dieser Stelle von Nöten ist, erklärungsreiche Worte zu finden, die ihnen weiterhelfen (vgl. Daum 2003, 25). Ohne diese können die Kinder die verbreitete Hilflosigkeit nicht überwinden. Um jedoch eine zuversichtliche Perspektive auf ihr eigenes Leben zu entwickeln, muss Sterben und Tod in die individuelle Lebenspraxis einbezogen werden, indem die Gesetzmäßigkeiten der Natur, nämlich Anfang und Ende durch Geburt und Tod, erkannt werden.
Aus gegebenem Anlass spielen die zentralen naheliegenden Instanzen Familie und Schule eine ganz besondere Rolle bei der Aufklärung. Ein Kind sollte dabei niemals mit seinen Fragen und Ängsten allein bleiben, sondern lernen mit solchen Grenzsituationen, denen es zweifellos im Leben begegnen wird, umzugehen. Wird der Tod offen angesprochen, verliert jener seine Bedrohlichkeit und wird begreifbar. Daher sollte sich die Gesellschaft der Tabuisierung des Themas eingehend bewusst werden, dieser entgegenwirken und sich der Herausforderung stellen.
4 Die Todesvorstellungen des Kindes
Die Tatsache, dass der Tod existiert, ist den Kindern in der Wirklichkeit bewusst. Sehr früh entwickeln die Kinder Vorstellungen vom Tod. Hinsichtlich der entwicklungspsychologischen Phasenkonzepte von Jean Piaget15 sind das Lebensalter und die kognitive Entwicklung entscheidend. Auch der religiöse Glaube und die eigenen Gedanken zu den Reaktionen der Umwelt auf bestimmte Aussagen spielen eine große Rolle auf die komplette Entwicklung des Kindes selbst.
Die zahlreiche Literatur zum Thema „Kind und Tod“ umfasst unter anderem eine Studie von Martina Plieth. Ihre Studien befassen sich mit Kinderbildern, die darstellen, wie sich Kinder den Tod vorstellen würden. Anschließend führte sie mit den Kindern Interviews, in denen die Gründe für die Bilder genauer erläutert wurden. Aus diesen Erkenntnissen fasst sie Entwicklungslinien, die zu Todeskonzepten führen, zusammen (4.2). Allerdings ist zu beachten, dass diese Unterrichtsreihe aus der normativen Gestaltung der religionspädagogischen Sicht strukturiert ist. Bevor der Malauftrag erfolgte, wurden die Kinder an die erarbeiteten Lebensstadien erinnert. Später wurden ihre Bilder betitelt und in Rubriken, wie z.B. Symbole der Vergänglichkeit, Gräber und Friedhöfe, die geliebten Gestorben, der Tod als Gestalt und weitere, geordnet. Daher stellt sich hier die Frage, ob die Kinder nicht nur das gemalt haben, was verlangt wurde und ob hier die tatsächlichen Vorstellungen der Kinder aufgegriffen wurden (vgl. Völlering 2003, 30f.). Aus diesem Grund werden die Schlüsse von Plieth (2002 und 2011) mit weiteren Ergebnissen von Brigitte Völlering und anderen empirischen Studien verglichen und ergänzt. Hier wurden z.B. Kinderzeichnungen von Schülern einer vierten Klasse über die Vorstellung vom Tod in einer offeneren Zugangsweise gestattet.
Zunächst werden jedoch einige Einflussfaktoren, die für die Imaginationen von Kindern von Bedeutung sind, aufgezeigt. Diese sind notwendig, um spätere Vorstellungen besser analysieren zu können, da für Erwachsene die Gedanken der Kinder möglicherweise manchmal sehr abwegig und nicht wirklich greifbar sind. Im Folgenden zeigt eine kurze Übersicht die wichtigsten Erkenntnisse von kindlichen Todeskonzepten.
4.1 Einflussfaktoren auf die kindlichen Todesvorstellungen
Die Vorstellungen des Todes innerhalb spezifischer alterstypischen Dimensionen sind durch innere sowie äußere Einflüsse geprägt. Diese wiederum bilden sich durch die persönlichen, direkten und indirekten Erfahrungen mit dem Tod. Das Kind erfährt diese im Kontext der individuellen Entwicklung, Gesellschaft, Religion und Kultur. Begrifflichkeiten und das Verständnis zum Leben und Tod sind keineswegs angeboren, sondern entwickeln sich mit dem Reifungsprozess. Durch das Verhalten der Erwachsenen, der real erlebten Begegnung mit dem Tod und der erworbenen Einstellung durch Interaktion und Kommunikation entwickelt sich ein Konzept, basierend aus den Ergebnissen der Lernprozessen anderer. Wie bereits erwähnt, erfolgt eine erste Auseinandersetzung mit dem Tod sehr früh durch die Medien (indirekt), sofern es keine durch den Tod eines nahestehenden Menschen im Alltag (direkt) geschieht. Die erste Konfrontation durch die Medien erscheint hier sehr fatal. Die schnelle Abfolge von Eindrücken, Bildern und Emotionen lässt den Kindern keinen Raum, um das Gesehene zu verarbeiten. Insofern ist keine intensive Beschäftigung möglich, denn die Verarbeitung der Situation ist derart behindert, dass eine Überforderung als Folge erdenklich ist. Auch die Verharmlosung des Todes in den Medien bringt eine Mischform der Wirklichkeit und Fiktion mit sich. Besonders der Fernseher stellt sich in vielen Zeichnungen als ein Konsumgerät heraus, welches die Fantasie des Todes in Form von Mördern, Horrorfilmen und Gewaltszenen widerspiegelt, in vielen Zeichnungen heraus (vgl. Völlering 2003, 32). Die Begegnung mit den Medien ist aber auch schlichtweg unvermeidbar. Teilweise zeichnen die Kinder den Tod aus in ihren lebensweltlichen Erfahrungen heraus, das zeigt, dass dieser für sie eine spannende Angelegenheit ist, aber auch eine zusätzliche erschreckende Faszination aufweist. Diese Erfahrungen resultieren dabei aus den Eindrücken der Darstellungen des Fernsehers und sind aus pädagogischer Sicht problematisch anzusehen (vgl. ebd.). Denn die beiden Dimensionen, also die direkte und indirekte, verschmelzen an dieser Stelle auf eine Art und Weise, sodass die Kinder nicht mehr erkennen, was wahr ist und was nicht. Die bereits direkte Begegnung mit dem Tod, welche im Normalfall eher vereinzelt und selten unter der Lerngruppe vorzufinden ist, birgt starke Emotionen mit sich. Die Belastung steigt, je weniger Aussprache darüber stattfindet. Eine direkte Begegnung wird vor allem mit starken Emotionen empfunden. Auch so kann eine erhöhte Stresssituation, die erschwerend für die Kinder sein kann, entstehen. Allerdings kann diese durch eine Begleitung auch zu einer tieferen Auseinandersetzung mit der Thematik führen (vgl. Arens, 67f.).
Neben den zwei Arten der Begegnung mit dem Tod hat die kognitive Entwicklung des Kindes einen Einfluss auf die Imaginationen der Kinder. Hierbei ist entscheidend, wie sie den Tod überhaupt als solchen begreifen können. Aus diesem Grund muss die Fähigkeit einer Objekt-Personenpermanenz bereits entwickelt sein, das heißt, dem Kind muss es möglich sein, sich ein inneres Bild von einer nichtvorhandenen Person bzw. einem nichtvorhandenen Gegenstand aufzubauen (vgl. Plieth 2011, 52f.). Ferner ist die Entwicklung des Zeitbegriffes von Nöten, um die Momente der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abgrenzen und einordnen zu können. Dieses erfolgt in dem Sachunterricht innerhalb der historischen Dimension, in der das Geschichtsbewusstsein ausgebildet wird. Es umfasst die historische Sinnbildung des Zusammenhangs von der Erinnerung an die Vergangenheit, das Verstehen der Gegenwart und die Erwartung an die Zukunft. Darüber hinaus ist es persönlichkeitsabhängig individuell zu begreifen und entwickelt sich aus sieben Teilkompetenzen. Dieses ist ein elementarer Faktor für die Entwicklung eines Kindes, um sich in der Lebenswelt zurecht zu finden, sie angemessen zu verstehen und mitzugestalten und wird daher in den nächsten Kapiteln noch näher beleuchtet. Ansonsten ist es nicht möglich, den Tod als eine endgültige Trennung aufzufassen. Die Entwicklung erfolgt mit dem Eintreten in die Grundschule Schritt für Schritt, ein letztendlich operativer, also gänzlicher Zeitbegriff ist jedoch erst mit dem Alter von zwölf Jahren zu erwarten (vgl. Plieth 2011, 52f.). Um den Tod als solchen zu erfassen, sind im Laufe der Entwicklung verschiedene Anhaltspunkte von Todesvorstellungen der Kinder zu beobachten, die im Nachfolgenden gründlicher erläutert werden.
4.2 Die Entwicklungslinien einer Todesvorstellung
Die Forschung der Thanatopsychologie beschäftigt sich mit dem Erleben und Verhalten gegenüber Tod und Sterben und untersucht die aufgestellten Hypothesen mit empirischen Methoden. An dieser Stelle sind die Experten bemüht, „den Tod ganz pragmatisch unter rein rationalen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu betrachten“ (Zingrosch 2000, 70).
[...]
1 Im Folgenden wird auf eine durchgehende Nennung beider Geschlechter verzichtet, um die Arbeit leserfreundlicher zu gestalten. Personennennungen beziehen sich aber stets auf beide Geschlechter.
2 In dieser Arbeit werden Todeskonzepte und Todesvorstellungen synonym verwendet (siehe hierfür 2.2 Todesvorstellungen).
3 Das deutsche Grundgesetz und die christliche Bibel werden ebenfalls bei der Literatursichtung betrachtet. Dennoch werden sie nicht extra bibliografisch ausgewiesen, da sie als Allgemeingut gehörend angesehen werden können.
4 Phylogenese oder auch Phylogenie, Stammesentwicklung, Stammesgeschichte bezeichnen die stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen entweder in ihrer Gesamtheit oder bezogen auf bestimmte Verwandtschaftsgruppen (Taxa), also z.B. die der Menschen (vgl. Spektrum 2001).
5 Diese Verluste oder Abschiede nennt man auch die „kleinen Tode“. Die kleinen Tode meinen die ersten Verlusterfahrungen und das Loslassen. Das Kind erfährt schon frühzeitig Abschiede, materielle Verluste, sowie das Sterben des Haustiers. Hierfür muss es sich aus seiner egozentrischen Tendenz loslösen, die eigenen Grenzen erkennen, um die neue Situation zu erfassen und sich auf veränderten Konstellationen einzulassen. Diese kleinen Tode dienen als schmerzliche Vorerfahrungen zu dem Tod (vgl. Franz 2012, 110).
6 Sepulkral Kultur meint die Kultur des Todes, des Sterbens, des Bestattens und des Trauerns.
7 Quilts sind lange Stoffbahnen, die in Regel aus drei Schichten bestehen.
8 vgl. Fröhliches Totenfest: Mexiko feiert den Día de los Muertos [http://www.wissen.de/froehliches-totenfest-mexiko-feiert-den-dia-de-los-muertos, 22.11.2015].
9 James Cook (1728-1779) war ein britischer Seefahrer und Entdecker. Er entdeckte durch drei Fahrten in den Pazifischen Ozean zahlreiche Inseln, die er vermaß und kartografierte.
10 Sigmund Freud (1856-1939) war ein österreichischer Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker - weltweit war er als Begründer der Psychoanalyse bekannt.
11 Häufig benutzen Erwachsene zur Erklärung des Todes gegenüber Kindern die Aussage: „Der Mann schläft nur.“
12 Praxisbeispiel: Tom erzählt, dass sein Hund eingeschläfert werden muss. Dazu erläutert er, dass dieser allerdings alt und krank ist und deswegen am Wochenende ein neuer Hund gekauft wird (vgl. Franz 2012, 46).
13 Praxisbeispiel: Ein Junge erzählt einem anderen Kind von einem Unfall. Er schildert, dass dort überall Blut floss, so wie im Fernsehen (vgl. Franz 2012, 48).
14 Praxisbeispiel: Die Kinder verarbeiten die Fernsehleichen vom Vortag im Kindergarten morgens durch das Nachspielen (vgl. Franz 2012, 47).
15 Jean Piaget (1896-1980) war ein Schweizer Biologe und Pionier der kognitiven Entwicklungspsychologie. Außerdem war er der Begründer der genetischen Epistemologie.
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- Isabell Stock (Author), 2019, Wie spricht man mit Kindern über den Tod? Die Themen Tod und Trauer im Sachunterricht der Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450091
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