Der Führer hat beschlossen, selbst nach Moskau zu fliegen, weil er der beste Pilot im Deutschen Reich ist, und dort Bomben abwerfen will. Zahlreiche Bomberstaffeln sind im Vorfeld verschwunden. Als Hitler konzentriert im Flugzeug sitzt, erscheinen kurz hinter der Grenze plötzlich kleine, ulkige, bunte Wesen, die durch das Flugzeug spazieren, den Führer piesacken und schließlich sein Flugzeug zum Absturz bringen. Die „Gremlins aus dem Kreml“ haben wieder zugeschlagen.
Solch eine Szene aus „Russian Rhapsody“ von 1944 aus dem Hause Warner. Im zweiten Weltkrieg begann die Propagandaschlacht, während Nazideutschland nicht nur immer mehr Raum auf der Welt eroberte, wurde auch dessen Bevölkerung immer stärker in das politische Treiben eingebunden und der staatlich gelenkten Weltsicht angepasst. In den USA freilich war man auch nicht faul: Mittels Lehrfilmen für Soldaten und Zivilisten sollte die Bevölkerung über die Hintergründe des Krieges informiert werden, wer kämpfte wo und womit, und wie hatte man sich zu Hause als braver Staatsbürger zu verhalten. Nicht nur Realfilme und Dokumentationen wurden gezeigt, auch gezeichnete Trickfilme eroberten bald die Leinwände und wurden gerade für die Propaganda äußerst populär. Da kämpfte auf einmal Duffy Duck gegen die Japaner und Donald zahlte übermäßig fleißig seine Steuern, um den Krieg zu finanzieren. Ziel der Propaganda wurden natürlich auch die Anführer der feindlichen Nationen, allen voran Adolf Hitler und Kaiser Hirohito. Die Frage ist dabei: Soll man wirklich über Hitler lachen? Soll man schmunzeln, wenn der Mann, der für Massenmord und Weltkrieg verantwortlich war, einen dicken Holzhammer auf den Kopf geschlagen bekommt?
In dieser Hausarbeit wollen wir der Frage nachgehen, warum sich der Trickfilm so wunderbar für die Satire und Parodie eignet und vor allem, weshalb man in den Werken aus Hollywood mit Bugs Bunny und Donald Duck so optimal den Nationalsozialismus durch den Kakao ziehen konnte.
Inhalt
2. Einführung
3. Vorgeschichte des Trickfilms
4. Satire
5. Der Cartoon als Medienform für Satire
6. Walt Disney
7. Warner Brothers
8. Erste Schritte: Zeichentrickfilm als Propagandaform
9. Offensive der Antinazifilme
10. Nachbetrachtung
11. Literatur
2. Einführung
Der Führer hat beschlossen, selbst nach Moskau zu fliegen, weil er der beste Pilot im Deutschen Reich ist, und dort Bomben abwerfen will. Zahlreiche Bomberstaffeln sind im Vorfeld verschwunden. Als Hitler konzentriert im Flugzeug sitzt, erscheinen kurz hinter der Grenze plötzlich kleine, ulkige, bunte Wesen, die durch das Flugzeug spazieren, den Führer piesacken und schließlich sein Flugzeug zum Absturz bringen. Die „Gremlins aus dem Kreml“ haben wieder zugeschlagen.
Solch eine Szene aus „Russian Rhapsody“ von 1944 aus dem Hause Warner. Im zweiten Weltkrieg begann die Propagandaschlacht, während Nazideutschland nicht nur immer mehr Raum auf der Welt eroberte, wurde auch dessen Bevölkerung immer stärker in das politische Treiben eingebunden und der staatlich gelenkten Weltsicht angepasst. In den USA freilich war man auch nicht faul: Mittels Lehrfilmen für Soldaten und Zivilisten sollte die Bevölkerung über die Hintergründe des Krieges informiert werden, wer kämpfte wo und womit, und wie hatte man sich zu Hause als braver Staatsbürger zu verhalten. Nicht nur Realfilme und Dokumentationen wurden gezeigt, auch gezeichnete Trickfilme eroberten bald die Leinwände und wurden gerade für die Propaganda äußerst populär. Da kämpfte auf einmal Duffy Duck gegen die Japaner und Donald zahlte übermäßig fleißig seine Steuern, um den Krieg zu finanzieren. Ziel der Propaganda wurden natürlich auch die Anführer der feindlichen Nationen, allen voran Adolf Hitler und Kaiser Hirohito.
Die Frage ist dabei: Soll man wirklich über Hitler lachen? Soll man schmunzeln, wenn der Mann, der für Massenmord und Weltkrieg verantwortlich war, einen dicken Holzhammer auf den Kopf geschlagen bekommt?
In dieser Hausarbeit wollen wir der Frage nachgehen, warum sich der Trickfilm so wunderbar für die Satire und Parodie eignet und vor allem, weshalb man in den Werken aus Hollywood mit Bugs Bunny und Donald Duck so optimal den Nationalsozialismus durch den Kakao ziehen konnte.
3. Vorgeschichte des Trickfilms
Schon früh begann die Erfolgsgeschichte des animierten Zeichentricks: Mit J. Stuart Blacktons Animation „Humorous Phases of funny faces“ (1906) lässt sich der Anfang des Trickfilms auf das Jahr 1906 datieren. Blacktons Animation zeichnete sich durch seine Einfachheit bei dennoch starker Wirkung aus. Auf einem schwarzen Block Papier zeichnete Blackton das Gesicht eines Mannes in verschiedenen Phasen der Mimik und lichtete diese ab. Später wurden die einzelnen individuellen Phasen zu Sequenzen zusammengeschnitten und es entstand der Effekt einer Bewegung.
Per Definition lässt sich allerdings zeigen, dass Animationen, also eine simple Aneinanderreihung von Bildern, schon vor 1906 angefertigt wurden. Hier sind die stroboskopischen Zylinder zu nennen, die einen Effekt der Bewegung erzeugten, wenn man den Zylinder zu drehen beginnt und durch die Sehschlitze die virtuelle Bewegung beobachtete. Aber die frühen Gehversuche der Animation wurden zunächst als Spielzeug abgetan und fanden keine große Beachtung. Jedoch legen die frühen Entwicklungen des „Animations-Film“ schon einige grundlegende Prozeduren der Produktion dar. In den „flip-books“ oder Daumenkinos zeigte sich, dass ein Film von nur einer Minute Länge an die Tausend Zeichnungen benötigte, um eine flüssige Bewegung bei 16 Bildern pro Sekunde zu erzeugen. An einem abendfüllenden Trickfilm war zu dieser Zeit in Anbetracht des Aufwands noch nicht zu denken.
Diese Probleme wurden in den folgenden Jahren von Emile Cohl und Winsor McCay gelöst. McCays Film „Drame chez les Fantoches“ (1908) legte die grundlegende Struktur eines Trickfilms in Aufbau, Konzeption und Bewegung dar. Dennoch fehlte es dem Zeichentrick an einem grundlegendem Element, dem Zelluloid. Das Zelluloid ermöglichte es, dass ein Hintergrund nicht für jede einzelne Bewegung gezeichnet werden musste. Es genügte ein einziger Hintergrund, auf den die auf Zelluloid angebrachten Bewegungsabläufe der Figuren angebracht wurden. Diese Technik ermöglichte eine weitaus effektivere und kostengünstigere Arbeit. Aber es dauerte noch einige Jahre bis zum Aufkommen des Tonfilms, mit dem sich die neue Technik durchsetzte. Vor dem Hintergrund des Cartoons als politische Propaganda leistete auch auf diesem Gebiet McCay Pionierarbeit. Als Reaktion auf den Angriff eines deutschen U-Bootes auf das Passagierschiff „Lusitania“ drehte McCay den Cartoon „The Sinking of the Lusitania“[1]. Er nutzte damit das neue Medium des Cartoons als propagandistischen Film im ersten Weltkrieg.
4. Satire
Die Herkunft des Wortes „Satire“ scheint nicht gesichert. Ein Zusammenhang mit dem griechischen Ausdruck „satyros“ ist nicht gegeben. Das lateinische Wort „satura“ (Opferschale) kommt in Betracht, auch die etruskische Wendung „satir“ (reden).
Satire ist Spott- und Strafdichtung, eine literarische Kritik und Beleidigung von Missständen, Unsitten, Anschauungen, Ereignissen und Personen. Der Ton der Satire ist meist bissig, kann aber auch komisch, ironisch oder gar liebenswürdig sein. Stets ruft die Satire allerdings durch Anprangerung der Missstände die Leser, deren Vorkenntnis der Sachlage vorausgesetzt wird, zu Richtern auf, misst das menschliche Treiben und hofft, dass durch die offensichtliche Bekanntmachung und Aufdeckung der Schäden Besserung bewirkt wird. Die Satire lebt von der Diskrepanz zwischen Wesen und Erscheinung, zwischen dem Ideal und der tatsächlichen Wirklichkeit.[2]
Der Satiriker greift also normwidrige und lasterhafte Individuen oder Torheiten an und will sie zerstören. Dazu hält er dem Leser oder Rezipienten die Missstände deutlich – wenn nicht sogar überzogen – vor Augen und hofft auf konstruktive Alternativen.
5. Der Cartoon als Medienform für Satire
Nun, nachdem wir die Satire definiert haben, blicken wir auf Satire im Trickfilm: Warum eignet sich das Medium des gezeichneten Films so gut für Parodie und Kritik?
Das Element der Satire in den Trickfilmen von Disney und Warner liegt in der Verspottung, der Darstellung des Schlechten und dessen Verachtung und Lächerlichkeit. Wie schon gesagt: Die Satire ruft den Rezipienten durch Anprangerung der Missstände als Richter auf und hofft durch Aufdeckung Besserung zu bewirken. Weiter versteht man unter Satire eine Spottdichtung mit erzieherischer Tendenz, die im Allgemeinen als kritische Auseinandersetzung mit Missständen oder Personen verstanden wird. Die Satire bedient sich der Mittel des Humors, der Ironie und des Witzes. Der Cartoon in den Jahren 1940 bis 1945 lebte von der Parodie der Hauptfiguren des Nationalsozialismus wie etwa Hitler oder Göring. Sie, die Parodie, setzt ein wissendes Publikum voraus, das die Figuren kennt und macht sie nur zum Teil oder vollständig lächerlich oder verspottet.
Schauen wir uns in den Trickfilmen die Figuren von Mussolini, Hitler und Hirohito an, den Feinden der Alliierten und Hauptpersonen der negativen Bekanntheit. Jeder US-Amerikaner kannte diese Personen aus den Nachrichten und Wochenschauen, aus Abbildungen in Zeitungen und von Fotographien. Hirohito, und damit meist auch das Stereotyp des Asiaten in den Cartoons, wurde an seinen charakteristischen Merkmalen überspitzt gezeichnet. Fast insektenhaft muten die Kreaturen an, mit großen, hervorstehenden Zähnen, einer dicken Brille, deren Gläser an Flaschenböden erinnern und dahinter liegenden, kleinen Knopfaugen. In der Vertonung nahm der Synchronsprecher darüber hinaus auch noch den asiatischen Akzent auf die Schippe. Mussolini wurde als eine Art Menschenaffe dargestellt, mit weit ausladendem, unrasiertem Kinn. Auf den ersten Blick fühlt man sich an einen bulligen Schlägertyp erinnert. Hinzu kommt die geringe Körpergröße der Person, wenn das Klischee des kleinen Italieners aufgegriffen wird.
Hitler wird am meisten karikiert. Der markante Bart direkt unter der Nase und die streng gescheitelte Frisur des „Führers“ lassen sich von einem geschickten Zeichner mit wenigen Handgriffen ins Übertriebene ziehen, ohne dabei den Wiedererkennungswert der Figur zu verlieren. Ebenso bei Hermann Göring, der mit seiner Leibesfülle und einem gewaltigen Satz an Orden und Auszeichnungen in den Cartoons von Disney und den Warner Brothers auftaucht. Um „den Deutschen“ zu charakterisieren, werden die braunen Uniformen verwendet mit ihren weiten Hosen und hohen Stiefeln. Auch sprachlich hört der US-Zuschauer sofort, dass es sich um einen Deutschen handeln muss, wenn die Figur des Göring beispielsweise in „Herr meets Hare“ „Ah, sis is zee Rrrabbit“ und „Jawoll mein Führer“ sagt. Letzterer wird dank Charlie Chaplins Satire „Der große Diktator“ gerne mit seiner aufbrausenden, befehlenden Redensart, wie sie der Amerikaner wohl auch aus den Nachrichten kannte, überzogen imitiert. Nur einzelne, stereotyp deutsche Worte wie „Sauerkraut“ und „Schnitzel“ lassen sich aus dem Gefasel heraushören und lassen den Rezipienten unmissverständlich wissen, um wen es sich da auf der Leinwand handeln muss.
In den Cartoons von Walt Disney spielt immer öfter Donald Duck die Hauptrolle. Zum einen hatte er an Popularität Mickey Mouse teilweise überholt, zum anderen galt er als das Stehaufmännchen des Cartoons. Disney lässt ihn sowohl in Lehrfilmen das richtige Verhalten im Kriegsfall lernen, als auch schreckliche Alpträume in einem stark überzeichneten Nazideutschland er- und überleben. Mit Mickey Mouse hätte man so etwas wahrscheinlich nicht machen können, Donald war einfach robuster und trug einen kleinen Teil des Wahnsinns wohl auch in sich.
So, wie man eine gezeichnete Karikatur oder Satire in der Tageszeitung sieht und sie auf den ersten Blick versteht, funktionieren auch die bewegten Satirezeichnungen – die Cartoons in unserem Fall. Dadurch, dass man einfache Klischees anwenden kann und Personen und Situationen äußerst überzeichnet und im Grunde genommen nur auf die Summe ihrer vorurteilsbehafteten Attribute reduziert, funktioniert die Satire im Cartoon exzellent. Mit wenigen Mitteln, vor allem visueller Natur, kann man im Cartoon Satire einfach an den Zuschauer herantragen.
[...]
[1] Hammacher, Thomas: Donald Duck Meets Hitler, Der deutsche Faschismus im amerikanischen Zeichentrickfilm der Jahre 1938 – 1945, Konstanz 1990 S. 5
[2] von Wilpert, Gero: Sachwörterbuch der Literatur, Stuttgart 1989, S. 809-811.
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- MA Daniel Spindler (Author), Guido Heinecke (Author), 2003, Faschismussatire, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44956
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