Ziel dieses Beitrags ist es, anhand von Müllers historischen Romans "Berlin Feuerland. Roman eines Aufstands", das ambivalente Potenzial der Massenemotionen, insbesondere des Massenzorns, in der Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse nach vernünftigeren Prinzipien, aufzuzeigen. Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Ausbruch und Verlauf von Revolutionen und Massenbewegungen. Eine Revolution ist oft der Ausdruck langer unterdrückten Gefühle wie u.a. Frustrationen, Unzufriedenheit, Verachtung, Zorn, Wut. Diese Emotionen und die daraus resultierenden Handlungen wirken nicht nur auf das Verhalten der Bürger, sondern sie beeinflussen auch die politischen Entscheidungen der Regierenden nach der Revolution. Insofern kann das Schüren von Zorn einerseits als positiver Faktor und andererseits als Gefahr für die Demokratisierung einer Gesellschaft gelten.
INHALTSVERZEICHNIS
0. Einführung
1. Zur Verflechtung von Masse, Emotion und Revolution
2. Manifestationsprozess der Emotionen in Berlin Feuerland
2.1. Soziopolitischer Hintergrund zur Entstehung der Emotionen
2.2. Die kalten Emotionen: der Weg zum explosiven Zorn
2.2.1. Hoffnungslosigkeit und Misstrauen
2.2.2. Unzufriedenheit und Frustrationen
2.2.3. Der Zusammenschluss zur Masse: Gründung der „Kollektiveinheit“
3. Ausbruch und Manifestationen von Zorn und Wut der Volksmassen
4. Veränderungen in der Postrevolutionszeit
5. Abschließende Bemerkungen
6. Bibliographie
Abstract
Ziel dieses Beitrags ist es, anhand von Müllers historischen Romans Berlin Feuerland. Roman eines Aufstands, das ambivalente Potenzial der Massenemotionen, insbesondere des Massenzorns, in der Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse nach vernünftigeren Prinzipien, aufzuzeigen. Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Ausbruch und Verlauf von Revolutionen und Massenbewegungen. Eine Revolution ist oft der Ausdruck langer unterdrückten Gefühle wie u.a. Frustrationen, Unzufriedenheit, Verachtung, Zorn, Wut. Diese Emotionen und die daraus resultierenden Handlungen wirken nicht nur auf das Verhalten der Bürger, sondern sie beeinflussen auch die politischen Entscheidungen der Regierenden nach der Revolution. Insofern kann das Schüren von Zorn einerseits als positiver Faktor und andererseits als Gefahr für die Demokratisierung einer Gesellschaft gelten.
0. Einführung
Wut und Zorn gehören zu den eindrücklichsten und expressivsten Emotionen[1], die eine aggressive Tendenz haben und zu unkontrollierten Handlungen führen. In unserem „Zeitalter des Zorns“ [2] kommt es seit vielen Jahren in vielen Ländern häufig zu verschiedenen Aufständen und Demonstrationen, bei denen die Völker ihren Ärger, Zorn und ihre Wut schüren. Gewaltsame „Tage des Zorns“, Massendemonstrationen, Proteste, soziale Bewegungen, Wutausdrücke gegen Flüchtlinge, Volksaufstände, innerstaatliche Revolutionen usw.[3], „die die unterdrückten Emotionen [der Untergebenen] zum Vorschein bringen“[4], sind Bestandteil des Weltalltags geworden. Somit ist 2010 das Wort „Wutbürger“ zum Schlagwort des Jahres in Deutschland geworden. In den meisten dieser Bewegungen ist es u.a. Ärger und Zorn über soziopolitische Ungerechtigkeiten und Enttäuschungen gewesen. Es ist das Resultat der Tatsache, dass die Völker ein tief greifendes Gefühl der Ungerechtigkeit und Unterdrückung gehegt haben, das von ihren Regierenden über lange Zeiten hinweg ausgelöst wurde. Ferner ist es auch oft der Ausdruck von Ängsten der Bürger gegenüber gesellschaftlichen Unsicherheiten und vor der Zukunft. Der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit eskaliert in der Konfrontation zwischen den Volksmassen und den Regierenden und führt meist zu zornbedingter Gewalt. Doch was bringen die zornbedingten Handlungen der Volksmassen als soziopolitische Veränderungen in einer Gesellschaft? Was wirkt es auf die gesellschaftlichen Prinzipien, wenn die Volksmassen ihren Zorn und Wut bei einer Revolution in Tat umsetzen?
Berlin Feuerland: Roman eines Aufstands, der 2015 veröffentlichte historische Roman von Titus Müller beschäftigt sich vor dem Hintergrund der preußischen 1848er Märzrevolution damit, wie die Volksmassen ihre Emotionen unter gewissen soziopolitischen Umständen zum Ausdruck bringen. Dabei erscheint eine graduelle Manifestation der Emotionen von ihrer Entstehung bis zu ihrer Eskalierung. Vor, während und nach der Revolution kommen verschiedene Emotionen ins Spiel, aber insbesondere der Zorn der Massen, bzw. der „Volkszorn“. Die Analyse wird versuchen, die Hauptfrage dieses Beitrags, inwiefern die Emotionen und besonders das Zorn revolutionärer Volksmassen als wichtigen Faktor für die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse nach vernünftigeren Prinzipien angesehen werden können, zu beantworten. Dabei wird die ambivalente Funktion des Zorns hervorgehoben. Als theoretische Grundlage der Analyse gilt die „ Codierte[n] Gefühle “[5]. Codierte Gefühle ist ein von Simone Winko entwickelter Ansatz, der die Rekonstruktion der Gestaltung von Emotionen in literarischen Texten anstrebt:
„In einer Analyse der in einem Text gestalteten Emotionen werden die identifizierbaren Kodes sowie die jeweils eingesetzten sprachlichen Mittel und Textstrategien rekonstruiert. Für eine solche Analyse sollte man zwischen Typen der sprachlichen Gestaltung unterscheiden: der Thematisierung und der Präsentation. Thematisiert werden Emotionen meistens explizit, präsentiert werden sie implizit. […] Dennoch ist eine Differenzierung zwischen beiden sinnvoll, weil es sich um unterschiedliche textuelle Strategien handelt, mit denen auf Emotionen Bezug genommen wird“ (Winko 2003: 111).
Durch diese Theorie werden im Folgenden der Manifestationsprozess des Zorns und die daraus resultierenden Handlungen dargelegt, um dann die Folgen auf die Nachrevolutionszeit zu bewerten.
1. Zur Verflechtung von Masse, Emotion und Revolution
Die Analyse der Funktion des Zorns steht hier in Verbindung mit einem aufständischen bzw. revolutionären Kontext. Deswegen ist es wichtig, die Verflechtung von Masse, Emotion und Revolution zu erläutern.
Der Begriff der Masse gewann erst mit der Französischen Revolution an Bedeutung, sodass zum Begriff das Attribut des Aufständischen untrennbar hinzutritt (Helmut König 1992: 97). Geiger erkennt dazu eine „funktionale Verbindung zwischen Masse und Revolution“ und bestätigt, „dass es keine echte Revolution gebe, an der nicht die Masse funktionell beteiligt wäre“.[6] Dies heißt, eine einzelne Person kann keine Revolution machen. Es bedarf eines Volks oder einer Masse, die kollektiv handelt. Aber wenn man von Emotionen spricht, dann referiert man zuerst auf Individuen. Eine Frage, wäre ob und wie Massen wirklich fühlen?
Le Bon und Freud erkennen mit der sogenannten Extremsituation der Hypnose das Vorhandensein von Massenemotionen an. Le Bon spricht sogar von „emotionalisierte[r] Masse“[7]. Canetti erläutert das Funktionieren der Masse und behauptet: „Die Massen […] sind von den verschiedenartigsten Affekten erfüllt“. […] Ob die Masse offen oder geschlossen ist, langsam oder rasch, unsichtbar oder sichtbar, sagt über das, was sie empfindet [H. v. mir].“[8] Es ist deutlich, das die Massen Empfindungen bzw. Emotionen haben können. Die Urteilsbildungen und Aktionen der Masse werden auch emotional bestimmt. In welchem Sinne die Massen als Kollektive fühlen können, erklärt Neckel in Anlehnung an Durkheim:
„Nun können Kollektive im strikten Sinne nicht fühlen – und doch stellen Gefühle kein allein individuelles Geschehen dar. Insofern Menschen einen Erfahrungsvorrat sozialer Wirklichkeit teilen, bilden sich unter ihnen auch gemeinsame Gefühlsdispositionen heraus. Auch stellen Kollektive wahre Brutstäten von Emotionen dar. Sie bündeln etwa bereits schon vorhandene Einzelgefühle oder lassen […] in der verdichteten Interaktion einer Gruppe gleichgerichtete Gefühle erst zutage treten.“[9]
Daraus folgt, dass die Masse als Kollektiv Emotionen zeigen kann, falls die Individuen eine gemeinsame soziale Wirklichkeit teilen. Wie massenhaft die Emotionen entstehen und sein können, hängt also davon ab, wie intensiv und solidarisch die Individuen sich in der gemeinsam erlebten Situation fühlen. Insofern können die empfundenen Emotionen Handlungen und Re-Aktionen durch situationelle Umstände bedingt sein. Die Massen können also „kollektive Gefühlslagen“[10] haben und ihre Gefühle gegebenenfalls durch Handeln in verschiedenen gesellschaftlichen Situationen in die Tat umsetzen. So geschieht es bei Revolutionen.
Canetti versteht Revolutionen eigentlich als „Zeiten der Umkehrung“ der unterdrückten Klasse einer Gesellschaft, die für eine lange Zeit Ungerechtigkeiten gefühlt haben. Er verbindet auf diese Weise die Revolution mit einer ungünstigen Situation, die im täglichen Leben der Menschen lange fühlbar gewesen ist. Der Umkehrungswille hängt davon ab, wie die wehrlosen Menschen die Ungerechtigkeiten - die Stacheln - zu viel gefühlt oder empfunden haben (Canetti 1998: 65). Canetti bestätigt weiterhin, dass aufständische Volksmassen immer aus ihren Stacheln – also aus den von ungünstigen sozialen Umständen erzeugten Emotionen – heraus handeln. Eben wenn die Bürger von den sozialen Klassen losgelöst sind und weniger von den Reichtümern der Gesellschaft genießen und misshandelt werden, dann entstehen u.a. Frustration, Hass und Wut vor allem gegen die regierenden Politiker. So kann es plötzlich zu explosionsartigen und offenen Aufständen kommen, die die unterdrückten Emotionen offensichtlich zum Ausdruck bringen. Dabei spielt die „emotionale Verbundenheit“ (Michael Günther 2005: 422). In dieser Perspektive teilt Ron Eyerman die Meinung, dass „all movements are emotional“[11] und zeigt zudem, dass “demonstrations however involve a great deal of emotion”.[12]
Es ist letzten Endes selbstverständlich, dass Emotionen und in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Revolution bzw. sozialen Bewegungen stehen. Eine Revolution ist der Ausdruck von lange unterdrückten Emotionen der Volksmassen. Dabei Zorn den Ton zum effektiven Ausbruch der Revolution. Die kalten Emotionen der Resignationsperiode bereiten den Weg zur Explosion des Zorns, der endlich die Revolution auslöst. Es lässt sich bestätigen, dass “erst Zorn und Empörung eine Revolution […] möglich [machen]“ (vgl. Sloterdjik 2008: 185).
2. Manifestationsprozess der Emotionen in Berlin Feuerland
2.1. Soziopolitischer Hintergrund zur Entstehung der Emotionen
Berlin Feuerland beginnt mit dem Entstehungskontext der Emotionen, die sich allmählich immer reaktiver bis zur Eskalation entwickeln. Denn eine Revolution entsteht nicht aus dem Nichts. Sie steht am Ende eines langwierigen Prozesses (vgl. Günther 2005: 423). Die Ausgangsgesellschaft der Erzählung ist von sozialen Ungleichheiten gekennzeichnet: eine arme Klasse, die benachteiligt ist, zugunsten der Elitenklassen. Der Kontrast zwischen beiden Gesellschaftsschichten ist auffallend. Mit Rückgriff auf Canetti ist solch eine Wölfe-Schafe-Gesellschaft eine Voraussetzung für eine Revolution: eine geschichtete Gesellschaft, in der eine lange Zeit benachteiligte Klasse auf einmal aufsteht und für eine Umkehrung der Verhältnisse kämpft (Canetti 1998 [1960]: 65f.). Der Aufstand zum Kampf erfolgt also nach der langen Zeit, in der die Benachteiligten viel Ungerechtigkeit und damit verbundene Unzufriedenheit erduldet haben.
Emotionen lassen sich auch auf diesen Langzeitprozess beziehen, wie es in Müllers Roman der Fall ist. Die Handlungen in Berlin Feuerland stehen in einem Zeitraum, der auf Jahre zu messen ist, in denen die ungünstigen Umstände, nämlich die miserablen Lebensverhältnisse von Massenarmut, den Entstehungsprozess der Emotionen in Gang gesetzt haben. Es herrscht eine Diskrepanz zwischen den Bedingungen der Volksmassen und denen der höheren Klasse. Wie im Roman beschrieben, war das Leben der proletarischen Klasse sehr arm. Viele Familien, die meisten mit kranken Kindern, hungern in unsauberen und engen Wohnungen des Armenviertels Feuerland. Die Handwerker bekommen nur wenig Geld für ihre „Schufterei“, so dass viele Familien nicht auf Kinderarbeit verzichten können; die meisten Kinder betteln auch oder stöbern im Abfall, obwohl das Betteln paradoxerweise vom Staat verboten war (S. 263). Die Familien konnten sich die geringste ärztliche Versorgung nicht leisten und sind so dem Tod ausgeliefert. Berührend ist der Tod eines typhuskranken Kindes (S. 30). Trotz der Misere war die regierende Klasse gegenüber diesen – von ihr genannten - „dumme[n] Tiere[n]“ (S. 81) gleichgültig; ihre „Uhr tickte nicht mehr nach den Bedürfnissen der Menschen, sondern nach den Bedürfnissen der Großstadt“ (S. 23). Dazu waren manche Bürger auch mit ihren Lebensbedingungen nicht zufrieden und kritisieren den Mangel an politischer Freiheit. Diese alltäglichen schwierigen und sogar tödlichen Erlebnisse und Ungerechtigkeiten haben in den Herzen über die Jahre zu einer Ansammlung schmerzhafter Stacheln geführt, so dass bereits ein „innerer Aufruhr“ (S. 6) entstanden war. Bei Canetti findet man dieselbe Beschreibung der Tatsache:
„Die Umkehrung setzt eine geschichtete Gesellschaft voraus. Die Abgrenzung bestimmter Klassen gegeneinander, von denen eine mehr Rechte als die andere hat, muss eine Weile bestanden, sie muss sich im täglichen Leben der Menschen lange fühlbar gemacht, bevor ein Bedürfnis nach einer Umkehrung entstehen kann.“[13]
Solche Situationen, die Chabrol „désordres sociaux“ bezeichnet, sind nach ihm auch „porteurs d’un potentiel émotionnel“[14]. Dies lässt annehmen, dass die ungünstigen soziopolitischen Umstände Träger „negativer“ Emotionen sind, die die vernachlässigten Volksmassen in sich angestaut haben. Mit dem „inneren Aufruhr“ (S. 6) lebten diese Armen und Bürger jahrelang in Resignation, bis die Emotionen endlich hervorbrechen.
Diese Zeit der Resignation bezeichne ich als „Periode der kalten Emotionen“ in Anlehnung an Canetti und Baumann. Während dieser Zeit „[sind] die Menschen mit vielem unzufrieden, aber sie nehmen es zumeist schweigend oder bloß leise murrend hin.“[15] Die Masse in dieser Periode der Resignation ist eine „latente Masse“ nach Wilhelm Vleugels. Die „latente Masse“ besteht auf Basis gemeinsamer Gefühle und Empfindungen von Menschen, die sich benachteiligt fühlen und sich als Schicksalsgenossen verbunden betrachten. Sie tritt nicht nach außen in Erscheinung und ist damit unwirksam.[16] Auf diese Weise sind die Emotionen der benachteiligten Menschen in der Erzählung noch unwirksam. Diese Unwirksamkeit lässt sich auf die Hoffnungslosigkeit zurückführen.[17]
2.2. Die kalten Emotionen: der Weg zum explosiven Zorn
2.2.1. Hoffnungslosigkeit und Misstrauen
In den Augen der Armen in Feuerland ist eine Hoffnungslosigkeit abzulesen. Das erkennt man durch den Besuch der reichen Damen. Die Misere, der die Menschen für eine lange Zeit ausgesetzt sind, haben alle Hoffnungen in ihnen erlöschen lassen. Auch alle Bemühungen sind erfolglos. Alice, die Sympathisantin der Armen, beschreibt einen Teil der Situation: „Ich habe heute gesehen, wie man in der Oranienburger Vorstadt hungert. Die Kinder nagen Knochen ab, die sie in der Gosse gefunden haben! Und die Eltern arbeiten von früh bis spät in der Fabrik, Mann wie Frau, und kommen doch auf keinen grünen Zweig“ (S. 41). Wenn man sich viel und sogar überfordert bemüht und trotzdem auf keinen grünen Zweig kommt, dann erlischt irgendwann schließlich die Hoffnung. Gerade haben die Menschen im Armenviertel keine Hoffnung mehr für eine eventuelle Verbesserung ihrer Lage. Für viele der armen Menschen ist das Gefängnis das verhängnisvolle Ende geworden. Das Elend war so extrem, dass einige zu Dieben oder Schuldnern werden mussten. Deshalb wurden sie irgendwann entweder wegen der Schulden oder wegen des Diebstahls festgenommen. Angesichts dessen jammert ein Weber, „wir enden doch alle dort [im Gefängnis], früher oder später“ (S.12). Das macht die Tragweite der Hoffnungslosigkeit deutlich. Auch die jungen Leute haben keine Hoffnung mehr auf eine Verbesserung ihrer schwierigen Lage, so steht es im Text: „Die jungen Leute […] hatten die Hoffnung auf ein besseres Leben aufgegeben“ (S. 85). Die Hoffnungslosigkeit wird auch in einem intertextuellen Gedicht ausgedruckt:
„Ach, wir armen Narren
Hoffen stets und harren,
Dass der Freiheit Morgenrot beginnt,
Dürfen doch kaum klagen,
Leise, leise sagen,
Dass wir alle arg betrogen sind.
Kommt denn gar kein Tag,
Der uns trösten mag?“ (S. 260)[18]
Mit „hoffen stets und harren“ scheint am Anfang von Hoffnung die Rede zu sein. Das kleine Wort „doch“ stellt dann aber diese Hoffnung in Frage. In der Frage „kommt denn gar kein Tag, der uns trösten mag?“ wird die Hoffnungslosigkeit ausgedrückt. Die Hoffnungslosigkeit koppelt sich mit einer gewissen Traurigkeit, die in den Gesichtern und in den Aussagen der armen Bürger erkennbar ist (vgl. S. 12, 30, 33, 290)
Diese ungünstige Situation ertragen die Armen, ohne sich wehren zu wollen. Die Hoffnungslosigkeit lässt auch die armen Volksmassen den Herrschenden ein Misstrauen entgegenbringen. Das Volk hat kein Vertrauen mehr in die Regierung für die Verbesserung der Lebensverhältnisse. In der Szene im Tiergarten zwischen der Masse und dem Polizeipräsidenten Minutoli tritt das Misstrauen der Masse zu Tage. Der Polizeipräsident versucht, der versammelten Menschenmenge zu versichern, dass die Regierung ihr Anliegen versteht und sich um ihre Nöte kümmern würde (S. 80). Die Reaktion von Doktor Schasler, Führer der Menge, auf seine kontrafaktische Rede lautet:
„1815 wurde uns bereits ein Wort gegeben, und zwar das des damaligen Königs. Er hat uns versprochen, dass es bald eine reichsständische Verfassung geben werde. Und was ist seitdem passiert? Nichts! Gleich nach der Thronbesteigung hat Friedrich Wilhelm das Versprechen seines Vaters wieder zurückgenommen.“ (S. 80f.)
Diese Reaktion verrät, dass das Volk gegen die Regierung misstrauisch ist, weil es schon seit langem oft „arg betrogen“ (S. 260) wird. In seiner Aussage beweist Doktor Schasler, dass die Regierung seit vielen Jahren nicht imstande gewesen ist, die Probleme der Bürger zu lösen. Der König hat seine immer wiederkehrenden Versprechen bezüglich einer Verfassung nicht gehalten. Selbst wenn der Polizeipräsident zu beweisen versucht, dass an einer Verfassung doch längst gearbeitet wird, löst er nur Spott aus: „höhnisches Gelächter brandete aus der Menge auf“ (S. 81). Die Bürger vertrauen dem König nicht mehr, weil seit dreiunddreißig Jahren keine neue Verfassung weder von Wilhelm dem Vater noch von dem Sohn angestrebt worden ist. Der Verlust des Vertrauens ist auf den König selbst zurückzuführen, denn er hat absichtlich die Reform verweigert. „Er wird niemals gestatten, hat er gesagt, dass sich zwischen Gott und dieses Land ein beschriebenes Blatt drängt, um es mit seinen Paragrafen zu regieren“ (S. 81), heißt es im Text. Wenn der König eine solche Behauptung gemacht hat, dann lässt er den Bürgern keine Chance mehr, sich auf ihn zu verlassen. Wenn auch über Jahrzehnte die vom Volk gewünschten Änderungen nicht berücksichtigt werden, dann entstehen Unsicherheit und Ängste für die Zukunft. Darin befindet sich der Grund des Vertrauensverlustes. Und „Protest kommt, [wenn] Vertrauen verloren gegangen [ist]“[19]. Wenn das Volk das Vertrauen in die Herrschenden verliert, entstehen ein sichtbares Selbstvertrauen und ein neuer Mut zum Selbsthandeln in den Bürgern. Dies alles bereitet den Weg zum Ausbruch des Zorns.
Die genannten Emotionen haben unter diesen Umständen hauptsächlich eine affektive[20] Bedeutung und wirken keine zerstörerischen Handlungen, da in dieser Phase noch Angst vor Repression. Aber je nach Entwicklung der Lage können sie reaktiv werden und aktiven Protest erregen. Denn selbst die Angst vor Repressionen demobilisiert nicht immer, so stellt es Flam weiter klar: „sie verhindert aber die Mobilisierung nicht, wenn sie mit Frustration und Wut […] verbunden ist“.[21]
2.2.2. Unzufriedenheit und Frustrationen
Die Frustration bezeichnet das emotionale Resultat einer Versagung, Enttäuschung oder bei Misserfolgen aufgrund unbefriedigter oder nicht zu befriedigender oder enttäuschter Erwartung.[22] Anders gesagt erfolgt das Gefühl von Frustration, wenn man einen Wunsch oder ein Ziel nicht erreichen kann (vgl. Rost 1990: 370). Eigentlich haben die in der Erzählung dargestellten armen Menschen sicherlich die Sehnsucht nach einem besseren Leben. Sie „schrien […] nach Brot und Freiheit […]. Sie ringen um bezahlte Überstunden und gesetzliche Kündigungsfristen. Ihre Unzufriedenheit hat soziale Gründe“ (S. 201). Sie „hoffen stets und harren“ bis sie sich darüber bewusstwerden, dass sie „alle arg betrogen sind“ (S. 260). Die Unzufriedenheit hat auch politische Gründe. Die Bürger haben ihrerseits andere politische Erwartungen und Wünsche. Diese Wünsche sind von Volksdeputierten in folgenden Punkten formuliert und bekanntgegeben:
1) Unbedingte Pressefreiheit.
2) Vollständige Redefreiheit.
3) Sofortige und vollständige Amnestie aller wegen politischer und Pressevergehen Verurteilten und Verfolgten.
4) Freies Versammlungs- und Vereinigungsrecht.
5) Gleiche politische Berechtigung aller, ohne Rücksicht auf religiöses Bekenntnis und Besitz.
6) Geschworenengericht und Unabhängigkeit des Richterstandes.
7) Verminderung des stehenden Heeres und Volksbewaffnung mit freier Wahl der Führer.
8) Allgemeine deutsche Volksvertretung. (S. 48)
Diese Punkte zeigen, wie die Bürger in verschiedenen Lebensbereichen unzufrieden waren und wie sie ihre Frustrationen zuerst friedlich zum Ausdruck gebracht haben. Die 8 Punkte können, wenn man Schottmayers Analyse folgt, als „Probleme“ der Bürger genannt werden. Schottmayer kennzeichnet ein Problem durch zwei Merkmale:
„Zum einen handelt es sich um eine [...] soziale Situation, die beeinträchtigt, weil sie nicht den eigenen Zielen, Absichten oder Wünschen entspricht […]. Zweites Merkmal zur Bestimmung eines Problems ist, dass die Herbeiführung eines angestrebten, erhofften und befriedigenden Zustandes auf Schwierigkeiten oder Hindernisse stößt“.[23]
Die Volksmassen sind solchen Problemen ausgesetzt, die, wie Schottmayer folgert, Frustrationen auslösen. Die Menschen des Armenviertels sowie die anderen Bürger, die sich im Tiergarten zu zehntausenden versammelten, alle sind frustriert (S. 74-76). Die Sehnsucht nach einem freien Leben wird ihnen aber von der herrschenden Klasse verweigert. Sie werden behandelt „wie dumme Tiere, die dem Hirten überallhin folgen und nichts tun, als blöde zu blöken“ (S. 81). Hier gibt es eine Diskrepanz zwischen Erlebtem und Erwünschtem. Unter diesen Umständen versammeln sich die Bürger, „um ihrem Frust Luft zu machen“ (S. 60). Das Wort „Frust“ verrät deutlich, was diese Menschen empfinden. Und die Auswahl der Redensart „Luft machen“ weist darauf hin, dass die Frustration schon lange in den Herzen vorhanden war und erst in diesem Augenblick zum Ausdruck gebracht wird. Denn, wie Max Horkheimer betont, „Bewegung kommt nur zustande, wenn sie emotional und affektgeladen ist.“[24] Folge der Frustration ist die Vorbereitung oder die Bereitschaft zur Aggression, denn Frustration und Aggression stehen unmittelbar im Zusammenhang nach John Dollard et al.:
„Aggression ist [...] die Folge einer Frustration […] Das Auftreten von aggressivem Verhalten setzt immer die Existenz einer Frustration voraus, und umgekehrt führt die Existenz einer Frustration […] zu irgendeiner Form von Aggression“.[25]
Die kausale Beziehung von Frustration und Aggression entspricht auch der Auffassung von Wolfgang Rost. Dieser verbindet sie mit den sozialen Umständen. Er geht davon aus, dass
„es ein Kontinuum von Frustration gibt, an dessen einem Ende soziale Unsicherheit liegt und am anderen Ende das Gefühl der Ausweglosigkeit. Dazwischen sind soziale und existenzielle Ängste anzusiedeln. Diese verschiedenen Frustrationen können jeweils Auslöser verschiedener Aggressionsmotive sein“[26]
Die von Frustration motivierter Aggression wird besonders in der Romanfigur Kutte umgesetzt. Er gilt hier als Referenzfigur und verkörpert teilweise die Frustrationen der armen Massen, deren Anführer er ist. Denn er sagt, es gehe nicht ausschließlich um ihn selbst, sondern „es geht um was Größeres […], Deutschland“ (S. 59). In der Fortsetzung der Erzählung erfährt der Leser, dass es wirklich um eine große Anzahl von Menschen geht, die frustriert sind. Für die Regierenden, so spricht er seine Frustration aus, „sind wir Luft, und wenn sie uns doch wahrnehmen, dann auf einer Stufe mit ‘nem Haustier, das bellt und Platz macht, wenn man’s ihm befehlt“ (S. 61). Wegen der Empörung erregenden Ungerechtigkeit des Staates ist er fanatisch und revoltierend geworden. Seine aggressive Haltung und seine Gewalt hat er während der Revolution beim Barrikadenkampf mit seinen Leuten in die Tat umgesetzt. Außerdem versucht der Autor die Frustration des Volkes auf das Schlossmädchen Alice, Sympathisantin der Armen, zu übertragen. Die Tatsache, dass die Armut „in [ihr]er Stadt [ist], und [die Herrscher] nichts dagegen [tun]“ (S. 40), frustrierte sie. Das Schloss, mit seiner prachtvollen Ausstattung, kommt ihr automatisch „verschwenderisch“ vor, seitdem sie die „Welt, in der man am Typhus verreckte, in der man hungerte, soff und klaute“ (S. 37) entdeckt und „die Armut mit eigenen Augen gesehen“ (S. 40) hat. Sie war so enttäuscht, dass die dadurch ausgelöste Frustration ihre Gefühle, Gedanken, Vorstellungen des Lebens und ihr ganzes Verhalten ständig beeinflusste. Sie fühlt sich mit den armen Menschen gleichwertig und zu deren Massen zugehörig, aber sie kritisiert auch die Ungerechtigkeit gegenüber den Massen und verteidigt sie bei den Schloss-Verwandten:
„Ist das nicht ungerecht, wenn wir den Großteil der Bevölkerung für dumm erklären und ihn von vornherein benachteiligen? Ich habe heute gesehen, wie man in der Oranienburger Vorstadt hungert. Die Kinder nagen Knochen ab, die sie in der Gosse gefunden haben! Und die Eltern arbeiten von früh bis spät in der Fabrik, Mann wie Frau, und kommen doch auf keinen grünen Zweig.“ (S. 41)
Das Schlossmädchen beschreibt so die Mangelzustände der Kleinbürger im Armenviertel. Zu den Mangelzuständen zählen Schottmayer zufolge u.a. „soziale Mängel, etwa Mangel an Zuwendung und Anerkennung, Missachtung, Vernachlässigung und Herabsetzung durch andere, wie auch materielle Mängel, etwa Vorenthalten und Verweigern von Versorgung (Ernährung, Einkommen)“.[27] Diese sozialen bzw. materiellen Mangelzustände lösen die von Schottmayer sogenannten „Entbehrungs-Frustrationen“[28] aus. Die Figur Alice drückt so mit ihrer Feststellung solche Frustrationen der Betroffenen aus. Erst nachdem sie die letzteren bei ihren Eltern verteidigt hat, war sie erleichtert: „als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lief ein freudiges Zittern über ihren Körper. Die Gewissheit, das Richtige getan zu haben berauschte sie. Sie war stark gewesen“ (S. 42). Die Schloss-Verwandten sind aber gleichgültig und sind entgegengesetzter Meinung. Wie der Erzähler kommentiert, war die Ungerechtigkeit doch mit Händen zu greifen, trotzdem wollte keiner schuld daran sein (S. 97).
Die Frustrationen der benachteiligten Massen erkennt der Leser also in diesen einzelnen Figuren Kutte und Alice, sofern „Kollektive Gefühlslagen […] im Umgang mit den einzelnen Menschen erfahrbar [werden]“[29] können. Darüber hinaus ist die Masse in diesem Stadium der Geschichte noch diffus, aber verbunden wegen derselben Erlebnisse. Es ist aber wichtig, „eine Masse zu werden, dann konnten auch die Gewehre der Soldaten nichts mehr ausrichten“ (S. 233).[30]
2.2.3. Der Zusammenschluss zur Masse: Gründung der „Kollektiveinheit“
Qualitativ gesehen schaffen die Bürger eine gemeinsame Identität, verbunden mit der Teilung derselben Lebensumstände. Aber um eine Umkehrung der Verhältnisse zu erzielen, ist eineunmittelbar homogene und am gleichen Ort zusammenscharende Masse wichtig. Um ihr Leid sichtbarer zu machen, bleibt nur noch, eine solidarische Quantität zu schaffen. Denn ein Einzelner, weil schwach und hilflos, wird an der Aufgabe der Umkehrung versagen. Da entsteht schon das Bewusstsein einer Gemeinschaftssehnsucht. Der Erzähler weist auf das Bedürfnis nach der Massenbildung hin: „Dem Volk blieb nur ein einziges Mittel, um sich zur Wehr zu setzen: sich in einer großen Anzahl zu versammeln“ (S. 234). Wenn sie sich in einer Masse zusammenfinden, „mag ihnen gelingen, was ihnen einzeln versagt war. Zusammen können sie sich gegen die wenden, die ihnen bisher befohlen haben“ (Canetti 1998: 66). Mit diesem Bewusstsein nehmen die Bürger die Verbundenheit zu einem homogenen Kollektivwesen vor. Einerseits bilden die Armen eine Gruppe, deren Anführer Kutte war, andererseits versammeln sich die Bürger und diskutieren über das Verfahren zur Bekanntmachung ihres Anliegens. Aus der Solidarisierung beider Teile ergeben sich die Versammlungen im Tiergarten von zehntausend Menschen (S. 76) sowie die Versammlung einer großen Anzahl von Tausenden Menschen auf dem „Pariser Platz“. Man muss hier unterstreichen, dass das Volk sich „trotz des expliziten Versammlungsverbots“ (S. 77) versammelte. Das zeigt das Bedürfnis nach homogener Einheit, aber auch explizit die Entstehung ungehorsamer Gefühle. Wenn die Bürger in einen gegenüber den Herrschenden asymmetrischen wertlosen Machtzustand distanziert sind, dann reagieren sie, Flam zufolge, „mit anderen Gefühlen, die sie dazu bringen, soziale Erwartungen beziehungsweise Vorschriften zu verletzen“.[31] Die Bildung der quantitativen Massen wird durch verschieden Mittel wie mündliche und schriftliche Propaganda und gezielte anlockende Kommunikationen geschafft. Sobald die Unzufriedenen eine homogene Masse bilden, werden ihre Emotionen deutlicher sichtbar und heftiger. Die Bedingungen sind dann erfüllt, um den kollektiven Zorn freizulassen.
3. Ausbruch und Manifestationen von Zorn und Wut der Volksmassen
Zu den schon dargestellten schwierigen Umständen taucht eine andere Begebenheit in der Erzählung auf, die das Volk wütend macht gegen die Regierenden. In dem vergangenen Jahr hat die Regierung „über drei Million Scheffel Weizen ins Ausland verkauft […], obwohl [das Volk] gehungert hat […]“ (S. 142). Dazu ist der Getreide- und Kartoffelhandel auf Kosten der Bürger reguliert. Brot und Kartoffeln sind folglich doppelt so teuer geworden, obwohl die Ärmeren sich ausschließlich fast davon ernähren (S. 143). Dass das Volk dadurch auf die Regierenden wütend war, wird deutlich in der folgenden Aussage von Alices Mutter: „Das Beste wäre jetzt ein Krieg. Egal gegen welches Land. Das würde die Leute ablenken und ihrer Wut ein neues Ziel geben. Der Dampf könnte aus dem Kessel“ (S. 144). Sie verrät, dass die Wut des Volkes gegen ihre Führer gerichtet war, aufgrund der Geschehnisse im vorhergehenden Jahr. Auch das Bild vom Dampf aus dem Kessel verdeutlicht diese Wut. Der Dampf steht hier also für die Wut, der Kessel für die Regierung. Der Dampf bleibt im Kessel solange er geschlossen ist. Aber er entweicht, sobald der Topf geöffnet wird, was bedeutet, dass der Zorn des Volkes in eine andere Richtung manipuliert werden kann.
Diese Aussage ermöglicht eine Bewertung des Zorns, den das Volk wegen der erduldeten ungünstigen Verhältnisse empfindet. In den normalen Umständen kann der Zorn kontrolliert werden. Aber in extrem unerträglichen Situationen wird der Zorn unkontrollierbar. Der Polizeipräsident Julius Minutoli verweist auch auf die Wut der Berliner. Nach dem Schuss auf die Bürger (S. 192) suchte er nach einer kurzfristigen Lösung: „etwas, das die Wut der Berliner dämpft“ (S. 202). In diesem Stadium werden die Umstände aber allmählich unerträglich, weil die Haltung der Regierung für ungerecht gehalten wird. In diesem Fall entsteht Wut, wie Kressel die Logik darstellt:
„Nur wenn Menschen ihre Lebenssituation als inakzeptabel und als Folge von Ungerechtigkeit betrachten, wird Wut um sich greifen. Wenn viele Menschen in einer Gesellschaft beschließen, dass sie unerträglich leiden, weil sie unterdrückt oder schlecht behandelt werden, steigt die Gefahr des Massenhasses erheblich.“[32]
Gegenüber inakzeptablen Lebensbedingungen tritt also der unkontrollierbare Zorn als „Verneinungsgefühl“ (Uffa Jensen 2017) und Antwort auf die Situation hervor. Der Zorn der Volksmassen richtet sich auf dessen Verursacher, als auf diejenigen Regierenden, von denen sie ungerecht oder schlecht behandelt werden. Angesichts dessen ist die Masse wie „ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen kann“[33]. Abgesehen davon kommen noch andere Faktoren dazu, die zur Auslösung des Zorns beitragen.
Die Situation in der Stadt war schon gespannt, da die Emotionen durch die dargestellten Verhältnisse gegen die Regierenden aufgeheizt sind. Zu einer ersten Konfrontation zwischen der Masse und den Soldaten kam es schon im Tiergarten. Die Situation erreicht ihren Höhepunkt mit dem Schuss auf die Bürger. Eine Aufständische, Clara, ist getötet worden. Der Schuss hat Gefühle bei den Aufständischen erregt. Es erfolgten einige Reaktionen, z. B. Kutte, zu dessen Gruppe die Tote gehört, „war sichtlich schockiert, und ihm standen Tränen der Wut in den Augen“ (S. 193). Dieser Mord verletzte auch die anderen jungen Leute tief. Es heißt, „die jungen Leute waren bereit, für ihre Überzeugungen ihr Leben zu lassen. So sehr tat ihnen die Ungerechtigkeit weh, so verzweifelt sehnten sie eine Veränderung herbei“ (ebd.). Der tiefe Zorn, den sie in diesem Augenblick empfinden, verleitet sie zum Rachegefühl. Denn Zorn und Rache bedingen sich, „seit der Antike war Zorn mit der Rache gekoppelt, denn als wichtiger Aspekt und Bedingung des Zorns erschien die Möglichkeit, sich zu rächen“ (Bozena Anna Badura & Kathrin Weber 2013: 142). So entscheiden sich die Aufständischen, zurückzuschlagen (ebd.) und selber die Sache in die Hand zu nehmen (S. 194).
Zorn, Schmerz und Rachegefühl hat der Mord von Clara verursacht. Auch Hannes geht davon aus und verfasst ein Gedicht bzw. ein Flugblatt, in dem er den Zorn des Volkes überträgt. „‘ Fluch‘ donnern Dir die Völker zu/ ‚Fluch‘ sprechen stumm die kalten Leichen“ (S. 218ff). Das Volk verflucht den König. Der Schuss macht die Situation für das Volk unerträglich. Die Emotionen sowohl von den Massen als auch von dem Militär erreichen ihren Höhepunkt, sodass seit dem Schuss die Revolution überall in der Stadt unverhohlen gepredigt wird (S. 226). Aus Wut versammeln sich die Aufständischen auf dem Schlossplatz. Sie werfen Pflastersteine auf die Soldaten und skandierten „Fort mit den Soldaten!“ (S. 268). „Genau diese Wut hatte Prinz von Preußen hervorrufen wollen“ (S. 269). Danach bricht die gewalttätige Phase der Revolution, bei der Militär und Volk Gewalt üben.
4. Veränderungen in der Postrevolutionszeit
Nach den zornbedingten Handlungen des Volks und die gewalttätigen Auseinandersetzungen mit dem Militär sind Veränderungen spürbar geworden. Gleich bei der Trauer der Gefallenen zwingt das Volk den König zur Demut, zur Entschuldigung und zur Verbeugung vor den Toten: „endlich löste Friedrich Wilhelm langsam den Riemen, der seinen Helm hielt […] und nahm […] den Helm vom Kopf. Und er beugte sich vor den Toten (S. 410). Das Königspaar sah sich gezwungen, auf den Balkon zu treten, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen. Das, was an diesem Zeitpinkt geschieht, ist unglaublich und unvorstellbar. Niemals hat der König während seiner Regierung sowas getan. Diese Demütigung vor dem Volk entrüstet und kränkt ihn tief, sodass er schrieb: „Ich bin der Sohn von mehr als 24 Regenten, Kurfürsten und Königen, das Haupt von 16 Millionen, der Herr des treuesten und tapferen Heeres der Welt – und mir sowas!“ (S. 471). Einige Zeit später ist der Schlossplatz zu einem Vergnügungsplatz geworden, wo viele Kinder und andere Leute spielten. Dies impliziert eine gewisse Freiheitsempfindung und Freude der Bürger.
Nach diesen bedeutenden Ereignissen bemerkt man verändertes Verhalten bei vielen Leuten, insbesondere bei den Wohlhabenderen der Gesellschaft. Zuerst gab es keine Polizisten mehr in der Stadt, und die Wohlhabenderen versuchen, „bürgerlicher und volksnäher zu wirken“ (S. 411). Das zeigt eine Identifikation mit dem Volk bzw. der einfachen Bevölkerung und so eine Abschaffung der Abgrenzung der sozialen Klassen. Für Arbeiter in den Fabriken sind die Bedingungen besser geworden.
Außer diesen Elementen gab es politische Veränderungen. Nie zuvor hatte es allgemeine Wahlen gegeben. Aber „im Mai gab es Wahlen für die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche“ (S. 417). Die einfache Bevölkerung durfte mitbestimmen. In diesem Rahmen engagierten sich Leute, um die unnütze „Gewohnheit des Hutziehens“ abzuschaffen. Dazu verabschiedet die Nationalversammlung Mitte Oktober 1848 einen Erlass, der den Zusatz „von Gottes Gnaden“ aus dem königlichen Titel stricht, auch der gesamte Adel und jegliche Titel wird abgeschafft. Daraufhin wurde im November eine neue aber liberale Verfassung oktroyiert. Konsequent wurde 1849 Friedrich Wilhelm IV. zum „Kaiser der Deutschen“ gewählt. In diesen Umständen war den Bürgern eine gewisse – wenn auch nur kurzfristige – Freiheit, die Versammlungs-, Vereins- Presse- und Meinungsfreiheit sowie die Freiheit des Gewissens garantiert.
Diese Begebenheiten zeigen, dass die Volksmassen durch die Manifestation ihres Zorns Veränderungen in der preußischen Gesellschaft gewirkt haben. Diese Veränderungen waren aber nicht nur positiv, sondern auch negativ.
Die Ausübung von Gewalt von Seite der Revolutionären als auch vom Militär vor und während der Revolution hat über zweihundert Toten (408), mehr als 500 Verletzte Zivilisen und 253 verwundeten Soldaten (S. 467) verursacht. Wäre es unter diesen Gefallenen nicht fähige Bürger, die einmal für das Reich arbeiten könnten? Würde der Wiederaufbau der Gebäude, die zerstört wurden, nicht viele Investitionen kosten? Bei den Unruhen wurden viele Aufständischen, meist auch armselige Leute, Krüppel, schwächliche Alte und unreife Jungs, die nicht schnell genug hatten fliehen können, eingesperrt (S. 426ff.) und arg behandelt. Andere werden gerichtet. Was werden diese Gefangenen werden und was würden sie dem Land nutzen, wenn die im Gefängnis bleiben?
Darüber hinaus gab es neue zornige Proteste und Demonstrationen gegen die Abgeordneten der Nationalversammlung, denn sie haben die Märzrevolution nicht anerkannt (S. 433). Dabei wurden zwei Arbeiter erschossen. Das impliziert, dass die Bürger sich immer noch unzufrieden fühlen und neue Forderungen haben. Ein Aufstand ruft oft andere Protestwellen hervor.
Eigentlich waren die politischen Errungenschaften der Revolution nur für eine kurze Zeit. Daraufhin wurde die Monarchie wieder gestärkt. Bereits im Dezember 1848 erhält Friedrich Wilhelm IV. wieder den Titel „König von Gottes Gnaden“ mit absolutem Vetorecht (S. 473). 1850 wurden das Versammlungs- und das Presserecht wieder eingeschränkt. Kritische politische Äußerungen wurden illegal angesehen und ein Jahr später wurden auch die anderen Grundrechte vom Bundestag aufgehoben. Dies hat eine Wirkung auf die Menschen, die eine tiefe Sehnsucht nach der „einmal gekosteten Freiheit“ (S. 474) haben. Es kommt zu einer allgemeinen Enttäuschung über die schlechte politische Entwicklung. Die Tatsache, dass viele Revolutionäre des März 1848 vor Gericht erscheinen mussten und sich Gefängnisstrafen und öffentlicher Diskriminierung ausgesetzt sehen, verursachte eine Auswandererwelle, vor allem in die USA. Unter diesen Emigrierten sind ohne Zweifel hochgebildete und fähige Leute. Zu den Enttäuschten der 1848er Jahren gehörte zum Beispiel Carl Schurz (1821 – 1906), der später Innenminister der USA wurde (S. 474).
5. Abschließende Bemerkungen
Aus der Analyse von Berlin Feuerland. Roman eines Aufstands ergeben sich folgende Schlussfolgerungen. Da, wo Emotionen der Masse zum Ausdruck kommen, dort sind auch vorhergehende soziopolitische Missverständnisse bzw. Mangelzustände zu verorten sowie eine gewisse „emotionale[n] Defizite“[34] der Regierenden. Diese Missverständnisse erzeugen Emotionen in den Bürgern. Es geht dabei zuerst um latente bzw. unterdrückte Emotionen wie Ängste, Hoffnungslosigkeit, Unzufriedenheit, Frustrationen, die mit der Zeit reaktiver werden und sich in Zorn bzw. Wut wandeln. Sie setzen die Individuen „in Bewegung und lassen [sie ihre] Handlungsunfähigkeit überwinden“.[35] Zorn lässt sich in diesem Sinne als Forderungswaffe der wehrlosen Bürger und als Ausbruch der lange ertragenen Frustrationen und Unzufriedenheit verstehen. Der Höhepunkt der Zornmanifestationen des Volks liegt in der brutal-blutigen Revolution, nach der gewisse positive als auch negative Veränderungen in der Gesellschaft hervortreten. Darin besteht die Ambivalenz der Zorn der Volksmassen in der Veränderung der gesellschaftlichen Prinzipien. Zwar bezwingen zornige und wütende revolutionäre Bürgermassen die Regierenden zu politischen und sozialen Zugeständnissen; und Zornausbrüche der Volksmassen gegen diktatorische und monarchische Herrschaften sind manchmal als der Beginn eines langfristigen Demokratisierungsprozess. Aber die Zeit nach der Revolution kennzeichnet sich auch mit vielem Chaos, die die bisherigen Lebensverhältnisse zuerst verschlimmern. Eine Frage wäre, ob man Zornmanifestationen revolutionärer Volksmassen wegen ihren negativen Wirkungen für gefährlich erklären sollte, oder ob man sie eher in Bezug auf ihre positiven Errungenschaften für wichtig betrachten sollte.
Wenn man die Sachen näher und objektiver bewerten sollte, dann könnte man feststellen, dass bei blutigen Revolutionen die Schäden oft überwiegen. Man könnte behaupten, dass der zerstörerische Volkszorn viel mehr soziopolitische Schäden als Erfolge in eine Gesellschaft einbringt. Braucht man unbedingt Märtyrer für die Einrichtung und Festigung einer Demokratie? Betrachtet man die Lage nach den Revolutionen des „Arabischen Frühlings“ in den arabischen Ländern (Lybien, Tunesien, Ägypten, Jemen u.a), nach dem Volksaufstand in Burkina-Faso, in der Ukraine und in vielen anderen Ländern der Welt, sieht man wie im Allgemeinen Demokratien geschwächt werden und wie Unsicherheit und Freiheitseinschränkungen sich entwickeln. Zorn fungiert als eine Bedrohung der soziopolitischen Ordnung, der Sicherheit und des Wohlbefindens der Gesellschaft. Im Hinblick darauf und aufgrund der Tatsache, dass die Massen und Völker gegenwärtig ermutigt werden, noch wütender zu werden und sich zu empören (Hessel 2011), wäre wichtig zu recherchieren, inwiefern die protestierenden Bürger eine Emotions- bzw- Zornethik entwickeln und die Regierenden eine richtige und verantwortliche Emotions- bzw. Zornpolitik führen könnten, um den Frieden, eine einvernehmliche bzw. friedliche Verbesserung der Lebensverhältnisse und eine gewaltlose Einrichtung und Festigung demokratischer Prinzipien in jeglichem Land erhalten zu können, wie es der Fall bei manchen Revolutionen war.
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[1] Vgl. Bozena Anna Badura, Kathrin Weber 2013.
[2] Pankaj Mishra: Das Zeitalter des Zorns . Eine Geschichte der Gegenwart, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2017.
[3] Im Dezember 2010 begannen landesweite Massenunruhen in Tunesien gegen die Regierung von Zine el-Abidine Ben Ali, nachdem der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi sich angezündet hatte infolge von Polizeiwillkür und Demütigungen. Auch in Ägypten begann ein Volksaufstand am 25. Januar 2011, dem „Tag des Zorns“. Danach folgten andere Revolutionen in der arabischen Welt (u.a. in Libyen, Algerien, Syrien, Bahrain und Jemen), sodass man von dem „Arabischen Frühling“ sprach. An diese Revolutionen schließt sich die Maidan-Revolution in der Ukraine an. Im Dezember 2013 stand das ukrainische Volk gegen das korrupte Janukowitsch-Regime auf. Auch in anderen Ländern oder Teilen der Welt bilden sich unterschiedliche soziale Bewegungen, die Zorn und Wut-Manifestationen zum Ausdruck bringen.
[4] Helena Flam: Soziologie der Emotionen, eine Einführung, UVK-Verlag, Konstanz 2002, S. 296.
[5] Simone Winko: Codierte Gefühle: zu einer Poetik der Emotionen in lyrischen und poetologischen Texten um 1900, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2003.
[6] Theodor Geiger: Die Masse und ihre Aktion. Ein Beitrag zur Soziologie der Revolutionen, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1967, S. 53.
[7] Vgl. Frank Nullmeier, „Politik und Emotion“ In: Rainer Schützeichel (Hrsg.): Emotionen und Sozialtheorie, Disziplinäre Ansätze, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2006, S.86.
[8] Elias Canetti: Masse und Macht, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1998, S.53.
[9] Siegfried Neckel, „Kultursoziologie der Gefühle. Einheit und Differenz–Rückschau und Perspektiven“ In: Rainer Schützeichel (Hrsg.): Emotionen und Sozialtheorie, Disziplinäre Ansätze, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2006,S.124.
[10] Heinz Günther Vester, „Die soziale Organisation emotionaler Klimata“ In: Emotionen und Sozialtheorie, Disziplinäre Ansätze, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2006, S.247.
[11] Ron Eyerman: „How social movements move, emotions and social movements „In: Helena Flam/ Debra King: Emotions and Social Movements, Routledge, London and New York 2005, S. 43.
[12] Ron Eyerman, ebd. S. 48.
[13] Elias Canetti, op. Cit. S. 65
[14] Claude Chabrol: „De l’impression des personnes à l’expression communicationnelle des émotions“; In: Christian Plantin et al (hrsg.): Les émotions dans les interactions, Presse universitaires de Lyon, Lyon 2000, S. 114
[15] Dieter Rucht: „Protest und Protestereignisanalyse: Einleitende Bemerkungen“, in: ders. (hrsg.): Protest in der Bundesrepublik: Strukturen und Entwicklungen, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2001, S. 8.
[16] Wilhelm Vleugels: Die Masse. Ein Beitrag zur Lehre von den sozialen Gebilden, München, Leipzig 1930.
[17] Kalte Emotionen spielen auf Gefühle an, die nicht mehr spontan, sondern dauerhaft sind. Sie legen sich mehr oder weniger ausgeprägt auf alle anderen Gefühlslagen. Vgl. Bettina Baumann, http://bettina-baumann-hp-psy.de/2013/12/warme-und-kalte-gefuehle/ 27.10.18.
[18] Das Gedicht ist von Hoffmann von Fallerslebens Unpolitische Lieder. Der Titel des Gedichts ist „Nadowessische Klage“
[19] Thorsten Schilling, Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, Heft 9744, http://www.fluter.de/de/protestieren/heft/9744/ 10.10.18.
[20] Ich benutze „affektiv“ im Gegensatz zu „reaktiv“, im Anschluss an James Jasper (2003: 158f.)
[21] Helena Flam: Soziologie der Emotionen, eine Einführung, UVK-Verlag, Konstanz 2002, S. 296.
[22] http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/frustration/5364 14.10.18. Die Frustration, ein in mehreren Zusammenhängen eingesetzter Begriff, beschreibt den Zustand bei Versagungs-, Enttäuschungs-, Misserfolgs Erlebnissen aufgrund unbefriedigter oder nicht zu befriedigender oder enttäuschter Erwartungen (z.B. Unterbrechung einer zielgerichteten Handlung infolge einer Störung). Die Ursachen von Frustration können sowohl in der Person des Frustrierten als auch in seiner Umwelt liegen.
[23] Georg Schottmayer: Umgang mit Gewalt : Reformation statt Deformation des Sozialen, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2011, S. 95
[24] Zitiert nach Alex Demirovic „Kritische Theorie bürgerlicher Herrschaft“ In: Ansgar Klein/Frank Nullmeier (hrsg.): Masse – Macht – Emotionen. Zu einer politischen Soziologie der Emotionen, Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1999, S. 173.
[25] Dollard et.al: Frustration und Aggression, aus dem Amerikanischen von Wolfgang Dammschneider und Erhard Mader, Psychologie Verlag Union, Weinheim 1994, S. 9.
[26] Wolfgang Rost: Emotionen: Elixiere des Lebens, Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 1990, S. 226.
[27] Georg Schottmayer: Umgang mit Gewalt: Reformation statt Deformation des Sozialen, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2011, S. 90.
[28] Georg Schottmayer, Ebd.
[29] Heinz-Günther Vester: „Die soziale Organisation emotionaler Klimata“, in Rainer Schützeichel (Hrsg.): Emotionen und Sozialtheorie. Disziplinäre Ansätze, Campus Verlag, Frankfurt/ New York 2006, S.247. Vester erkennt trotzdem, dass die kollektive Ebene mehr ist als die Summe ihrer Teile. Denn „so findet man beispielweise in einem durch Traurigkeit geprägten gesamtgesellschaftlichen emotionalen Klima durchaus auch fröhliche Menschen und freudige Interaktionen“, ebd.
[30] Theodor Geiger: Die Masse und ihre Aktion. Ein Beitrag zur Soziologie der Revolutionen, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1967, S. 36
[31] Helena Flam „Soziologie der Emotionen heute“ In: Ansgar Klein/Frank Nullmeier (hrsg.): Masse- Macht – Emotionen: zu einer politischen Soziologie der Emotionen, Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1999, S. 183.
[32] Neil J. Kressel: Mass Hate-The Global Rise of Genocide and Terror, New York, 2nded, 2002, S.214 http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Gewalt/hippler.html 27.10.2018 .
[33] Nori Möding: Die Angst des Bürgers vor der Masse: zur politischen Verführbarkeit des deutschen Geistes im Ausgang seiner bürgerlichen Epoche, Wissenschaftlicher Autoren-Verlag, Berlin 1984, S.64
[34] Nach Otto Kernberg bedeutet „emotionale Defizite“ der „Mangel an Empathie und Interesse. Unfähigkeit, Gefühle anderer zu verstehen. Mangel bezüglich der Fähigkeiten […] zur mitfühlenden Rücksichtnahme auf andere“. Otto Kernberg, zitiert nach Johannes Steyer, „Jörg Haider – charismatischer Führer, narzisstische Persönlichkeit und Rechtspopulist“, In: Berit Bliesemann de Guevara/ Tatjana Reiber (Hg.): Charisma und Herrschaft. Führung und Verführung in der Politik, Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2011, S. 98.
[35] Judith Mohrmann: Affekt und Revolution. Politisches Handeln nach Arendt und Kant, Campus Verlag, Frankfurt/ New York 2015, S. 26.
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- Amevi Akpaglo (Autor:in), 2018, Zur Ambivalenz des Zorns revolutionärer Volksmassen in der Veränderung gesellschaftlicher Prinzipien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/449063
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