Ich arbeite seit 11 Jahren als Heilpädagogin im Sozialen Dienst in einem Seniorenpflegeheim bei einem konfessionellen Trägerverein.
In all den Jahren ist niemals bei Teamgesprächen oder Dienstleitersitzungen intensiv über den Umgang mit Sexualität älterer pflegebedürftiger Menschen im Pflegeheim gesprochen worden oder ein Leitfaden zu dieser Thematik entstanden. „Niemand wird daran zweifeln, dass alte Menschen noch Bedürfnisse haben: Essen, Trinken, Schlafen ... - aber Sex? Gibt es bei älteren Menschen ein Verlangen nach Lust und Liebe oder endet Sexualität mit dem Alter?“.
Der Bewohner, der in einer stationären Einrichtung lebt, muss ständig damit rechnen, gestört zu werden, das heißt: dass entweder das Pflegepersonal, unangemeldeter Besuch oder andere Mitbewohner in seine Wohnung kommen. Zahlreiche Untersuchungen belegen die Existenz von Alterssexualität. Wenn dies so ist, dann dürfte auch Sexualität in Heimen eine Rolle spielen. Es ist anzunehmen, dass sie heimlich und mit Ängsten behaftet gelebt oder eben auch unterdrückt wird.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem Zusammenleben der Paare in Seniorenpflegeheimen.
Verheiratete dürfen mittlerweile in einem Doppelzimmer leben, wogegen noch nicht verheiratete Paare oft räumlich getrennt leben müssen.
In den heutigen Pflegeeinrichtungen leben vorwiegend 80 Prozent Frauen und 20 Prozent Männer.
Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in stationären Einrichtungen nimmt aufgrund der demographischen Entwicklung in den nächsten Jahren rapide zu. Schon jetzt sprießen die stationären Altenpflegeeinrichtungen wie `Pilze aus dem Boden´. In diesem Zusammenhang wird auch die Qualität der Einrichtungen mehr und mehr in den Vordergrund rücken. Im Qualitätsmanagement versteht man unter Qualität vor allem Kundenzufriedenheit bzw. die Fähigkeit, Kundenerwartungen zu erfüllen oder gar zu übertreffen.
Es ist zu erwarten, dass die oben skizzierte Thematik auch als eine Facette der Qualität wichtiger werden wird, gerade auch unter den Bedingungen zunehmender Konkurrenz. Sexualität in Altenheimen als Teil der Sexualität im Alter ist bis heute gesellschaftlich weitgehend tabuisiert. Diese Arbeit möchte einen Überblick geben über wichtige Ergebnisse der Forschung, über die Rahmenbedingungen der Alterssexualität insbesondere in Heimen und sie möchte einige Forderungen aufstellen, die ein besseres menschenwürdiges Selbstverständnis in Heimen unter Einbeziehung der Sexualität erst möglich machen.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- 1. Geschichtliche Aspekte der Thematik
- 1.1 Geschichtlicher Abriss der Entstehung der Heime
- 2. Definition Sexualität
- 2.1 Sexuelle Bedürfnisse
- 2.2 Sexuelles Verlangen/Libido
- 2.3 Kommunikation
- 2.4 Zärtlichkeit
- 3. Einstellungen zur Sexualität und Auswirkungen
- 4. Gesellschaft
- 4.1 Die frühere gesellschaftliche Einstellung zur Sexualität
- 4.2 Kulturhistorische Tabus
- 4.3 Gesellschaftliche Tabus
- 4.4 Die heutige Einstellung zur Sexualität als Ergebnis der letzten 45 Jahre
- 4.5 Sexualmythen im Alter
- 5. Sexualität im Alter
- 5.1 Geschlechtsspezifische Unterschiede
- 5.2 Was bedeutet das
- 5.3 Empirische Untersuchungen
- 5.4 Bevorzugte Formen der Sexualität im Alter
- 5.5 Tabuisierung
- 6. Sexualität in Heimen
- 6.1 Sexualität der Bewohner/Innen
- 6.2 Pflegefachkräfte und Sexualität
- 6.3 Sexualität an demenz Erkrankter
- 7. Zukunftsaussichten
- 7.1 Demographische Entwicklung
- 7.2 Qualitätsmanagement im Pflegebereich
- 7.3 Forderungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Thematik der Sexualität im Alter, insbesondere in Altenheimen. Sie beleuchtet die geschichtlichen Aspekte der Altenpflege, definiert Sexualität im Alter und analysiert gesellschaftliche Einstellungen und Tabus. Die Arbeit betrachtet empirische Untersuchungen zur Sexualität im Alter und beschreibt die Herausforderungen und Möglichkeiten im Umgang mit Sexualität in der Altenpflege.
- Geschichtliche Entwicklung der Altenpflege und der Betrachtung von Sexualität im Alter
- Definition und Verständnis von Sexualität im Alter
- Gesellschaftliche Einstellungen und Tabus bezüglich Sexualität im Alter
- Sexualität in Altenheimen: Herausforderungen und Möglichkeiten
- Zukunftsaussichten und Forderungen für ein menschenwürdiges Selbstverständnis in Heimen.
Zusammenfassung der Kapitel
Problemstellung: Die Arbeit basiert auf den Erfahrungen der Autorin als Heilpädagogin in einem Seniorenpflegeheim, wo das Thema Sexualität älterer Menschen kaum behandelt wird. Sie stellt die Frage nach dem Umgang mit sexuellen Bedürfnissen älterer Pflegebedürftiger und den damit verbundenen Herausforderungen in Heimen, wie z.B. die Wahrung der Privatsphäre und das Zusammenleben von Paaren. Die zunehmende Zahl pflegebedürftiger Menschen und der Fokus auf Qualitätsmanagement im Pflegebereich unterstreichen die Bedeutung des Themas.
1. Geschichtliche Aspekte der Thematik: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Entwicklung der Altenpflege, beginnend mit Armen- und Siechenhäusern im Mittelalter bis hin zur Entwicklung moderner Pflegeheime. Es zeigt, wie sich die gesellschaftliche Wahrnehmung und Versorgung älterer Menschen im Laufe der Zeit verändert haben und wie die Sexualität dabei lange Zeit vernachlässigt oder tabuisiert wurde. Die Erwähnung von Richard von Krafft-Ebing und der frühen Sexualforschung verdeutlicht den langen Weg zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema.
1.1 Geschichtlicher Abriss der Entstehung der Heime: Dieses Kapitel skizziert die Entwicklung von frühen Einrichtungen zur Aufnahme hilfsbedürftiger Menschen über Klöster und Armenhäuser bis hin zu den heutigen Alten- und Pflegeheimen. Es beschreibt die wechselnden Rollen von Kirche, Staat und Wohlfahrtsverbänden in der Altenpflege und hebt die Herausforderungen hervor, die mit der zunehmenden Bevölkerungszahl und der Industrialisierung verbunden waren. Die Transformation der Familienstrukturen wird als wichtiger Faktor für die Entstehung spezialisierter Altenheime hervorgehoben.
2. Definition Sexualität: Dieses Kapitel definiert Sexualität im Alter umfassend, geht über die reine körperliche Komponente hinaus und beinhaltet sexuelle Bedürfnisse, Verlangen, Kommunikation und Zärtlichkeit. Es legt den Grundstein für das Verständnis von Sexualität als essentiellen Bestandteil des menschlichen Lebens über alle Altersstufen hinweg.
3. Einstellungen zur Sexualität und Auswirkungen: Dieses Kapitel befasst sich mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Sexualität im Alter. Es analysiert, wie sich Einstellungen und Tabus über die Zeit verändert haben und welche Auswirkungen diese auf das Leben älterer Menschen haben. Der Fokus liegt auf den Auswirkungen gesellschaftlicher Einstellungen auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden älterer Menschen.
4. Gesellschaft: Das Kapitel analysiert die gesellschaftlichen Einstellungen zur Sexualität im Alter in ihrer historischen Entwicklung. Es untersucht frühere und heutige Tabus, Mythen und die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen auf die Akzeptanz von Altersexualität. Der Einfluss der letzten 45 Jahre auf die gesellschaftliche Sichtweise wird besonders hervorgehoben.
5. Sexualität im Alter: Dieses Kapitel widmet sich der Sexualität im Alter an sich. Es beleuchtet geschlechtsspezifische Unterschiede, empirische Untersuchungen zur Altersexualität, und bevorzugte Formen sexueller Ausdrucksweisen. Die Tabuisierung von Sexualität im Alter wird als zentrales Problem herausgestellt.
6. Sexualität in Heimen: Dieses Kapitel untersucht die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten im Umgang mit Sexualität in Altenheimen. Es beleuchtet die Bedürfnisse der Bewohner, die Rolle des Pflegepersonals und den Umgang mit Demenzkranken. Die Komplexität der Situation und die Notwendigkeit einer sensiblen und respektvollen Herangehensweise werden hervorgehoben.
7. Zukunftsaussichten: Dieses Kapitel gibt einen Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen im Umgang mit Sexualität in Altenheimen. Die demografische Entwicklung, das Qualitätsmanagement im Pflegebereich und konkrete Forderungen für Verbesserungen werden diskutiert. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit einer menschenwürdigen und an den Bedürfnissen der Bewohner orientierten Pflege.
Schlüsselwörter
Sexualität im Alter, Altenheim, Altenpflege, Gesellschaftliche Einstellungen, Tabus, Empirische Untersuchungen, Qualitätsmanagement, Demografische Entwicklung, Menschenwürde, Pflegepersonal, Sexualität und Demenz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Sexualität im Alter - Eine Untersuchung im Kontext von Altenheimen
Was ist das Thema der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Sexualität älterer Menschen, insbesondere in Altenheimen. Sie beleuchtet historische Aspekte der Altenpflege, definiert Sexualität im Alter, analysiert gesellschaftliche Einstellungen und Tabus und betrachtet empirische Untersuchungen zum Thema. Ein Schwerpunkt liegt auf den Herausforderungen und Möglichkeiten im Umgang mit Sexualität in der Altenpflege.
Welche Aspekte der Geschichte der Altenpflege werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt die historische Entwicklung der Altenpflege von Armen- und Siechenhäusern im Mittelalter bis zu modernen Pflegeheimen. Sie zeigt, wie sich die gesellschaftliche Wahrnehmung und Versorgung älterer Menschen und der Umgang mit ihrer Sexualität verändert haben, und erwähnt die Rolle von Richard von Krafft-Ebing und der frühen Sexualforschung.
Wie wird Sexualität im Alter definiert?
Sexualität im Alter wird umfassend definiert und geht über die reine körperliche Komponente hinaus. Sie umfasst sexuelle Bedürfnisse, Verlangen, Kommunikation und Zärtlichkeit als essentiellen Bestandteil des menschlichen Lebens über alle Altersstufen hinweg.
Welche gesellschaftlichen Einstellungen und Tabus werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die gesellschaftliche Wahrnehmung von Sexualität im Alter, untersucht historische und aktuelle Tabus und Mythen, und beleuchtet die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen auf die Akzeptanz von Altersexualität. Der Einfluss der letzten 45 Jahre auf die gesellschaftliche Sichtweise wird besonders hervorgehoben.
Welche empirischen Untersuchungen werden berücksichtigt?
Die Arbeit bezieht sich auf empirische Untersuchungen zur Sexualität im Alter, um geschlechtsspezifische Unterschiede, bevorzugte Formen sexueller Ausdrucksweisen und die Tabuisierung von Sexualität im Alter zu beleuchten.
Wie wird die Sexualität in Altenheimen behandelt?
Die Arbeit untersucht die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten im Umgang mit Sexualität in Altenheimen. Sie beleuchtet die Bedürfnisse der Bewohner, die Rolle des Pflegepersonals und den Umgang mit Demenzkranken. Die Komplexität der Situation und die Notwendigkeit einer sensiblen und respektvollen Herangehensweise werden hervorgehoben.
Welche Zukunftsaussichten und Forderungen werden formuliert?
Die Arbeit gibt einen Ausblick auf zukünftige Herausforderungen im Umgang mit Sexualität in Altenheimen. Die demografische Entwicklung, das Qualitätsmanagement im Pflegebereich und konkrete Forderungen für Verbesserungen (z.B. menschenwürdige und bedürfnisorientierte Pflege) werden diskutiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sexualität im Alter, Altenheim, Altenpflege, Gesellschaftliche Einstellungen, Tabus, Empirische Untersuchungen, Qualitätsmanagement, Demografische Entwicklung, Menschenwürde, Pflegepersonal, Sexualität und Demenz.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Problemstellung, Geschichtliche Aspekte der Thematik (inkl. Unterkapitel 1.1), Definition Sexualität, Einstellungen zur Sexualität und Auswirkungen, Gesellschaft, Sexualität im Alter, Sexualität in Heimen, und Zukunftsaussichten.
Wer ist die Zielgruppe dieser Arbeit?
Die Zielgruppe umfasst Fachkräfte im Pflegebereich, Wissenschaftler, Studenten und alle, die sich mit dem Thema Sexualität im Alter und im Kontext von Altenheimen auseinandersetzen.
- Citar trabajo
- Susanna Simmerl (Autor), 2005, Sexualität im Alter / Altenheim, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44834