Die im Jahr 1957 erschienene Erzählung Die kleine Hexe von Ottfried Preußler zählt zu den erfolgreichsten Werken der spätromantischen Kinderliteratur der Kindheitsautonomie, die sich mit dem Thema der kindlichen Weltansicht befasst. Dabei geht es darum den kindlichen Phantasien einen gewissen Freiraum einzuräumen, sich auszuleben und „antiautoritär nicht im Sinne des Infragestellens erwachsener Autorität, sondern im Sinne der Gestaltung bevormundungsfreier kindlicher Lebens- und Spielräume“ (Ewers 1995) gestaltet ist. Preußler selbst ist einer der größten Befürworter des ‘Schonraums‘ Kindheit und setzt diesen auch bewusst in seinem Werk der kleinen Hexe ein. Die kleine Hexe selbst ist als ein weitgehend autonomes Kind beschrieben, das alleine mit seinem Raben Abraxas in ihrem Hexenhaus lebt. Bei allem Schabernack, den die kleine Hexe treibt, ist sie dennoch ein gutartiges Kind und wird von ihrem treuen Raben auf den pädagogischen Pfad der Vernunft gebracht. Auf der anderen Seite jedoch rückt die kleine Hexe die Machtverhältnisse zwischen Erwachsenen und Kindern zurecht und tut dies nicht immer auf eine gewaltlose bzw. harmlose Art und Weise.
In dieser Arbeit soll daher die Frage geklärt werden, ob es sich in Die kleine Hexe tatsächlich nur um ein emanzipiertes Kind, das sich für die Gleichberechtigung von Kindern und Erwachsenen einsetzt, handelt, oder doch nur eine Verkehrte-Welt-Ansicht geschildert wird, in der Kinder die Machtrolle der Erwachsenen einnehmen. Zunächst wird kurz auf die zeitgeschichtliche Einordnung der Erzählung und die allgemeinen Merkmale der Kinderliteratur der Kindheitsautonomie eingegangen, um anschließend die Handlungsschritte der Protagonistin zu analysieren und sie durch ausgewählte Situationen zu manifestieren. Abschließend folgt das Fazit, welches eingehend auf die Fragestellung die erworbenen Ergebnisse dieser Arbeit aufzeigt und zusammenfasst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur nach 1945
- 3. Die Kindheitsautonomie in Die kleine Hexe
- 3.1. Die ärmlichen Erwachsenen
- 3.2. Die Tierwelt und die Kinder
- 3.3. Entmachtung des Hexenrats
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die kleine Hexe in Otfried Preußlers gleichnamiger Erzählung ein emanzipiertes Kind ist, das sich für die Gleichberechtigung von Kindern und Erwachsenen einsetzt, oder ob sie lediglich eine Verkehrte-Welt-Ansicht verkörpert, in der Kinder die Machtrolle der Erwachsenen übernehmen.
- Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur nach 1945, insbesondere der Kindheitsautonomie
- Analyse der Kindheitsautonomie in "Die kleine Hexe"
- Das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern in der Erzählung
- Die Rolle des Raben Abraxas als erzieherische Instanz
- Die Entmachtung der Erwachsenenwelt durch die kleine Hexe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert den zeitgeschichtlichen Kontext der Erzählung "Die kleine Hexe". Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur nach 1945, insbesondere der Epoche der Kindheitsautonomie. Dabei wird der Einfluss der Nachkriegszeit und die Entstehung eines neuen Kindbildes, das sich von traditionellen Erziehungsmodellen abhebt, hervorgehoben.
Kapitel 3 analysiert die Kindheitsautonomie in "Die kleine Hexe". Die Protagonistin wird als ein autonomes Kind beschrieben, das sich nicht an die Regeln der Erwachsenenwelt hält und diese sogar aktiv in Frage stellt. Das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern, insbesondere die Rolle des Raben Abraxas als erzieherische Instanz, wird beleuchtet. Abschließend wird die Entmachtung der Erwachsenenwelt durch die kleine Hexe untersucht.
Schlüsselwörter
Kindheitsautonomie, Kinder- und Jugendliteratur, Otfried Preußler, "Die kleine Hexe", Emanzipation, Verkehrte-Welt-Ansicht, Machtverhältnisse, Erwachsenenwelt, Kinderwelt, Raben Abraxas, Hexenrat
- Quote paper
- Sabrina Packenius (Author), 2014, "Die kleine Hexe" von Ottfried Preußler. Emanzipiertes Kind oder bloßer Machtkampf der Generationen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446170