Die Perikope Genesis 11,1–9 trägt üblicherweise den Titel „Turmbau zu Babel“. Von der Textlänge her betrachtet, ist der Turmbau nicht der zentrale Aspekt, jedoch wurde bereits in der frühjüdischen Literatur dem Turm mehr Aufmerksamkeit zu Teil. Und das, obwohl der Turmbau nur eines und noch nicht mal das Hauptmotiv des Textes ist. Jedoch hat er in der Rezeptionsgeschichte einen großen Stellenwert eingenommen, was nicht zuletzt auch durch die Umsetzungen der Thematik in der Bildenden Kunst sichtbar wird. In der Perikope geht es neben dem Turmbau noch um die sogenannte „babylonische Sprachverwirrung“ und auch um die Zerstreuung der Völker, also die Diaspora.
Durch die Geschichte werden mehrere Aspekte beleuchtet und es wird versucht, eine Erklärung zu geben. Einerseits die bis dahin einheitliche Menschheit, die sich nun zerstreut. Wir haben den Aspekt des Größenwahns der Menschen, die ein Bauwerk errichten wollen, das bis zum Himmel reicht, um sich damit einen Namen zu machen. Und wir haben den Aspekt des Zusammenhalts der Menschen, die sich gegen die Zerstreuung wehren. Gott greift mit seinem Handeln ein, verwirrt die Sprache der Menschen, sodass sie sich nicht mehr verständigen können und der Bau eingestellt werden muss.
So jedenfalls die üblichen exegetischen Erkenntnisse zu Gen 11,1–9. Kann man aber etwas anderes aus dem Text herauslesen? Gibt es eventuell einen anderen Fokus? Was will uns also dieser Text mitteilen? Soll damit nur erklärt werden, wie es zu den verschiedenen Sprachen auf der Welt gekommen ist? Und auch, wie aus einem Menschenpaar so unterschiedliche Völker entstehen konnten, die sich heute nicht mehr untereinander verständigen können? Oder soll der Name Babel erklärt werden. Finden wir auch hier den typisch alttestamentlichen Tun-Ergehen-Zusammenhang? Lässt sich gar mit Blick auf die jüdische Auslegungspraxis und mit Blick auf Exegeten aus dem nicht-deutschsprachigen Raum eine andere Gewichtung der Themen und Erträge finden?
Dies sind einige der Fragen, die im Laufe dieser Arbeit erhellt werden sollen. Ich habe mich dem Text schließlich noch aus einer ökonomischen Sichtweise angenähert und versuche hier Exegetisches zu Tage zu fördern, das Auswirkungen auf ökonomi-sches Handeln haben könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hebräischer Text mit textkritischem Apparat
- Der Text der BHS
- Innere und äußere Textkritik
- Übersetzung
- Textanalyse
- Hinführung
- Textoberfläche
- Texttiefenstruktur
- Textpragmatik
- Gattungskritik
- Hinführung
- Der Turmbau als Sage
- Sitz im Leben
- Autor, Hörer und Leser
- Traditionskritik und -geschichte
- Hinführung
- Bedeutungsklärung von „qedem“
- Was wird mit „bavel“ und „schinar“ bezeichnet?
- Betrachtung des Ausdrucks „aseh schem“
- Funktion von „het-lamet-lamet“ im Kontext der Urgeschichte
- Literargeschichte - Geschichte des Textes
- Hinführung
- Stellung in der Urgeschichte
- Literargeschichtliche Forschungslinien
- Homogenität des Textes und Schichtung
- Außerisraelitische Quellen
- Babel-Ätiologie
- Zeitliche Einordnung
- Ökonomische Exegese
- Gesamtinterpretation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den biblischen Text Genesis 11,1-9, besser bekannt als die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Ziel ist es, die unterschiedlichen Aspekte und Themen des Textes zu erforschen und so ein umfassendes Verständnis der Erzählung zu gewinnen. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit der Analyse des Textes, der Gattungskritik, der Traditionsgeschichte und der literarischen Einordnung des Textes.
- Die biblische Erzählung als Quelle für das Verständnis von Sprache und Kultur
- Die Rolle des Turmbaus als Symbol für menschliche Hybris und Gottes Eingreifen
- Die sprachliche Vielfalt der Welt im Kontext der biblischen Geschichte
- Die literarische Gestaltung und die historischen Hintergründe des Textes
- Die ökonomischen Aspekte der Erzählung und deren Relevanz für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Perikope Genesis 11,1-9 als Thema der Arbeit vor und beleuchtet die Relevanz des Turmbaus in der Geschichte und Exegese.
- Hebräischer Text mit textkritischem Apparat: Dieses Kapitel präsentiert den hebräischen Text der Perikope und erläutert die textkritische Methode, die zur Sicherung des Textes verwendet wurde.
- Textanalyse: Das Kapitel analysiert den Text auf verschiedene Ebenen und untersucht die Textoberfläche, die Tiefenstruktur und die Pragmatik des Textes.
- Gattungskritik: Das Kapitel analysiert die Gattung des Textes und beleuchtet den Turmbau als Sage. Es untersucht auch den Sitz im Leben des Textes und die Beziehungen zwischen Autor, Hörer und Leser.
- Traditionskritik und -geschichte: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung und den Ursprung verschiedener Schlüsselbegriffe im Text. Es beleuchtet die Traditionen und die Geschichte der Interpretation des Textes.
- Literargeschichte - Geschichte des Textes: Das Kapitel analysiert die literargeschichtliche Einordnung des Textes und beleuchtet die Zusammenhänge mit anderen Texten. Es diskutiert auch die Homogenität des Textes und die Möglichkeit von Schichtungen im Text.
- Ökonomische Exegese: Das Kapitel untersucht den Text aus einer ökonomischen Perspektive und betrachtet mögliche Auswirkungen der Erzählung auf ökonomisches Handeln.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit behandelt wichtige Themen und Begriffe, wie zum Beispiel: Genesis 11,1-9, Turmbau zu Babel, Sprachverwirrung, Diaspora, Menschheitsgeschichte, Gottes Eingreifen, Hybris, Symbol, Exegese, Gattungskritik, Traditionskritik, Literargeschichte, Ökonomische Exegese, Textanalyse.
- Citar trabajo
- Dietmar Böhmer (Autor), 2015, Der Turmbau zu Babel. Exegese zu Genesis 11,1–9, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446159