Glaubt man der medialen Berichterstattung, gibt es ständig Angriffe, Gewalt und Terror – keiner ist sicher. In den Medien kommt es zu einer öffentlichen Dramatisierung der Illusion, dass die Kriminalität in Deutschland steigt und die soziale Ordnung gefährdet. Die Diagnose, die Émile Durkheim zum Übergang des 20. Jahrhunderts gestellt hat, scheint heute aktueller denn je zu sein: Die Gesellschaft befindet sich in einer moralischen Krise. Da die moralischen Regeln in der Gesellschaft für viele Bürger nicht mehr bindend sind, kommt es zu einer sinkenden Erwartungssicherheit, die sich in Unsicherheit und Angst äußert. Dies führt zu einer zunehmenden Orientierungslosigkeit in Bezug auf die moralische Ordnung der Gesellschaft und zu der Entstehung von Subkulturen. Unter einer Subkultur wird im Folgenden eine Teilkultur verstanden, die sich in ihren Normen und Werten sowie ihren Institutionen, Bedürfnissen und Symbolen, von der dominierenden Gesellschaft unterscheidet. In der Soziologie werden Subkulturen in der Regel nach dem Kriterium der Freiwilligkeit unterschieden: Unfreiwillige Subkulturen entstehen durch soziale Diskriminierung und Unterprivilegierung, wie es bei ethnischen Minderheiten, Aussiedlern, Obdachlosen oder Flüchtlingen der Fall ist. Freiwillige Subkulturen – wie Rockerbanden, Punks oder rechtsradikale Gruppierungen – stellen hingegen eine bewusste Alternative zu den Werten und Normen der dominierenden Kultur dar.
Subkulturen wie Rockerbanden stellen sich explizit gegen die übergeordnete Gesamtgesellschaft und inszenieren sich häufig als „Gegenkulturen oder Kontrakulturen“. Sie blicken auf eine jahrzehntealte Tradition zurück und sind auch heute noch eine der wenigen Subkulturen, die im aktuellen Tagesgeschehen mit Gewalt polarisieren und von Polizei und Justiz verfolgt werden. Sie treten meist durch gewalttätige Ausschreitungen mit anderen Banden in Erscheinung oder stehen durch Verbote von Chaptern, Verurteilungen und einer Verbindung zur organisierten Kriminalität häufig im Fokus der Öffentlichkeit. Kriminelles Verhalten zeichnet sich als ein wesentlicher Bestandteil bei Motorradclubs aus und wird in Normen, Regeln und Handlungsschemata an die Mitglieder vermittelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Rockerbanden und Kriminalität
- Erklärungsmodelle
- Theorie der differentiellen Assoziation
- Subkulturtheorien abweichenden Verhaltens
- Theorien des Labeling Approach
- Soziale Tatbestände nach Émile Durkheim
- Moralvorstellungen, Autonomie und Zwang
- Kriminalität als ein sozialer Tatbestand
- Sozialisation in Gewaltmilieus
- Kriminalität als eine soziale Funktion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Kriminalität als einen sozialen Tatbestand von Rockerbanden und analysiert die Entstehung und Weitergabe von gewaltlegitimierenden Normen innerhalb dieser Subkulturen. Dabei werden verschiedene soziologische Erklärungsansätze für deviantes und delinquentes Verhalten herangezogen, um die Entstehung und Funktion von Kriminalität in Rockerbanden besser zu verstehen.
- Die Entstehung von Rockerbanden als Subkultur
- Erklärungsansätze für deviantes und delinquentes Verhalten
- Kriminalität als sozialer Tatbestand nach Émile Durkheim
- Die Rolle von Sozialisation in Gewaltmilieus
- Die Funktion von Kriminalität in Rockerbanden
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Kriminalität als ein sozialer Tatbestand von Rockerbanden zu begreifen ist. Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas vor dem Hintergrund steigender Gewalt und Unsicherheit in der Gesellschaft heraus und definiert den Begriff der Subkultur sowie die Besonderheiten von Rockerbanden.
- Forschungsstand: Dieses Kapitel beleuchtet den bisherigen Forschungsstand zum Thema Rockerbanden und Kriminalität. Es werden die wichtigsten wissenschaftlichen Werke und die relevanten soziologischen Theorien, wie die Subkulturtheorie und die Anomietheorie, vorgestellt.
- Rockerbanden und Kriminalität: Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die Entstehung von Rockerbanden und ordnet sie einer spezifischen Subkultur zu.
- Erklärungsmodelle: Dieses Kapitel stellt verschiedene soziologische Erklärungsansätze für deviantes und delinquentes Verhalten vor, wie die Theorie der differentiellen Assoziation, die Subkulturtheorie und den Labeling Approach. Die Ansätze werden im Kontext von Rockerkriminalität analysiert.
- Soziale Tatbestände nach Émile Durkheim: Dieses Kapitel befasst sich mit Émile Durkheims Theorie der sozialen Tatbestände und analysiert Kriminalität als ein soziales Phänomen, das in jeder Gesellschaft existiert und eine soziale Funktion hat. Dabei werden die zentralen Elemente von Durkheims Theorie, wie Autonomie und Zwang, sowie die Sozialisation in Gewaltmilieus beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Kriminalität als einem sozialen Tatbestand in Rockerbanden. Dabei stehen soziologische Theorien, insbesondere die Subkulturtheorie und die Theorie der differentiellen Assoziation, im Mittelpunkt der Analyse. Weitere zentrale Begriffe sind Devianz, Delinquenz, Gewalt, Sozialisation, Anomie und der Labeling Approach.
- Quote paper
- Helena Schüttler (Author), 2018, Subkulturen der Gewalt. Kriminalität als sozialer Tatbestand von Rockerbanden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/444426