Der derzeit populäre Vergleich mit dänischer Arbeitsmarktpolitik und deren hoher Flexibilität infolge vermeintlich hoher Deregulierung und als Ursache eines ökonomischen Wachstum, beruht auf einigen Fehlinterpretationen und Missverständnissen. Denn “Flexibilität” in Arbeitsmarkt, Beschäftigung und Sozialpolitik ist primär eine politische Steuerungsformel, ein recht vager Allgemeinplatz und keine Eigenschaft von spezifischen Merkmalsträgern. Die vermeintliche Deregulierung ist nur eines von vielen wirtschaftspolitischen Schlagworten, die sich ihre eigene Legitimität erst durch sich selbst erschaffen. Diese Politik wird “verschlagwortet”; Debatten werden infolge dessen eher in Reduktion ökonomistischer Begriffe um diese Schlagworte herum geführt, als dass wirklich klug um Inhalt und Kausalität dieser gesprochen würde. Insgesamt stellt Flexibilität eine undurchsichtige und komplexe Beschwörungsformel der Gegenwart dar. Flexicurity stellt infolge dessen ein abstraktes, nicht konkret greifbares Konstrukt um ein ideologisches Gesamtkonzept der politischen Schlagworte der Europäischen Arbeitsmarktpolitik dar. In dem deutsch-dänischen Vergleich werden dabei völlig heterogene und ebenso heteronome Faktoren miteinander in Verbindung gebracht. Beide Länder weisen darüber hinaus auch ganz unterschiedliche politische und soziale Systeme, eine andere Historie und sozioökonomische Phänomene auf, die entschieden über das hinausgehen, was man bloß als “Mentalitätsunterschied“ verbuchen könnte, geschweige, dass man sie überhaupt “vergleichen“ könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Portraits der interviewten Experten
- Abbildungsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Allgemeine und politische Problemstellungen interner und externer Flexibilität
- 1.1 Lissabonstrategie im Spiegel der Kritik
- 1.2 Ambivalenz des „Aktiven Wohlfahrtsstaates“
- 1.3 Institutionalisierung externer Flexibilität als negative Individualisierung?
- 1.4 Tautologie der Arbeitsmarktsegmentierung
- 2 Deutschland und Dänemark: Äpfel und Birnen?
- 2.1 Dänischer Arbeitsmarkt
- 2.2 Dänisches Arbeitsrecht
- 2.3 "Was verstehen Sie unter Flexibilität?": Entkoppelung sozialen Bewusstseins der Akteure
- 2.4 Ressourcen- u. Kostenorientierung
- 2.5 Geringqualifizierte?
- 2.6 Weiterbildung
- 3 Gespräche mit Arbeitsmarkt-Experten
- 3.1 Methodisches Vorgehen und Theoriebezug
- 3.2 Auswahl der Interviewpartner und Probleme der Erhebung
- 4 kritische Analyse und Zusammenfassung
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterthesis analysiert den Begriff "Flexibilität" im deutsch-dänischen Vergleich und untersucht die Faktoren interner und externer Flexibilität in den Arbeitsmärkten beider Länder. Die Arbeit befasst sich kritisch mit der "Flexicurity"-Diskussion und hinterfragt die politische Steuerungskraft des Begriffs.
- Kritik an der Lissabonstrategie und der "Flexicurity"-Diskussion
- Ambivalenz des aktiven Wohlfahrtsstaates
- Analyse der Institutionalisierung externer Flexibilität
- Untersuchung der Arbeitsmarktsegmentierung in Deutschland und Dänemark
- Vergleich der sozialen und politischen Systeme beider Länder
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Kritik an der Lissabonstrategie und untersucht die Ambivalenz des "Aktiven Wohlfahrtsstaates". Es werden die Folgen der Institutionalisierung externer Flexibilität als negative Individualisierung und die Tautologie der Arbeitsmarktsegmentierung diskutiert.
Im zweiten Kapitel erfolgt ein Vergleich des deutschen und dänischen Arbeitsmarktes. Die Untersuchung beleuchtet die Besonderheiten des dänischen Arbeitsrechts und das soziale Bewusstsein der Akteure im Kontext von Flexibilität.
Kapitel drei befasst sich mit den Interviews, die im Rahmen der Untersuchung durchgeführt wurden. Es werden das methodische Vorgehen, die Auswahl der Interviewpartner und die Probleme der Erhebung erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den folgenden zentralen Themen und Begriffen: Lissabon-Strategie, Aktivierender Sozialstaat, Arbeitsmarkt, Employability, Flexibilität, Flexicurity, Ländervergleich, Weiterbildung.
- Quote paper
- Dr. Uwe Lammers (Author), 2009, Flexicurity. Faktoren interner und externer Flexibilität im deutsch-dänischen Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/444141