Römische Anmarschwege zur Weser und darüber hinaus führten auch durch das Marburger Land. Lassen sich heute noch Spuren römischer Präsenz im Marburger Land auffinden? Diese Arbeit versucht Ansatzpunkte zur Beantwortung dieser Frage zu liefern.
Intensiviert wurden die Nachforschungen dann durch die Entdeckung der römischen Etappenstation „Kring“ im Kaufunger Wald im Jahre 2006. Und nicht zuletzt hat der Nachweis einer kriegerischen Auseinandersetzung im Jahre 235 nach Christus zwischen germanischen Stammesverbänden und römischen Truppen unter dem ersten Soldatenkaiser Maximinus Thrax am Harzhorn bei Kalefeld in Südniedersachsen die Forschungen weiter voran getrieben.
Im Mai 2018 datierten die thüringischen Archäologen die Überbleibsel eines römischen Marschlagers in der Nähe der Ortschaft Hachelbich am Kyffhäuser und konnten es insbesondere anhand der Kleinfunde in den Zusammenhang mit dem Feldzug des Maximinus Thrax einordnen.
Die Entdeckung des Römerlagers bei Hedemünden aus der Zeit der Drususfeldzüge zwischen 10 bis 9 v. Chr. im Jahre 2003 hat der Beschäftigung mit der römischen Vergangenheit in Mittel- und Nordhessen neue Impulse gegeben.
Intensiviert wurden die Nachforschungen dann durch die Entdeckung der römischen Etappenstation „Kring“ im Kaufunger Wald im Jahre 2006. Und nicht zuletzt hat der Nachweis einer kriegerischen Auseinandersetzung im Jahre 235 n. Chr. zwischen germanischen Stammesverbänden und römischen Truppen unter dem ersten Soldatenkaiser Maximinus Thrax am Harzhorn bei Kalefeld in Südniedersachsen die Forschungen weiter voran getrieben.
Im Mai 2018 datierten die thüringischen Archäologen die Überbleibsel eines römischen Marschlagers in der Nähe der Ortschaft Hachelbich am Kyffhäuser und konnten es insbesondere anhand der Kleinfunde in den Zusammenhang mit dem Feldzug des Maximinus Thrax einordnen.
Schlitzberger und Fröhlich (Schlitzberger, M. u. Fröhlich, K. , 2017) stellen fest, dass der Feldzug des Maximinus Thrax im 3. Jhd. wie schon der Feldzug des Drusus im Jahre 9 v. Chr. über Hedemünden zur Elbe auf Marschwegen erfolgt sein muss, die im Bereich Hessen und Südniedersachsen den topographischen Gegebenheiten folgten.
Hessen und in dessen Mitte das Marburger Land wurde bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit von bedeutenden Überlandwegen durchzogen. Ihre mehr oder weniger groben Trassenführungen sind seit den intensiven Untersuchungen, die besonders zu Beginn des 20. Jhds. einsetzten, im Wesentlichen bekannt (vgl. Maurer 1998). Die zeitliche Entstehung solcher Fernwege endet jedoch oft in Vermutungen. Schuld daran sind fehlende konkrete historische Quellen und eindeutige archäologische Befunde und Funde. Dass die Römer innerhalb ihres Weltreiches Straßen anlegten und vielerorts mit einem massiven Unterbau ausstatteten, ist hinlänglich bekannt. Man hat im römischen Hessen die Trassen der römischen Heerstraßen untersucht und in Beziehung zu unserem modernen Straßennetz gesetzt. Jenseits des Wetterau-Limes jedoch sind kaum befestigte Römerstraßen bekannt, obwohl man aus den Berichten von Caesar (Rheinüberschreitungen im Bereich des Neuwieder Beckens und anschließend Marsch lahnaufwärts, 55/53 v.Chr.) oder Tacitus Kriegszüge der Römer in den Marburger Raum, überhaupt nach Mittel- und Nordhessen hinein, kennt. Dabei können wir auch an die Feldzüge des Drusus denken (10/9 v.Chr.), die Märsche des Germanicus (15 n. Chr.), an Pomponius Secundus (49/50 n. Chr.), an Domitians Chattenkriege in den achtziger Jahren nach der Zeitenwende und nicht zuletzt an die Expedition des Kaisers Maximinus Thrax in das Innere Germaniens, dessen Heer, in Mogontiacum-Mainz stationiert, auch das Marburger Land im Jahre 235 n.Chr. berührt haben muss.
Um die Mitte des 1. Jhd. n. Chr. versuchten die nord- und mittelhessischen Chatten, die angestammte keltische Bevölkerung der Wetterau zu vertreiben. Sie wollten diese Region zu ihrem eigenen Siedlungsgebiet machen. Als Reaktion auf diesen Versuch führte der Legat des obergermanischen Heeres, Publius Pomponius Secundus, 49 oder 50 n.Chr. einen Feldzug durch, dessen Aufmarschgebiet um den „mons taunus“ gelegen haben wird. Möglicherweise hat es sich dabei um den Dünsberg bei Biebertal-Fellingshausen gehandelt (vgl. Moosbauer,G. 2018, S. 39; auch Becker,A. 2010). Jedenfalls teilte sich an dieser Stelle das römische Heer, wie wir von Tacitus wissen (Annalen 12, 27, 2 – 12, 28, 2). Ein Verband könnte daraufhin in die angestammten Siedlungsgebiete der Chatten im Amöneburger Becken und Nordhessen gezogen sein, der zweite zum Schlag gegen die Eindringlinge in die Wetterau vorgedrungen sein. Auf diesem Feldzug gelang es dem römischen Heer sogar noch Römer zu befreien, welche die Germanen während der Varusschlacht (9 n. Chr.) gefangen genommen hatten.
In karolingischer Zeit, d.h. etwa ab dem 7.-8. Jhd., ist das europäische Straßennetz durchorganisiert. Politik und Handel machen Fernwege notwendig. Es entstanden mit dem zunehmenden Verkehr feste Etappenstationen nach römischem Vorbild an Furten, Brücken und Steigungen.
Welche Strecken könnten die Römer im Marburger Land entlang gezogen sein?
Wo könnten sie gelagert haben?
Wie versorgten sie sich?
Gibt es Hinweise und Indizien auf römische Aktivitäten in der Landschaft, im Verlauf bekannter historischer Fernstraßen, im Siedlungsbild, in den Orts- und Flurnamen, in der Überlieferung und im archäologischen Gesamtbild der Region?
Folgendes lässt sich gegenwärtig zur Beantwortung dieser Fragen zusammenstellen:
Für die römischen Aktivitäten in Mittel- und Nordhessen kommt als Anmarschweg zum einen die Weinstraße (Maurer, R., 1998) westlich der Lahn in Richtung Norden in Betracht.
Ihr Name ist von „we-in“ = Wagen abgeleitet. In den unterschiedlichen hessischen Mundarten findet man die Begriffe „wän“ oder „wäng“ für Wagen noch heute wieder. In diesem Sinne ist „Weinstraße“ gar kein richtiger Name, sondern eine Nutzungsbezeichnung.
Die Weinstraße verband die ehemalige Römerstadt Mainz mit dem nördlich von Korbach gelegenen Obermarsberg, weiterhin mit Paderborn und schließlich mit dem Raum Bremen an der Nordseeküste. In unserem hessischen Raum führte die „Wagenstraße“ von Mainz aus über Usingen, westlich an Marburg vorbei, kreuzte die Lahn bei Sterzhausen bzw. Sarnau und zog über Wetter im Wetschafttal über Frankenberg weiter nach Norden.
Aus dem soeben beschriebenen Verlauf ergibt sich zwischen Gießen und Marburg eine Streckenführung am westlichen Lahnufer entlang. Karolingische Etappenstationen säumen hier ihren Verlauf wie zum Beispiel das „Alte Schloss“ im Salzbödetal. Inwieweit eine Vorläufertrasse der sicher in karolingischer Zeit ausgebauten Weinstraße den römischen Truppen für ihre Zwecke diente, ist nicht zu verifizieren, aber auch nicht auszuschließen, stößt sie doch in die ehemaligen Stammesgebiete der Chatten und Cherusker vor.
Jedoch ist eine ins Auge fallende Verkehrswegeführung entlang des Ostabfalls der Lahnberge , nämlich der „Balderscheider Weg“ für die römischen Truppenbewegungen eher anzunehmen (vgl. Moosbauer, 2018, S. 75ff) und die dritte Möglichkeit stellt die Streckenführung in Richtung der später so genannten „Langen Hessen“ dar. Von Staufenberg her bis in die Nähe von Hachborn, genauer bis zur Straßmühle im Tal der Zwester Ohm, war der „Balderscheider Weg“ identisch mit der alten Handelsstraße „Lange Hessen“. Aufgrund seiner Trassenführung als Höhenweg am Kamm der Lahnberge oberhalb der Orte Moischt und Schröck entlang, dürfte er bereits weit in vorkarolingischer Zeit entstanden sein.
Demandt (Demandt, K.E., 1972) hat den „Balderscheider Weg“ auch als „Lahnhöhenweg“, aber auch als „Fritzlarer Straße“ bezeichnet und seinen Verlauf wie folgt skizziert:
Aus der Wetterau kommend, verlief der „Lahnhöhenweg“ auf den östlichen Lahnbergen entlang, zog am westlichen Rand des Amöneburger Beckens weiter in Richtung auf die Ohmfurt bei Anzefahr (vgl. Eisenach, 2002, S. 110f). Der Weg führte weiter über Schönstadt, dann über Jesberg auf den Fritzlarer Raum zu. Von Schönstadt verläuft eine Seitentrasse über den Burgwald in den Raum Frankenberg und Edertal.
Im Bereich Ilschhausen, Hachborn, Ebsdorf und am Forstort „Balderscheid“ in den Lahnbergen wurden immer wieder archäologische Funde gemacht (vgl. Demandt 1972). Es handelt sich um Werkzeuge, Gefäße, aber auch Reste von Wohnhütten und deren Pfostenlöchern. Beim Datieren ergab sich, dass das gesamte Areal in der späten Bronzezeit, in der Latenezeit, aber auch im 7. und 8. Jhd. n.Chr. besiedelt war.
Entsprechend alt dürfte der „Balderscheider Weg“ als Fernstraße sein.
Dies wird auch durch die Vielzahl von Hügelgräbern deutlich, die den Höhenweg begleiten. Nahe dem heutigen Schönbach stieß der Weg auf die Ohmniederung. In der Nähe von Betziesdorf und Anzefahr schnüren der Nebelsberg nördlich der Ohm und der Dingelberg südlich der Ohm das Ohmtal ein und ein von Norden einmündender Bach schuf mit seinem Schwemmfächer hier eine wichtige Furt. An dieser Stelle liegt heute die Hainmühle. Unmittelbar neben dieser Mühle auf einer noch heute sichtbaren, nahezu rechteckigen Erdaufschüttung , lag zum Schutz der damaligen Ohmfurt die kleine Niederungsburg „Hunburg“, die wohl als Turmburg konzipiert war. Hier überquerte der „Lahnhöhenweg“ das Tal. Im Jahre 1280 wird von der Burg überliefert, sie sei zur „scala“ = Schale geworden. Das bedeutet, dass von diesem Wachtposten nur noch die Außenmauern sichtbar waren. Die „Hunburg“ wurde vermutlich um 1250 von der Herzogin Sophie von Brabant zerstört
(http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/633965).
Südlich am Dingelberg fanden sich Siedlungsspuren und Kleinfunde aus dem Neolithikum bis zur Latenezeit und der Name des Berges deutet auf eine germanische „Thing“-stätte hin. Auf dem nördlich gelegenen Nebelsberg befinden sich Reste einer Befestigungsanlage oder Schanze, die nach Schauer (Schauer, H. , 2004) ein Zufluchtsort für die Bevölkerung von Betziesdorf während des Dreißigjährigen Krieges gewesen sein soll. Die rechteckige Fortifikation befindet sich auf der Hügelkuppe des Nebelsberges in einer Höhe von 265 m, 800 m südlich von Betziesdorf. Die Größe der Anlage beträgt etwa 0,4 ha. Dabei sind mögliche Überbauungen aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges eingerechnet. Da die Ausführung der Befestigung von den übrigen Schanzen des Marburger Landes stark abweicht, wie Lembke (Lembke, T. , 2018) festgestellt hat, handelt es sich möglicherweise um eine Anlage, die wesentlich älter ist als aus dem 17. Jhd. Im Gegensatz zu den übrigen untersuchten Schanzen im Marburger Land, so Lembke (a.a.O.), wurden zur Errichtung des Baues auch Steine verwendet. Römische Kleinfunde sind aus dem Umkreis nicht bekannt, doch könnte die Anlage auf dem Nebelsberg mit einiger Phantasie als Teil eines Nachrichtenstranges vom römischen Hessen in Richtung auf Niederhessen angesprochen werden. Weitere solcher „Warten“ und Schanzen gibt es auch entlang der „Langen Hessen“ im Amöneburger Becken. Auch hier liegen keine eindeutigen römischen Kleinfunde vor, doch ist es vorstellbar, dass diese Signalstationen, die seit dem frühen Mittelalter ihre Aufgabe erfüllten, bereits in römischer Zeit existierten. Unzicker (2008) führt in diesem Zusammenhang den Chattenkrieg des Domitian an, der von 83 – 85 n.Chr. dauerte. Seiner Auffassung nach finden sich verwertbare Aussagen bei dem römischen Schriftsteller Frontin. Domitian sei von der Wetterau nach Norden vorgestoßen, „es folgte der Kleinkrieg gegen die Chatten und die Anlage der limites“ im Raum zwischen Gießen und dem Vogelsberg (Unzicker 2008, S. 10). Frontin berichtet, dass die Chatten, einem offenen Kampf mit den römischen Legionen (30000 Legionäre und Hilfstruppen) nicht gewachsen, sich einer Entscheidungsschlacht fortwährend entzogen und stattdessen den römischen Truppen in nadelstichartigen Überfällen immer wieder zugesetzt hätten (Frontin, Strat.I, 3, 10). Um den gestellten Hinterhalten zu entgehen und das Land besser kontrollieren zu können, befahl [Domitian] die Anlage von „limitibus per centum vigintia passuum“, die wir uns als ein Netzwerk kleinerer Beobachtungs- und Versorgungsstationen (mansiones), Erdkastelle und Feldschanzen (tumultuaria castella), Signalstationen und eines Postweges vorstellen können (Unzwicker 2008, S. 9). Verwiesen sei hier besonders auf die „Warte“ bei Wittelsberg und die „Warte“ bei Roßdorf. Interessant ist, dass sich im Raum Wittelsberg die Überlieferung von einer „Römerstraße“ gehalten hat, die zum Teil auch befestigt gewesen sein soll (Schumacher, K. , 1912). Seibert (Seibert, J.J., 1828) berichtet auch von einer Volkssage, die sich auf die Flurnamen „Hungerthal“ und „Hungersrück“ bezieht. Hier seien römische Truppen von Germanen eingeschlossen worden und eines kläglichen Hungertodes gestorben. Sollten sich in diesen alten Geschichten und Überlieferungen Erinnerungen an Märsche und Kriegszüge der Römer erhalten haben? Archäologisch konnten solche Einrichtungen bisher im Marburger Land noch nicht nachgewiesen werden. Das Auffinden römischer Anlagen wird noch dadurch erschwert, dass in ihnen in späterer Zeit häufig Burgen, Ortschaften, Kirchen oder Höfe hineingebaut worden sein könnten.
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