In dieser Arbeit wird die Simulationstheorie Jean Baudrillards dem Konzept des "Onlife" von Luciano Floridi gegenübergestellt. Beide Theorien befassen sich mit dem Einfluss, den die virtuelle Welt auf die reale Welt und uns als Individuen nimmt. Die Gegenüberstellung soll uns dabei helfen zu entscheiden, ob wir uns schon in einer Krise des Realen befinden, oder vorerst nur in einer Phase des individuellen Realitätsverlusts.
Floridi geht davon, dass die Tendenzen der Digitalisierung auf persönlicher Ebene darin münden, dass wir zukünftig ein Leben im "Onlife" (einer Mischung aus online- und offline-Existenz) führen werden. Baudrillard sah in seiner Simulationstheorie voraus, dass unsere Gesellschaft, beeinflusst durch die Massenmedien, sich in Simulationen und einer multimedialen Hyperrealität verlieren wird.
Die These der Arbeit ist, dass die Simulationstheorie von Baudrillard selbst ein Simulakrum darstellt. Dieses präzessiert die Entwicklung der Realität. Sie folgt also den von Baudrillard ausgearbeiteten Entwicklungslinie der Simulakra. Dabei ist die Digita-lisierung ein Simulakrum der 3. Ordnung und das "Onlife" ein Simulakrum der 4. Ordnung. Eine Auflösung unseres Daseins in eine Welt der Erscheinungen wäre demnach unvermeidbar. Die offene Frage, die dann noch zu klären bliebe, ist, ob es sich dabei um eine Krise des Realen handeln würde oder nur um eine evolutionäre Entwicklung, die nicht zwingend negativ zu betrachten ist. Baudrillard selbst begrüßt scheinbar im letzten Absatz von Simulacra and Simulation die Ablösung des Sinns durch die Erscheinungen. Inwieweit dieses Ergebnis zu überzeugen vermag, bleibt zu erörtern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Digitalisierung
- Vierte Revolution
- Lebensraum: Infosphäre
- Identität: Onlife
- Simulationstheorie
- Simulakra
- Simulation
- Hyperrealität
- Ausblick: Krise des Realen?
- Krisen des Onlife
- Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Simulationstheorie von Jean Baudrillard im Kontext der „Onlife“-Philosophie von Luciano Floridi. Sie analysiert, wie die Digitalisierung und das „Onlife“ die Entwicklung von Simulakra und Hyperrealität vorantreiben und inwiefern dies eine Krise des Realen bedeutet.
- Anwendung der Simulationstheorie von Baudrillard auf das Konzept des „Onlife“
- Die Digitalisierung als Katalysator für die Entwicklung von Simulakra
- Die Rolle des „Onlife“ in der Entstehung einer hyperrealen Welt
- Die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Selbstverständnis und die menschliche Interaktion
- Die Frage nach einer möglichen Krise des Realen im Kontext der Digitalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die These auf, dass die Simulationstheorie von Baudrillard selbst ein Simulakrum darstellt, welches die Entwicklung der Realität präzisiert. Sie untersucht, wie die Digitalisierung und das „Onlife“ in diesem Kontext als Simulakra der dritten und vierten Ordnung interpretiert werden können.
- Digitalisierung: Dieses Kapitel beschreibt die Digitalisierung als den einleitenden Prozess für die Entstehung der „Onlife“-Gesellschaft. Es zeigt auf, wie die Digitalisierung alle Lebensbereiche durchdringt und das Sozialleben sowie die Kommunikation verändert.
- Vierte Revolution: Dieses Kapitel untersucht die „vierte Revolution“ nach Luciano Floridi, die durch die zunehmende Rechenleistung der IKT ausgelöst wird. Es argumentiert, dass die IKT zu anthropologischen, sozialen und interpretativen Kräften geworden sind, die unsere intellektuellen und physischen Realitäten gestalten und unser Selbstverständnis verändern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Digitalisierung, Simulationstheorie, Simulakra, Hyperrealität, „Onlife“, Informationstechnologie, vierte Revolution, Krise des Realen, Jean Baudrillard, Luciano Floridi.
- Quote paper
- Constantin Abate (Author), 2017, Digitalisierung als Simulationskultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442473