Massenmedien verbreiten tagtäglich Darstellungen von Frauen - seien dies Stereotypen, Rollenbilder
oder einfach nur Klischees. Diese in den Medien dargestellten Frauenbilder und
Geschlechterdifferenzen werden von den MedienkonsumentInnen täglich rezipiert und verinnerlicht.
So prägen uns die in den Medien und somit in der Öffentlichkeit tradierten Bilder von Frauen und
Männern in unserem Denken und Verhalten - bewusst wie aber auch unbewusst. Medien sind zwar
nur ein Faktor, der Mensch und Kultur prägt, aber ein entscheidender, was in den Fragestellungen
der Gender Studies, aber auch der Media and Cultural Studies Eingang findet. Die Gender
Studies versuchen Gender im Kontext einer Kultur zu erörtern, so dass die Konstruktion von
Weiblichkeit und die weibliche Identitätsbildung durch Medien einen Teilbereich darstellt. Gender
Studies beschäftigen sich mit dem Faktum, dass das Verhältnis zwischen Männer- und Frauenbilder
im gesellschaftlichen, somit auch kulturellen Kontext und im Zusammenhang des Prozesses der
medialen Zeichenbildung zu sehen ist. Sie deuten immer wieder darauf hin, dass die Konstruktion
unserer Geschlechtlichkeit nicht nur naturgegeben, sondern auch stark kulturspezifisch und
gesellschaftlich ist. Die Gender-Debatte der 70er Jahre und die daraus resultierende Gender-Theorie machen die
Unterscheidung von Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (soziales Konstrukt) und verweisen
auf Simone de Beauvoirs Das andere Geschlecht, das die Kernaussage enthält, dass man nicht als
Frau geboren, sondern zur Frau erzogen werde. Diese Aussage - auch wenn ein wenig überspitzt -
verweist auf die Problematik der Geschlechter- und Kulturdebatte. Konstrukteure von Geschlechts-Identitäten sind nicht nur die Sprache, sondern alle kulturellen Techniken, insbesondere die Massenmedien wie Film und Fernsehen (Schneider, p.49).
Medien und Kultur stehen in Wechselwirkung, so dass Medien immer kulturspezifische Produkte
sind; folglich von der jeweils vorherrschenden Ideologie geprägt werden. Medien sind der Spiegel
einer Gesellschaft. Im Gegenzug helfen sie aber auch unterstützend die herrschenden Ideologien und
Ideale zu verbreiten und fördern; so auch bei der Konstruktion von Weiblichkeit und
Männlichkeit. Der Kreis schliesst sich. Die in den Medien konstituierten Frauenbilder und somit auch die weibliche Identitätsbildung sind immer im Kontext der Kultur und der herrschenden Ideologie zu analysieren. [...]
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung
2 Das Frauenbild in den Medien
2.1 Allgemeine Feststellungen zum in den Medien konstituierten Frauenbild
2.2 Das Frauenbild im Fernsehen
2.2.1 (Jugend-) Serien
2.2.2 Spielfilme
2.3 Das Frauenbild in den Printmedien
2.3.1 Frauenzeitschriften
2.3.2 Jugendzeitschriften
2.4 Das Frauenbild in der Werbung
2.5 Das Frauenbild im Internet
3 Weibliche Identitätsbildung durch Medien
3.1 Weibliche Identitätsbildung durch die in den Medien konstituierten Frauenbilder
3.2 Geschlechtsdifferenzierende Sprache
4 Schlusswort und Ausblick
5 Bibliographie
1 EINLEITUNG
Massenmedien verbreiten tagtäglich Darstellungen von Frauen - seien dies Stereotypen, Rollenbilder oder einfach nur Klischees. Diese in den Medien dargestellten Frauenbilder und Geschlechterdifferenzen werden von den MedienkonsumentInnen täglich rezipiert und verinnerlicht. So prägen uns die in den Medien und somit in der Öffentlichkeit tradierten Bilder von Frauen und Männern in unserem Denken und Verhalten - bewusst wie aber auch unbewusst. Medien sind zwar nur ein Faktor, der Mensch und Kultur prägt, aber ein entscheidender, was in den Fragestellungen der Gender Studies, aber auch der Media and Cultural Studies Eingang findet. Die Gender Studies versuchen Gender im Kontext einer Kultur zu erörtern, so dass die Konstruktion von Weiblichkeit und die weibliche Identitätsbildung durch Medien einen Teilbereich darstellt. Gender Studies beschäftigen sich mit dem Faktum, dass das Verhältnis zwischen Männer- und Frauenbilder im gesellschaftlichen, somit auch kulturellen Kontext und im Zusammenhang des Prozesses der medialen Zeichenbildung zu sehen ist. Sie deuten immer wieder darauf hin, dass die Konstruktion unserer Geschlechtlichkeit nicht nur naturgegeben, sondern auch stark kulturspezifisch und gesellschaftlich ist.
Die Gender-Debatte der 70er Jahre und die daraus resultierende Gender-Theorie machen die Unterscheidung von Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (soziales Konstrukt) und verweisen auf Simone de Beauvoirs Das andere Geschlecht, das die Kernaussage enthält, dass man nicht als Frau geboren, sondern zur Frau erzogen werde. Diese Aussage - auch wenn ein wenig überspitzt - verweist auf die Problematik der Geschlechter- und Kulturdebatte.
Konstrukteure von Geschlechts-Identitäten sind nicht nur die Sprache, sondern alle kulturellen Techniken, insbesondere die Massenmedien wie Film und Fernsehen (Schneider, p.49).
Medien und Kultur stehen in Wechselwirkung, so dass Medien immer kulturspezifische Produkte sind; folglich von der jeweils vorherrschenden Ideologie geprägt werden. Medien sind der Spiegel einer Gesellschaft. Im Gegenzug helfen sie aber auch unterstützend die herrschenden Ideologien und Ideale zu verbreiten und fördern; so auch bei der Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit. Der Kreis schliesst sich.
Die in den Medien konstituierten Frauenbilder und somit auch die weibliche Identitätsbildung sind immer im Kontext der Kultur und der herrschenden Ideologie zu analysieren. Denn diese beiden Faktoren beeinflussen die Medien und den Menschen in enorm starker Weise, was auch in den Untersuchungen der Cultural Studies immer wieder belegt wird. Mit den kulturellen Veränderungen vollziehen sich folglich auch Veränderungen der Medienbilder: Neue Selbst- und Fremdbilder eines Individuums entstehen durch die wechselnden Ideale und Vorbilder der Medien. Unsere Erinnerungs- und Wahrnehmungsfähigkeiten unterliegen einem konstanten Wandel, was sich schliesslich auf unsere Identität und Identitätsbildung auswirkt. Vor allem durch die New Media werden wir und unsere Kultur stark verändert werden; es stellt sich sogar die Frage nach der Aufhebung der Geschlechterdifferenzen in naher Zukunft. Ob die „alten“ visuellen Geschlechtskonstrukte der „traditionellen“ Medien durch die der New Media dekonstruiert werden, kann jetzt noch nicht definitiv beantwortet werden - bis jetzt sind nur Tendenzen auszumachen. Jedoch bewähren sich die herkömmlichen Frauen- und Männerbilder der Medien noch immer, wie der kommerzielle Erfolg der dafür verantwortlichen Medien beweist.
Da die Massenmedien noch immer von Männern dominiert werden, ist ihre Sichtweise und ihr Umgang mit Geschlecht als Kategorie ausschlaggebend. Sie sind die eigentlichen Hauptakteure und -gestalter der medialen Bilder von Frau und Mann.
Damit wir nicht aus der normativen und ideologischen Struktur unserer Gesellschaft fallen, rezipieren wir die Medieninhalte meistens widerspruchslos und versuchen unser Verhalten und unsere Identität deren Idealen anzupassen. Somit helfen wir bei der Festigung unserer spezifischen Kultur- und Wertvorstellungen mit. So wird deutlich, dass das Ganze ein schwer zu durchbrechender Kreislauf, wenn nicht sogar ein Teufelskreis ist, da kulturelle und gesellschaftliche Denkstrukturen umgewälzt werden müssten, wenn die Medienbilder und als Konsequenz die Identitätsbildung durch Medien geändert werden sollte.
In dieser Arbeit konzentriere ich mich auf eines der beiden Medienbilder von Frau und Mann, nämlich auf das Frauenbild. Ich möchte im ersten Teil der Arbeit aufzeichnen, wie Frauen auch noch heute - im Zeitalter der sogenannten geschlechtlichen Gleichstellung - nach traditionellen Muster und Klischees in den verschiedenen Medien präsentiert werden. Wie stark und in welcher Weise die Darstellungsarten der Medien das weibliche Geschlecht von Geburt an beeinflussen und bei der Identitätsbildung mitwirken, möchte ich im zweiten Teil der Arbeit aufzeichnen.
2. DAS FRAUENBILD IN DEN MEDIEN
Um das Frauenbild (das Bild des weiblichen Geschlechts generell) in kommerziellen Medien zu analysieren, scheint es mir wichtig, den Blick auf mehrere Medien zu werfen, da das Frauenbild in den einzelnen Medien differiert - auch wenn eine allgemeine Tendenz leicht auszumachen ist. Es werden nicht nur Medien mit Erwachsenen als Zielgruppe analysiert, sondern auch Medien für Jugendliche. Denn Forschungen über Identität zeigen, dass der Prozess der Identitätsbildung schon von Kind auf und somit auch mit der Rezeption der Medien im Kindesalter (Kinderprogramme, Zeichentrickfilme, Schulbücher,etc.) beginnt.
2.1ALLGEMEINE FESTSTELLUNGEN ZUM IN DEN MEDIEN KONSTITUIERTEN FRAUENBILD
Viele Jahrhunderte hindurch ist das Bild der „Frau“ in den Medien das des Mannes von der Frau (Baumann, p.7).
Vor allem in patriarchalischen Gesellschaften werden Frauen in den Medien noch immer durch den männlichen Blick wahrgenommen und definiert (siehe Bild im Anhang, p.23). Gewisse Medienbilder entsprechen zwar nicht mehr ganz der Realität, werden jedoch noch immer den MedienkonsumentInnen zum Konsum angeboten. Die Frau kann als Subjekt des männlichen Blicks, der männlichen Phantasie bezeichnet werden, das in der Geschlechterhierarchie eindeutig zweitplatziert ist. Folglich spiegeln die in den Medien erzeugten Frauenbilder die realen gesellschaftlichen Machtverhältnisse zwischen den beiden Geschlechtern.
Diese traditionelle und kulturelle Konstruktion der Geschlechterordnung und des Frauenbilds aus männlicher Perspektive wird in den Medien immer wieder aufs Neue vollzogen.
So entstand auch die männliche Denkstruktur, die sich im Alltag und den Medien noch immer durchzusetzen vermag: „Mann“ wird gleichgesetzt mit „Kopf“ und „Rationalität“; „Frau“ steht für „Körper“ und somit „Irrationalität“. Dies lässt sich in den Medien an den Frauenbildern gut beobachten: Frauen werden häufig in Bezug auf ihr Äusseres beschrieben, auch wenn dies für den Beitrag nicht erforderlich wäre. In den Printmedien sind Fotos von Frauen meistens Vollbilder, denn die Gleichung „Frau gleich Körper“ existiert noch immer. (Männer werden im Gegensatz oftmals mit einem Porträt visualisiert.)
Sexualität und Medien sind heutzutage nicht mehr von einander zu trennen. In sehr vielen Medien ist die zunehmende Tendenz zur Sexualisierung zu beobachten - denn „sex sells“. Die „Sexualisierung der Frau“ (Luca, p.121) ist ein „Phänomen“, das eigentlich auf alle Medien zutrifft. Frauen - sei es im Fernsehen, in den Printmedien oder im Internet - üben die Funktion eines Sexualobjekts aus. Sie sind der sogenannte „Köder“, da sie mit ihren körperlichen Reizen KonsumentInnen (vor allem männliche) anlocken. Als Beispiel der „Köderfunktion“ könnte man das Faktum nehmen, dass die Verkaufszahlen eines Magazins frappant ansteigen, sobald ein erotisches Bild einer Frau das Cover schmückt.
Die Sexualisierung der Frau findet zum Beispiel im Fernsehen im beinahe gesamten Programm statt: Spielfilme, Serien und Talkshows sind Plattformen für erotische und teilweise sexistische Darstellungsformen der Frauen. (In Nachrichtensendungen findet die Sexualisierung nicht so stark statt. Das Frauenbild und die Konstruktion von Männerrealitäten in Nachrichtenmedien wäre ein weiteres interessantes Gebiet, muss im Rahmen dieser Arbeit aber ausgelassen werden. Mehr dazu in Andrea Prenners Buch.)
Die Sexualisierung von Frauen im Fernsehen reicht vom Bezugnehmen auf sexuelle Eigenschaften und „Qualitäten“ bis zur Reduzierung auf den Körper und seine Funktion als blosses sexuelles Objekt (männlicher Begierde) ( Luca, p.121).
Auch wenn in den Medien beide Geschlechter mit Stereotypen dargestellt werden; das Entscheidende liegt in der sexuellen Inszenierung. Der weibliche Körper wird im Vergleich zum männlichen Körper unterschiedlich inszeniert, so dass auch in einem nicht-sexuellen Kontext die Frau als Sexualobjekt dargestellt wird. Die visuelle Sexualisierung des weiblichen Körpers erfolgt vor allem durch die Kameraführung, bei der die Fokussierung auf dem Körper liegt.
Andere Varianten der Weiblichkeit als „Frau gleich Objekt der männlichen Sexualität“ sind Raritäten in den Medien. Es existieren wenige Beispiele, in denen nicht die gängigen Geschlechterstereotypen angewandt werden.
Als Konsequenz kann festgehalten werden, dass Medien generell dem männlichen Blick auf die Frau Verbreitung gewähren, eine selbstbestimmte weibliche Sexualität annullieren und den weiblichen Körper zum Sexualobjekt degradieren, der einem gängigen Schönheitsideal entsprechen muss. (So kann auch der momentane Trend der Schönheitschirurgie erklärt werden.)
2.2 DAS FRAUENBILD IM FERNSEHEN
Fernsehen erfüllt die Funktion der öffentlichen Meinungsbildung und übt einen starken Einfluss auf Mentalitäten und deren Veränderungen aus. „Fernsehen ist das Spiegelbild der Gesellschaft und ihrer Veränderungen“ (Baumann, p.124)
Im Allgemeinen kann festgehalten werden, dass gerade das Mädchen- und Frauenbild im fiktionalen Bereich des Fernsehens häufig hinter dem gesellschaftlich akzeptierten und vor allem von der jüngeren Generation praktizierten Rollenverständnis herhinkt. Längst überholte weibliche Rollenverhalten sind vor allem noch immer in Spielfilmen und Serien präsent. Die teilweise noch beobachtbare Dominanz veralteter weiblicher Rollenbilder und -klischees in den Unterhaltungssendungen kann als Missverhältnis von Realität und Fernsehfiktion bezeichnet werden. Ungewöhnlich selbstbewusste und moderne Frauen mit einer starken Persönlichkeit sind Ausnahmen oder werden in die Rolle der „Bösen“ gedrängt.
Oftmals sind wir uns diesen traditionellen Frauenstereotypen nicht richtig bewusst, da sie in den Sendungsverlauf eingebettet nicht gerade auffallen und da wir über Jahre an diese Frauenbilder habitualisiert wurden. Erst das Herauslösen der einzelnen Sequenzen aus den uns vertrauten, konventionellen Dramaturgien ermöglicht ein bewusstes Hinsehen. (In Medienproduktionen bestehen immer manifeste und / oder latente Botschaften.)
Die Sexualisierung und somit die Dominanz des männlichen Auges lässt sich im Fernsehen am Beispiel der dekorativen, dienenden Assistentinnen verdeutlichen. Sie fungieren als attraktive Beigaben oder Nummerngirls, deren Funktion nicht weit über das Umdrehen von Buchstaben im „Glücksrad“ oder das Ziehen des wöchentlichen Losgewinners hinausgeht. Dass im Fernsehen präsentierte Frauen intellektuell generell tiefer eingestuft werden als Männer, ergibt sich aus Untersuchungen zum Frauenbild in Quizsendungen.
Neben dem sexualisierten Frauenbild ist noch eine anderes Frauenbild in den Medien zu entdecken: Das Frauenbild, welches dem sogenannten „ Kindchenschema “ (Luca, p.117) entspricht. Dieses Schema verstärkt das Klischee der naiven Frau. Es zeichnet sich durch spezielle körperliche Eigenheiten der Frau aus (zum Beispiel grosse, unschuldige Kulleraugen und ein kleines Näschen), welche vor allem in Zeichentrickfilmen gut zu beobachten sind.
Sei es das Schneewittchen im Zeichentrickfilm, die „dumme Blondine“ im Werbespot oder die ihrem Ehemann unterlegene Ehefrau im Spielfilm; sie werden alle oftmals nach diesem Kindchenschema dargestellt.
Gerade im Bereich der Fernseh- und Filmproduktion gibt es viele Fragen, die Aufschluss über das Frauenbild geben: Wie verhalten sich Frauen und Männer? Wer ist aktiv, wer ist passiv? Wie lassen sich die körpersprachlichen und die sprachlichen Eigenschaften in Bezug mit dem Geschlecht deuten?
Nun werden zwei Bereiche der Fernsehproduktion genauer beleuchtet: Serien und Spielfilme.
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- Quote paper
- Isabelle Fol (Author), 2002, Das Frauenbild in den Medien. Weibliche Identitätsbildung durch den Einfluss in den Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44207
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