Bildungspolitik spielt im Selbstverständnis der SPD traditionell eine besondere Rolle: Zum einen liegen die Wurzeln der Partei in den Arbeiterbildungsvereinen des 19. Jahrhunderts, die Bildungsabsichten mit geselligen, wirtschaftlichen und politischen Zielen verbanden. Zum anderen wird der Bildung eine zentrale Rolle zur Verwirklichung gesellschaftlicher Gerechtigkeit zugeschrieben. Auch aktuell nimmt das Thema einen wichtigen Platz ein: Die Ankündigung des SPD-Parteivorstandes, Eliteuniversitäten etablieren zu wollen, sorgte in der Öffentlichkeit und innerhalb der Partei für Erstaunen und Kritik. Dieses Vorhaben schien allen bisherigen bildungspolitischen Grundsätzen der Sozialdemokraten zu widersprechen. Genau jene Prinzipien sind es auch, die im Zuge der derzeitigen Debatte um ein neues Grundsatzprogramm diskutiert werden.
Welche bildungspolitischen Vorstellungen der SPD haben sich verändert? Welche gelten auch heute unverändert fort? Und wie wirken sich diese Grundsätze auf die Politik der rot-grünen Bundesregierung aus? Diese Fragen sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Sie möchte untersuchen, inwiefern die SPD ihren eigenen Vorstellungen treu geblieben ist, und Veränderungen sowie Konstanten der sozialdemokratischen Bildungspolitik aufzeigen. Dabei finden Wissenschafts- und Forschungspolitik keine eigenständige Beachtung und werden nur dann erwähnt, wenn sie mit bildungspolitischen Entwicklungen eng verbunden sind. Die Betrachtung konzentriert sich vollständig auf die Bundesebene und lässt jegliche Vorgänge in SPD-geführten Bundesländern außen vor. Das mag zunächst unsinnig erscheinen, da Bildung als Teil der Kultushoheit in die Zuständigkeit der Länder fällt. Allerdings wirkt der Bund im Rahmen der Gemeinschaftsaufgaben bei Hochschulbau, Bildungsplanung und Forschungsförderung mit, ebenso durch bundesgesetzliche Regelungen wie das Hochschulrahmengesetz oder das Berufsbildungsgesetz. Außerdem sollen hier nur solche Entwicklungslinien aufgezeigt werden, die auch tatsächlich für die gesamte Partei von Bedeutung sind und nicht nur dem Sonderweg eines einzelnen Bundeslandes entsprechen. Im Folgenden werden die Entwicklungen vom Berliner Grundsatzprogramm aus dem Jahr 1989 bis zum 20. April 2005 berücksichtigt. Die Vorgehensweise ist in erster Linie chronologisch, wobei aus Gründen der Übersichtlichkeit einige thematisch zusammengehörige Sachverhalte gemeinsam betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Berliner Programm
- Vom Berliner Programm bis zur Regierungsübernahme 1998
- Grundsatz der Chancengleichheit
- Aktuelle bildungspolitische Themen 1989 bis 1998
- Internationalisierung und Modernisierung
- Der Bundestagswahlkampf 1998 und die erste Legislaturperiode in Regierungsverantwortung: 1998 - 2002
- Der Bundestagswahlkampf und der Koalitionsvertrag 1998
- Die Regierungspolitik von 1998 bis 2002.
- Der Bundestagswahlkampf 2002 und die erste Legislaturperiode in Regierungsverantwortung: 2002-2006
- Der Bundestagswahlkampf und der Koalitionsvertrag 2002 ....
- Die Ausbildungsplatzumlage und der Ausbildungspakt
- Weimarer Leitlinien,,Innovation\"\
- Die Diskussion um ein neues Grundsatzprogramm
- Gesamtschau und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Bildungspolitik der SPD auf Bundesebene vom Berliner Programm 1989 bis heute. Sie analysiert, inwiefern die Partei ihren eigenen Vorstellungen treu geblieben ist, und zeigt Veränderungen sowie Konstanten der sozialdemokratischen Bildungspolitik auf.
- Die Rolle von Bildung für die Verwirklichung gesellschaftlicher Gerechtigkeit
- Der Grundsatz der Chancengleichheit im Bildungswesen
- Die Bedeutung von individueller Förderung und lebenslangem Lernen
- Die Öffnung des Bildungssystems für Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen
- Der Einfluss der Bildungspolitik der SPD auf die rot-grüne Bundesregierung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und erläutert die Relevanz der Bildungspolitik für die SPD. Kapitel 2 analysiert das Berliner Programm und seine zentralen Aussagen zur Bildung. Kapitel 3 beleuchtet die Entwicklungen in der Bildungspolitik der SPD von 1989 bis zur Regierungsübernahme 1998. Kapitel 4 behandelt den Bundestagswahlkampf 1998 und die erste Legislaturperiode der rot-grünen Regierung. Kapitel 5 befasst sich mit dem Bundestagswahlkampf 2002 und der zweiten Legislaturperiode der rot-grünen Regierung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Bildungspolitik der SPD, insbesondere auf die Themen Chancengleichheit, individuelle Förderung, lebenslanges Lernen, Öffnung des Bildungssystems, sowie die Auswirkungen der SPD-Bildungspolitik auf die rot-grüne Bundesregierung. Weitere relevante Schlüsselbegriffe sind das Berliner Programm, Gesamtschule, Berufsbildung, Hochschulpolitik und das Grundsatzprogramm der SPD.
- Quote paper
- Magistra Artium Eva Christensen (Author), 2005, Die Entwicklung der Bildungspolitik der SPD auf Bundesebene vom Berliner Programm 1989 bis heute, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44156