1. Einleitung
Um auch heute noch die außenpolitische Stellung des Iran im Gefüge der muslimischen Welt
verstehen zu können, kommt man nicht umhin, sich mit einer seiner wichtigsten theoretischen
Grundlagen zu beschäftigen: der Einheitsidee Khomeinis und dem Revolutionsexport. In
dieser Arbeit sollen dementsprechend Erklärungsmuster gesucht werden, um die Isolation
Irans gegenüber seinen muslimischen Nachbarländern des Nahen und Mittleren Ostens
verstehen zu können.
Dabei spielen die Differenzen zwischen Sunniten und Schiiten eine zentrale Rolle, da in der
historischen und religiösen Entwicklung der muslimischen Welt die immanenten Gründe für
die Spaltung und bisherige Nichtüberwindung dieses „latenten“ Konfliktes liegen. Wohl kam
es nie zu einem Konflikt, der dem christlichen Äquivalent des 30-jährigen Krieges nahe
käme, dennoch handelt es sich um ein disparates Verhältnis, welches sich heute in den
Lebenswirklichkeiten von Muslimen meist in Nichtbeachten und Ignorieren ausdrückt, in
jüngerer Vergangenheit aber auch in Unterdrückung, z.B. in Irak und Saudi-Arabien.
Dieses Verhältnis ist von daher interessant, als dass man nicht von einem offenen Konflikt
zwischen Sunniten und Schiiten ausgehen kann, der z.B. in eine Form des Bürgerkrieges
geführt hätte, sondern von einem Nebenher der beiden Religionsgruppen, welches sich
zwischen den Polen der gegenseitigen Nichtbeachtung und gewalttätigen
Auseinandersetzungen und zwischen ökumenischen Tendenzen und theologischer
Verschärfung der Gräben bewegt.
Es wird hier die These vertreten, dass ein tieferes Verständnis der Spaltung zwischen den
beiden Gruppen notwendig ist, um die Bedeutung der Einheitsidee bei Khomeini genauso wie
die Folgen für die außenpolitischen Beziehungen des Iran zu verstehen.
Nach Wilfried Buchta fehlen bislang immer noch Arbeiten, die sich auf die Einheitspolitik
des Iran konzentrieren und damit einen größeren Sinnzusammenhang zwischen
Religionsgeschichte, der Ideologie Khomeinis und den Auswirkungen auf das derzeitige
Staatsgebilde des Iran herstellen.
Daher soll als erstes das allgemeine Verhältnis von Sunniten und Schiiten untersucht werden.
Dabei skizziere ich grob die historisch bedeutsamen Ereignisse (Abschnitt 2.1) und dann die
bis heute wirkenden religiösen Differenzen (Abschnitt 2.2).
Vor diesem Hintergrund der sunnitisch-schiitischen Differenzen sollen dann im dritten
Abschnitt der Panislamismus und die Einheitsidee Khomeinis vorgestellt und analysiert
werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Trennung zwischen Sunniten und Schiiten
- Geschichtlicher Überblick
- Religiöse Implikationen und Folgen
- Zwischenfazit
- Der Panislamismus bei Khomeini
- Der biographische Erklärungsansatz: Khomeinis Lehrer und Vorbilder
- Die Einheitsidee in „hokumat-e eslami“
- Khomeinis Einheitsidee und deren Wirkung
- Allgemeine Folgen in der Verfassung der IRI
- Die Einheitswoche und andere Konferenzen
- Außenpolitische Auswirkungen der Einheitsidee bei Khomeini
- Saudi-Arabien
- Die Beziehung zu Syrien: Bedeutung des Libanon und des Iran-Irak-Krieges
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Einheitsidee Ayatollah Khomeinis und deren Auswirkungen auf die Außenpolitik des Iran. Sie beleuchtet die Rolle der sunnitisch-schiitischen Differenzen als zentrale Grundlage für das Verständnis der iranischen Isolation in der muslimischen Welt. Die Arbeit sucht nach Erklärungsmustern für dieses Verhältnis und analysiert den Einfluss von Khomeinis Ideologie auf die Staatsverfassung und die außenpolitischen Beziehungen des Iran.
- Die historischen und religiösen Differenzen zwischen Sunniten und Schiiten
- Khomeinis Panislamismus und seine Einheitsidee
- Der Einfluss der Einheitsidee auf die Verfassung der Islamischen Republik Iran
- Die Auswirkungen der Einheitsidee auf die Außenpolitik des Iran
- Die Beziehungen des Iran zu seinen muslimischen Nachbarländern
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Forschungsfrage: Wie lässt sich die Isolation des Iran in der muslimischen Welt vor dem Hintergrund der Einheitsidee Khomeinis verstehen? Sie betont die Bedeutung der sunnitisch-schiitischen Differenzen und die Notwendigkeit, diese im Kontext der iranischen Außenpolitik zu analysieren. Die Arbeit stellt die These auf, dass ein tieferes Verständnis dieser Spaltung essentiell ist, um Khomeinis Einheitsidee und deren Folgen zu begreifen. Es wird auf die Lücke in der Forschung hingewiesen, die diese Arbeit zu schließen versucht.
Die Trennung zwischen Sunniten und Schiiten: Dieses Kapitel liefert einen historischen und religiösen Überblick über die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten. Der historische Abschnitt skizziert die Ereignisse nach dem Tod des Propheten Mohammed, den Erbfolgestreit und die daraus resultierende Entwicklung zweier unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Der religiöse Abschnitt beleuchtet die bis heute bestehenden theologischen Unterschiede und deren Auswirkungen auf das Verhältnis beider Gruppen. Das Kapitel argumentiert, dass das Verständnis dieser Differenzen entscheidend ist für die Analyse von Khomeinis Einheitsidee und deren Wirkung.
Der Panislamismus bei Khomeini: Dieses Kapitel analysiert Khomeinis Panislamismus und seine Einheitsidee. Es untersucht den biographischen Hintergrund Khomeinis, seine Lehrer und Vorbilder, um seine ideologischen Wurzeln zu verstehen. Ein wichtiger Fokus liegt auf der "hokumat-e eslami" (islamische Herrschaft) und der darin formulierten Vision einer weltumspannenden Einheit der Muslime. Das Kapitel argumentiert, dass Khomeini mit seiner Ideologie eine politische und religiöse Realität geschaffen hat, die bis heute die Islamische Republik Iran prägt.
Khomeinis Einheitsidee und deren Wirkung: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen von Khomeinis Einheitsidee auf die Verfassung der Islamischen Republik Iran und auf die innenpolitische Praxis. Es analysiert, welche Elemente und Prinzipien der "hokumat-e eslami" im iranischen Staat und in der Außenpolitik umgesetzt wurden. Der sogenannte "Revolutionsexport" wird als ein wichtiger Aspekt dieser Umsetzung untersucht. Das Kapitel zeigt, wie Khomeinis Ideologie die politische und soziale Ordnung des Iran geprägt hat.
Außenpolitische Auswirkungen der Einheitsidee bei Khomeini: Dieses Kapitel analysiert die außenpolitischen Auswirkungen von Khomeinis Einheitsidee. Es untersucht die Beziehungen des Iran zu wichtigen Akteuren in der muslimischen Welt, wie Saudi-Arabien und Syrien. Dabei wird die Bedeutung des Libanon und des Iran-Irak-Krieges im Kontext der sunnitisch-schiitischen Beziehungen hervorgehoben. Das Kapitel verdeutlicht, wie Khomeinis Einheitsidee die Außenpolitik Irans beeinflusst und zur Isolation des Landes beigetragen hat.
Schlüsselwörter
Sunniten, Schiiten, Ayatollah Khomeini, Panislamismus, Einheitsidee, Islamische Republik Iran, Außenpolitik, Naher Osten, Iran-Irak-Krieg, Religionsgeschichte, hokumat-e eslami, Revolutionsexport.
Häufig gestellte Fragen zu: Einheitsidee Khomeinis und die Außenpolitik des Iran
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Einheitsidee Ayatollah Khomeinis und deren Auswirkungen auf die Außenpolitik des Iran. Sie beleuchtet die Rolle der sunnitisch-schiitischen Differenzen als zentrale Grundlage für das Verständnis der iranischen Isolation in der muslimischen Welt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die historischen und religiösen Differenzen zwischen Sunniten und Schiiten, Khomeinis Panislamismus und seine Einheitsidee, den Einfluss dieser Ideologie auf die Verfassung der Islamischen Republik Iran und die Auswirkungen auf die iranische Außenpolitik, insbesondere die Beziehungen zu den muslimischen Nachbarländern.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie lässt sich die Isolation des Iran in der muslimischen Welt vor dem Hintergrund der Einheitsidee Khomeinis verstehen?
Welche These wird aufgestellt?
Die Arbeit stellt die These auf, dass ein tieferes Verständnis der sunnitisch-schiitischen Spaltung essentiell ist, um Khomeinis Einheitsidee und deren Folgen zu begreifen.
Wie wird die Einheitsidee Khomeinis analysiert?
Die Einheitsidee wird anhand von Khomeinis Biographie, seinen Lehrern und Vorbildern, sowie seiner Konzeption der "hokumat-e eslami" (islamische Herrschaft) analysiert. Die Arbeit untersucht, wie diese Ideologie in der iranischen Verfassung und Außenpolitik umgesetzt wurde.
Welche Rolle spielen die sunnitisch-schiitischen Differenzen?
Die sunnitisch-schiitischen Differenzen werden als zentrale Grundlage für das Verständnis der iranischen Isolation dargestellt. Das Kapitel dazu liefert einen historischen und religiösen Überblick über die Spaltung und deren anhaltende Auswirkungen.
Wie wird der Einfluss auf die Außenpolitik dargestellt?
Die Arbeit analysiert die außenpolitischen Auswirkungen der Einheitsidee, insbesondere die Beziehungen zu Saudi-Arabien und Syrien, sowie die Bedeutung des Libanon und des Iran-Irak-Krieges im Kontext der sunnitisch-schiitischen Beziehungen. Der "Revolutionsexport" wird als ein wichtiger Aspekt der Umsetzung der Ideologie betrachtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, der Trennung zwischen Sunniten und Schiiten, dem Panislamismus Khomeinis, den Auswirkungen seiner Einheitsidee auf die Verfassung und Außenpolitik des Iran, sowie ein abschließendes Kapitel.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Sunniten, Schiiten, Ayatollah Khomeini, Panislamismus, Einheitsidee, Islamische Republik Iran, Außenpolitik, Naher Osten, Iran-Irak-Krieg, Religionsgeschichte, hokumat-e eslami, Revolutionsexport.
Welche Lücke in der Forschung schließt diese Arbeit?
Die Arbeit weist auf eine Lücke in der Forschung hin und versucht diese durch eine umfassende Analyse der Einheitsidee Khomeinis und deren Auswirkungen auf die iranische Außenpolitik zu schließen.
- Quote paper
- Jan Oswald (Author), 2005, Einheit der Muslime? Die Einheitsidee von Ayatollah Khomeini vor dem Hintergrund der Sunna-Shia-Differenzen und die Folgen für die Außenpolitik des Iran, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44132