Die Frage, ob es dem besiegten Griechenland wirklich möglich war, seinen Okkupant Rom mit seiner hellenistischen Kultur vollständig zu erobern, soll im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen. Um darauf eine genügsame Antwort zu finden möchte ich chronologisch die verschiedenen Entwicklungsstadien der Erziehung im Römischen Reich beleuchten, die ursprünglichen Methoden mit den hellenistischen vergleichen, Differenzen und Gemeinsamkeiten abwägen und interpretieren. Daher widme ich mich zunächst der ursprünglich römischen Erziehung vom 6./5. Jahrhundert vor Christus bis zum 3. Jahrhundert vor Christus.
Leider ist die Anzahl aussagekräftiger Quellen für die Erziehung in der Antike äußerst gering. Aus diesem Grund greifen die Althistoriker, z. B. Henri Irénée Marrou, Stanley F. Bonner, u. a. häufig auf die Überlieferungen des Marcus Porcius Cato (234 - 149 vor Christus) - genannt Cato der Ältere - zurück, der als ein Repräsentant der konservativen römischen Gesellschaftsschicht seinen Sohn nach altrömischen Vorstellungen im Sinne des mos maiorum erzog und der zeitgenössischen Tendenz zur griechischen Erziehung weitestgehend trotzte. Vor allem die Schriften Catos (Libri ad filium, origines, Abhandlungen über den Ackerbau, ...) und die Lebensbeschreibungen und Biographien des Plutarch sollen dazu dienen, die allgemein gültigen Erziehungsaspekte im alten Rom in ihrer alltäglichen Umsetzung zu verdeutlichen. Im zweiten Teil meiner Ausführungen werde ich das Hauptaugenmerk auf die rasant wachsende Einflussnahme des Hellenismus im 2. Jahrhundert vor Christus lenken. Dabei möchte auch auf die Etablierung des römischen Schulsystems im römischhellenistischen Zeitalter, sowie auf den großen Kritiker (Cato) dieser kulturellen Entwicklung eingehen und mit einem Ausblick auf das Wiedererstarken der lateinischen Sprache und Literatur in der Kaiserzeit enden.
Diese detailliert erarbeiteten theoretischen Grundlagen schaffen abschließend die Diskussionsbasis, die eine mögliche Antwort auf die Fragestellung: „Das besiegte Hellas erobert Rom?“ erlauben.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- 1. DIE ALTRÖMISCHE ERZIEHUNG
- 1.1. Quellenlage
- 1.2. Von der Geburt zum vir bonus
- 1.3. Tugend, Sittlichkeit, Tradition
- 2. EXKURS: CATO DER ÄLTERE UND DIE ERZIEHUNG SEINES SOHNES ALS PLÄDOYER FÜR DIE URSPRÜNGLICH RÖMISCHE ERZIEHUNG
- 3. DER WANDEL DER RÖMISCHEN ERZIEHUNG DURCH ZUNEHMENDEN EINFLUSS DES GRIECHISCHEN
- 3.1. Was macht Rom so anfällig für die Absorption der griechischen Kultur?
- 3.2. Die griechisch – römische Erziehung
- 3.3. Das römische Schulsystem - Nachahmung des Griechischen gemischt mit römischer Eigenheit
- 3.3.1. Die Elementarschule - ludus litterarius
- 3.3.2. Der höhere Unterricht - Schule des grammaticus
- 3.3.3. Der Unterricht an Hochschulen
- 3.4. Der große Kritiker des hellenistischen Einflusses: Cato der Ältere
- 3.5. Der schleichende Bruch in der Einheit der griechisch –römischen Erziehung unter Kaiser Augustus
- 4. DAS BESIEGTE HELLAS EROBERT ROM (?) - EINE ABSCHLUSSDISKUSSION
- 5. RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Erziehung im Römischen Reich, indem sie die ursprünglichen römischen Erziehungsmethoden mit dem zunehmenden Einfluss des Hellenismus vergleicht. Das Hauptziel ist es, die Frage zu beantworten, inwieweit das besiegte Griechenland Rom tatsächlich kulturell erobern konnte. Die Arbeit analysiert die Veränderungen der römischen Erziehung im Laufe der Zeit und bewertet Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Ansätze.
- Die altrömische Erziehung und ihre Quellenlage
- Der Einfluss von Cato dem Älteren auf die römische Erziehung
- Die zunehmende Hellenisierung der römischen Erziehung
- Das römische Schulsystem und seine griechischen Einflüsse
- Der Wandel der römischen Erziehung unter Kaiser Augustus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Die altrömische Erziehung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Erziehung im alten Rom vor dem starken griechischen Einfluss. Aufgrund der knappen Quellenlage stützt sich die Analyse stark auf die Überlieferungen von Cato dem Älteren, der als Repräsentant der konservativen römischen Gesellschaft gilt. Es wird beschrieben, wie die Erziehung in der bäuerlichen Kultur des Landadels verwurzelt war, mit Fokus auf praktische Fähigkeiten wie Landwirtschaft und Militärdienst. Die Familie, angeführt vom Pater familias, spielte eine zentrale Rolle. Der Schwerpunkt lag auf der Vermittlung von Tugenden, Sittlichkeit und Tradition (mos maiorum), während intellektuelle und ästhetische Aspekte weniger Bedeutung hatten. Die Erziehung des Sohnes durch den Vater begann im Alter von sieben Jahren und umfasste praktische Ausbildungen sowie die Einführung in das politische Leben.
2. Exkurs: Cato der Ältere und die Erziehung seines Sohnes als Plädoyer für die ursprünglich römische Erziehung: Dieses Kapitel betrachtet Cato den Älteren und seine Erziehung seines Sohnes als Beispiel für die traditionelle römische Erziehung. Cato widersetzte sich dem zunehmenden griechischen Einfluss und vertrat die Werte des mos maiorum. Seine Erziehung betonte die praktische Ausbildung und die Vermittlung traditioneller römischer Tugenden.
3. Der Wandel der römischen Erziehung durch zunehmenden Einfluss des Griechischen: Dieses Kapitel untersucht die zunehmende Hellenisierung der römischen Erziehung. Es analysiert die Gründe für die Anfälligkeit Roms gegenüber der griechischen Kultur und beschreibt die Etablierung des römischen Schulsystems, das stark von griechischen Modellen beeinflusst war, aber auch römische Eigenheiten beibehielt. Es werden die verschiedenen Schulstufen, von der Elementarschule bis zum höheren Unterricht, sowie die Rolle von Cato dem Älteren als Kritiker des griechischen Einflusses behandelt. Schließlich wird der schleichende Bruch in der Einheit der griechisch-römischen Erziehung unter Kaiser Augustus thematisiert.
Schlüsselwörter
Altrömische Erziehung, Hellenismus, Cato der Ältere, mos maiorum, römisches Schulsystem, griechischer Einfluss, vir bonus, Tugend, Sittlichkeit, Tradition.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Entwicklung der Römischen Erziehung
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der römischen Erziehung vom alten Rom bis zur Kaiserzeit unter dem Einfluss des Hellenismus. Sie vergleicht die traditionellen römischen Erziehungsmethoden mit den zunehmenden griechischen Einflüssen und untersucht, inwieweit Griechenland Rom kulturell erobern konnte. Die Arbeit beinhaltet eine detaillierte Betrachtung der altrömischen Erziehung, des Einflusses von Cato dem Älteren, der Hellenisierung des römischen Schulsystems und des Wandels unter Kaiser Augustus.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die altrömische Erziehung und ihre Quellenlage, der Einfluss von Cato dem Älteren, die zunehmende Hellenisierung der römischen Erziehung, das römische Schulsystem und seine griechischen Einflüsse, sowie der Wandel der römischen Erziehung unter Kaiser Augustus. Es wird die Frage untersucht, wie das besiegte Griechenland Rom kulturell beeinflussen konnte.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Die altrömische Erziehung, 2. Exkurs: Cato der Ältere und die Erziehung seines Sohnes, 3. Der Wandel der römischen Erziehung durch zunehmenden Einfluss des Griechischen, 4. Das besiegte Hellas erobert Rom (?), und 5. Resümee. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Entwicklung der römischen Erziehung.
Wie wird die altrömische Erziehung beschrieben?
Die altrömische Erziehung wird als stark von der bäuerlichen Kultur des Landadels geprägt dargestellt, mit Fokus auf praktische Fähigkeiten wie Landwirtschaft und Militärdienst. Die Familie, insbesondere der Pater familias, spielte eine zentrale Rolle. Der Schwerpunkt lag auf der Vermittlung von Tugenden, Sittlichkeit und Tradition (mos maiorum). Intellektuelle und ästhetische Aspekte waren weniger wichtig. Die Erziehung begann im Alter von sieben Jahren und umfasste praktische Ausbildungen sowie die Einführung in das politische Leben.
Welche Rolle spielte Cato der Ältere?
Cato der Ältere wird als wichtiger Repräsentant der konservativen römischen Gesellschaft und als Kritiker des griechischen Einflusses dargestellt. Seine Erziehung seines Sohnes dient als Beispiel für die traditionelle römische Erziehung, die die praktischen Fähigkeiten und die Vermittlung traditioneller römischer Tugenden betonte. Er setzte sich gegen die zunehmende Hellenisierung der römischen Erziehung stark ein.
Wie beeinflusste der Hellenismus die römische Erziehung?
Der zunehmende Einfluss des Hellenismus führte zu einer tiefgreifenden Veränderung der römischen Erziehung. Das römische Schulsystem wurde stark von griechischen Modellen beeinflusst, obwohl es auch römische Eigenheiten beibehielt. Es entstanden verschiedene Schulstufen, von der Elementarschule bis zum höheren Unterricht. Dieser Prozess wird im Detail analysiert, inklusive der Herausforderungen und des schleichenden Bruchs in der Einheit der griechisch-römischen Erziehung unter Kaiser Augustus.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Altrömische Erziehung, Hellenismus, Cato der Ältere, mos maiorum, römisches Schulsystem, griechischer Einfluss, vir bonus, Tugend, Sittlichkeit, Tradition.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Hauptzielsetzung der Arbeit ist die Untersuchung der Entwicklung der römischen Erziehung und die Beantwortung der Frage, inwieweit das besiegte Griechenland Rom kulturell erobern konnte. Der Vergleich der ursprünglichen römischen Erziehungsmethoden mit dem zunehmenden Einfluss des Hellenismus steht im Mittelpunkt.
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- Isabel Liebig (Author), 2002, Das besiegte Hellas erobert Rom? Die griechisch-römische Erziehung im Blick der zeitgenössischen Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44130