Der Autor Peter Weiss hat sich einen Namen als Grenzgänger gemacht. Die Auseinandersetzung mit seinem autobiographischen Grenzgängertum - die Flucht durch Europa, ergibt eine der primären Grundlagen seines künstlerischen Schaffens, sei es literarisch oder in der Malerei. Die Hausarbeit soll das literarische Grenzgängertum im Hinblick auf die verschiedenen Migrationsbewegungen des Ich-Erzählers des Romans „Fluchtpunkt“ von Peter Weiss beleuchten.
In dem Text versucht der Erzähler sich auf verschiedenen Wegen einer Befindlichkeit als Migrant anzunähern. Meiner These nach basiert dieser Versuch auf vier, primär vorherrschenden literarischen Figuren, die ich gegen Ende der Einleitung zusammenfassend vorstellen werde. Ziel der Hausarbeit ist es, diese vier literarischen Entwürfe innerhalb des Textes anhand von Textstellen zu identifizieren und gegeneinander abzugrenzen.
Die erste Figur ist die des „Fremden“. Als Folge der andauernden Flucht und Emigration beschreibt der Ich-Erzähler ein anhaltendes Gefühl von Unzugehörigkeit. Er ist ein Fremder für das Umfeld, wohin er auch kommt.
Die zweite Figur ist die des „Flüchtlings“.
Die Migrationsbewegungen des Erzählers sind primär auf seine jüdische Herkunft und die Flucht vor dem Nationalsozialismus zurückzuführen. Für die Figur des „Gastarbeiters“ sind vor allem die Szenerien im Norden Schwedens von Bedeutung, in denen beschrieben wird wie der Erzähler einmal als Heuerntehelfer, einmal als Waldarbeiter anheuert. Die vierte Figur ist die des „Immigranten“. In Schweden empfindet der Erzähler erstmals ein Gefühl des „heimisch werdens“.
Mehrere Faktoren, unter anderem die Aneignung von Sprache, Familiengründung und ein räumliches Zugehörigkeitsgefühl spielen hierbei eine Rolle. In „Fluchtpunkt“ findet zwar eine Identitätsbildung und Öffnung der Erzählerfigur statt, doch schafft sich der Erzähler eine Identität die keineswegs zuverlässig ist. Von geradezu eskapistischem Charakter ist sie immer auf der Suche nach Veränderung. Diese Hausarbeit versucht sich an einer Trennung der verschiedenen Erzählfiguren voneinander und der Ausarbeitung und Darlegung dieser Schichtungen innerhalb des Textes, um zu einem strukturierterem und klarerem Verständnisses des Textes beizutragen. Die Ausarbeitung fand sehr nah am Text statt und basiert größtenteils auf Zitaten und deren Interpretation.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die vier literarischen Figuren
- 2.1. Die literarische Figur des „Fremden“
- 2.2. Die literarische Figur des „Flüchtlings“
- 2.3. Die literarische Figur des „Gastarbeiters“
- 2.4. Die literarische Figur des „Immigrierten“
- 3. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die literarische Figur des Ich-Erzählers im Roman "Fluchtpunkt" von Peter Weiss im Hinblick auf seine verschiedenen Migrationsbewegungen und die damit verbundenen Identitätskonstruktionen. Die Arbeit zielt darauf ab, vier zentrale literarische Figuren zu identifizieren, die dem Ich-Erzähler im Roman zugrunde liegen: den „Fremden“, den „Flüchtling“, den „Gastarbeiter“ und den „Immigrierten“. Durch die Analyse von Textstellen wird die Hausarbeit die verschiedenen Facetten dieser Figuren beleuchten und sie gegeneinander abgrenzen.
- Identitätsbildung in der Migration
- Die Rolle des "Fremden" und die Erfahrung von Unzugehörigkeit
- Flucht als prägendes Element der Lebensgeschichte
- Gastarbeit und die Auseinandersetzung mit sozialen Verhältnissen
- Integration und die Suche nach Zugehörigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Romans "Fluchtpunkt" führt den Leser in die Lebensgeschichte des Ich-Erzählers ein. Der Autor Peter Weiss und die Erzählerfigur werden zwar als getrennt betrachtet, aber die autobiographischen Elemente des Romans werden hervorgehoben. Die Einleitung skizziert die zentralen Themen des Romans, darunter Emigration, Flucht, jüdische Identität und die Suche nach Selbstfindung.
Das zweite Kapitel widmet sich den vier literarischen Figuren, die im Laufe des Romans eine zentrale Rolle spielen: dem "Fremden", dem "Flüchtling", dem "Gastarbeiter" und dem "Immigrierten". Jede dieser Figuren spiegelt ein bestimmtes Stadium der Migrationsgeschichte des Ich-Erzählers wider und verdeutlicht die Herausforderungen, die er im Zuge seiner Flucht und Integration bewältigen muss. Die Analyse zeigt, dass der Ich-Erzähler ständig zwischen verschiedenen Identitäten und Selbstbildern changiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter in der Analyse des Romans "Fluchtpunkt" sind Emigration, Flucht, Identität, Fremdheit, Gastarbeit, Integration, Sprache, Kultur, Selbstfindung, und die Figuren des "Fremden", des "Flüchtlings", des "Gastarbeiters" und des "Immigrierten". Diese Begriffe bilden die Grundlage für das Verständnis des Romans und spiegeln die Herausforderungen wider, mit denen der Ich-Erzähler in seinem Leben konfrontiert ist. Die Arbeit fokussiert auf die literarische Konstruktion der Figur des Ich-Erzählers und seine Suche nach einer festen Identität inmitten seiner wechselnden Lebensumstände.
- Arbeit zitieren
- Mirjam Bäcker (Autor:in), 2017, Vier literarische Figuren der Migration im Roman "Fluchtpunkt" von Peter Weiss, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/441063