Evolutionismus, Diffusionismus, Funktionalismus, Strukturalismus und so weiter, die Ethnologie hat lange Zeit nach der universalen Theorie gesucht, doch sobald eine gefunden schien, wurde sie nach nicht allzu langer Zeit, von den folgenden Generationen als unzureichend erklärt. So viel Kritik auch zu ihnen als einzelne geäußert werden kann, so hat doch jede von ihnen wichtige Erkenntnisse und gewisse Methoden hervorgebracht, man nehme hier zum Beispiel nur die teilnehmende Beobachtung. Wir haben nun in unserer Disziplin circa ein halbes Jahrhundert ohne große Theoriegebäude hinter uns gebracht, doch zu behaupten, dass sich in dieser Zeit nichts getan hätte wäre Blödsinn. Ich möchte mich in dieser Arbeit mit einer Sache beschäftigen, die in die Endzeit dieser allumfassenden, absoluten Erklärungsversuche fällt. Die Rede ist von den Handlungsansätzen und der Verlagerung hin zu einer prozessbetonten, dynamischen Sichtweise.
Ich nehme hierbei im weiteren vor allem Bezug auf Max Gluckman, Fredrik Barth, Edmund Leach und Raymond William Firth. Zu Beginn möchte ich noch auf die Ursprünge in der Soziologie bei Weber und Simmel eingehen und dann, da die handlungs- und prozessorientierten Ansätze nie eine „Schule“, im Sinne zum Beispiel des Strukturalismus oder des Funktionalismus, wurden, zuerst die Gedanken ihrer wichtigsten Vertreter und ihre Werke ansprechen. Anschließend möchte ich die Gemeinsamkeiten und ihre Differenzen herausstellen und schließlich noch kurz auf die an ihnen geäußerte Kritik eingehen. Hierbei berufe ich mich hauptsächlich auf die Werke „Political Leadership among Swat Pathans“(1959) von Fredrik Barth, „Custom and Conflict in Africa“(1955) von Max Gluckman, Allan Banard’s „History and Theory in Anthropology“(2000), einen Beitrag Joan Vincent’s im „Annual Review of Anthropology“(1978), und auf „Die Geschichte der Ethnologie“(2004) von Werner Petermann, die ich im Anhang genauer aufgelistet habe.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Weber und Simmel – Denkanstösse aus der Soziologie
2. Die Ethnologie und die Entdeckung des Individuums
3. Hauptvertreter und ihre Werke
3.1 Raymond William Firth
3.2 Edmund Leach
3.1 Max Gluckman und die Manchester Schule
3.4 Fredrik Barth
4. Die Folgen für die Vorgehensweise in der Ethnologie
4.1 Die Macht des Individuums
4.2 Zwischenmenschliche Beziehungen
4.3 Der Gedanke von Dynamik und Prozess
4.4 Das Ende des Equilibriums?
Schlussworte
Literaturverzeichnis
Evolutionismus, Diffusionismus, Funktionalismus, Strukturalismus und so weiter, die Ethnologie hat lange Zeit nach der universalen Theorie gesucht, doch sobald eine gefunden schien, wurde sie nach nicht allzu langer Zeit, von den folgenden Generationen als unzureichend erklärt. So viel Kritik auch zu ihnen als einzelne geäußert werden kann, so hat doch jede von ihnen wichtige Erkenntnisse und gewisse Methoden hervorgebracht, man nehme hier zum Beispiel nur die teilnehmende Beobachtung. Wir haben nun in unserer Disziplin circa ein halbes Jahrhundert ohne große Theoriegebäude hinter uns gebracht, doch zu behaupten, dass sich in dieser Zeit nichts getan hätte wäre Blödsinn. Ich möchte mich in dieser Arbeit mit einer Sache beschäftigen, die in die Endzeit dieser allumfassenden, absoluten Erklärungsversuche fällt. Die Rede ist von den Handlungsansätzen und der Verlagerung hin zu einer prozessbetonten, dynamischen Sichtweise.
Ich nehme hierbei im weiteren vor allem Bezug auf Max Gluckman, Fredrik Barth, Edmund Leach und Raymond William Firth. Zu Beginn möchte ich noch auf die Ursprünge in der Soziologie bei Weber und Simmel eingehen und dann, da die handlungs- und prozessorientierten Ansätze nie eine „Schule“, im Sinne zum Beispiel des Strukturalismus oder des Funktionalismus, wurden, zuerst die Gedanken ihrer wichtigsten Vertreter und ihre Werke ansprechen. Anschließend möchte ich die Gemeinsamkeiten und ihre Differenzen herausstellen und schließlich noch kurz auf die an ihnen geäußerte Kritik eingehen. Hierbei berufe ich mich hauptsächlich auf die Werke „Political Leadership among Swat Pathans“(1959) von Fredrik Barth, „Custom and Conflict in Africa“(1955) von Max Gluckman, Allan Banard’s „History and Theory in Anthropology“(2000), einen Beitrag Joan Vincent’s im „Annual Review of Anthropology“(1978), und auf „Die Geschichte der Ethnologie“(2004) von Werner Petermann, die ich im Anhang genauer aufgelistet habe.
1. Weber und Simmel – Denkanstösse aus der Soziologie
Ursprünge des Denkens über sozialen Prozess und individuelles Handeln lassen sich in der Soziologie vor allem bei Georg Simmel und Max Weber finden. Simmels Idee war, dass das „Soziale“ dort entsteht wo zwei oder mehrere Personen miteinander interagieren. Diese dyadischen ( Dyade = Einheit aus zwei Teilen ) Beziehungen, die sich dabei ausbilden, seien eher dynamisch als statisch zu sehen, und dem Einzelnen komme genauso viel Bedeutung zu als der Gesellschaft als Ganzem.(Banard 2000: 81)
Weber erklärte das soziale Handeln zum Kerninteresse der Soziologie, ging aber auch, wie er es bezeichnete, auf den „Geist“ der in einer Gesellschaft herrsche ein. Er vertrat die Ansicht man müsse durch objektive Berichterstattung, und begründete Erklärungen zu einem Verständnis des untersuchten Objekts gelangen.(Banard 2000: 82)
2. Die Ethnologie und die Entdeckung des Individuums
Ab den 1940ern begann man sich von den früheren Theorien abzuwenden, die sich mehr auf die Gesellschaft im ganzen konzentriert hatten und eher nach übergeordneten Strukturen gesucht hatte nach denen sich Kultur ausbilde, in denen die Entscheidungen des Einzelnen relativ unbeachtet blieben. Es setzte sich der Gedanke durch mehr auf die Entscheidungen des Individuums zu achten, entwickelte handlungsbezogene Ansätze und verlagerte den Blickwinkel weg von der Struktur hin zum Prozess. Hier möchte ich nun im Folgendem Teile der Arbeiten von Raymond Firth und Edmund Leach, Ansätze der Interaktion in der Manchester Schule und den Transaktionalismus nach Fredrik Barth ansprechen.
3. Hauptvertreter und ihre Werke
Wie oben angekündigt möchte ich nun die Hauptakteure und ihre Hauptarbeitsgebiete kurz vorstellen. Mir ist bewusst, dass dies im Rahmen dieser Arbeit nur eine Auswahl sein kann und sich sicherlich auch andere Ethnologen ,wie zum Beispiel Victor Turner, der sich sehr um den Gedanken des sozialen Dramas verdient machte, oder F. G. Bailey, welcher sich der Spieltheorie zuwandte, wesentlichen Einfluss auf den Diskurs nahmen. Ich denke jedoch, dass die folgenden vier ausreichen um den veränderten Blichwinkel und die neuen Herangehensweisen zu erläutern, die ich anschließend zusammenfassen werde.
3.1 Raymond William Firth
Zu Beginn möchte ich Raymond William Firth (1901 – 2002) nennen , einst Assistent und Lehrbeauftragter Malinowskis an der LSE, der London School of Economics, der nach dessen Tod seinen Lehrstuhl übernahm. Er gilt als einer der ersten, der die Gewichtung hin zum sozialen Handeln verlagerte und die Möglichkeiten der persönlichen Wahl, die soziale Anpassungsfähigkeit des einzelnen und dessen Flexibilität in die Diskussion einbrachte.(Banard 2000: 83)
Er unterscheidet zwischen der „sozialen Organisation“, die durch die verschiedenen Rollen und wie die einzelnen Personen diese ausüben entsteht, und die Betonung liegt auf dem aktiven ausüben und einer „sozialen Struktur“. Diese zeichnet sich durch den Status den jemand innehat aus und durch die Rolle die zu diesem im Normalfall gehören sollte, zum Beispiel in Hinsicht auf die Regeln, das gesellschaftliche Auftreten, und die ganzen restlichen gesellschaftlichen Vorstellungen eben, die man mit der Rolle eines Menschen verbinden kann.(Vincent 1978: 180)
[...]
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.