Die Könige wurden schon vor langer Zeit gestürzt, die Justiz handelt nach verbindlichen Gesetzen, die soziale Absicherung wurde auf staatliche Beine gestellt; im Normalfall sehen sich die europäischen und nordamerikanischen Industriestaaten als die fortschrittlichsten und freiheitlichsten dieser Welt. Ob allerdings ein 80jähriger Rentner, der von seiner Mindestrente lebt, bei uns wirklich mehr Ansehen und Rechte genießt als in manchen anderen Kulturen ist zweifelhaft. Da jedoch vermutlich jede Gesellschaft sich für die beste hält ist es natürlich nicht verwunderlich, dass wir auch in punkto Gleichberechtigung der Frau die führende Stellung einnehmen. Durch unseren großen Intellekt haben wir es zu Stande gebracht gesellschaftliche Tabus zu durchbrechen, Frauen dürfen jetzt sogar Bundeskanzlerin werden und wählen. Betrachtet man ältere ethnologische Werke wie von Bachofen oder Morgan scheint dies jedoch nur die gerechte Entwicklung, den ihrer Meinung zufolge herrschten zu Beginn der Menschheit die Frauen, bis schließlich irgendwann die Männer an der Reihe waren. Nachdem nun beide Geschlechter jeweils eine Zeit die Oberhand hatten, ist es also kaum verwunderlich, dass sie sich diese Aufgabe nun teilen, schließlich ist herrschen ja auch anstrengend. Bachofen und Morgan sind aber nicht die einzigen die sich zu diesem Thema Gedanken machten, die Rede ist vom Matriarchat. Hiervon handelt die folgende Arbeit. Im Anschluss möchte ich nun zuerst die Anfänge der Matriarchatsdebatte beschreiben und dazu beginnend bei Bachofen mich bis zur jüngsten Vergangenheit vorarbeiten. Danach soll ein kurzer Überblick gegeben werden wie sich die Debatte weiterentwickelte als erstmals fundiertere Fakten zu diesem Thema vorlagen und welche Schlüsse man daraus zog. Im letzten Teil dieser Arbeit soll dann noch ein wenig detaillierter auf die Meinung Göttner- Abendroths eingegangen werden. Ich berufe mich hierbei im wesentlichen auf die Werke „Frauenmacht ohne Herrschaft“ von Ilse Lenz und Ute Luig, „Frauenmacht oder Sklaverei der Urzeit“ von Susanne Schröter und Heide Göttner-Abendroths „Matriarchate als herrschaftsfreie Gesellschaften“.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Am Anfang schuf Gott die Frau
1.1 Johann Jakob Bachofen
1.2 Lewis Henry Morgan
1.3 John Ferguson McLennan
1.4 Edward Alexander Westermarck
1.5 Wilhelm Wundt
1.6 Friedrich Engels
1.7 Mathilde Vaerting
1.8 Bertha Eckstein-Diener
2. Erste Studien und ihre Folgen
3. Wie das Matriarchat langsam das matriarchale verliert
3.1 Eleanor Leacock
3.2 Alice Schlegel
3.3 Karla Poewe
3.4 Heide Göttner-Abendroth
Schlussworte
Anhang: Zitierte Literatur
Die Könige wurden schon vor langer Zeit gestürzt, die Justiz handelt nach verbindlichen Gesetzen, die soziale Absicherung wurde auf staatliche Beine gestellt; im Normalfall sehen sich die europäischen und nordamerikanischen Industriestaaten als die fortschrittlichsten und freiheitlichsten dieser Welt. Ob allerdings ein 80jähriger Rentner, der von seiner Mindestrente lebt, bei uns wirklich mehr Ansehen und Rechte genießt als in manchen anderen Kulturen ist zweifelhaft. Da jedoch vermutlich jede Gesellschaft sich für die beste hält ist es natürlich nicht verwunderlich, dass wir auch in punkto Gleichberechtigung der Frau die führende Stellung einnehmen. Durch unseren großen Intellekt haben wir es zu Stande gebracht gesellschaftliche Tabus zu durchbrechen, Frauen dürfen jetzt sogar Bundeskanzlerin werden und wählen. Betrachte man ältere ethnologische Werke wie von Bachofen oder Morgan scheint dies jedoch nur die gerechte Entwicklung, den ihrer Meinung zufolge herrschten zu Beginn der Menschheit die Frauen, bis schließlich irgendwann die Männer an der Reihe waren. Nachdem nun beide Geschlechter jeweils eine Zeit die Oberhand hatten, ist es also kaum verwunderlich, dass sie sich diese Aufgabe nun teilen, schließlich ist herrschen ja auch anstrengend. Bachofen und Morgan sind aber nicht die einzigen die sich zu diesem Thema Gedanken machten, die Rede ist vom Matriarchat. Hiervon handelt die folgende Arbeit.
Im Anschluss möchte ich nun zuerst die Anfänge der Matriarchatsdebatte beschreiben und dazu beginnend bei Bachofen mich bis zur jüngsten Vergangenheit vorarbeiten. Danach soll ein kurzer Überblick gegeben werden wie sich die Debatte weiterentwickelte als erstmals fundiertere Fakten zu diesem Thema vorlagen und welche Schlüsse man daraus zog. Im letzten Teil dieser Arbeit soll dann noch ein wenig detaillierter auf die Meinung Göttner-Abendroths eingegangen werden. Ich berufe mich hierbei auf die Werke „Frauenmacht ohne Herrschaft“ von Ilse Lenz und Ute Luig, „Frauenmacht oder Sklaverei der Urzeit“ von Susanne Schröter und Heide Göttner-Abendroths „Matriarchate als herrschaftsfreie Gesellschaften“.
1. Am Anfang schuf Gott die Frau
1.1 Johann Jakob Bachofen
Die eigentliche Matriarchatsdebatte geht auf Johann Jakob Bachofen zurück, der damit spätere Werke wesentlich beeinflusste. Er untersuchte in seinem 1861 veröffentlichten Werk, das den Titel „Das Mutterrecht“ trägt, erstmals nichtpatriarchale Familien- und Kulturformen, die er an den Anfang der sozialen und kulturellen Entwicklung der Menschheit stellte. Dies zeigt deutlich seine evolutionistische Prägung, die auch auf die meisten weiteren Autoren zutrifft, die ich in diesem ersten Abschnitt ansprechen werde. Seinem Entwicklungsmodell zufolge verläuft die Geschichte vom naturhaft-stofflichen und gleichheitlichen Mutterrecht zum geistigen Vaterrecht, anders gesagt, herrschten laut Bachofen zuerst die Frauen, dann die Männer. (Lenz/Luig, 1990: 22)
Sein Mutterrecht kennzeichnet sich erstens durch die matrilineare Abstammung und Erbfolge. Weiterhin geht er von Gruppenehen aus, welche es somit unmöglich macht überhaupt den Vater der gezeugten Kinder zu bestimmen, drittens zeichnet er eine gleiche und freie Gesellschaft ohne soziale Rangordnungen. Vor allem die letzten beiden Punkte zeigen, dass er das Matriarchat, verbunden mit seiner evolutionistischen Sichtweise, mit dem Jäger- und Sammlertum in Verbindung bringt. (Lenz/Luig, 1990: 25)
1.2 Lewis Henry Morgan
In seinem wohl berühmtesten Werk „Ancient Society“ von 1877 beschäftigte sich Lewis Henry Morgan mit dem Vergleich zwischen Gesellschaften der europäischen Frühgeschichte und des zeitgenössischen Asien, Afrika und Lateinamerika. Sinnvoll erschien ihm dies, da er jene vor dem Hintergrund des Evolutionismus auf ähnlichen Entwicklungsstufen sah. Weibliche Macht war für ihn marginal, so erwähnte er in seinen Studien zu den Irokesen die Rolle der Matronen nicht einmal. Mit zwei später immer wieder aufgegriffenen Argumenten begründete er die angeblich universale Unterordnung der Frau: ihrer vermeintlichen Beschränkung auf den Haushalt und ihren hohen Arbeitsleistungen. Wenn Morgan auch die Abstammung und Vererbung in der Mutterfolge zur Kenntnis nahm, so interessierten ihn diese nur unter dem Aspekt der Struktur und Veränderung von Institutionen.(Lenz/Luig, 1990: 27)
Seine Vorstellungen vom Matriarchat ähneln hierbei denen Bachofens, die stets bekannte Mutterlinie führt zu Mutterrecht und Gynaikokratie. Diese geschlechtliche Freizügigkeit und Gleichheit überträgt er auf die wirtschaftliche Ebene und führt als weiteres Kennzeichen matriarchaler Gesellschaften gemeinsamer Bodenbesitz und gemeinsame Arbeit an. Darauf aufbauend erklärt Morgan die Entstehung des Eigentums maßgeblich für den Wechsel zur Vaterfolge und zur monogamen Familie verantwortlich, zeitlich noch vor dem Übergang zur Zivilisation. Die damit verbundene Not das Erbe zu regeln und der Wunsch der Männer die Vererbung an die eigenen Kinder zu sichern, bedingt die eigene Vaterschaft durch Monogamie und sexuelle Kontrolle der Frauen zu garantieren. Wieso deshalb gleich ein Patriarchat entstehen musste und nicht einfach matrilinear weitervererbt wurde lässt er hierbei offen.(Lenz/Luig, 1990: 28f)
1.3 John Ferguson McLennan
Ähnlich argumentiert John Ferguson McLennan, zu Beginn der menschlichen Entwicklung waren die Beziehungen zwischen den Geschlechtern durch Promiskuität gekennzeichnet. Er hielt Frauen sowohl militärisch für nutzlos als auch im Bereich der Nahrungsmittelbeschaffung für gänzlich unwichtig, weshalb Mädchentötungen an der Tagesordnung gestanden seien. Die Bedeutung von Frauen habe sich reduziert auf die als Geschlechtswesen und Produzentin von Söhnen. Die selbst verursachte Frauenknappheit sei durch Frauenraub und Polyandrie kompensiert worden, wobei zuerst die Gatten einer Frau nicht verwandt sein mussten, später aber meist Brüder waren. Dies in Verbindung mit Patrilokalität stellte den Übergang zur Patrilinearität dar. Wie Morgan stellte McLennan eine Verbindung her zwischen der Entwicklung des Eigentums und der Entwicklung zum Patriarchat.(Schröter, 1990: 34)
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- Arbeit zitieren
- Matthias Gebhart (Autor:in), 2004, Das Matriarchat von damals bis heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43997
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