Die Menschen werden immer narzisstischer. Das betrifft nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch das private Umfeld. Dahinter stecken zum Beispiel ein gesteigertes Konkurrenzdenken, die Generation „Selfie“ und das ständige Streben nach Perfektion. Doch sind die eigentlichen Gründe vielleicht schon viel früher im Leben eines Menschen zu suchen?
Diese Publikation geht der konkreten Entstehung des Narzissmus in unserer Gesellschaft nach. Erziehen Eltern ihre Kinder heutzutage zu Narzissten? Die Autorin Eva Bauly geht einer spürbaren gesellschaftlichen Veränderung nach.
Sind jüngere Generationen narzisstischer als die älteren? Gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen? Und welcher Erziehungsstil fördert den Narzissmus beim eigenen Kind? Bauly klärt die wichtigsten Fragen rund um das Thema Narzissmus und diskutiert verschiedene Erziehungsstile sowie deren Folgen.
Aus dem Inhalt:
- Pathologischer Narzissmus;
- Gesunder Narzissmus;
- Grandioser Narzissmus;
- Vulnerabler Narzissmus;
- Persönlichkeitsentwicklung;
- Erziehungsdimensionen
Inhaltsverzeichnis
Abstract
1 Einleitung
2 Narzissmus Definition
2.1 Geschichtlicher Hintergrund
2.2 Pathologischer Narzissmus und gesunder Narzissmus
2.3 Grandioser Narzissmus und vulnerabler Narzissmus
2.4 Der grandiose und vulnerable Narzissmus aus klinischer Sicht
2.5 Der Narzissmus als Selbstregulierungssystem
2.6 Die narzisstische Kränkung/ Die narzisstische Wut
3 Die Entstehung des Narzissmus
3.1 Die Entstehung des Narzissmus nach Millon
3.2 Die Entstehung des Narzissmus nach Kernberg
3.3 Der Narzissmus nach Kohut
4 Erziehung
4.1 Erziehungsstile
4.2 Erziehungsdimensionen
5 Aktueller Forschungsstand und Hinführung zur Forschungsfrage und den Hypothesen
5.1 Aktueller Forschungsstand
5.2 Zusammenfassung und Hinführung zur Forschungsfrage
5.3 Forschungsfragen und Hypothesen
6 Methode
6.1 Studiendesign
6.2 Rekrutierung
6.3 Instrumente
6.4 Einteilung der Altersgruppen
7 Ergebnisse
7.1 Stichprobenbeschreibung
7.2 Prüfung der ersten Forschungsfrage
7.3 Prüfung der zweiten Forschungsfrage
7.4 Prüfung der Forschungsfrage 3
8 Interpretation und Diskussion
8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
8.2 Interpretation und Diskussion
8.3 Stärken und Schwächen
9 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abstract
Der Narzissmus gehört zu den aktuellsten psychologischen Themen in der Gesellschaft, daher beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage, ob ein Zusammenhang zwischen der elterliche Erziehung und der Entstehung des Narzissmus besteht. Zusätzlich werden die Generationsunterschiede hinsichtlich der Höhe der Narzissmus-Werte und der Wahrnehmung der elterlichen Erziehung thematisiert. Die theoretische Basis bilden Millons soziale Lerntheorie (1981), welche besagt, dass ein Zusammenhang zwischen elterlicher Überbewertung und pathologischem Narzissmus besteht, und die psychodynamischen Ansätze von Kernberg (1975) und Kohut (1977), welche eher den Zusammenhang elterlicher Kälte und der Entstehung des Narzissmus thematisieren. Insgesamt wurde mit Hilfe von 101 vollständig ausgefüllten Fragebögen, von 81 Frauen und 20 Männern im Alter von 17 - 65 Jahren (M = 35.84, SD = 12.97), versucht die Forschungsfragen und die dazu generierten Hypothesen zu prüfen und zu beantworten. Die Daten wurden für die Generationen der „Millennials“, „Generation X“ und „Baby Boomer Generation“ differenziert erhoben und verglichen. Die Untersuchung lieferte spannende Ergebnisse. Die elterliche Kälte zeigte einen Zusammenhang mit der Entstehung des Narzissmus und auch die elterliche Überbewertung lässt einen Zusammenhang mit der Entstehung des Narzissmus vermuten. Auch die elterlichen Erziehungsdimensionen kristallisierten sich als essenziell heraus. Zusammengefasst kann behauptet werden, dass die vorliegende Arbeit Ergebnisse lieferte, welche auf einen Zusammenhang zwischen elterlicher Erziehung und der Entstehung von Narzissmus hinweisen.
1 Einleitung
Im Jahr 2008 wurde in den USA eine repräsentative Studie mit 35.000 TeilnehmerInnen durchgeführt. Thema dieser Untersuchung war der Narzissmus als immer häufiger auftretendes Phänomen in der Gesellschaft. Stinson et al. (2008) untersuchten ob es zu einem Anstieg an narzisstischen Eigenschaften in der Bevölkerung gekommen ist und wurde diese Frage mit einem klaren „JA“ beantworten.
Die Vermutung, dass der Narzissmus heutzutage ein häufig anzutreffendes Phänomen ist besteht schon länger. Zwischen 1970 und 1990 haben Merkmale wie Individualität, Unabhängigkeit und Führungsanspruch bei Männern und Frauen zugenommen (Twenge, 1997) und zwischen 1960 und 1990 kam es zu einem eindeutigen Anstieg an gemessenem Selbstvertrauen (Twenge & Campbell, 2001).
Steigende Konkurrenz in der Arbeitswelt und bei der Ausbildung, Generation „Selfie“, die Suche nach dem nächsten Topmodel oder Supertalent und der ständige Drang nach Perfektion sind nur ein paar Beispiele für aktuelle Themen in der Gesellschaft.
Es wird ständig nach Verbesserungen gesucht und Fehlerhaftes wird entsorgt. Nicht nur bei Produkten, sondern auch bei Menschen kommt es zum ständigen Vergleich. Dadurch treten Kritik und Kränkung häufiger auf und der Kampf um Bestätigung und Glorifizierung ist spürbar. Im Zuge dieser gesellschaftlichen Veränderungen wurden der Begriff des Narzissmus und die Bezeichnung als Narzisst immer präsenter.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entstehung des Narzissmus und der Frage ob es zwischen der elterlichen Erziehung und der Entstehung des Narzissmus einen Zusammenhang gibt. Zusätzlich wird untersucht ob ein Generationsunterschied bezüglich der Narzissmus-Werte zu erkennen ist und ob sich die Erziehung, beziehungsweise die erinnerte Erziehung, zwischen den Generationen unterscheidet. Dazu werden zuerst der Narzissmus, die verschiedenen Theorien zu dessen Entstehung und die unterschiedlichen Erziehungsstile beschrieben.
Im nächsten Kapitel wird der Narzissmus klar beschrieben und auf dessen unterschiedliche Formen eingegangen.
2 Narzissmus Definition
Der Narzissmus wird im DSM 5 (2013) als pervasives Muster von Grandiosität mit dem Fokus auf dem Selbst beschrieben. Typisch für NarzisstenInnen sind exhibitionistisches Verhalten und Überzeugungen von persönlichem Erfolg, Macht, Schönheit und Brillanz. NarzisstInnen fordern Aufmerksamkeit, Bewunderung und zeigen ein starkes Berechtigungsverhalten, womit gemeint ist, dass sie sich verhalten als hätten sie mehr Rechte als ihre Mitmenschen. Sie leben mit der Erwartung immer eine besondere Behandlung zu bekommen. Ausbeuterisches Verhalten und fehlende Empathie gehören zur Hauptsymptomatik. Mit ausbeuterischem Verhalten ist gemeint, dass NarzisstInnen andere immer zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Bekommen sie nicht genug Bestätigung, Unterstützung und Anerkennung von ihrem Gegenüber ist die Aufrechterhaltung dieser Beziehung für sie nutzlos. Eine Beziehung muss einen Vorteil für sie haben (Dickinson & Pincus, 2003). Unter fehlender Empathie ist die Unfähigkeit von NarzisstInnen gemeint sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen, sprich einen Perspektivenwechsel zu vollziehen. Dadurch können sie weder die Gefühle des anderen nachvollziehen, noch können sie die Welt aus einer Richtung betrachten in der sie selbst nicht den Mittelpunkt einnehmen (Otway & Vignoles, 2006).
Eine weitere Eigenschaft von NarzisstInnen ist die narzisstische Kränkung, beziehungsweise die narzisstische Wut. Werden NarzisstInnen in ihrem Selbstwert bedroht reagieren sie oft mit unpassender Wut, Scham, Trotz und Gekränktheit (Morf & Rhodewalt, 2001).
Beim Narzissmus handelt es sich eigentlich um ein klinisches Syndrom, allerdings wurde der Narzissmus in seinen verschiedenen Formen, in den letzten Jahrzehnten , immer öfter in der nicht-klinischen Population untersucht und festgestellt (Otway & Vignoles, 2006).
Im nächsten Absatz wird der geschichtliche Hintergrund mit den wichtigsten Erkenntnissen genauer dargestellt.
2.1 Geschichtlicher Hintergrund
Im Laufe der Zeit entstanden viele verschiedene Konzepte zum Thema Narzissmus. Bis heute gibt es noch kein einheitliches Konzept.
Wälder (1925, zitiert nach Kernberg & Hartmann, 2006) lieferte erstmals das Konzept der narzisstischen Persönlichkeit. Er beschrieb NarzisstInnen als herablassend, empathielos, selbstbezogen, überheblich und nach Bewunderung heischend. Freud (1931) beschrieb, anlehnend an Wälder, den Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft eines bestimmten Typus. Er definierte NarzisstInnen als Menschen die primär auf ihren Selbsterhalt bedacht sind, als extravertiert, nicht leicht einzuschüchtern und aggressiv. Sie sind abhängig von der Bestätigung und Meinung ihrer Mitmenschen. Obwohl sie ihren positiven Selbstwert über andere beziehen, sind sie trotzdem nicht dazu in der Lage diese ernsthaft zu lieben, beziehungsweise sich an sie zu binden. Nemiah (1961, zitiert nach Kernberg & Hartmann, 2006) unterschied zwischen dem Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft und dem Narzissmus als pathologische Störung. Kernberg (1970) und Kohut (1968) definierten später den pathologischen Narzissmus als narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS, engl.: narcissistic personality disorder, NPD). Werden bei einer Untersuchung extrem hohe, beziehungsweise normabweichende Narzissmus-Werte erreicht, bezeichnet man den Narzissmus als pathologisch. Der Übergang vom Narzissmus als pathologische Störung zur Normalität erfolgt über den Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft, die bei jedem Menschen bis zu einem gewissen Grad vorhanden ist und verschiedene Werte erreichen kann. Beim Narzissmus handelt es sich um eine in der Bevölkerung normalverteilte Persönlichkeitseigenschaft (Raskin & Hall, 1979) und die Forschung der letzten Jahrzehnte hat ergeben, dass der Narzissmus nicht nur pathologische Formen annehmen kann, sondern auch gesundheitsfördernd wirken kann.
Im folgenden Kapitel wird näher auf die Unterscheidung zwischen pathologischem und gesundem Narzissmus eingegangen.
2.2 Pathologischer Narzissmus und gesunder Narzissmus
Grundsätzlich wird der Narzissmus als etwas Negatives angesehen, als eine Eigenschaft die mit fehlender Empathie, Arroganz, offensichtlicher Feindseligkeit und Egozentrik in Verbindung gebracht wird. Vor allem für die Mitmenschen von NarzisstInnen stellt sich eine Beziehung oft als Herausforderung dar. Es gibt allerdings auch sehr positive Aspekte des Narzissmus.
Der Narzissmus ist ein System der intra- und interpersonellen Strategien, um das Selbstwertgefühl zu maximieren und aufrechtzuerhalten (Morf & Rhodewalt, 2001). Der Narzissmus kann eine sehr positive Wirkung haben, da er in gesunder Dosis mit höherem Selbstwert und dadurch auch mit höherer psychischer Gesundheit, niedrigeren Werten der Depression, Angst und Einsamkeit einhergeht (Campbell, Reeder & Sedikides, 2000; Campbell, 2001).
Emmons (1984, 1987) erhob mittels Faktorenanalyse vier Dimensionen des Narzissmus. Es handelt sich um Führungspotenzial bzw. Autoritätsverhalten, Arroganz bzw. Superiorität, Egozentrik bzw. Fokus auf sich selbst und ausbeuterisches Verhalten bzw.
Berechtigungsverhalten. Die ersten drei Faktoren korrelieren positiv mit dem Selbstwert (Watson, Hickman, Milliron & Whiting, 1995) und negativ mit Depression und Angst (Watson & Bidermann, 1993). Die Dimension ausbeuterisches Verhalten bzw. Berechtigungsverhalten korreliert allerding negativ mit dem Selbstwert und positiv mit Depression und Angst (Watson & Biderman, 1993; Watson, Little & Biderman, 1992). Narzissmus mit hohem Selbstwert wird also eher als gesunder Narzissmus angesehen und Narzissmus mit niedrigem Selbstwert eher als ungesunder, pathologischer Narzissmus (Horton, Bleau & Drwecki, 2006).
Rhodewalt, Madrian und Cheney (1998) fanden signifikante Zusammenhänge zwischen pathologischem Narzissmus und einer Instabilität des Selbstwerts. Der pathologische Narzissmus ist also nicht durch einen positiven, stabilen Selbstwert gekennzeichnet, sondern eher durch einen instabilen Selbstwert, der durch verschiedene intra- und interpersonelle, pathologische Strategien aufrecht wird. Ein Beispiel hierfür ist, dass NarzisstInnen ihren Selbstwert von der Meinung anderer Menschen abhängig machen, was natürlich zu positiven und negativen Bewertungen führt.
Die meisten Theorien besagen, dass der Narzissmus immer aus normalen und pathologischen Aspekten besteht und die interindividuellen Unterschiede dieser normalverteilten Eigenschaft zu berücksichtigen sind (Kohut, 1977; Kernberg, 1998; Pincus, 2005).
Der gesunde Narzissmus kann den Selbstwert stabilisieren und das Wohlbefinden, durch die Verbesserung der persönlichen Empfindung, steigern. Dadurch kann es zur Steigerung der interpersonellen Dominanz kommen und dazu, dass sich die Personen öfter selbst behaupten, beziehungsweise ihren Respekt einzufordern und ihre persönlichen Rechte durchzusetzen
(Millon, 1981). Gesunder Narzissmus fördert die Motivation, führt zu effektiverer Arbeit und steigert die Wettbewerbsfähigkeit (Pincus, 2005), da er die Entstehung und Aufrechterhaltung eines positiven Selbstbildes unterstützt, unpassende, unwichtige Informationen über das Selbst ausblendet und es somit minimiert (Morf & Rhodewalt, 2001; Pincus, 2005). Personen die im Normbereich liegende Narzissmus-Werte aufweisen scheinen ambitionierter, erfolgreicher und zufriedener als Personen mit niedrigeren Narzissmus-Werten zu sein (Kohut, 1977; Campbell, 2001). Wird bei einer Untersuchung ein auffallend hoher Narzissmus-Wert festgestellt, bezeichnet man den Narzissmus als pathologisch. Eine Abgrenzung zwischen pathologischem und gesundem Narzissmus zu machen kann eine Herausforderung sein, da auch der pathologische Narzissmus durch seine Instabilität mit hohem Selbstwert und niedrigem Selbstwert korrelieren kann (Horton, Bleau & Drwecki, 2006).
Man kann den gesunden Narzissmus so zusammenfassen, dass man ihn als etwas Positives betrachtet, was viele persönliche Vorteile verspricht. Es ist eine zusätzliche Eigenschaft die eine Person aufweist, die für sie selbst und für ihre Mitmenschen eher Vorteile als Nachteile mit sich bringt. Grundsätzlich kann man zusammenfassen, dass erst dann eine pathologische Persönlichkeitsentwicklung besteht, wenn die Person selbst oder ihre Umgebung unter der Eigenschaft leidet. Wenn nicht, kann man davon ausgehen, dass diese Eigenschaft hauptsächlich vorteilhaft ist.
Eine essenzielle Erkenntnis im Hinblick auf den Narzissmus, ist die Tatsache, dass es zwei verschiedene Formen von Narzissmus gibt: den grandiosen und den vulnerablen Narzissmus. Der vulnerable, verletzliche Narzissmus beinhaltet, wie es seine Bezeichnung bereits vermuten lässt eher unvorteilhaftere, verletzlichere Elemente.
Im nächsten Kapitel wird auf die Unterschiede und die Zusammenhänge des vulnerablen und grandiosen Narzissmus genauer eingegangen, da sie für dieses Thema von großer Relevanz sind.
2.3 Grandioser Narzissmus und vulnerabler Narzissmus
Der pathologische Narzissmus kann zwei verschiedene Formen annehmen, den grandiosen Narzissmus und den vulnerablen Narzissmus (Wink, 1991; Akthar, 1989). Beide Subtypen zeigen starke Tendenzen in Richtung Arroganz, Egozentrik, beschäftigen sich vorzugsweise mit sich selbst und verhalten sich als hätten sie mehr Rechte als ihre Mitmenschen. Beide Formen haben eine unrealistische, unangemessene Erwartung von vor allem vorteilhafter und automatischer Beachtung und daraus resultierender besserer Behandlung durch anderen. Sie teilen ihren Hang zur Rach- und Herrschsucht miteinander und zeigen ausbeuterisches Verhalten mit der Überzeugung im Recht zu sein. Mit ausbeuterischem Verhalten wird, wie bereits erwähnt, gemeint, dass NarzisstInnen andere benutzt um die Befriedigung zu bekommen die sie brauchen. Die Beziehung zu der anderen Person muss den NarzisstInnen auf irgendeine Art und Weise einen Vorteil verschaffen. Sie halten nur dann den Kontakt zu jemandem aufrecht, wenn die Person die NarzisstInnen unterstützt, beziehungsweise bewundert (Dickinson & Pincus, 2003). Dies ist notwendig, da NarzisstInnen, wie oben beschrieben, ihren Selbstwert von der Meinung anderer Personen abhängig machen.
2.3.1 Der grandiose Typus
Der grandiose Typus zeigt eher exhibitionistische und aggressive Züge, während der vulnerable Typus eher defensive, vulnerable und ängstliche Züge aufweist. Der grandiose Typus entwickelt mehr Eigenschaften in Richtung Selbstschutz durch einen höheren Selbstwert, stärkere Befriedigung durch das eigene Leben und eine daraus resultierende stärkere Zufriedenheit. Er weiß sich selbst und seinen Selbstwert mit verschiedenen Mechanismen gegen Angriffe von außen zu schützen.
Der grandiose Narzissmus führt zu einem grandiosen Charakter mit Zügen von Arroganz, Exhibitionismus und dem Drang sich immer weiter zu verbessern, im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit. So können die Betroffenen eine Vielzahl von eigenen, positiven Eigenschaften aufzählen, ihre Schwächen lassen sie allerdings weg. Wegen ihres schwierigen Charakters kommt es immer wieder zu interpersonellen Schwierigkeiten und Konflikten. Seine Rach- und Herrschsucht und die direkte Forderung nach sofortiger, ungeteilter Aufmerksamkeit haben keine positive Wirkung auf andere. Daher suchen sich grandiose NarzisstInnen meist Beziehungen in denen sie sich sehr sicher und geschützt fühlen. Sie gehen oft Beziehungen ein in denen sie den Partner abweisend und kühl behandeln können, ohne Angst davor haben zu müssen, dass er sie verlassen könnte. Es geht NarzisstInnen hierbei lediglich um ein positives Selbstbild, welches sie durch den Vergleich mit anderen, von ihnen degradierter Personen erlangen.
Aufgrund ihrer ständigen Selbstaufwertung auf Kosten anderer, sind grandiose NarzisstInnen nicht so anfällig für emotionale Konsequenzen durch die Bedrohung von außen. Grandiose NarzisstInnen schaffen es ihre Verletzlichkeit durch Angeberei und Degradierung ihrer Mitmenschen zu modulieren, anders als der vulnerable Typus (Wink, 1991; Akthar, 1997; Dickinson & Pincus, 2003).
2.3.2 Der vulnerable Typus
Beim vulnerablen Typus ist zu beobachten, dass er sich zwischen zwei Extremen aufhält. Einerseits zeigt er ein forderndes Verhalten, da er glaubt mehr Rechte als andere zu haben, narzisstische Wut, feindliches Dominanzverhalten und Rachsucht. Andererseits sind vulnerable NarzisstInnen ängstlich, verletzlich, leicht kränkbar und zur Depression neigend. Deshalb kommt es zur Verleugnung ihrer Überzeugungen, dass sie mehr Rechte als andere Personen haben, um ihren Selbstwert zu schützen (Kohut, 1977). Um ihren Selbstwert zu schützen ziehen sich vulnerable NarzisstInnen oft zurück und geraten in eine Spirale der sozialen Vermeidung. Ihre Gefühle von Überlegenheit sind oft schwer zu erkennen, da sich an der Oberfläche nur ihre Angst und Vorsicht zeigt.
Der vulnerable Typus hat größere Probleme mit zwischenmenschlicher Kälte und sozialer Vermeidung als der grandiose Typus. Er weiß über seine Verwundbarkeit Bescheid und fühlt sich dadurch angreifbar. Er hat beträchtliche Angst vor Beziehungen zu anderen, aufgrund seines fehlenden Selbstvertrauens. Paradoxerweise geht der vulnerable Narzisst oft Beziehungen ein in denen ein negatives Selbstbild hervorgerufen und bestätigt wird, meist durch einen vielbeschäftigten Partner der keine Zeit hat, oder durch eine angsterfüllte Beziehung. Er weiß über seine Hypersensibilität Bescheid und erwartet von anderen diese Bedürfnisse zu befriedigen, obwohl er befürchtet in Abhängigkeit zu geraten und Angst davor hat, dass die anderen die Bedürfnisse nicht befriedigen können. Vulnerable NarzisstInnen möchten bedingungslos geliebt und bewundert werden, ungeachtet ihres Verhaltens, ihrer Überzeugungen, ihrer Fähigkeiten oder ihres Status. Ihre Vermeidung von Beziehungen beruht auf der Angst davor, dass ihre unrealistischen Vorstellungen nicht gestillt werden und sie das nicht tolerieren können, da sie sehr viel narzisstische Bestätigung braucht. Bekommen sie keine Bestätigung, kann es zu extremen emotionalen Verletzungen und Wut kommen (Akthar, 1997; Dickinson & Pincus, 2003).
Der grandiose und der vulnerable Typ reagieren beide sehr negativ auf Kränkungen, was eines der auffälligsten Symptome des Narzissmus darstellt und unter dem Punkt 3.1. „Die narzisstische Kränkung/narzisstische Wut“ genauer erläutert wird.
Wie bereits anfangs erwähnt (siehe Kapitel 2), wird der Narzissmus immer häufiger in der nicht- klinischen Population erhoben. Allerdings gibt es eine klare klinische Struktur, welche im nächsten Absatz weiter diskutiert wird.
2.4 Der grandiose und vulnerable Narzissmus aus klinischer Sicht
Aus klinischer Sicht sind der grandiose und vulnerable Narzissmus meist zusammen, beziehungsweise konkurrierend im Patienten vorhanden. Sie können also eigentlich nicht strikt voneinander getrennt werden (Pincus, Cain & Wright, 2014).
Der Narzissmus wird aufgrund klinischer Erfahrungen grundsätzlich anders als in der Literatur definiert, wo man fälschlicherweise den vulnerablen Narzissmus als verdeckt und der grandiosen Narzissmus als offen bezeichnet (Pincus et al., 2014).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Definition des Narzissmus. Adaptiert von Pincus & Lukowitsky, 2010
Grundsätzlich treten der grandiose und der vulnerable Narzissmus zusammen auf. Hierbei wirkt eine Form immer als offen und die andere als verdeckt. Wie oben erwähnt, werden in der Literatur die Begriffe vulnerabel bzw. verdeckt und grandios bzw. offen oft fälschlicherweise synonym füreinander verwendet, was einen großen Fehler im Verständnis für den Narzissmus hinterlässt (Pincus et al., 2014). Ronningstam (2009) geht davon aus, dass der Narzissmus wahrscheinlich zwischen der grandiosen und der vulnerablen Form hin und her schwingt. Bestimmte, individuelle Auslöser können zu einem Wechsel in der Expression führen. Dadurch gibt es immer eine offene (overt) und eine verdeckte (covert) Form.
NarzisstInnen suchen in der grandiosen Phase keinen Therapeuten auf. Es besteht kein Leidensdruck und meist sind grandiose NarzisstInnen in einer individuell als machtvoll interpretierten Position, sodass sie ihre narzisstischen Bestätigungen regelmäßig bekommen (Pincus et al., 2014). Patienten suchen eher Hilfe, wenn sie im narzisstisch-vulnerablen Zustand sind. Der narzisstisch-grandiose Zustand würde sie daran hindern (Ellison et al., 2013). Im klinisch-therapeutischen Setting kommen die grandiosen Züge erst nach einer gewissen Zeit zum Vorschein, wenn die Beziehung auf einer tiefgreifenden Vertrauensbasis angekommen ist (Pincus & Lukowitsky, 2010). Welche Form an der Oberfläche wahrzunehmen ist hängt wahrscheinlich von der individuell wahrgenommen Machtposition ab.
Der grandiose Narzisst trägt den vulnerablen Narzissmus immer als verdeckten Begleiter bei sich, was seine Anfälligkeit für tiefgreifende, langanhaltende Kränkungen erklärt. Würde er darauf nicht so angreifbar und verletzlich reagieren, wäre es kein pathologischer Narzissmus, sondern gesunder Narzissmus. Der vulnerable Narzisst trägt ebenfalls Anteile des grandiosen Narzissmus immer in sich. Diese kommen allerdings erst dann zum Vorschein, wenn er sich in völliger Sicherheit glaubt. Zum Beispiel im Rahmen seiner Familie, wo er sich der Liebe seiner Eltern oder anderer Familienmitglieder sicher ist. Oft auch in Situationen in denen er eine seiner Fähigkeiten vorzeigen kann und eine Übermachtstellung einnehmen kann, da andere Personen im Raum ihm im Hinblick auf dieses Talent unterlegen sind (Pincus et al., 2014). Viele narzisstisch-vulnerable Patienten zeigen in Situationen in denen sie sich in einer Machtposition befinden stark narzisstisch-grandiose Züge. Daher gibt es auch belegte Zusammenhänge zwischen dem Narzissmus und sadistischem Verhalten (Pincus & Lukowitsky, 2010).
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass NarzisstInnen beide Anteile stets in sich tragen, was im nächsten Abschnitt „2.5. Der Narzissmus als Selbstregulierungssystem“ genauer betrachtet wird.
2.5 Der Narzissmus als Selbstregulierungssystem
Der Narzissmus kann als Eigenschaft bzw. Persönlichkeitsmerkmal einer Person, als krankhafte Form, aber auch als Prozess angesehen werden, genauer bezeichnet als sozialer, kognitiver und affektiver Selbstregulierungsprozess. Dieses Modell nimmt an, dass Selbstregulierungsprozesse durch verschiedene Faktoren motiviert werden, vor allem durch die Konstruktion des gewünschten Selbst und dessen Aufrechterhaltung, aber auch durch die Befriedigung selbstbewertender Bedürfnisse (Morf & Rhodewalt, 2003).
Pincus und Roche (2011) definieren den Narzissmus als maladaptive Selbstregulierung, im Sinne einer Selbst-, Emotions- und Verhaltens-Fehlsteuerung. Die Basis der narzisstischen Selbstregulierung ist ein grandioses, doch vulnerables Selbstkonzept. Durch diese innere Zerbrechlichkeit suchen NarzisstInnen ständig nach externer Selbstbestätigung. Wie bereits beschrieben, wird die Konstruktion des Selbst durch die soziale Umgebung stark unterstützt und die Aufmerksamkeit anderer zeigt NarzisstInnen wie gut sie sind und wie positiv andere sie betrachten.
Als Resultat ihres grandiosen Selbst zeigen sie fehlende Empathie, Ausbeutung und unangebrachtes Anspruchsverhalten (Pincus & Roche, 2011). Wie bereits erwähnt wird Empathielosigkeit als die Unfähigkeit von NarzisstInnen bezeichnet, sich in andere hineinzuversetzen. Dadurch kommt es oft zu Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und ihren Mitmenschen (Morf & Rhodewalt, 2003). Folglich schlägt die Konstruktion oder Aufrechterhaltung des gewünschten Selbst oft fehl. Obwohl NarzisstInnen normalerweise Strategien haben um ihren Selbstwert aufrechtzuerhalten, beeinflussen sie ihre interpersonellen Beziehungen oft so negativ, dass ihr Selbstwert eher darunter leidet. Dadurch geraten NarzisstInnen in einen chronischen Status von Selbst- Konstruktion. Sie versuchen durchgehend ihr gewünschtes Selbst aufzubauen, was aber nicht immer funktioniert (Morf & Rhodewalt, 2003).
Pathologische NarzisstInnen zeigen antisoziales Verhalten um ihren Selbstwert zu schützen oder aufzubauen. Oft kommt es sogar zu brutalem, kriminellem Verhalten um Bewunderung und Respekt zu bekommen. Schlägt die Selbstregulierung fehl, kann es zu extremer Wut und sadistischem Verhalten ohne Empathie und Reue kommen (Pincus & Roche, 2011).
2.6 Die narzisstische Kränkung/ Die narzisstische Wut
Wie gerade beschrieben, kann der Narzissmus sehr versteckt vorhanden sein. Ein eindeutiges und immer bestehendes Symptom ist die narzisstische Wut, welche durch Kränkungen ausgelöst wird (Hart, Adams & Tortoriello, 2016).
Personen mit einem aufgeblasenen Selbst sind sehr anfällig für die Entstehung von Aggressionen, auch weil sie oft Angriffen ausgeliefert sind und diese chronisch nicht tolerieren können (Bushman & Baumeister, 1998). Kernberg (1975) beobachtete, dass NarzisstInnen auffallend sensibel auf Kränkungen und Kritik reagieren und sehr aggressiv darauf reagieren können. Bei einer Untersuchung von Bushman und Baumeister (1998) wurde festgestellt, dass Personen die gekränkt oder kritisiert werden alle einen höheren Level an Aggression erreichen als im Normalzustand. Bei der Untersuchung reagierten die TeilnehmerInnen am aggressivsten auf Kritik, welche die höchsten Narzissmus-Werte aufwiesen. Diese Personen hatten grundsätzlich höhere Aggressions-Werte hatten als die anderen TeilnehmerInnen, sogar bei positiven Bewertungen, welche möglicherweise durch die Reaktivierung der kindlichen Bewertungsgefühle entstanden. Hier spielt die Empathielosigkeit wieder eine essenzielle Rolle. Da NarzisstInnen nicht dazu in der Lage sind sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, verstehen sie auch nicht, dass Personen unterschiedliche Perspektiven und Meinungen haben können. Jeder Mensch denkt egozentrisch, sein Ego steht im Mittelpunkt seines eigenen Denkens. NarzisstInnen gehen jedoch davon aus, dass sie im Zentrum aller Personen steht. Daher nehmen sie jegliche Kritik, Bewertung oder Beurteilung persönlich und fühlen sich gekränkt, ohne den anderen als zentrale Person wahrzunehmen. Dadurch können NarzisstInnen stark paranoide Züge entwickeln (Bushman & Baumeister, 1998).
Kernberg (1975) vermutet, dass die narzisstische Wut durch die als Kind erfahrene Ablehnung der Eltern entstanden ist und im Erwachsenenalter durch andere aktiviert werden kann. Millon (1981) entwickelte eine entgegengesetzte Theorie, welche besagt, dass die narzisstische Wut bei Menschen zu erkennen ist, welche als Kinder von ihren Eltern überbewertend behandelt wurden und mit der Überzeugung aufgewachsen sind, dass sie etwas Besseres als andere verdienen und zu mehr berechtigt sind. Jedes Mal wenn ihnen später aufgezeigt wird, dass dem nicht so ist, reagieren sie mit einer emotionalen Reaktion im Sinne der narzisstischen Wut.
Dieser Absatz ermöglicht den Übergang zur Entstehung des Narzissmus. Die Fragestellung der Arbeit bezieht sich auf den Zusammenhang zwischen der elterlichen Erziehung und der Entstehung des Narzissmus. Nachdem der Narzissmus nun definiert wurde, wird nachfolgend auf die Entstehung der Narzissmus eingegangen um die theoretische Basis für die Untersuchung der Forschungsfrage zu ebnen.
3 Die Entstehung des Narzissmus
Bei der Entstehung des Narzissmus sind zwei verschiedene, psychologische Ansätze mit drei konkurrierenden Theorien immer wieder erkennbar. Kohut (1977) und Kernberg (1975) vertreten die psychodynamische Theorie, während Millon (1981) die soziale Lerntheorie vertritt.
3.1 Die Entstehung des Narzissmus nach Millon
Millon (1981) vertritt die Theorie, dass der Narzissmus durch zu überbehütete Erziehung entsteht. Er fokussierte sich auf Eltern, welche ihr Kind mit zu viel Bewunderung überhäuften und deren dauernde Nachsicht dazu führt, dass das Kind ein übertrieben positives Selbstbild formt. Sie geben ihrem Kind das Gefühl etwas Besonderes zu sein, schenken ihm oder ihr zu viel Aufmerksamkeit und signalisieren dem Kind, dass es besser, fähiger und zu mehr berechtigt ist als andere. Dieses grandiose Selbstbild führt zu einer Selbst- Illusion, welche im späteren Leben fast unmöglich aufrechtzuerhalten ist, da andere Menschen im Umgang nicht so überbewertend wie die eigenen Eltern sind. Diese Theorie weist Ähnlichkeiten zu Freuds Theorie auf, welche besagt, dass die Überbewertung eines Kindes möglicherweise zu Narzissmus führen kann. Am häufigsten kommt es bei Erstgeborenen oder Einzelkindern zu einem derartigen Verhalten (Freud, 1914; Millon, 1981).
Die beiden Ansätze der psychodynamischen Theorie sind sehr komplex aufgebaut und werden daher in den folgenden Absätzen genauer definiert.
3.2 Die Entstehung des Narzissmus nach Kernberg
Kernberg (1975) bezeichnet den Narzissmus als libidinales Investment in sich selbst. Bei einer normalen Entwicklung kommt es nach der narzisstischen Phase zur ödipalen Phase. Beim pathologischen Narzissmus geschieht dies nicht. Die Selbst- und Objektliebe sind bei NarzisstInnen nicht voneinander getrennt. Es entsteht die narzisstische Libido, was bedeutet, dass die Libido auf das Selbst gerichtet ist, beziehungsweise auf einen Teil des Selbst, das grandiose Selbst.
Das grandiose Selbst entsteht durch die Entstehung der pathologischen Objektbeziehung. Lernt das Kind keine positive, innere Objektbeziehung kann es auch keine gute, äußere Objektbeziehung führen. Als Defensive gegen extreme Frustration in der Mutter-Kind Beziehung kommt es zur Entstehung der pathologischen Objektbeziehung. Das Kind entwickelt Wut, Neid und Hass gegen die auslösende Person, die Mutter, und entzieht ihr daher die Liebe und projiziert sie auf sich selbst (Russel, 1985).
Das grandiose Selbst hat eine eigene Dynamik und besteht aus drei Strukturen: Dem realen Selbst, mit den Besonderheiten des Kindes, die früher bestärkt wurden, dem idealen Selbst, mit Fantasien des Selbstbildes als mächtig, reich und schön, als Kompensation für das kleine Kind, welches mit Gefühlen von Neid, Wut und Frustration zu kämpfen hatte, und dem idealen Objekt, eine Phantasie einer liebenden, sich aufopfernden, akzeptierenden Mutter als Kontrast zur Realität (Kohut, 1970; Russel, 1985). Das grandiose Selbst repräsentiert das ideale Selbst um Gefühle von Wertlosigkeit zu verbergen. Aspekte des Selbst, welche nicht tolerierbar sind werden auf andere projiziert und es kommt zu deren Entwertung. Die Kombination von idealem Selbst und der Entwertung anderer führt dazu, dass ihr ideales Selbst und ihr reales Selbst (identifiziert sich mit dem idealen Selbst) als besser als die ideale Person (die Mutter), deren Liebe sie so brauchten, empfunden werden. Es kommt zur Verweigerung der Abhängigkeit, da sie keine Liebe von außen mehr brauchen (Kernberg, 1975; Russel, 1985).
Die Mutter ist möglicherweise selbst narzisstisch veranlagt, denn NarzisstInnen haben meist narzisstische Mütter (oder Väter) die ihr Kind oft dazu benutzen um die eigenen narzisstischen Bedürfnisse zu befriedigen. Sie benutzen das Kind als narzisstische Extension ihres Selbst. Narzisstische Persönlichkeiten haben Selbstliebe nie gelernt und wurden nie als eigenständig wertvoll wahrgenommen. Das Kind wird nur wertgeschätzt, wenn es eine Projektio n der Mutter ist. Dadurch ist das Selbstbild des Kindes immer von der Mutter abhängig und das Kind kann sich nicht spontan verhalten. Wenn es sich nicht nach den Regeln der Mutter verhält gibt es keinen narzisstischen Nachschub für das Kind (Russel, 1985). Es passt sich den Anforderungen an und bekommt nun die grandiose, größenwahnsinnige Bestätigung, dass sein Verhalten die Welt formt. Als Abwehrmechanismus kommt es zur Identifikation mit dem Aggressor und das Kind behandelt andere fortan gleich wie es selbst behandelt wurde. Daraus ergibt sich ein Teufelskreis und der Narzissmus kann als familiär weitergegeben angesehen werden (Russel, 1985). Die hohen, übertriebenen Anforderungen der Eltern spürt das Kind sein Leben lang und wird auch im Erwachsenenalter nie zufrieden mit sich selbst sein. Es wird ständig versuchen das Idealselbst zu erreichen. Da es nicht erreicht werden kann, entwickelt der Erwachsene paranoide, wütende, defensive Grandiosität (Russel, 1985).
3.3 Der Narzissmus nach Kohut
Kohut (1971) stellte eine Doppelachsentheorie auf. Er spricht von zwei unabhängigen, normalen Entwicklungssträngen von Objektbeziehung und Selbstliebe. Im Normalfall führt die Objektbeziehungslinie vom Auto- Erotismus via Narzissmus zur erwachsenen Objektliebe. Andere Menschen werden fortan als separate Individuen wahrgenommen, welche das Kind mit Objektliebe lieben. Die Selbstliebe entwickelt sich vom Auto- Erotismus via Narzissmus zu sozial wertvolleren Formen und Transformationen von Narzissmus. Diese reifen Formen führen zu Kreativität, Empathieentwicklung, Humor und Weisheit. Diese Selbstliebe wächst durch die narzisstische Liebe der Eltern. Sie führt dazu, dass Eltern als Selbst- Objekte wahrgenommen werden, als idealisierte Extension des Selbst. Kohut (1971) vertritt die Meinung, dass alle Menschen Selbst- Objekte brauchen, da sie uns narzisstische Belohnung bringen und uns selbst reflektieren (Russel, 1985.
Beide Entwicklungsstränge zählen laut Kohut (1971) zur normalen Entwicklung der narzisstischen Libido. Unter günstigen Umständen werden sie in das erwachsene Ich integriert. Das grandiose Selbst wird zum normalen Selbstwert und die idealisierten Eltern werden durch Introjektion zum idealisierten Über-Ich, wodurch der Erwachsene dazu fähig ist andere und sich selbst zu bewundern. Der pathologische Narzissmus entsteht durch das Misslingen der Transformation des archaischen Narzissmus zum erwachsenen Narzissmus. Bei der normalen Entwicklung laufen beide Entwicklungsstränge parallel ab. Ab einem bestimmten Alter bemerkt das Kind die Lücken in der Erziehung der Eltern und dadurch deren Fehlerhaftigkeit. Die elterlichen Fehler ermutigen das Kind nun dazu, eine eigene psychische Struktur zu entwickeln, welche ihm selbst die Bestätigung und Unterstützung zukommen lässt, die das Kind zuvor den Eltern zugeschrieben hatte (Mitchell, 1979). Diese „wandelnde Internalisierung“ wird durch „optimale Frustrationen“ ausgelöst, womit gemeint ist, dass die Eltern dem Kind Grenzen setzen und ihm Verbote erteilen. Das bedeutet, dass das Kind die Unvollkommenheit der elterlichen Selbst- Objekte anerkennt und sich fortan selbst die narzisstische Bestätigung gibt, welche zuvor die Eltern bereitstellten. Das Kind nutzt die Eigenschaften mit denen es die Eltern ausgestattet hat als externen Teil seines Selbst um ein Gefühl von Ganzheit zu bekommen. Kommt es zur Erkennung von elterlichen Mängel, wird deren Bild transformiert und die vormals elterlichen, positiven Funktionen werden internalisiert und ein Teil des Selbst (Kohut, 1977; Russel, 1985). Das grandiose Selbst manifestiert sich in der Vorstellung und Erwartung der Bewunderung anderer. Normalerweise reagieren Eltern mit großer Begeisterung auf die ersten Schritte oder Worte des Kindes und durch das Spiegeln der Eltern fühlt sich das Kind sicher und das grandiose Selbst entsteht. Je älter, beziehungsweise je reifer das Kind wird, desto öfter spürt es, dass seine eigene Omnipotenz doch Grenzen hat und dadurch wird die Grandiosität gezähmt, womit die „optimale Frustration“ gemeint ist. Die optimale Frustration führt zu einer gesunden Entwicklung des Kindes. Es geht um die nicht- traumatisierende Abwesenheit der elterlichen Unterstützung, welche dazu führten, dass man die äußeren Selbst- Objekte bis zu einem gewissen Punkt verliert und dafür innere, eigene Unterstützung und Motivation kreiert (Watson, Little & Biderman, 1992). Wenn es zu keiner „optimalen Frustration“ kommt, versucht das Kind die Phase des primären Narzissmus wiederherzustellen, in welcher das Kind immer von der Gratifikation anderer abhängig ist.
Im Gegensatz zur optimalen Frustration gibt es allerdings auch die chronische Frustration, welche zum pathologischen Narzissmus führen kann. Hier handelt es sich nicht um Fehlverhalten in spezifischen Situationen, sondern um generelle Probleme mit den elterlichen Verhalten (Mitchell, 1979). Der pathologische Narzissmus entsteht durch massive Vernachlässigung durch die Mutter, was als traumatische Frustration bezeichnet wird. Das Kind empfindet sie als kalt, abweisend, destruktiv oder wurde von ihr als narzisstisches Objekt benutzt. Das pathologisch, grandiose Selbst wird dann beibehalten, wenn das Kind keine Erfüllung durch die Wertschätzung und das Spiegeln der Mutter findet, sprich die Eltern spiegeln die angebrachte Grandiosität des Kindes nicht. Das idealisierte Elternbild bleibt und das Kind ist nicht dazu in der Lage diese Idealisierung auf jemand anderen oder sich selbst zu projizieren. Diese Strukturen bleiben ein Leben lang erhalten. Das grandiose Selbst wird nach Selbst- Objekten suchen, die es spiegeln kann und das idealisierte Elternbild wird zu einem omnipotenten Objekt (Kohut, 1971; Kohut, 1977). Es ist wichtig zu erwähnen, dass nicht nur die ständige Abwesenheit der elterlichen Empathie zu pathologischem Narzissmus führen kann, sondern ebenso die unvorhersehbare An- oder Abwesenheit, was als Inkonsistenz beschrieben wird (Trumpeter et al., 2008).
Es zeigt sich, dass sich die verschiedenen Theoretiker in dem Punkt einig sind, dass es einen Zusammenhang zwischen der elterlichen Erziehung und dem Narzissmus gibt. Es gibt zwar Hinweise auf eine Vererbung des Narzissmus, diese hängt allerdings eher von der Tatsache ab, dass die Weitergabe des Narzissmus auf einem erzieherischen Teufelskreis beruht. NarzisstInnen erziehen ihre Kinder meist ebenfalls zu NarzisstInnen, welcher ihre Kinder wiederum zu NarzisstInnen erzieht. Die Basis scheint eher die Erziehung als die Genetik zu sein.
Um den Zusammenhang zwischen der elterlichen Erziehung und der Entstehung des Narzissmus im empirischen Teil zu untersuchen, müssen zuerst die verschiedenen Erziehungsstile betrachtet werden.
4 Erziehung
Die Nature-Nurture-Debatte befasst sich schon seit langer Zeit mit der Frage, ob die menschliche Entwicklung von der Nature, also der Anlage / den Genen oder der Nurture, also der Erziehung / der Umwelt abhängt. Heute geht man von einer komplexen Wechselwirkung zwischen genetischer Veranlagung, Erziehung der Eltern und anderen Umwelteinflüssen aus und davon, dass sich die verschiedenen Komponenten gegenseitig beeinflussen (Asendorpf, 2007).
Die elterliche Erziehung ist definitiv ein wichtiger und ausschlaggebender Teil der menschlichen Entwicklung und muss daher, im Sinne dieser Arbeit, genauer betrachtet werden. Für den Begriff der Erziehung gibt es keine einheitliche, gängige Definition. Im Allgemeinen kann die Erziehung als soziales Handeln definiert werden, mit dem Ziel bestimmte Lernprozesse bewusst und absichtlich auszulösen. Hurrelmann (2006) beschreibt die Erziehung als eine Form der Beeinflussung. Durch sie sollen subjektiv beschriebene Verbesserungen und Vervollkommnungen einer Person erreicht werden. Der Erzieher bestimmt welche Ziele angestrebt werden und beeinflusst damit aktiv die Erziehung. Er versucht mit Absicht bestimmte Veränderungen bei dem Kind zu erreichen. Heutzutage ist die Gesellschaft vor allem auf die individualistische Entwicklung ausgerichtet und die Erziehung strebt nach Persönlichkeitseigenschaften wie Ehrlichkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsgefühl und Selbstvertrauen.
Allerdings unterstützt nicht jede Form der Erziehung die Entwicklung derselben Eigenschaften. Es zeigt sich, dass bestimmte Ausprägungen der Erziehung immer wieder zusammen auftreten. In den Erziehungswissenschaften wird bestimmtes elterliches Verhalten beschrieben, welches zu verschiedenen Erziehungsstilen zusammengefasst wurde.
4.1 Erziehungsstile
Baumrind (1971) erstellte anlehnend an Lewins (1963) Führungsstile adäquate Erziehungsstile. Lewin (1963) beschrieb drei verschiedene Führungsstile, den autoritären, den demokratischen und den laissez-faire Stil. Baumrind übernahm diese Stile und projizierte sie auf die Erziehung mit den Bezeichnungen autoritär, autoritativ und permissiv. Die wichtigste Dimension war ihrer Meinung nach die elterliche Kontrolle, welche bei der autoritären Erziehung hoch, bei der autoritativen Erziehung mittel und bei der permissiven Erziehung niedrig ist.
Maccoby und Martin (1983) fügten einige Jahre später die Dimension Akzeptanz / Responsivität zu Baumrinds Kontrolltypologie hinzu und erweiterten die Typologie mit den Erziehungsstilen autoritativ, permissiv und autoritär um den uninvolvierten Erziehungsstil.
Bis heute stellen diese vier Typen die Grundlage der Erziehungsstile dar. Sie sind wichtig für die allgemeine Orientierung und eine erste, grobe Abschätzung über die Tendenz der elterlichen Erziehung. Diese vier Erziehungsstile werden durch zwei verschiedenen Erziehungsdimensionen, der elterlichen Kontrolle und der elterlichen Unterstützung, Akzeptanz oder Liebe vorhergesagt
4.1.1 Der autoritäre Erziehungsstil
Der autoritäre Erziehungsstil ergibt sich durch strenge Kontrolle der Eltern kombiniert mit wenig Akzeptanz, Wärme und Liebe. Die Kinder werden mit Bestrafungen diszipliniert und Folgsamkeit und Gehorsam stehen im Mittelpunkt. Kennzeichnend für diesen Stil sind die beschränkte Selbstbestimmung der Kinder und die seltene Unterstützung der Eltern (Baumrind, 1971). Folgen eines solchen Erziehungsstils können sozialer Rückzug, geringer Selbstwert, negatives Selbstbild und unsoziales Verhalten des Kindes sein. Autoritär erzogene Kinder sind im späteren Leben anfälliger für Substanzmissbrauch und Depression (Reinert, 2005).
4.1.2 Der uninvolvierte, vernachlässigende Erziehungsstil
Der uninvolvierte, vernachlässigende Erziehungsstil kennzeichnet sich durch fehlende Wärme und Liebe und zu wenig Beaufsichtigung. Die Eltern verhalten sich gleichgültig und vernachlässigend dem Kind gegenüber (Maccoby & Martin, 1983). In der Literatur wird die Bezeichnung der elterlichen Kälte synonym für diesen Erziehungsstil verwendet (Otway & Vignoles, 2006). Die Kinder entwickeln wenig soziale Kompetenz und weisen Schwierigkeiten in sozialen Bereichen auf. Spätere Folgen können erhöhte Delinquenz und Drogenkonsum, wie auch psychische Probleme aller Art, sein (Reinert, 2008).
4.1.3 Der permissive Erziehungsstil
Der permissive, nachgiebige Erziehungsstil wird durch viel Wärme und Zuneigung, aber wenig Kontrolle, Grenzen und Regeln der Eltern gekennzeichnet. Die Kinder erfahren keine Kontrolle und Überwachung, keine Bestrafungen und keine Konfrontation. Sie entwickeln meist einen selbstsüchtigen und egozentrischen Charakter, der dazu führt, dass sie sich anderen gegenüber oft ungerecht verhalten und Probleme im Sozialverhalten aufweisen. In der Literatur wird die elterliche Überbewertung sehr ähnlich definiert und daher synonym verwendet (Otway & Vignoles, 2006).
4.1.4 Der autoritative Erziehungsstil
Der autoritative Erziehungsstil kennzeichnet sich durch Liebe, Zuneigung, Wertschätzung und die dem Alter des Kindes entsprechende Kontrolle (Baumrind, 1971). Autoritativ erzogene Kinder entwickeln soziale Kompetenzen, Toleranz, ein gesundes Selbstvertrauen, höhere Leistungen in der Schule und sind weitaus weniger anfällig für psychische Erkrankungen oder Suchterkrankungen als Kinder die mit einem anderen Erziehungsstil erzogen wurden (Fuhrer, 2005; Reinert, 2008).
Es zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Erziehungsstilen und dem daraus resultierenden Verhalten der Kinder (Steinberg, Darling & Fletcher, 1995). Zu beachten ist in jedem Fall, dass der autoritative Erziehungsstil anscheinend nur in der westlichen, individualistischen Welt vorteilhaft für die Erziehung der Kinder ist. In kollektivistischen Gesellschaften scheint der autoritäre Erziehungsstil häufig positive Auswirkungen auf die Kindesentwicklung zu zeigen (Fuhrer, 2005). Allerdings ließen sich auch in den westlichen Ländern viele Eltern keinem der vordefinierten Erziehungsstile zuordnen (Steinberg et al, 1995).
Die Thematik führte zu immer häufiger werdenden Diskussionen in der Forschung. Barber (1996) nahm daraufhin eine essentielle Veränderung an der Erziehungsdimension Kontrolle vor und trennte sie in die physische und psychische Kontrolle.
4.2 Erziehungsdimensionen
Die drei Dimensionen elterliche Wärme, psychische Kontrolle und Verhaltenskontrolle scheinen die drei essentiellen Dimensionen der Erziehung zu sein. Die elterliche Wärme ist die wichtigste Erziehungsdimension, aber alle drei Dimensionen beeinflussen einander gegenseitig (Gray & Steinberg, 1999). Die psychische Kontrolle sollte möglichste gering und die physische Kontrolle eher hoch sein um eine positive Auswirkung auf die Kindesentwicklung zu gewährleisten (Barber, 1995).
Die elterliche Wärme, beziehungsweise Wertschätzung bedeutet, dass die Eltern die Besonderheit ihrer Kinder anerkennen, sie immer unterstützen, wenn sie es brauchen und Freude an der gemeinsam verbrachten Zeit äußern. Andere Begriffe in der Literatur mit derselben Bedeutung sind die elterliche Bestärkung (Sheldon, Ryan & Reis, 1996) und die elterliche Unterstützung bzw. Support (Lamborn et al., 1991)
Unter psychischer Kontrolle versteht man Strafandrohungen als Konsequenz für schlechtes Verhalten, Liebesentzug bei Nichtkooperation, Auslösung von Schuldgefühlen im Falle einer anderen Meinung (Barber, 1995). Grolnick und Farkas (2002) ergänzen, dass die Entwicklung der kindlichen Autonomie ausschließlich durch das Fernbleiben psychischer Kontrolle erfolgen kann. Die psychische Kontrolle, wird als Erziehungsdimension beschrieben, welche durch ihr Fernbleiben zu positiveren Entwicklungen führt. Eltern, welche keine psychische Kontrolle bei ihren Kindern anwenden, fördern dadurch ihre Eigenständigkeit und das Gefühl von Autonomie. Es geht um die Akzeptanz und das Ernstnehmen von Bedürfnissen und Ansichten des Kindes und eine gesprächs- und kompromissbereite Einstellung der Eltern gegenüber ihren Kindern. Es ist essentiell den Kindern eigene Entscheidungen zu ermöglichen um ihre Entscheidungsfähigkeit und Selbstverantwortlichkeit zu stärken. Als psychisch kontrollierend werden Eltern bezeichnet, welche ihren Kindern keine eigenen Erfahrungen gestatten und andere Meinungen nur dann akzeptieren, wenn sie ihren eigenen entsprechen. Tut, sagt oder denkt das Kind etwas anderes als einer der Eltern kann es, wie bereits erwähnt, zu Liebesentzug, Strafandrohungen und der Auslösung von Schuldgefühlen kommen (Barber, 1995).
Die physische Kontrolle wird synonym auch als Verhaltenskontrolle, Supervision oder Monitoring bezeichnet. Grundsätzlich ist damit gemeint, dass die Eltern über die Aufenthaltsorte, die Kontakte und die Aktivitäten ihres Kindes Bescheid wissen (Barber, 1995). Die physische Kontrolle ergibt sich aus einem Zusammenspiel von angemessenem Fordern und Grenzen setzen der Eltern. Damit ist gemeint, dass die Eltern ihren Kindern zutrauen können altersgerechte Situationen zu meistern und Forderungen stellen können die ihre Entwicklung voranbringen. Konflikte zwischen den Eltern und den Kindern sollten ebenso nicht gemieden werden, mit dem Vermerk darauf, dass die Eltern konstant klare dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechende Grenzen setzen und auf deren Einhaltung bestehen (Schneewind, 2007).
Studien haben ergeben, dass fehlende Verhaltenskontrolle zu externalisierendem Problemverhalten wie Drogenkonsum und erhöhter Delinquenz führen kann. Hohe psychische Kontrolle hingegen korreliert hauptsächlich mit internalisiertem Problemverhalten wie zum Beispiel der Depression. Zusätzlich korreliert sie auch mit externalisiertem Problemverhalten, aber nur wenn die Verhaltenskontrolle gleichzeitig hoch ist. Im Normalfall stehen die Verhaltenskontrolle und die psychische Kontrolle in einer inversen Beziehung (Barber, 1996), kommt es allerdings zu hohen Werten in beiden Formen der elterlichen Kontrolle, könnte das daran liegen, dass die Eltern bei dem Kind deviante Züge erkennen und mit Hilfe des „Overmanagement“ versuchen das Kind so stark wie möglich zu kontrollieren (Pettit, Laird, Dodge, Bates & Criss, 2001). Die reine Verhaltenskontrolle wird als Schlüsselfaktor in der Erziehung angesehen, um normverletzendes Verhalten ausschließen zu können (Fuhrer, 2005). In der Literatur wird oft der Begriff inkonsistente Disziplin für fehlende, beziehungsweise inkonsistente Verhaltenskontrolle verwendet, mit dem Zusatz, dass damit auch fehlendes Interesse und eine gewisse Gleichgültigkeit bezüglich der Einhaltung der Regeln und Grenzen gemeint ist. Begriffe mit einer ähnlichen Definition, welche oft synonym verwendet werden sind die physische Kontrolle und die elterliche Involviertheit, wobei die weitaus gängigste Bezeichnung der Begriff des Monitoring darstellt (Sheldon et al., 1996).
Die beste Kombination der verschiedenen Dimensionen scheint ein hoher Grad an elterlicher Wärme, eine altersgerechte Verhaltenskontrolle und wenig psychische Kontrolle zu sein, welche nachweisliche zum Beispiel zu den höchsten Schulleistungen führt (Gray & Steinberg, 1991).
Wie bereits erwähnt, geht man heutzutage davon aus, dass die drei Erziehungsdimensionen ausreichend erforscht wurden. Daher wird m Zuge dieser Arbeit ein Verfahren zur Erhebung der elterlichen Erziehung angewandt, welches diese drei Erziehungsdimensionen differenziert erhebt.
Im nachfolgenden Abschnitt wird genauer auf den aktuellen Forschungsstand bezüglich in Abschnitt 4. beschriebener elterlicher Erziehung und dem Zusammenhang mit der Entstehung von Narzissmus eingegangen.
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- Eva Bauly (Author), 2018, Zu Narzissten erzogen? Wie die elterliche Erziehung und die Entstehung von Narzissmus zusammenhängen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438882
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