Die Wanderausstellung ”Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944” des Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) war 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges angetreten, um ein Kapitel der deutschen und österreichischen Geschichte endgültig aufzuarbeiten: den Vernichtungskrieg der Wehrmacht auf dem Balkan und in der Sowjetunion von 1941 bis 1944. 1 Schon kurze Zeit nach ihrer Eröffnung wurde deutlich, dass die Ausstellung selbst zu einem Kapitel deutscher und österreichischer Geschichte geworden ist. Kaum einmal zuvor hatte die deutsche Öffentlichkeit derart engagiert und andauernd über ihre Vergangenheit gestritten. In den Auseinandersetzungen im Frühjahr 1997 wurde sie zum Spielball politischer Interessen und polarisierte Befürworter und Gegner. Über inhaltliche Aspekte, die methodische Konzeption der Schau und um wissenschaftliche Genauigkeit bei Recherche entbrannte eine hitzige Kontroverse, die bis heute andauert.
In der vorliegenden Arbeit werde ich einen Überblick über die Entwicklung der sogenannten ”Wehrmachtsausstellung” geben. Weiterhin werde ich Fragen und Probleme erörtern, welche durch die Ausstellung in ganz grundsätzlicher Natur aufgeworfen wurden. Damit soll das Seminarthema ”Kontroversen der Geschichtswissenschaft” vertieft werden.
Vor allem der kontroverse Umgang mit der Wehrmachtsausstellung in der Öffentlichkeit ist meines Erachtens interessant, zeigt er doch sehr deutlich, wie brisant das Thema immer noch ist, und von welcher Bedeutung die Methoden und die Genauigkeit der Aufarbeitung sind. Dabei offenbaren sich meines Erachtens vielfältige Probleme: die Grundregeln des wissenschaftlichen Arbeitens und Diskurses scheinen selbst in der Fachwelt nicht hinreichend Beachtung zu finden. Weiterhin scheint die Überheblichkeit der Fachwelt gegenüber der Öffentlichkeit fatale Folgen zu hinterlassen, denn was Historikern ”schon lange bekannt” und für diese ”hinreichend belegt” ist, darf deswegen nicht einfach zu den Akten gelegt werden, sondern sollte vielmehr den Weg in die Öffentlichkeit finden. So wurde gerade in Verbindung mit der Wehrmachtsausstellung deutlich, wie verschieden die Kenntnisse der Bevölkerung über die eigene Geschichte sind und wie groß der Bedarf ist, sich damit auseinander zu setzen. Deshalb werde ich auch auf die grundsätzliche Bedeutung der Kontroverse um die Ausstellung eingehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944"
- Entstehung und Stationen
- Thesen und Kernaussagen der Ausstellung
- Reaktionen der Öffentlichkeit und der Medien
- Die wissenschaftlichen Kritiker
- Bogdan Musial
- Krisztián Ungváry
- Dieter Schmidt-Neuhaus
- Die Kommission zur Überprüfung der Ausstellung
- Sinn und Berechtigung der "Wehrmachtsausstellung"
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Entstehung, den Inhalt und die Resonanz der Wanderausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS). Sie betrachtet die Ausstellung im Kontext der deutschen und österreichischen Geschichtsdebatte und untersucht die kontroversen Reaktionen in der Öffentlichkeit und der Fachwelt.
- Die Entstehung und die Stationen der Ausstellung
- Die zentralen Thesen und Kernaussagen der Ausstellung
- Die Reaktion der Öffentlichkeit und der Medien auf die Ausstellung
- Die wissenschaftliche Kritik an der Ausstellung
- Die Sinnhaftigkeit und Berechtigung der "Wehrmachtsausstellung"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Hintergrund und die Aktualität der Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944", die 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Kapitel der deutschen und österreichischen Geschichte endgültig aufarbeiten wollte: den Vernichtungskrieg der Wehrmacht auf dem Balkan und in der Sowjetunion.
Das erste Kapitel widmet sich der Entstehung und den Stationen der Ausstellung. Es stellt das Hamburger Institut für Sozialforschung als Veranstalter der Ausstellung vor und beleuchtet die Motivation und die Ziele des Forschungsprojekts.
Das zweite Kapitel untersucht die zentralen Thesen und Kernaussagen der Ausstellung, die den Gewaltcharakter der NS-Gesellschaft und die Entgrenzung des nationalsozialistischen Krieges thematisierte.
Das dritte Kapitel analysiert die Reaktionen der Öffentlichkeit und der Medien auf die Ausstellung, die zu einer kontroversen Debatte über die deutsche Geschichte und die Rolle der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg führte.
Schlüsselwörter
Wehrmachtsausstellung, Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht, Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS), Geschichtsdebatte, deutsche Geschichte, österreichische Geschichte, Kontroversen, wissenschaftliche Kritik, öffentliche Meinung, Medienrezeption.
- Quote paper
- Stephan Grünberger (Author), 2003, Die Ausstellung Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 - 1944 und ihre Resonanz in der Öffentlichkeit und Fachwelt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43880