Wenn in den Veröffentlichungen zu Friedrich Dürrenmatts `Requiem auf den Kriminalroman´ Das Versprechen von Wahnsinn die Rede ist, dann wird zunächst der Wahnsinn der Hauptfigur, Kommissär Matthäi, thematisiert, der aufgrund der Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen, den Täter eines Mordfalles dingfest zu machen, den Verstand verliert. Die Entwicklung des Protagonisten ist ein Hauptkriterium für den Verfall des klassischen Detektivromans, weswegen Das Versprechen nicht zu Unrecht als Requiem auf den Kriminalroman fungiert. Alle übrigen Figuren werden meist keiner genaueren Analyse unterzogen, obwohl auch sie aufgrund ihrer speziellen Ausgestaltung wesentlich vom Schema des klassischen Detektivromans abweichen und somit dazu beitragen, daß sich Das Versprechen als Requiem herausstellt, was literaturwissenschaftlich gewiß der interessanteste Untersuchungsgegenstand des Romans ist. Betrachtet man die Figuren allerdings ausschließlich unter dem Motiv des Wahnsinns, so läßt sich feststellen, daß abgesehen von der Person des Kommissärs mehrere Anhaltspunkte für Wahnsinn im Roman zu finden sind. Die Darstellung des Wahnsinns als Phänomen als solches ist allerdings gänzlich unmöglich -ein Mensch kann nur dann als wahnsinnig bezeichnet und als Romanfigur ausgestaltet werden, wenn bestimmte Attribute und Verhaltensweisen erkennbar sind, die zu einer entsprechenden Beurteilung führen. Einige Figuren im Versprechen und auch im vorangegangenen Film Es geschah am hellichten Tag sind so dargestellt, daß man sie alle als wahnsinnig bezeichnen würde, wobei sie sich hinsichtlich ihrer Verhaltensweisen im einzelnen wesentlich voneinander unterscheiden und der Wahnsinn bei jedem einzelnen auf völlig individuelle Ursachen zurückzuführen ist. Es lassen sich also anhand der Figuren im Roman wie auch im Film verschiedene Facetten von Wahnsinn aufzeigen, die von Apathie bis zu zügelloser Aggressivität reichen und aus bloßer Triebhaftigkeit, übersteigerter Emotion, Starrsinn oder Schwachsinnigkeit herrühren, was im folgenden noch ausführlich zu behandeln ist.
Inhaltsverzeichnis
- Wahnsinn
- Das Versprechen: allgemeine Kriterien des Detektivromans und Dürrenmatts Vorlage als Requiem
- Die Darstellung des Wahnsinns: Das Versprechen
- Hauptfiguren
- Kommissär Matthäi
- Albert Schrott
- Nebenfiguren
- Von Gunten
- Frau Schrott
- Matthäis Kollegen und Vorgesetzte
- Hauptfiguren
- Die Darstellung des Wahnsinns: Es geschah am hellichten Tag
- Hauptfiguren: Albert Schrott
- Nebenfiguren: Jacquier
- Das Versprechen und Es geschah am hellichten Tag im Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Aufsatz analysiert die Darstellung von Wahnsinn in Friedrich Dürrenmatts Roman Das Versprechen und dem Film Es geschah am hellichten Tag. Der Fokus liegt dabei auf den Haupt- und Nebenfiguren sowie deren Verhalten und Motivationen, die aufzeigen, wie Dürrenmatt das traditionelle Schema des Detektivromans durch die Einbindung des Motivs des Wahnsinns untergräbt.
- Die Dekonstruktion des klassischen Detektivromans durch das Motiv des Wahnsinns
- Die Darstellung unterschiedlicher Facetten von Wahnsinn bei den Figuren
- Die Rolle von Motivation und Verhalten der Figuren in Bezug auf ihre "Wahnsinns"-Merkmale
- Der Vergleich zwischen der Roman- und der Filmversion in Bezug auf die Darstellung des Wahnsinns
- Die Bedeutung der Etymologie des Wortes "Wahnsinn" für die Analyse der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel legt den Fokus auf die Definition und Etymologie des Begriffs "Wahnsinn". Es werden verschiedene Aspekte und Ausprägungen von Wahnsinn erörtert, die im Laufe des Aufsatzes anhand der Figuren in Das Versprechen und Es geschah am hellichten Tag näher beleuchtet werden.
Kapitel 2 beleuchtet die allgemeinen Kriterien des klassischen Detektivromans und stellt Das Versprechen als ein Requiem auf diese literarische Gattung dar. Dürrenmatts Werk bricht mit traditionellen Konventionen und zeigt durch die Integration des Wahnsinn-Motivs, wie der klassische Detektivroman an seine Grenzen stößt.
Kapitel 3 analysiert die Figuren im Roman Das Versprechen im Hinblick auf das Motiv des Wahnsinns. Es werden die Hauptfiguren, Kommissär Matthäi und Albert Schrott, sowie die Nebenfiguren Von Gunten, Frau Schrott und Matthäis Kollegen und Vorgesetzte genauer betrachtet, um ihre jeweiligen Ausprägungen von Wahnsinn zu beleuchten.
In Kapitel 4 wird die Darstellung des Wahnsinns in Es geschah am hellichten Tag behandelt. Der Fokus liegt dabei auf den Hauptfiguren Albert Schrott sowie der Nebenfigur Jacquier und deren Rolle im Kontext des Films.
Das fünfte und letzte Kapitel befasst sich mit einem Vergleich zwischen Das Versprechen und Es geschah am hellichten Tag hinsichtlich der Darstellung des Wahnsinns. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Werke aufgezeigt und die Frage beantwortet, wie die jeweiligen Adaptionen des Motivs des Wahnsinns zu verstehen sind.
Schlüsselwörter
Der Aufsatz beschäftigt sich mit den Themen Wahnsinn, Detektivroman, Requiem, Friedrich Dürrenmatt, Das Versprechen, Es geschah am hellichten Tag, Figurencharakterisierung, Motiv, Film- und Romanadaption.
- Quote paper
- Jörg Röder (Author), 2004, Die Darstellung des Wahnsinns in Friedrich Dürrenmatts Roman 'Das Versprechen' und in dem Film 'Es geschah am hellichten Tag', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43878