Die Fremdheit im Mittelalter umfasst ein derart großes Spektrum, welchem der Umfang einer Masterarbeit nicht gerecht werden kann. Neben den damaligen Reisen in ferne Länder zählen auch wundersame Elemente und unerklärliche Begebenheiten, wie Zauber und Magie, zu der fremden Welt des Mittelalters.
Diese Arbeit konzentriert sich auf den Aspekt der religiösen Andersheit. Das Thema der Fremdheit war bereits im Mittelalter ein beliebtes literarisches Motiv. Anhand der Untersuchung von akademischen Veröffentlichungen wie dem mittelhochdeutschen Wörterbuch oder theologischen Skripten soll versucht werden, sich mit den Denkweisen der vergangenen Zeit auseinanderzusetzen. Es eignet sich hier besonders, einen Vergleich zwischen theoretischen Vorgaben und literarischer Umsetzung zu schaffen.
Inhalt
1. Einleitang
2. Zum Begriff der Fremdheit - Versuch einer Definition
2.1 Fremdwahrnehmung - das Eigene und das Fremde
2.2 Hintergründe der Identität- und Alteritätsforschung
2.2.1 Einblicke in die interkulturelle Literaturwissenschaft
3. Das fremde Mittelalter
3.1. Der ?vremde“ im Mittelalter
3.1.1 Religiöser Pluralismus
3.1.2 Fremdheit zur Zeit der Kreuzzüge
3.2 Toleranzdenken in mittelhochdeutscher Literatur
4. Das Rolandslied des Pfaffen Konrad - Text und Forschungsstand
4.1 Die Darstellung der Heiden und Christen
4.1.1 Die Heiden alias ?des tuvelis kint“
4.1.2 Die Christen als ?gotes helede“
4.2 Ablehnung oder Akzeptanz?
5. Wolframs von Eschenbach Willehalm - Text und Forschungsstand
5.1 Das Verhalten und die Positionsbestimmungen
5.1.1 Willehalm
5.1.2 Arabei, die getaufte Frau Gyburc
5.1.3 Rennewart
5.2 Duldung oder Feindlichkeit?
6. Schlussbetrachtungen
7. Literaturverzeichnis
Vorwort
Die vorliegende Masterarbeit entstand im Rahmen meines Germanistik-Studiums an der Universität Luxemburg.
Die Idee zu dieser Thematik wurde über die gesamte Dauer meines Studiums immer konkreter. Die Themenbereiche Interkultur alitât und Mediävistik sorgten während meiner gesamten Studienzeit immerwährend für Begeisterung. Ich bin sehr dankbar, die Möglichkeit zu haben, diese beiden Disziplinen zu vereinen und so meine Laufbahn als Studentin gebührend abschließen zu können.
Ein besonderer Dank gilt Frau Dr. Amelie Bendheim für die Betreuung dieser Arbeit. Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. Sieburg für die Bereitschaft, die Zweitkorrektur zu übernehmen.
Weiterhin danke ich Frau Dr. Birgit Huemer, die mir, während des Seminars ?Schreibwerkstatt-Masterarbeit“ eine sehr große Stütze war.
Mein besonderer Dank gilt meinen Eltern und meinem Freund, die mich immer unterstützt und ermutigt haben.
Esch/Alzette, Mai 2018
Cathy Schoetter
1. Einleitung
Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.
Franz Kafka
Die Fremdheit im Mittelalter umfasst ein derart großes Spektrum, welchem der Umfang einer Masterarbeit nicht gerecht werden kann. Neben den damaligen Reisen in ferne Länder zählen auch wundersame Elemente und unerklärliche Begebenheiten, wie Zauber und Magie, zu der fremden Welt des Mittelalters. Diese Arbeit konzentriert sich auf den Aspekt der religiösen Andersheit. Das Thema der Fremdheit war bereits im Mittelalter ein beliebtes literarisches Motiv. Anhand der Untersuchung von akademischen Veröffentlichungen wie dem mittelhochdeutschen Wörterbuch oder theologischen Skripten soll versucht werden, sich mit den Denkweisen der vergangenen Zeit auseinanderzusetzen. Es eignet sich hier besonders, einen Vergleich zwischen theoretischen Vorgaben und literarischer Umsetzung zu schaffen.
Ziel dieser Masterarbeit ist es, den Umgang mit Fremdheit bzw. Andersheit in der mittelalterlichen Literatur genauer zu untersuchen. Auf der Grundlage der beiden Primärtexte Willehalm und Rolandslied steht der Umgang mit religiöser Andersheit im Fokus. Das Rolandslied, geschrieben vom Pfaffen Konrad, basiert auf einem historischen Feldzug Karls des Großen im Jahre 778 und der darauf folgenden Schlacht bei Roncesvalles.1 Das Werk stammt aus dem Jahre 1170 und basiert auf der altfranzösischen Chanson de Rolande. Bei Wolframs von Eschenbach Epos Willehalm ist eine genaue Datierung viel komplexer. Es ist ungefähr dreißig Jahre nach dem Rolandslied erschienen und behandelt auch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen. Als Vorlage dient hier ebenfalls eine altfranzösische Chanson de Geste, La Bataille d’Aliscans.2
Sowohl über Wolfram von Eschenbach als auch über den Pfaffen Konrad gibt es nur wenige eingetragene Quellen, die eine Nachbildung ihres möglichen Lebensweges zulassen, über den Pfaffen Konrad, den Verfasser des Rolandslieds, liegen keine Nachweise vor, wohingegen sich durch einige Andeutungen in Wolframs Werken, einschließlich des Willehalms, auf Herkunftsort und Familienlinie Rückschlüsse ziehen lassen. Obwohl die beiden Texte über 800 Jahre alt sind, scheint die behandelte Thematik heute aktueller den je zu sein. Anschläge, Gewalt und Kriege werden auf dem Rücken der Bevölkerung und deren Glaubensrichtung ausgetragen. Fehlendes Wissen und vorherrschende Intoleranz gegenüber Fremden führen heute wie damals zu verheerenden Umständen.
Der erste Teil der Arbeit widmet sich neben der terminologischen Klärung, unter anderem der Identitäts- und Alteritätsforschung sowie dem Toleranzdenken in der mittelhochdeutschen Literatur. Es soll nicht zu einer falschen Analogiebildung kommen, indem das moderne Toleranz- und Fremdenverständnis ?einer demokratischpluralistischen Gesellschaft“ unflektiert auf das Mittelalter übertragen wird.3 Auf Basis von etymologischen Begriffsdefinitionen und Bibelquellen soll versucht werden sich mit den Denkweisen der vergangenen Zeit auseinanderzusetzen. Um den massiven Umfang dieser Thematik einzugrenzen, liegt der Hauptaspekt dieser Arbeit, auf dem religiösen Pluralismus und dem Konnex mit fremden Glaubensrichtungen. Die Auseinandersetzung mit den fremden Elementen in beiden Texten fungiert als roter Faden dieser Arbeit. Der Hauptteil gliedert sich in zwei große Teile. Die einzelnen markanten Textstellen in den Primärtexten werden punktuell analysiert. Zuerst wird das Rolandslied des Pfaffen Konrad untersucht und anschließend der Willehalm Wolframs von Eschenbach. Diese Gliederung ergibt sich aus der zeitlich aufeinanderfolgenden Erscheinung der beiden mittelalterlichen Texte. Durch die chronologische Vorgehensweise wird der spätere Vergleich vereinfacht und es lässt sich genauer untersuchen, ob sich die Literatur mit der Zeit verändert hat. Die Analyse des Willehalms wird umfangreicher ausfallen als die des Rolandsliedes. Der Umgang mit Fremdheit in Wolframs Werk ist weitsichtig und richtungsweisend. Das Rolandslied des Pfaffen Konrad hingegen fungiert als Vorzeigewerk der christlichen Kreuzzugsideologie und wird von einer konservativen Sichtweise bestimmt. Auf einer sprachlichen Ebene wird untersucht, mit welchen semantischen Feldern das Fremde beschrieben wird. Auf einer literaturwissenschaftlichen Ebene soll analysiert werden, wie die verschiedenen Figuren im Willehalm bzw. im Rolandslied auf Fremde reagieren und wie sie mit Fremdheit umgehen. Diese beiden literarischen Werke eignen sich besonders gut für die Analyse, weil ihre Handlungen auf den religiösen Kriegen dieser Zeit basieren. Anschließend werden Divergenzen und Similaritäten der beiden Primärtexte herausgearbeitet. In den Schlussbetrachtungen werden noch einmal die wichtigsten religiösen Elemente zusammengefasst, um deren Bedeutungen näher zu sondieren. Es soll ebenfalls geklärt werden, wie die beiden Texte sich in Bezug auf religiöse Toleranz und Akzeptanz unterscheiden.
2. Zum Begriff der Fremdheit - Versuch einer Definition
2.1 Fremdwahrnehmung - das Eigene und das Fremde
Der Kulturdiskurs und der damit zusammenhängende Bereich der Interkulturalität sind in der heutigen Zeit unumgänglich. Obwohl das Zusammentreffen von unterschiedlichen Kulturen zur Normalität geworden ist, Stehen Stereotypen und das ?Denken-wie-üblich“4 einer funktionierenden multikulturellen Gesellschaft oft im Wege. Nach Alfred Schütz ist das Denken-wie-üblich ?ein Denkmanöver von Gewohnheiten, das Eigene, was den Menschen ausmacht.“5
Situationen, Gespräche oder Handlungen können aufgrund des kulturellen Einflusses von zwei Individuen mit verschiedenen kulturellen Voraussetzungen unterschiedlich erfasst werden.6 Konflikte entstehen in diesem Zusammenhang oft durch Stereotypen, Nichtwissen und Missverständnisse.
Um sich dieser möglichen Unstimmigkeiten überhaupt bewusst zu werden, gilt es aber zunächst zu begreifen, worum es sich bei einer Kultur handelt. Kultur ist ein ?erlerntes Orientierungs- und Referenzsystem von Werten, Artefakten und Praktiken, das von Angehörigen einer bestimmten Gruppe oder Gesellschaft kollektiv gelebt und tradiert wird und sie von Angehörigen einer anderen Gruppe unterscheidet.7 Man differenziert zwischen der Kultur als abgeschlossenes System und der Kultur als Fluxus. Im abgeschlossenen System wird Kultur als homogen und statisch begriffen. Dies zieht eine interne Kohärenz nach sich sowie gemeinsam geteilte Normen, Werte und Gewohnheiten. ?Jede Nation“, hat nach Johann Gottfried Herder, ?ihren Mittelpunkt der Glückseligkeit in sich wie jede Kugel ihren Schwerpunkt.8 Kulturen sind laut Herder in sich geschlossen und eindeutig von den anderen differenzierbar.
Der Sozialanthropologe Ulf Hennerz spricht sich gegen ein solch hermetisches Kulturverständnis aus. Er sieht Kultur als ?globalisierten Austauschprozess“9 von Menschen, Waren und Bedeutungen. Der Mensch ist ein Geschöpf, das mit all ?seinen biologischen Funktionen ein Bestandteil der Natur [ist]“10, und das in einen prädestinierten kulturellen Lebenskreis ?hineingeboren und hineinsozialisiert“11 wird. Der prädestinierte Lebenskreis ist jedoch kein abgeschlossenes Konstrukt, sondern ein Produkt menschlichen Handelns und Gestaltens.
Kultur soll einerseits Traditionen und Bräuche einer Gesellschaft stützen und ihren inneren Zusammenhalt stärken. Andererseits darf Kultur jedoch nicht als Vorwand zur Ab- und Ausgrenzung beansprucht werden. Kultur soll ein identitätsstiftendes Vermögen sein, das veränderbare Tendenzen zulässt und aufnimmt.
Fremdheit und Eigenheit sind zwei Gebilde, die sich gegenüber Stehen. Es muss sowohl Ähnlichkeiten wie auch prägnante Gegensätze geben, dass es überhaupt zu einem Aufeinandertreffen von Fremd und Eigen kommen kann. Unter einem Fremden stellt Schütz sich ?einen Erwachsenen unserer Zeit vor, welcher den Wunsch hat, sich einer ihm fremdem Zivilisation zu nähern und danach strebt, von dieser geduldet und akzeptiert zu werden.12
Die meisten Menschen definieren Fremdheit oder einen Fremden über den Maßstab ihres eigenen Horizontes. Die Bestimmung von Fremdheit ist demnach immer eine Rückführung auf das Eigene. Riten, Kommunikations- und Verhaltensweisen sowie religiöse Traditionen werden miteinander verglichen und bei wenig bis überhaupt keiner Übereinstimmung resultiert ein Fremdheitsgedanke. Der indische Professor Pramod Talgeri beschreibt ?die Aneignung des Fremden als Horizonterweiterung des Eigenen“13 wie folgt:
?Die Erfahrung der Alterität würde in dem Subjekt einen Desorientierungsprozeß auslösen, indem sie einen Bruch der Kontinuität der Identifikation mit dem eigenkulturellen Wertsystem veranlaßt. Dabei würden die traditionellen Orientierungsparameter vorübergehend aufgehoben. Das in seiner eigenen Kultur fest verwurzelte Subjekt würde durch die Erfahrung der Alterität aus seiner Verwurzelung in der eigenkulturellen Tradition abgesetzt. Die Konsistenz in der Identifikation mit dem eigenkulturellen Wertsystem würde abbrechen.“14
Die Zuschreibung von Fremdheit beinhaltet des öfteren eine Hierarchisierung zwischen den gegenüb erstehenden Parteien. Das westlich gedachte Eigene ?gilt als alleiniger Maßstab bei der Beurteilung fremder Realität.15 Die westliche Population gerät häufig in den Fokus der Kritik, weil ihr vorgeworfen wird, sich als einzige Hochkulturanzusehen und die übrigen Kulturen fälschlicherweise zu degradieren. Diese Anschuldigungen fundieren auf den vergangenen kolonialen Bestrebungen der okzidentalen Machtmenschen.
Es ist wichtig sich einzugestehen, dass man nicht alles was fremd ist, verstehen kann. Der menschliche Drang sich alles, anzueignen was anders erscheint, muss gebändigt werden, um die hierarchischen Gebilde zu bezwingen. Die Akzeptanz des Nicht-Verstehens trägt mit erheblichem Maße zu einer funktionierenden, interkulturellen Beständigkeit bei. Man sollte einem Fremden mit Hochachtung und Würde gegenüber treten. Der neuen Kultur kann Wissensdrang entgegengebracht werden, jedoch sollten nicht wegen unangebrachter Analogien hierarchische Interessenskonflikte auftreten.
Jemanden als fremd zu bezeichnen, kann aber auch eine latente Botschaft zum Ausdruck bringen so wie Missgunst oder Unsicherheit. Interkulturelle Aufeinandertreffen dürfen nicht ausgenutzt werden, um systematisierte Anordnungen zu legitimieren. Eine fremde Kultur darf nicht Mittel zum Zweck sein, um der eigenen Kultur Anerkennung zu zollen.
2.2 Hintergründe der Identität- und Alteritätsforschung
Unter dem Begriff Alterität versteht man zunächst einmal das Andere oder die Andersheit.16 Die genaue Definition des Begriffs Alterität löst in der Forschungsliteratur immer noch kontroverse Diskussionen aus.
Wolfgang Raibie belegt in seinem Essay, dass Alterität unmittelbar mit der eigenen Identität in Verbindung steht. Es handelt sich um eine ?dialektische [Verbindung], die wechselseitig fungiert.17 Der US-amerikanische Literaturtheoretiker Edward Said stützt sich in seinem Beitrag auf die These, ?daß sich die Definition der nationalkulturellen Identität erst über die Abgrenzung von einer Alterität gestaltet.“18
[...] the development and maintenance of every cultore require the existence of another different and competing alter ego. The construction of identity - for identity, whether of Orient or Occident, France or Britain, while obviously a repository of distinct collective experiences, is finally a construction - involves establishing opposites and “others“ whose actuality is always subject to the continuous interpretation and reinterpretation of their differences from “us“. Each age and society recreates its “others“. Far from a static thing then, identity of self or of “other“ is much worked-over historical, social, intellectual and political process that takes place as a contest involving individuals and institutions in all societies.19
Die kulturelle Identität eines Individuums steht in ständig wechselwirkenden Interaktionsprozessen mit seinem sozio-kulturellen Umfeld.20 Jeder Mensch ist stets auf der Suche nach Elementen, mit denen er sich identifizieren kann. Es hegt in der menschlichen Natur, sich mit manchen Aspekten definieren zu wollen und dadurch soziale Kohäsion zu erfahren. Es entsteht ein kollektives Gefühl der Zugehörigkeit, das sogenannte ?Wir-Gefühl“21
Man darf jedoch nicht unerwähnt lassen, dass sich der Begriff der Identität auch auf die ?kategoriale Belegung einer Figur [bezieht], mittels welcher ein Keil getrieben wird zwischen den Innenraum des «Eigenen» und das abgegrenzte, äußere «Fremde»22 Hier versteht man Identifikation als Abgrenzung von jenen, die sich abweichenden Ansichten verschrieben haben. Beschränkt man sich auf eine Identifikation nach Kategorien, kommt es zu einer ?hierarchischen Ordnung der Figuren untereinander.“23 Sobald die verschiedenen Figuren miteinander interagieren, kommt es zu Vergleichen und Verlagerungen von Machtpositionen.
2.2.1 Einblicke in die interkulturelle Literaturwissenschaft
Interkulturelle Begriffe wie Fremdheit oder Alterität sind Grundmotive der ?Literatur von der Odyssee bis zur Migrationsliteratur der Gegenwart.“24 Literatur diente bereits in der Antike als ?ein wichtiges Moment der Stiftung und Weiterentwicklung kultureller Identität.25 Sie fungiert einerseits als Mitstifter von kultureller Identität und andererseits entwickelt sie kunstvoll Problematiken, die veranschaulicht werden müssen.
Literatur eignet sich besonders gut als Medium zur Herangehensweise an fremde Kulturen. Sie verkörpert bereits wegen ihrer Eigenart ein Gegenprogramm zu Gewissheiten und schafft mit Neugierde und Fragen die Eintracht zwischen Unbekanntem und Konventionellem. Literatur führt uns in einen Grenzraum, der zum Staunen anregen kann. ?Alltägliche Handlungen des Selbstverständlichen zu berauben und das dadurch ermöglichte Staunen in Worte zu fassen, die das Singuläre der Handlung in übergeordnete Kontexte stellen.“26 Im Folgenden beziehe ich mich auf die Forschungsergebnisse von Dieter Heimböckel:
Das Gewahrwerden der eigentümlichen Andersheit manifestiert sich als Staunen. Es ist ein Staunen einerseits über das Andere, andererseits über das Denken-wie-üblich und seine Begrenztheit. Das Staunen initiiert den Ausbruch aus dem Denken-wie-üblich und setzt damit ein Staunen über die Begriffe des Eigenen und Anderen frei. Das Staunen ist Vehikel der Interkulturalität. [...] Das Staunen ist Ausdruck der Begegnung mit dem Unvertrauten, eine Weise bewusstwerdenden Nichtwissens.27
Es darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Literatur genauso gut Mittel zur Abgrenzung sein kann. In der anschließenden Textanalyse über das Rolandslied des Pfaffen Konrad wird ein Werk vorgestellt, das gerade wegen seiner konservativen und intoleranten Haltung Fremden gegenüber Zuspruch bekam.
3. Das fremde Mittelalter
Das Interesse an der mysteriösen Epoche des Mittelalters steigt stetig. Der Germanist Harald Kleinschmidt typisiert dieses Phänomen, in dem 1990 erschienen Sammelwerk Das Mittelalter - unsere fremde Vergangenheit, stichhaltig:
?Die Ent-Fremdung des Fremden im Femen führt so paradoxerweise zur Rekonstmktion des vergangenen Eigenen als Fremdes. Mit anderen Worten: Wir erfahren das Fremde heute nicht mehr in erster Linie durch Reisen in die Feme, vielmehr enthüllen wir es vor allem aus der eigenen Vergangenheit. Die Lust am Mittelalter ist kaum anders zu erklären, besonders weil sie einhergeht mit der Lust am Absonderlichen.“28
Die interkulturelle Mediävistik fasziniert heutzutage, da sie solch ein extensives Konglomerat aus Eigen und Fremd bietet, wie es fast keine andere Disziplin schafft. Keine andere antiquarische Epoche wird heute so zelebriert wie das Mittelalter. Tausende von Menschen gedenken der mittelalterlichen Ära anhaltend. Die traditionellen Besuche von Mittelalterfesten oder realistisch nachgebildeten Märkten sowie die moderne Visualisierung zu Gunsten von figurativen Spielen lässt die altertümliche Epoche fast gegenwärtig erscheinen.
Vor Anwendung der theoretischen Kulturkonzepte der Gegenwart auf die vergangene Epoche des Mittelalters, muss der perspektivische Blickwinkel berichtigt werden. Untersucht man aus heutiger Sicht, mit fortschrittlichen, kognitiven Reminiszenzen Phänomene der Vergangenheit, sollte man die damalige Gegenwärtigkeit nicht außer Betracht lassen. Nicht alles was im Hier und Jetzt fremd erscheint, darf als Fremdheit des Mittelalters klassifiziert werden.
Es sollte bei solch einem epochenübergreifenden Sujet besonders Acht gegeben werden, dass ?Phänomene, die es in der ganzen Geschichte kontinuierlich gab und gibt, [...]je nach Epoche völlig unterschiedlich bewertet wurden bzw. werden.“29 Die Auseinandersetzung mit Fremdheit ist eine fundamentale Komponente mittelalterlichen Lebens.30 Heroische Schlachten, Pilgerfahrten und internationaler Handel liegen der Begegnung von verschiedenen Kulturen zugrunde. Die Resorption von fremdländischen Kulturgütern sowie die Annäherung an andere Denkmuster und Weltverständnisse waren also schlichtweg unumgänglich.31 Diese neuartigen Eindrücke machen sich ab 1150 insbesondere in der Heldendichtung des Mittelalters bemerkbar.32 Von nun an wird nicht nur auf inländische Quellen, sondern auch auf Stoffe und Gegenstände aus keltischer, französischer und orientalischer Literatur verwiesen.33 Besonders die farbenfrohe, phantastische Welt des Orients fungiert oft als Opposition zu dem tristen, stereotypisierten Mittelalter.
3.1. Der ?vremde“ im Mittelalter
Um die Fremdheit im Mittelalter elementar zu untersuchen, sollte man sich ?um die Isolierung einzelner Strukturen [bemühen] , die unseren Eindruck von Befremdlichkeit konstituieren.“34 Der Blick auf die Andersheit in einer vergangenen Epoche, darf nicht durch eine fixierte, kontemporäre Urteilsgabe verzerrt werden.
Es ist elementar, die Untersuchung, soweit es möglich ist, aus dem inneren Kern des Mittelalters selbst zu nuancieren. Was im Mittelalter als vrem(e)de verstanden wurde, ?[ist] nicht wesentlich von dem heutigen alltagssprachlichen Begriffsdenotat verschieden.“35 Im dritten Band des mittelhochdeutschen Wörterbuches wird vremede, vremde skizziert als: 7?. gegensatz von einheimisch, nicht zu unserm lande oder hause gehörig. 2. nicht eigen. 3a) nicht bekannt oder vertraut. 3b) von einem fern. 4. ungewöhnlich, seltsam, wunderbar. 5. selten, kostbar. “36
Bei genauer Betrachtung der einzelnen Begriffsbestimmungen kann man eine antithetische Relation herauslesen. Nach diesen Definitionen wurde der vrem(e)de bereits im Mittelalter sowohl als Bedrohung aber auch als andersartiger Landfremder angesehen. Die Dichotomie zwischen eigen und fremd wird ebenfalls in dieser Definition dargelegt. Eine gleichermaßen fundamentale Eigentümlichkeit dieser Worterläuterung ist der Aspekt des Wunderbaren. Tierprozesse und Hexenverfolgungen sind nur einige, der uns fremd erscheinenden Praktiken, im Mittelalter. Die epische Heldendichtung beinhaltet allerhand wunderbare, magische Elemente. Eine magische Tarnkappe und eine unrechtmäßige Erlangung von übernatürlichen Kräften tragen die Erzählung des Nibelungenliedes, die wohl bekannteste, deutschsprachige Sage. Die genannten Phänomene lassen sich aus heutiger Sicht gar als fremd charakterisieren, jedoch gelten Hexenprozesse und Gottesurteile im Mittelalter als gebräuchlich.
Neben dem Versuch einer etymologischen Darlegung des Begriffs, ist es im Rahmen dieser Arbeit elementar sich die anachronistische Attitüde der römischkatholischen Kirche gegenüber Fremden anzusehen. Die Aussage, dass ?vor Gott alle Menschen gleich sind“37, stammt aus dem wichtigsten und ältesten Relikt der christlichen Konvention. Die christlichen Prediger fordern von ihrer Glaubensgemeinde Einheit und brüderliche Gesinnung:
?Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen nächsten lieben 'und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und bittet für die, welche euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters in den Himmeln seid! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüsst, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die Heiden dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. “38
Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die christlichen Doktrinen nicht jedem mit solch einer Offenheit und Güte entgegengetreten sind. Jeder der sich ihnen und ihrer Glaubensrichtung angeschlossen hat, wurde in ihren Kreis aufgenommen. Den Nicht-Christen wurde angeboten, sich bekehren zu lassen und dem ?einzig wahren Gott“ zu dienen. Bei der Analyse des Rolandsliedes wird deutlich, dass die Andersgläubigen die Wahl hatten, sich bekehren zu lassen oder zu Sterben. Die wohl bekannteste Bekehrung ist die des Apostel Paulus. Hiermit sollte die Aufrichtigkeit des Christentums wahrscheinlich untermauert werden.
“Während Petrus zum Fels der Kirche bestimmt war (Mt 16,18), wurde Paulus zum ?Lehrer der Heidenvölker“ berufen (1 Tim 2,7). Das war für ihn selbst, den Pharisäer solin, ein unbegreifliches Geheimnis. Er verabscheute die Christen, die einen gekreuzigten Messias verehrten. Das Erlebnis vor den Toren von Damaskus bedeutete für ihn eine völlige Wende. Derselbe Gott, dem Paulus hatte als Jude dienen wollen, hat ihn zum Verkünder des Evangeliums von Jesus, dem Christus, gemacht (Gal 1,11-16). - Ein Fest der Bekehrung des Apostels Paulus ist seit dem 8. Jahrhundert in Gallien bezeugt.”39
Kragl, ein deutscher Professor für Germanistik und Philologie, weist darauf hin, dass Augustinus in seiner revolutionären Schrift aus dem Jahr 426 De civitate Dei ebenfalls vermerkt, dass ?die Kirche potentiell niemanden ausgrenzte.“40 Augustinus hat mit Anführung des Wortes potentiell den möglichen Deutungsraum dieser Äußerung überaus vage gestaltet. Sein genauer Gedankengang lässt sich heute kaum noch nachvollziehen, jedoch scheint es, als ob er Raum für Abweichungen schaffen wollte.
Der österreichische Theologe Wucherer-Huldenfeld bekräftigt Augustinus Bekundung: ?Das fremde und befremdende Außen wird zu einem nicht mehr akzidentellen, sondern wesentlichen, [...] einem tragenden Ort der Kirche, die als Gesprächspartnerin niemanden ausschließt und ausgrenzt, sondern alle einschließt.“41
Der deutsche Politiker und Theologe Emst Troeltsch hingegen spricht in seinem 1912 erschienenen Werk Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte von einer ?Einheitskultur“42 des Mittelalters. Dieses Kompositum lässt aus heutiger Sicht ebenfalls Raum für Spekulationen. Eine Einheitskultur kann für einen offenen Bereich Stehen, in welchem die verschiedenen Traditionen und Vielfältigkeit Unterschlupf finden. Andererseits kann solch eine Einheit aber auch für eine absolute Wahrheit Stehen und jegliche Pluralität ausgrenzen.
Ob diese, dem Anschein nach theoretische Polarität der Meinungen, mit den literarischen Erzählungen übereinstimmt, wird in den folgenden Kapiteln dieser Arbeit untersucht werden.
3.1.1 Religiöser Pluralismus
Pluralismus weist laut Definition im Duden drei Bedeutungen auf:
1. ?a. (bildungssprachlich) innerhalb einer Gesellschaft, eines Staates [in allen Bereichen] vorhandene Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander bestehender und miteinander um Einfluss, Macht, konkurrierende Gruppen, Organisationen, Institutionen, Meinungen, Ideen, Werte, Weltanschauungen usw.
b. (bildungssprachlich) politische Anschauung, Grundeinstellung, nach der ein Pluralismus erstrebenswert ist
2. (Philosophie) philosophische Anschauung, Theorie, nach der die Wirklichkeit aus vielen selbstständigen Prinzipien besteht, denen kein gemeinsames Grundprinzip zugrunde legt“43
Heutzutage wird der Begriff von einer durchaus positiven Konnotation begleitet. Pluralismus steht meistens für ein positives Mit- und Nebeneinander, Akzeptanz und Toleranz. Obwohl es unzählige Werke gibt, die sich mit religiösem Pluralismus im Mittelalter beschäftigen, sollte man in diesem Zusammenhang kritisch mit dem Begriff umgehen. Man kann nicht von einem religiösen pluralistischen Konsens im Mittelalter ausgehen. Es gab schon damals mehrere verschiedene Religionen. Jedoch beweist bereits die Abstufung der Muslimen von christlicher Seite aus, dass es wenig Toleranzdenken gab. Die Christen stuften die muslimischen Gläubigen als Heiden ab, obwohl sie keinesfalls Atheisten waren. ?Als Heiden werden [...] meist die Sarazenen oder auch Angehörige anderer Religionen des fernen Ostens bezeichnet [...]. Der Begriff dient in erster Linie als Gegenbegriff zu den Christen, wird aber systematisch verwendet und erfährt häufig Umdeutungen der Bedeutungskonkretisierungen [...].44 Dr. E. Schoelen beschreibt in seiner Einführung Einheit und Ordo des Mittelalters, das mittelalterliche Universum wie folgt: ?Das religiöse [...] Streben des Mittelalters wurde beherrscht durch den Gedanken der Einheit von Gottes- und Weltreich im corpus Christi mysticum.[...] [Die Kirche] rettete die antiken Bildungsgüter vor dem drohenden Untergang und vermochte, in zähem und geduldigem Ringen, die geistige Welt der Antike mit der urwüchsigen Kraft germanischen Volkstums und dem Christentum in einer Synthese zu einen.“45 Durch eine angestrebte Verflechtung von Gottes- und Weltreich wird eine pluralistische Gedankenwelt folglich ausgegrenzt, da man sich auf einen einzigen Gott referiert.
Pluralität wird idR mit der Moderne in Verbindung gebracht, bezüglich des Fortlaufs der Konfessionalisierung in der Frühen Neuzeit.46 Diese wird ganz und gar zum Attribut der Moderne und somit zum prägnantesten Gegenpol der Epoche des Mittelalters.47 Die Idee von Interkulturalität, welche uns derzeit geläufig ist, wird im Mittelalter nicht so skizziert und sanktioniert wie heute. Es gibt keine sozialen Theorien, die sich mit dem Umgang mit Fremdheit beschäftigt haben. Es existieren für die westliche Welt einzig und allein die Vorgaben der römisch-katholischen Kirche. Mit der Ausbreitung des Islams muss das Christentum um sein religiöses Monopol bangen. Die christlichen Doktrinäre bemühen sich deshalb, ?die konkurrierende Religion als Irrweg darzustellen.“48 Der dominierende Gedanke von ?Gott als dem Ursprung und Sinn allen Lebens war nicht beliebig auf andere Glaubenslehren übertragbar“.49 Das Christentum seinerseits geht damals schon davon aus, dass jeder einzelne Mensch bekehrt werden konnte. Sie treten Andersgläubigen also nur mit Offenheit gegenüber,
falls diese beeinflussbar sind und bereit sind zu konvertieren. Im Großen und Ganzen kann man also festhalten, dass eine fremde Religion nicht akzeptiert wird und, dass ?das alleinige Recht auf Gott“50 verfechtet, wird. Wie alle anderen monotheistischen Religionen berief sich auch das Christentum auf eine ?anhaftende Intoleranz gegenüber Heterodoxie.“51 ?Das Christentum sprach dem Islam nicht nur jegliches Heil ab, sondern brachte in der Folge auch das vermeintliche Recht hervor, über Leben und Tod der Ungläubigen zu bestimmen.“52 Somit scheint jede Art von Gewalt, physischer oder psychischer Natur, gerechtfertigt.
Die Rede Papst Urbans II. auf dem Konzil von Clermont skizziert erstmals das Bild vom bösen Heiden.53 Der Diskurs beinhaltet ?eine Darstellung der Leiden der Christen im Heiligen Land, eine Beschreibung der Grausamkeit der Heiden, den Lobpreis des Heiligen Landes und schließlich die Aufforderung zum Kreuzzug insbesondere an die Ritter, die als milites Christi angeredet wurden.“54 Die Abscheu gegen die Heiden verschmelzt mit dem Aufkommen der mittelalterlichen Kreuzzüge. Diese Thematik hinterlässt auch ihre Spuren in der mittelalterlichen Literatur. Mit dem Rolandslied des Pfaffen Konrad ist diese Verachtungsthematik auf ihrem Höhepunkt angelangt. In der Literatur bekommt der sonst kaum fassbare Feind einem Namen und ein Gesicht. Es finden sich ?stets wiederkehrende Handlungs- und Bildungsmuster, wie die siegreichen Kämpfe christlicher Ritter gegen übermächtige Heidenheere, die Darstellung heidnischer Bösartigkeit, Hochfahrt und Vielgötterei und letztlich die Bekehrung von tausenden Heiden - ob erzwungen oder freiwillig“55
3.1.2 Fremdheit zur Zeit der Kreuzzüge
Der öffentlichen Deklaration der mittelalterlichen Kreuzzüge geht ein interner Kurswechsel voraus. Die rigorose Friedensbestrebung der frühen Kirchenväter, die den Krieg als inkompatibel mit dem christlichen Glauben verstehen, ist durch das Prinzip des bellum iustum abgelöst worden, das durch einen der vier großen Kirchenväter des Abendlandes, Augustinus, belegt und später - maßgeblich durch Thomas von Aquin ausgebildet wird.56 Um den Unterschied zwischen gerechten und ungerechten Kriegen zu machen, müssen nach Augustinus drei Voraussetzungen erfüllt sein:
a) ?Es muss eine iusta causa, ein gerechter Kriegs-Grund, vorliegen. Dieser ist in der Regel bei einer Verteidigung gegen eine feindliche Aggression gegeben, setzt also eine injuria voraus.
b) Dem Kriegseinsatz müssen rectae intentiones zugrunde liegen, d. h. er muss von göttlicher Liebe und Barmherzigkeit getragen werden und die Erlangung des Friedens und die Wiederherstellung der Ordnung zum Ziel haben.
c) Der Krieg muss durch eine legitime Autorität, Papst oder Kaiser, gestützt sein. “57
Die seit dem Ende des 11. Jahrhunderts geführten Kreuzzüge, erfüllen diese Prämissen hinlänglich. Ihre Rechtfertigung zogen sie vor allem aus dem Vermerk auf die ?prekäre Lage der Ostkirche und der Kreuzfahrerstaaten.“58 Die Andersgläubigen tragen demnach selbst die Schuld an ihrer Lage. Durch die Einnahme der heiligen christlichen Ländereien haben sie sich diesen Krieg selbst zu zuschreiben. Die vermeintlichen christlichen Gotteskrieger werden aufgrund ihrer polemischen und hasserfüllten Vorgehensweise mit dem Beinamen Sünder versehen.59 Auf Grund dessen stellt Papst Urban II.,der im Volk unbeliebten persona non grata, das Idealbild des miles Dei60 entgegen. Somit entsteht ein veranschaulichtes Muster für den adligen Krieger und die Kreuzzüge dienen der positiven Umdeutung des Menschen. Die durch Größenwahn und Ausbeutung geprägten Feldzüge werden somit zu einer notwendigen Handlungsmaßnahme gegen die Feinde des Christentums.
Barbara Haupt fasst in ihrem Essay zusammen, dass die neu entfachten kulturellen Begegnungen eher zu Konflikten führen als zu ?transmediterranen Kulturkontakten“61:
Weder die Kreuzzugideologie aber, noch die fromme Pilgermentalität taugen per se zur kulturellen Horizonterweiterung, sie taugen auch nicht zum Kennenlemen fremder Völker. Wenn in der einschlägigen Fachliteratur die Vorstellung verbreitet ist, daß mit den Kreuzzügen und speziell dem zweiten Kreuzzug ?durch die unmittelbare Begegnung zahlreicher deutscher Adliger und ihres Gefolges mit dem Orient das Interesse und Verständnis für orientalische Reiseabenteuer geweckt worden war“, so ist Skepsis geboten. Volker Ritter hat in seiner [...] Arbeit über Kulturkontakte und soziales Lernen im Mittelalter deutlich gemacht, daß ?[wesentliche Impulse aus Kulturkontakten“, die zu Innovation oder
[...]
1 Vgl. Zakariae Soitani: Orientalische Spiegelungen. Alteritätskonstruktionen in der deutschsprachigen Literatur am Beispiel des Orients vom Spätmittelalter bis zur Klassischen Moderne. Berlin 2016, S.97.
2 Vgl. John Greenfield, Lydia Miklautsch: Der Willehalm Wolframs von Eschenbach. Eine Einführung. Berlin, New York 1998, S.2.
3 Frank Meier: Gefürchtet und bestaunt. Vom Umgang mit dem Fremden im Mittelalter. Ostfildern 2007, S.6.
4 Alfred Schütz: Der Fremde. In: Arvid Brodersen, Martinus Nijhoff (Hrsg): Gesammelte Aufsätze. Studien zur soziologischen Theorie. Den Haag 1972, s. 58.
5 Ebd. s. 58.
6 Vgl. Johannes Germ: Was ist Kultur? Definitionen und Grundlagen des Kulturbegriffs. 2006, S.4.
7 ?Kultur“: Taschenlexikon Interkulturalität. Göttingen/Stuttgart 2012, s. 95.
8 Anne Löchte: Johann Gottfried Herder. Kulturtheorie und Humanitätsidee der Ideen. Humanitätsbriefe und Adrastea. Würzburg 2005, S.85.
9 Dorothee Kimmich, Schamma Schahadat: Kulturen in Bewegung. Beiträge zur Theorie und Praxis der Transkulturalität. Bielefeld 2012, S.8.
10 Hamid Reza Yousefi; Ina Braun: Interkulturalität. Eine interdisziplinäre Einführung. Darmstadt 2011, s. 11.
11 Ebd. s. 11.
12 Ebd. s. 53.
13 Florian Kragl: Die Weisheit des Fremden. Studien zur mittelalterlichen Alexandertradition. Mit einem allgemeinen Teil zur Fremdheitswahmehmung. Bern 2005?19.
14 Pramod Talgeri: Der Absetzungsprozeß des Bewußtseins in der Erfahrung mit Alterität. München 1991, S.106.
15 Karl Hölz: Das Fremde, Das Eigene, Das Andere. Die Inszenierung kultureller und geschlechtlicher Identität in Lateinamerika. Berlin 1998, S.9.
16 Vgl. Michael Hoffmann; Iulia-Karin Patrut: Einführung in die interkulturelle Literatur. Darmstadt 2015, S.12.
17 Wolfgang Raibie: Alterität und Identität. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 110 (1998) S.12.
18 Annegreth Horatschek: Alterität und Stereotyp. Die Funktion des Fremden in
den‘Internationalno vels’ vom E.M. Forster und D.H. Lawrence. Tübingen 1998, S.64.
19 Edward Said: East isn’t East. The impending end of the age of orientalism. 1995. S.3.
20 Vgl. Elena Makarova: Akkulturation und kulturelle Identität. Eine empirische Studie bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund in der Schweiz. Bem/StuttgartAVien 2008, S.47.
21 ?Kultur“: Taschenlexikon Interkulturalität. Göttingen/Stuttgart 2012, s. 72.
22 Daniel Schneider: Identität und Ordnung. Entwürfe des »Eigenen« und des »Fremden« in deutschen Kolonial- und Afrikaromanen von 1889 bis 1952. Bielefeld 2011,S15.
23 Ebd. S.15.
24 Michael Hoffmann; Iulia-Katrin Patrut: Einführung in die interkulturelle Literatur. Darmstadt 2015, S.8.
25 Ebd. S.7.
26 Paul Mecheril: Verfremdungseffekte. Brecht, die Migrationsgesellschaft und ihre Kultur. In: Sabine Homberg; Inci Dirim; Gregor Lang-Wojtasik; Paul Mecheril (Hrsg.): Beschreiben-Verstehen- Interpretieren. Stand und Perspektiven International und Interkulturell Vergleichender Erziehungswissenschaft in Deutschland. Münster 2009, S.185.
27 Dieter Heimböckel: Die deutsch-französischen Beziehungen aus interkultureller Perspektive. In: ZIG (2013) Ausgabe 2, S.22.
28 Harald Kleinschmidt: Vorwort. In: Joachim Kuolt ; Harald Kleinschmidt, Peter Dinzelbacher (Hrsg.) : Das Mittelalter. Unsere fremde Vergangenheit. Beiträge der Stuttgarter Tagung vom 17. bis 19. September. Stuttgart 1990, S.9.
29 Peter Dinzelbacher: Das fremde Mittelalter : Gottesurteil und Tierprozess. Essen 2006, s. 157.
30 Vgl.Karin Cieslik: Fremdheitserfahrung in deutschen Romanen des Spätmittelalters. In: Fremdheit und Reisen im Mittelalter. Stuttgart 1997, S.277.
31 Vgl. Ebd. S.277.
32 Vgl.Karin Cieslik: Fremdheitserfahrung in deutschen Romanen des Spätmittelalters. In: Irene Erien; Karl-Heinz Spieß: Fremdheit und Reisen im Mittelalter. Stuttgart 1997, S.277.
33 Vgl. Ebd. S.277.
34 Peter Dinzelbacher: Das fremde Mittelalter: Gottesurteil und Tierprozess. Essen 2006, s. 157.
35 Florian Kragl: Die Weisheit des Fremden. Studien zur mittelalterlichen Alexandertradition. Mit einem allgemeinen Teil zur Fremdheitswahmehmung. Bern 2005,s.95.
36 Wilhelm Müller, Friedrich Zam>
37 Die Bibel. Römer 2,1-16.
38 Die Bibel. Matth. 5,43-48.
39 Die Bibel. Gal 1,11-16
40 Florian Kragl: Die Weisheit des Fremden. Studien zur mittelalterlichen Alexandertradition. Mit einem allgemeinen Teil zur Fremdheitswahmehmung. Bern 2005,s.99.
41 Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld: Philosophische Theologie im Umbruch. Wider den ungöttlichen Gott. Wien, Köln, Weimar 2014, s. 468.
42 Emst Troeltsch: Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte. Kritische Gesamstausgabe. Band 5. 1912, s. 186. Zitiert nach : Christoph Auffarth : Das Ende der Katharer im Konzept einer europäischen Religionsgeschichte. In: Brigitte Luchesi ; Kocku von Sutckrad: Religion im kulturellen Diskurs. Festschrift für Hans G. Kippenberg zu seinem 65. Geburtstag. Berlin 2004, S.295.
43 https://www.duden.de/rechtschreibung/Plurahsmus (zuletzt besucht am [16.05.2018])
44 Christina Henss: Fremde Räume, Religionen und Rituale in Mandevilles Reisen. Wahrnehmung und Darstellung religiöser und kultureller Alterität in den deutschsprachigen Übersetzungen. Berlin 2018, s 175.
45 Dr. E. Schoelen, Dr. w. Haerten: Pädagogisches Gedankengut des christlichen Mittelalters. Paderborn 1956, s.13.
46 Vgl. Christoph Auffarth: Religiöser Pluralismus im Mittelalter? Besichtigung einer Epoche der europäischen Religionsgeschichte. Mit Beiträgen von Ulrich Berner, Winfried Frey, Kocku von Stuckrad und Nicole Zeddies. Berlin 2007, s. 11.
47 Vgl. Ebd. s.ll.
48 Siegfried Stein: Die Ungläubigen in der mittelhochdeutschen Literatur. Darmstadt 1963, s. 10.
49 Alfred Raucheisen: Orient und Abendland. Ethisch-moralische Aspekte in Wolframs Epen. Parzival und Willehalm. Frankfurt am Main 1997,s.51.
50 Ebd. S.51.
51 Ebd. S.51
52 Siegfried Stein: Die Ungläubigen in der mittelhochdeutschen Literatur. Darmstadt 1963, s. 10.
53 Alfred Raucheisen: Orient und Abendland. Ethisch-moralische Aspekte in Wolframs Epen. Parzival und Willehalm. Frankfurt am Main 1997, s.51.
54 Wolfgang Spiewok: Die Bedeutung des Kreuzzugerlebnisses für die Entwicklung der feudalhöfischen Ideologie und die Ausformung der mittelalterlichen deutschen Literatur. Vom Dogma zur Toleranz. In: Mittelalter-Studien. Göppingen 2004, s. 131
55 Alfred Raucheisen: Orient und Abendland. Ethisch-moralische Aspekte in Wolframs Epen. Parzival und Willehalm. Frankfurt am Main 1997, S.56.
56 Vgl. Volkhard Krech: Opfer und Heiliger Krieg. Gewalt aus religionswissenschaftlicher Sicht. In : Wilhelm Heitmeyer ; John Hagan (Hrsg.) : Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Wiesbaden 2002, s. 1262.
57 Ringvorlesung Europäische Romane. Wolfram von Eschenbach: Willehalm. http://docplaver.org/33348330-Wolfram-von-eschenbach-willehalm.html (zuletzt besucht am [15.05.2018])
58 Dorothea Klein: vam über mer und iedoch wesen hie. Diskursinterferenzen in der frühen mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik. In: Dorothea Klein, Johannes Rettelbach, Elisabeth Lienert: Vom Mittelalter zur Neuzeit. Festschrift für Horst Brunner. Wiesbaden 2000, S.75.
59 Vgl. Kristin Skottki: Christen, Muslime und der Erste Kreuzzug. Die Macht der Beschreibung in der mittelalterlichen und modernen Historiographie. Rostock 2011, S.345.
60 Vgl. Wolfgang Hempel: übermuot diu alte. Der Superbia-Gedanke und seine Rolle in der deutschen Literatur des Mittelalters. Bonn 1970, S.228.
61 Barbara Haupt: Von der bewaffneten Pilgerfahrt zur Entdeckungsreise. Die mittelhochdeutsche Dichtung Herzog Emst. In : Barbara Haupt ; Wilhelm G. Busse : Pilgerreisen in Mittelalter und Renaissance. Düsseldorf 2006, s.75.
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- Cathy Schoetter (Author), 2018, Fremdheit in der mittelalterlichen Literatur dargestellt am "Willehalm" Wolframs von Eschenbach und am "Rolandslied" des Pfaffen Konrad, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438676
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