Mit circa 24-27 Millionen sich bekennenden Kurden stellt das kurdische Volk, welches hauptsächlich das Grenzgebiet zwischen Syrien, der Türkei, dem Irak und dem Iran besiedelt, das größte ohne eigenes politisches Territorium dar. Lokalisiert in einem Gebiet von großer politischer und wirtschaftlicher Bedeutung durch Wasser- und Ölvorkommen, verschärft das kurdische Autonomiestreben die ethnischen und politischen Konflikte der Region. Das äußert sich beispielsweise in den höchst konfliktiven Beziehungen zwischen der Republik Türkei und der kurdischen Minderheit im Südosten des Landes: Mit der Gründung der Republik 1923 unter General Mustafa Kemal Atatürk wurde die kurdische Identität illegalisiert, was eine Integration des neugegründeten Staates in dem ethnisch und religiös heterogenem Gebiet des ehemaligen Osmanischen Reiches bewirken sollte.
Die politische Exklusion der Kurden, denen durch den Vertrag von Sèvres ein autonomes Gebiet Kurdistan versichert wurde und überdies auch von Seiten Atatürks im Zuge des vierjährigen Befreiungskrieges Zugeständnisse einer autonomen Verwaltung gemacht wurden, kreierte jedoch einen kurdischen Nationalismus. Diese Historie gewaltvoller kurdischer Aufstände und türkischer Repression findet ihren Höhepunkt in der Entstehung und dem raschen Erfolg der Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkerên Kurdistanê, abgekürzt PKK) 1978: Durch ihre Massenmobilisierung und strategische politische Gewalt akkumulieren und katalysieren sie die verschiedenen kurdischen Unabhängigkeitsbewegungen, somit bildet sie einen international anerkannten Machtfaktor in der Region. Die türkische Regierung erklärte sie wegen ihren stetigen Machtgewinn zum Staatsfeind und verfolgt die PKK mit ihrem Führer Abdullah Öcalan rigoros.
Trotzdem gestalten sich die türkisch-kurdischen Beziehungen dynamisch in Phasen von Repression und Liberalisierung. Wie wirkt sich als das Autonomiestreben der Kurden auf die Entwicklung von Frieden und Konflikten in der Region aus? Bedeutet ein Zugewinn an Autonomie eine Stärkung von friedlichen Tendenzen, wie beispielsweise der Etablierung demokratischer Institutionen? Oder bewirken autonome Zugeständnisse an die kurdische Bevölkerung eine Intensivierung der politischen Gewalt, bis zum Erlangen eines Nationalstaates, wie es seitens der türkischen Regierung dargestellt wird?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konfliktmanagement durch Autonomie
- Die türkische Kurdenpolitik und ihr Effekt auf die gewaltbereite Massenmobilisation
- Die Autonome Region Kurdistan im Irak – Eine erfolgreiche Konfliktregulierung durch Teilautonomie?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen kurdischen Autonomiestrebens auf die Konfliktentwicklung in der Region Süd-Ost-Türkei. Sie hinterfragt die These, dass Autonomiebestrebungen zu einer Eskalation der Gewalt führen. Stattdessen wird argumentiert, dass Autonomie ein deeskalierender Faktor sein kann.
- Der Einfluss der türkischen Kurdenpolitik auf die Massenmobilisierung der PKK
- Die Rolle von Autonomie als Konfliktregulierungsmodell
- Der Vergleich der Autonomen Region Kurdistan im Irak als erfolgreiches Beispiel für Konfliktregulierung
- Die Analyse verschiedener Strategien zur Regulierung ethno-nationaler Konflikte (Eliminierung, Kontrolle, Akzeptanz von Differenzen)
- Die Bewertung des Konfliktpotentials kurdischer Autonomie im Kontext des Nahost-Konflikts
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des kurdischen Autonomiestrebens und dessen Auswirkungen auf die Konflikte in der Region Süd-Ost-Türkei ein. Sie beleuchtet die historische Unterdrückung der Kurden in der Türkei und die Entstehung der PKK als Reaktion auf diese Unterdrückung. Die Arbeit stellt die These auf, dass kurdische Autonomie entgegen der Darstellung der türkischen Regierung zu einer Deeskalation und friedlicheren Tendenzen führt. Diese These wird im weiteren Verlauf der Arbeit anhand des Zusammenhangs zwischen der türkischen Kurdenpolitik und der Popularität der PKK sowie am Beispiel der Autonomen Region Kurdistan im Irak untersucht.
Konfliktmanagement durch Autonomie: Dieses Kapitel analysiert Autonomie und Föderalismus als Modelle der Konfliktregulierung. Es wird argumentiert, dass diese, obwohl keine vollständige Konfliktlösung, einen deeskalierenden Kompromiss bieten können und zu nachhaltigem Frieden beitragen. Das Kapitel diskutiert verschiedene Strategien zur Regulierung ethno-nationaler Konflikte, darunter Eliminierung, Kontrolle und die Akzeptanz von Differenzen, wobei letztere als die vielversprechendste Strategie für eine friedliche Koexistenz verschiedener ethno-nationaler Gruppen hervorgehoben wird. Die Bedeutung von Konsensdemokratie und Machtteilung für die stabile Regierung heterogener Gesellschaften wird ebenfalls betont.
Schlüsselwörter
Kurdische Autonomie, Türkei, PKK, Konfliktmanagement, Konfliktregulierung, ethno-nationaler Konflikt, Autonome Region Kurdistan, Föderalismus, Konsensdemokratie, Deeskalation, Massenmobilisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Kurdisches Autonomiestreben und Konfliktentwicklung in der Südosttürkei
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen des kurdischen Autonomiestrebens auf die Konfliktentwicklung in der Südosttürkei. Sie hinterfragt die These, dass Autonomiebestrebungen zu einer Eskalation der Gewalt führen und argumentiert stattdessen, dass Autonomie ein deeskalierender Faktor sein kann.
Welche Aspekte werden untersucht?
Die Arbeit analysiert den Einfluss der türkischen Kurdenpolitik auf die Massenmobilisierung der PKK, die Rolle von Autonomie als Konfliktregulierungsmodell, vergleicht die Autonome Region Kurdistan im Irak als mögliches Erfolgsbeispiel, analysiert verschiedene Strategien zur Regulierung ethno-nationaler Konflikte (Eliminierung, Kontrolle, Akzeptanz von Differenzen) und bewertet das Konfliktpotential kurdischer Autonomie im Kontext des Nahost-Konflikts.
Welche These wird aufgestellt?
Die zentrale These ist, dass kurdische Autonomie entgegen der Darstellung der türkischen Regierung zu einer Deeskalation und friedlicheren Tendenzen führt. Diese These wird anhand des Zusammenhangs zwischen der türkischen Kurdenpolitik und der Popularität der PKK sowie am Beispiel der Autonomen Region Kurdistan im Irak untersucht.
Welche Modelle der Konfliktregulierung werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert Autonomie und Föderalismus als Modelle der Konfliktregulierung. Es wird argumentiert, dass diese, obwohl keine vollständige Konfliktlösung, einen deeskalierenden Kompromiss bieten können und zu nachhaltigem Frieden beitragen. Verschiedene Strategien zur Regulierung ethno-nationaler Konflikte werden diskutiert, darunter Eliminierung, Kontrolle und die Akzeptanz von Differenzen.
Welche Rolle spielt die Autonome Region Kurdistan im Irak?
Die Autonome Region Kurdistan im Irak dient als Vergleichsbeispiel, um die Wirksamkeit von Teilautonomie als Konfliktregulierungsmodell zu untersuchen und zu bewerten, ob sie ein erfolgreiches Beispiel für Konfliktregulierung darstellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kurdische Autonomie, Türkei, PKK, Konfliktmanagement, Konfliktregulierung, ethno-nationaler Konflikt, Autonome Region Kurdistan, Föderalismus, Konsensdemokratie, Deeskalation, Massenmobilisierung.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Konfliktmanagement durch Autonomie, ein Kapitel über die türkische Kurdenpolitik und deren Effekt auf die gewaltbereite Massenmobilisierung, ein Kapitel über die Autonome Region Kurdistan im Irak und ein Fazit.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2017, Kurdische Autonomie als stabilisierender Faktor in der Region Süd-Ost-Türkei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438629