"Como son los hombres para lo público, así las mujeres para el encerramiento; y como es de los hombres hablar y salir a la calle, así es de ellas encerrarse y callarse."
Dieses Zitat aus dem von Fray Luis de León geschriebenen Werk La perfecta casada des Jahres 1583 stand damals, wie auch in der Franco-Zeit, für die Gesamtheit an Meinungen zum Frauenbild in Spanien. Es beschreibt die gewünschten Verhaltensweisen einer guten katholischen Ehefrau, welche die Tugenden der Sittlichkeit und Ehrbarkeit in sich vereinen sollte. Während diese sozialen Vorgaben die katholische Gesellschaft Spaniens unter Felipe II. unweigerlich widerspiegeln, so haben sich viele der Erwartungshaltungen an die Frau noch bis in das 20. Jahrhundert gehalten. Die demokratischen Fortschritte der Zweiten Spanischen Republik (1931-1939) im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Geschlechter wurden durch den Bürgerkrieg und die anschließende Nachkriegsphase durchkreuzt. Konträr zu anderen Ländern Europas, in denen zu der Zeit bereits weitgehend demokratische Strukturen herrschten, wurde in Zeiten des Franco-Regimes mit allen Mitteln versucht, mithilfe verschiedener Institutionen, die Frau in einer traditionellen Rolle zu halten und die von Fray Luis de León niedergeschriebenen Rollennormen wieder aufleben zu lassen. Die katholische Kirche nahm in dieser Aufgabe eine besondere Stellung ein, da der Regierung Religion als wichtiges Instrument für die Implementierung von Autorität diente. So wurde die Familie als Stützpfeiler des franquistischen Staates glorifiziert, in der die Frau als Hausfrau und Mutter der Unterordnung des Mannes verschrieben war. Geschlechterrollen wurden im offiziellen franquistischen Diskurs klar getrennt und ideologisiert, sodass die Ausübung eines Berufes auch in den ersten Jahren der Nachkriegszeit beinahe unmöglich war. Mit der Reaktivierung demokratischer Kräfte und der zunehmenden wirtschaftlichen Öffnung nach Zeiten der Autarkie Ende der 50er Jahre, begann sich der propagierte inferiore Status der Frau innerhalb der Gesellschaft etwas aufzulösen und es kam in den Jahren 1958 und 1961 zu zentralen Gesetzesänderungen bezüglich der Geschlechterdiskriminierung. Trotz allem waren diese Fortschritte mit der Realität schwer zu vereinbaren. Zu stark waren die vorgelebten Rollennormen in den Köpfen der Bürger verankert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit
- Theorie der Geschlechterverhältnisse
- Geschlechterentwürfe in Spanien
- Auswirkungen der Rollennormen auf die spanische Gesellschaft der Nachkriegszeit
- Analyse der Frauenbilder in Nada
- Mutterfiguren - La opresora y la buena madre
- La observadora insegura
- Feminista ambivalente
- Männerfiguren - El machista y el malicioso
- Analyse der Frauenbilder in Entre Visillos
- Mutterfiguren - Las opresoras
- La rebelde
- La novia sumisa und alternative noviazgos
- Vergleichende Analyse zentraler Aspekte
- Entstehungskontext
- Genre und erzählerischer Diskurs
- Moralische Werte, patriarchalische Strukturen, Rollennormen
- Adoleszenz und Freundschaft
- Wahrnehmung von Raum und Zeit
- Akt des Schreibens und andere Evasionsformen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit in den spanischen Romanen „Nada“ von Carmen Laforet und „Entre Visillos“ von Carmen Martín Gaite, die im Kontext der Franco-Ära entstanden sind. Sie analysiert die weiblichen Figuren und ihre Reaktionen auf die gesellschaftlichen Normen der Nachkriegszeit, insbesondere hinsichtlich ihrer Rolle als Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft. Die Analyse umfasst auch die männlichen Figuren und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern.
- Die Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit in der spanischen Nachkriegsgesellschaft
- Die Darstellung von Frauenfiguren in „Nada“ und „Entre Visillos“
- Die Rolle von Frauen im Kontext des Franco-Regimes
- Die Rezeption von traditionellen Geschlechterrollen durch die weiblichen Figuren
- Der Vergleich der beiden Romane hinsichtlich ihrer Darstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung und beleuchtet den historischen Kontext der Geschlechterrollen in Spanien, insbesondere in der Franco-Ära. Es stellt den historischen und sozialen Hintergrund für die Analyse der beiden Romane dar. Das zweite Kapitel widmet sich der Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit im Kontext der Theorie der Geschlechterverhältnisse und der spezifischen Situation in Spanien. Das dritte Kapitel analysiert die Frauenfiguren in „Nada“ und beleuchtet ihre verschiedenen Verhaltensweisen und Einstellungen im Kontext der patriarchalischen Gesellschaft. Das vierte Kapitel analysiert die Frauenfiguren in „Entre Visillos“ und vergleicht sie mit den Figuren aus „Nada“. Schließlich wird das fünfte Kapitel eine vergleichende Analyse der beiden Romane durchführen, wobei die zentralen Aspekte der Handlung, des Genres, der moralischen Werte und der Wahrnehmung von Raum und Zeit im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Weiblichkeit, Männlichkeit, Geschlechterrollen, Nachkriegszeit, Franco-Ära, spanische Literatur, Frauenbilder, Romane, „Nada“ (Carmen Laforet), „Entre Visillos“ (Carmen Martín Gaite), literarische Analyse.
- Citar trabajo
- Christina Gaus (Autor), 2016, Konstruktion von Weiblichkeit in "Nada" von Carmen Laforet und "Entre Visillos" von Carmen Martín Gaite, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437340