Am 20. März 1852 wurde Harriet Beecher Stowes sklavereikritischer Roman Uncle Tom’s Cabin veröffentlicht. Das Werk wurde zu einem großen Erfolg: Bereits im ersten Jahr wurden mehr als 300 000 Exemplare verkauft und es folgten Übersetzungen in 18 Sprachen, eine Kinderbuchversion sowie „Merchandise-Artikel“, wie Uncle-Tom-Kartenspiele, -Porzellanfiguren und -Puzzles. So groß die Begeisterung in den Nordstaaten war, so groß war die Empörung in den Südstaaten. Stowe erhielt Drohungen und ihr Buch zog zwischen seinem Erscheinen und dem Beginn des Bürgerkriegs eine Flut an „Anti-Tom-Romanen“ nach sich, weshalb Uncle Tom’s Cabin ein politischer Einfluss auf den Beginn des Sezessionskriegs nachgesagt wird. Dass Stowe sich mit ihrem Werk auf der Seite der Sklaven positionierte und für die Abschaffung der Sklaverei plädierte, ist unstrittig, und ihre Beschreibungen von Rasse und Sklaverei beeinflussten auch nachfolgende Autoren, doch sie wurde vor allem von Schwarzen vielfach für eben diese Beschreibungen kritisiert, da sie selbst auf rassistischen Stereotypen basierten.
Diese Arbeit geht daher der folgenden Frage nach: Inwiefern werden rassistische Stereotype in Uncle Tom’s Cabin reproduziert? Ist Stowe in ihrem Plädoyer für die Sklaven in die weit verbreitete Falle getappt, antirassistisch zu argumentieren, ohne selbst frei von Rassismus zu sein? Tatsächlich ist der Rassismus nicht „das Andere“, sondern ein Phänomen, das die gesamte Gesellschaft durchdringt. Hall weist in seinem Aufsatz Die Konstruktion von ‚Rasse‘ in den Medien darauf hin, dass es ein „rassistisches Alltagsbewusstsein“ gibt, auf dessen Grundlage die Medien rassistische Ideologien – meist unbewusst – reproduzieren. Es wird mit „unhinterfragten Vorannahmen“ auf „Rasse“ referiert, die zwar auf rassistischen Prämissen beruhen, doch so tief in der Gesellschaft verankert sind, dass sie als natürlich und nicht rassistisch wahrgenommen werden. Dazu gehört z. B. die Annahme, es gebe die Araber oder die Schwarzen, dass es sich also um homogene Massen mit spezifischen Eigenschaften handele.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung rassistischer Stereotype
- Der Rassebegriff und Rassestereotypen
- Der Rassismus
- Uncle Tom's Cabin
- Zur Entstehung des Werks
- Rassistische Stereotype in Uncle Tom's Cabin
- Das „typisch Afrikanische“
- Negroes, mulattoes und quadroons
- Tod oder Emigration
- Gute und böse Sklavenbesitzer
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Reproduktion rassistischer Stereotype in Harriet Beecher Stowes Roman „Uncle Tom's Cabin“ und untersucht, ob Stowes Plädoyer für die Sklavenfreiheit trotz des Einsatzes rassistischer Stereotype als antirassistisch betrachtet werden kann.
- Analyse der Entstehung und Verwendung rassistischer Stereotype in der Literatur
- Untersuchung der rassistischen Elemente in „Uncle Tom's Cabin“
- Bewertung von Stowes Werk im Kontext des Rassismus und der Antirassismus-Debatte
- Diskussion der Ambivalenz von Stowes Werk im Hinblick auf die Abschaffung der Sklaverei
- Betrachtung des „rassistischen Alltagsbewusstseins“ und seiner Relevanz für die literarische Darstellung von Rasse und Sklaverei
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Reproduktion rassistischer Stereotype in „Uncle Tom's Cabin“ und skizziert den historischen und literarischen Kontext des Romans. Zudem wird der Begriff des Rassismus definiert und dessen Durchdringung der Gesellschaft hervorgehoben.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit der Entstehung des Rassebegriffs und der Entwicklung rassistischer Stereotype. Es wird gezeigt, wie der Begriff „Rasse“ im 18. Jahrhundert in Verbindung mit der Aufklärung und der Klassifizierung der Menschheit entstand und zu einer hierarchischen Ordnung der Menschen führte.
- Das dritte Kapitel analysiert „Uncle Tom's Cabin“ hinsichtlich seiner rassistischen Elemente. Es wird untersucht, wie Stereotype über die „Afrikaner“ und deren Darstellung als „typisch Afrikanische“ in Stowes Werk reproduziert werden. Zudem wird die Rolle von Sklavenbesitzern und ihre unterschiedliche Behandlung der Sklaven im Roman beleuchtet.
Schlüsselwörter
Rassistische Stereotype, „Uncle Tom's Cabin“, Harriet Beecher Stowe, Sklaverei, Antirassismus, Rasse, Rassismus, „rassistisches Alltagsbewusstsein“, Skalierung der Natur, Aufklärung, Physiognomie, Phrenologie, Antike, Schönheitsideal, Literatur, Kulturgeschichte.
- Quote paper
- Franziska Riedel (Author), 2017, Die Reproduktion rassistischer Stereotype in Harriet Beecher Stowes "Uncle Tom’s Cabin", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437317