In der fünften Klasse finden Schüler in der Regel das neue Fach Geschichte auf ihrem Stundenplan. Obwohl sie sich nur wage vorstellen können, was sie dort erwarten wird und der Begriff zu der Annahme führen könnte, sie würden dort Geschichten erzählt bekommen, sind sie doch schon lange vor dem Geschichtsunterricht mit Geschichte in Berührung gekommen.
In ihrer Lebenswelt stoßen sie auf historische Quellen in Form von Bildern, Denkmälern, Schriftstücken und mündlichen Erzählungen oder auf historische Darstellungen. Ob Sachbücher, Comics, historische Kinderbücher oder Jugendromane, auf die eine oder andere Art kommen Kinder mit der Vergangenheit in Berührung. In diesem Zusammenhang können sie in einem Sagenbuch auch auf eine der Sagen um Rudolf von Habsburg stoßen.
Schon vor dem Geschichtsunterricht hat sich auf Grund dieser lebensweltlichen Erfahrungen ein gewisses Geschichtsbild in den Kindern gebildet. Der Lehrer steht hier vor dem Problem, dass sich dieses Bild hauptsächlich auf der Grundlage belletristischer Literatur aufgebaut hat. Leider ist ein Schriftsteller aber kein Historiker, obwohl zwischen beiden gewisse Parallelen bestehen.
Ziel des Geschichtsunterrichts ist es Geschichtsbewusstsein auszubilden. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei das Wirklichkeitsbewusstsein, dass uns zwischen real und fiktiv unterscheiden lässt. Die Kinder müssen lernen, dass eine historische Darstellung die Vergangenheit nicht 1:1 wiedergeben kann, dass Unterschiede zwischen Schriftstellern und Historikern bestehen. Dazu ist es notwendig ihnen die Spezifik der Geschichte darzulegen, um sie so zu befähigen Richtiges von Falschem zu trennen und ihr eigenes Geschichtsbild auszuprägen. Auf dem Weg dahin müssen sie lernen, wie historische Fakten entstehen, wie man mit Quellen und Darstellungen umgeht und welchen historischen Aussagewert auch Mythen und Legenden noch haben können.
Beispielhaft soll das am Beispiel der Sage Die Frömmigkeit Rudolfs von Habsburggeschehen. Sagen eignen sich besonders gut für beide Schritte. Man kann den Kern der Sage erforschen und sich gleichzeitig über das Geschichtsdenken und die historische Praxis vergangener Zeiten klar werden.
Zu Beginn soll versucht werden den Geschichtsbegriff für den Historiker einzugrenzen und seinen Arbeitsgegenstand zu beleuchten. Vor allem die Spezifik der historischen Darstellung soll uns hier beschäftigen und am praktischen Beispiel der Sage erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- GESCHICHTSBEGRIFF / WESEN
- DIE EREIGNISSE - RES GESTAE
- REKONSTRUKTION DER VERGANGENHEIT
- QUELLEN
- DIE HISTORISCHE DARSTELLUNG - MEMORIA RERUM GESTARUM UND HISTORIA RERUM GESTARUM
- DIE NARRATIVE STRUKTUR DER GESCHICHTE
- HISTORISCHES ERZÄHLEN
- GESCHICHTE UND IMAGINATION
- SAGEN UND LEGENDEN UM RUDOLF VON HABSBURG
- RUDOLF VON HABSBURG
- DIE LEGENDE VOM FROMMEN HERRSCHER
- Geschichtsschreibung im Mittelalter
- Herkommen, Überlieferung und Umdeutung
- FOLGEN FÜR DIE VERMITTLUNG VON GESCHICHTE IM UNTERRICHT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Spezifik der historischen Darstellung, untersucht am Beispiel der Legenden um Rudolf von Habsburg. Das Ziel ist, die Unterschiede zwischen Geschichtswissenschaft und belletristischer Literatur aufzuzeigen und den Schülern ein Bewusstsein für die Besonderheit der historischen Darstellung zu vermitteln.
- Der Unterschied zwischen Geschichte als objektivem Geschehen und Historie als Erzählung und Darstellung
- Die Entstehung und Weiterentwicklung des Geschichtsbegriffs
- Die Rolle von Quellen und Darstellungen in der Geschichtsforschung
- Der Einfluss von Mythen und Legenden auf die Geschichtswahrnehmung
- Die Bedeutung von Geschichtsbewusstsein im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Begegnung von Schülern mit Geschichte in ihrer Lebenswelt und stellt die Problematik der historischen Darstellung im Vergleich zu belletristischen Werken dar. Das zweite Kapitel widmet sich dem Begriff der Geschichte, seiner Entwicklung und den unterschiedlichen Definitionen. Hier werden die verschiedenen Bedeutungen des Wortes "Geschichte" erläutert und der Unterschied zwischen Geschehen und dessen Darstellung hervorgehoben. Das dritte Kapitel behandelt die Rekonstruktion der Vergangenheit und die Rolle der Quellen in der Geschichtsforschung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind Geschichtsbegriff, historische Darstellung, Geschichtsbewusstsein, Mythen, Legenden, Rudolf von Habsburg, Quellenkritik, Historiographie, Geschichtsdidaktik.
- Quote paper
- Katja Böttche (Author), 2003, Die Spezifik der historischen Darstellung - Untersucht am Beispiel der Legenden um Rudolf von Habsburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43664