Die vorliegende Arbeit wird sich mit den Einflussfaktoren von Armut in deutschen Städten befassen und wurde im Hauptseminar: Themen zur Sozialgeographie angefertigt.
Zuerst soll der Begriff der Armut erklärt und definiert werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit soll es um die allgemeinen Einflussfaktoren von Armut gehen. Es soll auch versucht werden, anhand von zwei Beispielen: der westdeutschen Stadt (Bremen) und der ostdeutschen Stadt (Leipzig) herauszufinden, wie sich Armut in diesen Städten entwickelt hat und ob es Unterschiede in der Armutsentwicklung gibt oder nicht.
Armut ist zur Zeit, in der deutschen Gesellschaft, ein „heißes“ Thema. Besonders durch die Diskussionen über die Reformen, die das Schlagwort „Hartz IV“ haben, kommt es in der Öffentlichkeit zur Auseinandersetzung mit dem Thema Armut. Jahrelang wurde dieses Thema in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, da nach den Jahren des Wirtschaftswunders dieses Problem gelöst erschien. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts sah man sich in Deutschland mit der Neuen Armutkonfrontiert. Von der einsetzenden Massenarbeitslosigkeit der 70er Jahre waren nun auch die Bevölkerungsgruppen betroffen, die sich vorher, aufgrund ihres hohen Bildungsabschlusses, in Sicherheit wähnten (Alisch/Dangschat, 1998, S.19). Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Armut wieder thematisiert und mit Begriffen wie „Armut im Reichtum“ und „Zwei-Drittel-Gesellschaft“ bezeichnet. Der erste Begriff weist darauf hin, dass die Modernisierungsschübe der 80er Jahre dazu geführt haben, dass die Wohlstandsentwicklung und die Verarmungsprozesse voneinander entkoppelt wurden. Es kam in der reichen Bundesrepublik Deutschland gleichzeitig zur Zunahme von Armut und Wohlstand. Der Begriff Zwei-Drittel-Gesellschaft, eingeführt von Glotz, damals Parteisekretär der oppositionellen SPD, thematisierte erstmals, dass Armut nicht nur auf die ökonomischen Ressourcen bezogen wird, sondern auch auf eine soziale Ausgrenzung (Alisch/Dangschat, 1998, a.a.O.).
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2.Definition von Armut
3.Einflussfaktoren von Armut
3.1.Ökonomische Umstrukturierung
3.2.Sozialer Wandel
3.2.1.Sozio-ökonomische Polarisierung
3.2.2.Sozio-demographische Ungleichheit
3.2.3.Sozio-kulturelle Heterogenisierung
4.Quartierseffekte
4.1.Das soziale Milieu
4.2.Die materielle Dimension
4.3.Symbolische Gewalt
5.Empirische Ergebnisse
5.1.Bremen
5.2.Leipzig
6.Fazit
7.Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit wird sich mit den Einflussfaktoren von Armut in deutschen Städten befassen und wurde im Hauptseminar: T hemen zur Sozialgeographie angefertigt.
Zuerst soll der Begriff der Armut erklärt und definiert werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit soll es um die allgemeinen Einflussfaktoren von Armut gehen. Es soll auch versucht werden, anhand von zwei Beispielen: der westdeutschen Stadt (Bremen) und der ostdeutschen Stadt (Leipzig) herauszufinden, wie sich Armut in diesen Städten entwickelt hat und ob es Unterschiede in der Armutsentwicklung gibt oder nicht.
Armut ist zur Zeit, in der deutschen Gesellschaft, ein „heißes“ Thema. Besonders durch die Diskussionen über die Reformen, die das Schlagwort „Hartz IV“ haben, kommt es in der Öffentlichkeit zur Auseinandersetzung mit dem Thema Armut. Jahrelang wurde dieses Thema in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, da nach den Jahren des Wirtschaftswunders dieses Problem gelöst erschien. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts sah man sich in Deutschland mit der Neuen Armut konfrontiert. Von der einsetzenden Massenarbeitslosigkeit der 70er Jahre waren nun auch die Bevölkerungsgruppen betroffen, die sich vorher, aufgrund ihres hohen Bildungsabschlusses, in Sicherheit wähnten (Alisch/Dangschat, 1998, S.19).
Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Armut wieder thematisiert und mit Begriffen wie „Armut im Reichtum“ und „Zwei-Drittel-Gesellschaft“ bezeichnet. Der erste Begriff weist darauf hin, dass die Modernisierungsschübe der 80er Jahre dazu geführt haben, dass die Wohlstandsentwicklung und die Verarmungsprozesse voneinander entkoppelt wurden. Es kam in der reichen Bundesrepublik Deutschland gleichzeitig zur Zunahme von Armut und Wohlstand.
Der Begriff Zwei-Drittel-Gesellschaft, eingeführt von Glotz, damals Parteisekretär der oppositionellen SPD, thematisierte erstmals, dass Armut nicht nur auf die ökonomischen Ressourcen bezogen wird, sondern auch auf eine soziale Ausgrenzung (Alisch/Dangschat, 1998, a.a.O.).
2. Definition von Armut
In der Literatur zur Armutsforschung wird zwischen absoluter und relativer Armut unterscheiden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Nach Alisch/Dangschat, 1998
In Industrieländern spielt die absolute Armut kaum eine Rolle. Bei dieser Art von Armut ist das physische Überleben gefährdet, betroffene Menschen haben beispielsweise nichts mehr zu essen, kein Dach über dem Kopf, sie erfrieren. Obwohl auch die Zahl der von absoluter Armut Betroffenen in den Industrieländern wieder zunimmt (Alisch/Dangschat, 1998, S.21). In der Theorie ging man, nachdem die physische Existenz der Einwohner in den Industrieländern gesichert war, zu einem relativen Armutsbegriff über.
Als relativ arm definiert der Rat der Europäischen Union Personen und Haushalte, „die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist“ (Onur/Orth 1995, S.99: zitiert nach Klagge, 2000).
Innerhalb des relativen Armutsverständnisses unterscheidet man den Lebenslagenansatz und den Ressourcenansatz. Der Ressourcenansatz basiert auf einem materiellen Verständnis von Armut. In diesem Ansatz werden die Menge der verschiedenen Ressourcen zusammengetragen, die insgesamt das sozi-kulturelle Existenzminimum sichern, diese werden auch als potentielle Versorgungslage in der Literatur gekennzeichnet. Ein Unterschreiten dieser potentielle Versorgungslage würde relative Armut bedeuten. Um die Armut in materieller oder ökonomischer Hinsicht zu unterscheiden, gibt es zwei Vorgehensweisen: die Bestimmung der relativen Einkommensarmut und die Sozialhilfeschwelle.
Um die relative Einkommensarmut zu erfassen, wird im ersten Schritt ein nach der Haushaltsgröße und -zusammensetzung gewichtetes monatliches Haushalts-Netto-Einkommen, welches Äquivalenzeinkommen genannt wird gebildet. Dieses betrug 2002 in Gesamtdeutschland real 1137 Euro, in den Alten Bundesländern 1175 Euro und in den neuen Bundesländern 973 Euro (Datenreport 2004, S.626, Tab.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um die Einkommensarmut zu unterscheiden werden drei Schwellenwerte des Äquivalenzeinkommen festgelegt, welche als unterschiedlich intensive Armut interpretiert werden können. Das Verfügen von 40 Prozent des gewichteten Pro-Kopf-Einkommens (real) wird als strenge Armut gekennzeichnet. Die mittlere Armutsmarke von 50 Prozent des Äquivalenzeinkommens gilt als eigentliche Armutsschwelle. Dazu kommt noch die 60 Prozent Marke, welche als armutsnahe Einkommensposition angesehen wird (Alisch/Dangschat, 1998, S.21/22, Datenreport 2004, S.628-630).
Eine zweite Methode, die Armut zu messen, ist im Ressourcenansatz die Sozialhilfeschwelle. Das Unterschreiten der Sozialhilfeschwelle bedeutet, dass ein soziales Leben nicht mehr führbar ist, und somit beginnt für den Sozialhilfeempfänger die Armut. In der Literatur wird Sozialhilfebezug durchweg als ein Indikator für Armut angesehen. Feststellen lässt sich die tatsächliche Armut in Deutschland nicht, da es auch Menschen mit sehr niedrigem Einkommen gib, die keine Sozialhilfe beziehen, die an dieser Stelle auf ihr Recht verzichten, was als verdeckte bzw. latente Armut bezeichnet wird (Alisch/Dangschat, 1998, S.23).
Der Lebenslagenansatz hingegen entspricht einer soziologischen Zugangsweise zum Thema Armut und misst daher auch die soziale Armut. In diesem Ansatz wird Armut aus einer oft mehrdimensionalen Hierarchie sozialer Ungleichheit als extreme Form der sozialen Benachteiligung abgeleitet. Der Lebenslagenansatz umfasst andererseits aber auch Systeme multipler sozialer Deprivation. Dieser Ansatz umfasst nicht nur die „harte“ materielle Dimension (Arbeit, Einkommen, Vermögen, Bildung, Wohnen, Konsumniveau), sondern auch die „weiche“ (Ernährung, Umwelt, Gesundheit, Erholung). Es werden aber auch noch immaterielle Aspekte wie soziale, kulturelle und politische Partizipation berücksichtigt. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass jedes Unterschreiten von Minimalstandards in einer der Teildimensionen der Lebenslage zur Deprivation führt. Aufgabe dieses Ansatzes ist es, den Zusammenhang zwischen Deprivationen in verschiedenen Subdimensionen zu analysieren. Obwohl der Lebenslagenansatz als plausibel angesehen wird, ist er in der empirischen Forschung bisher kaum von Bedeutung. Für empirische Zwecke folgt man meist dem Ressourcenansatz.
3. Einflussfaktoren von Armut
Das nächste Kapitel soll sich mit den Einflussfaktoren von Armut beschäftigen. Dabei wird zunächst der Schwerpunkt auf die ökonomische Umstrukturierung gelegt, gefolgt von dem Sozialen Wandel. In neueren Untersuchen werden als entscheidende Einflussfaktoren von Armut die Quartierseffekte gesehen. Diese sollen in Punkt Vier dieser Arbeit betrachtet und erläutert werden.
3.1. Ökonomische Umstrukturierung
Zur Zeit wird in der wissenschaftlichen Diskussion davon ausgegangen, dass man am Beginn von grundlegenden und sehr tiefen Veränderungen des Wirtschaftssystems, dessen sozio-kultureller und politischer Regulation und der gesellschaftlichen Struktur steht (Post-Fordismus) (Alisch/Dangschat, 1998, S.67).
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- Arbeit zitieren
- Tobias Schulenburg (Autor:in), 2005, Einflussfaktoren von Armut in deutschen Städten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43603
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