In der Magisterarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welches Bild von den Ureinwonern in den deutschen Kolonien durch Reiseberichte in der deutschen Kolonialzeit 1884 bis 1918 übermittelt wurde. Ich untersuche das Medium der Reiseberichte, weil ich die Vermutung habe, dass sie in der Gesellschaft der Kaiserzeit eine hohe Glaubwürdigkeit genossen, da die Autoren aus eigenen persönlichen Erfahrungen, die sie vor Ort in der Fremde gemacht haben, berichteten. Außerdem erfreuten sich die Autoren der Reiseberichte eines hohen Sozialprestige sowie einer großen Resonanz an den Universitäten. Aufgrund dieser hohen Glaubwürdigkeit hatte das von ihnen vermittelte Bild von der Fremdkultur innerhalb aller Medien ein besonderes Gewicht und somit großen Einfluss auf die Gesellschaft und das in ihr vorherrschende Bild von den deutschen Kolonien und ihren Bewohnern.
In der folgenden Ausarbeitung sollen Reiseberichte aus den deutschen Kolonien, hinsichtlich des Bildes der Kolonien, speziell des Menschenbildes vom „Eingeborenen“, beim potentiellen Lesepublikum untersucht werden. Berücksichtigt werden hierbei nur Reiseberichte, die in Buchform publiziert worden sind.
Aus den ehemaligen Kolonien Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Togo sowie den Südseekolonien sollen jeweils drei Reiseberichte berücksichtigt werden.
Um die ermittelten Daten vergleichen und interpretieren zu können, wird bei der Untersuchung immer gleich vorgegangen. Neben einer kurzen Inhaltsangabe und einer Beschreibung der äußeren Form des Textes, werde ich an alle Reiseberichte die gleichen Fragen stellen.
Die vorliegende Magisterarbeit versteht sich als Versuch neue Aspekte in der Mentalitätsgeschichte der Kaiserzeit aufzuzeigen. Indem Bilder, die in der deutschen Gesellschaft dieser Zeit durch Reiseberichte etabliert wurden, ermittelt werden, kann man auch die Gesellschaft selber und bestimmte Handlungen ihrer Mitglieder besser verstehen. Wenn man also die Mentalität der Bevölkerung des Kaiserreichs präziser beschreiben kann, ist es auch besser möglich, spätere Entwicklungen zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1. Fragestellung
- 1.2. Eingrenzung des Untersuchungsmaterials
- 1.3. Methode der Materialauswertung
- 1.4. Forschungsstand und Quellenlage
- 1.5. Inhaltlicher Aufbau der Magisterarbeit
- 2. REISEBERICHTE ALS QUELLEN DER GESCHICHTSWISSENSCHAFT
- 2.1. Möglichkeiten und Leistungen
- 2.2. Das Problem der Subjektivität
- 3. AUSWERTUNG DER UNTERSUCHTEN REISEBERICHTE
- 3.1. Reiseberichte aus Deutsch-Ostafrika
- 3.1.1. Oscar Baumanns Reise durch Usambara
- 3.1.1.1. Kurzzusammenfassung des Inhalts
- 3.1.1.2. Baumanns Menschenbeschreibungen
- 3.1.1.3. Zwischenfazit
- 3.1.2. Hugold F. von Behrs Kriegsbilder aus Deutsch-Ostafrika
- 3.1.2.1. Kurze Inhaltsangabe
- 3.1.2.2. Die Beschreibung der Afrikaner der Schutztruppe
- 3.1.2.3. Die Beschreibung der Einwohner Deutsch-Ostafrikas
- 3.1.2.4. Kurzvergleich mit Baumann
- 3.1.3. Graf von Götzens Reise von Ost nach West
- 3.1.3.1. Kurzzusammenfassung der Reiseerlebnisse
- 3.1.3.2. Die Beschreibung der Menschen in von Götzens Reisebericht
- 3.2. Reiseberichte aus Togo und Kamerun
- 3.2.1. Max Buchners Reisebericht vom Beginn der Kolonie Kamerun
- 3.2.1.1. Zusammenfassung des Inhalts
- 3.2.1.2. Buchners Beschreibung der Küstenstämme
- 3.2.1.3. Fazit aus Buchners Ausführungen
- 3.2.2. Heinrich Kloses Bericht aus Togo
- 3.2.2.1. Kurzbeschreibung des Inhalts
- 3.2.2.2. Reise an der Küste - „Charakteristik des Evhestammes“
- 3.2.2.3. Erste Reise ins Hinterland über Kete und Kratyi nach Salaga
- 3.2.2.4. Zweite Reise ins Hinterland nach Bassari und Sugu
- 3.2.2.5. Zusammenfassung
- 3.2.3. Hans Dominiks Expedition zum Tschadsee
- 3.2.3.1. Kurze Inhaltsangabe
- 3.2.3.2. Dominiks Beschreibung der verschiedenen Volksgruppen Kameruns
- 3.2.3.3. Dominiks allgemeine Betrachtungen über den kulturellen Stand der Afrikaner
- 3.3. Reiseberichte aus der Südsee
- 3.3.1. Hugo Zöllers Erlebnisse auf Deutsch-Neuguinea
- 3.3.1.1. Kurzbeschreibung des Reiseberichts
- 3.3.1.2. Zöllers Beschreibung der Südsee-Menschen
- 3.3.1.3. Fazit
- 3.3.2. Samoa aus der Sicht Richard Deekens
- 3.3.2.1. Inhalt des Buches
- 3.3.2.2. Die Samoaner aus Deekens Sicht
- 3.3.2.3. Fazit
- 3.3.3. Die amtliche Reisen von Heinrich Schnee im Bismarck-Archipel
- 3.3.3.1. Inhalt des Reiseberichts
- 3.3.3.2. Die Menschen des Bismarck-Archipels nach Schnees Darstellung
- 3.4. Reiseberichte aus Deutsch-Südwestafrika
- 3.4.1. Die Kriegs- und Friedensbilder von Karl Dove
- 3.4.1.1. Inhalt des Berichts
- 3.4.1.2. Die Beschreibungen der Afrikaner Deutsch-Südwestafrikas
- 3.4.1.3. Zusammenfassung
- 3.4.2. Emil Eisingers Erinnerungen
- 3.4.2.1. Inhalt der Erinnerungen
- 3.4.2.2. Wie Eisinger die Menschen Südwestafrikas sah
- 3.4.3. Von Bülows Schilderung von Land und Leuten Südwestafrikas
- 3.4.3.1. Kurze Inhaltsangabe
- 3.4.3.2. Das Eingeborenenbild von Bülows
- 3.4.3.3. Zusammenfassung
- 4. ERGEBNISSE DER AUSWERTUNG DER QUELLEN
- 4.1. Allgemeine Ergebnisse
- 4.2. Ergebnisse für die einzelnen Untersuchungsregionen
- 4.2.1. Deutsch-Ostafrika
- 4.2.2. Kamerun / Togo
- 4.2.3. Deutsche Südsee
- 4.2.4. Deutsch-Südwestafrika
- 4.3. Die Bandbreite der Reiseberichte
- 4.4. Quellenwert der Reiseberichte
- Die Rolle von Reiseberichten als Quelle für die Geschichtsschreibung
- Die Problematik der Subjektivität in Reiseberichten
- Die Darstellung der „Eingeborenen“ in verschiedenen Kolonialgebieten
- Die Analyse der sprachlichen und bildlichen Mittel der Reiseberichte
- Die Einordnung der Reiseberichte in den historischen Kontext
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Darstellung der Eingeborenen in deutschen Kolonialreiseberichten zwischen 1884 und 1918. Die Arbeit analysiert das Bild, welches die Reiseberichte von den „Eingeborenen“ der deutschen Kolonien vermitteln und untersucht deren Einfluss auf die öffentliche Meinung in Deutschland.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet die methodischen und theoretischen Grundlagen der Untersuchung. Im zweiten Kapitel wird die Rolle von Reiseberichten als Quelle der Geschichtswissenschaft diskutiert, wobei die Möglichkeiten und Grenzen dieser Quelle im Fokus stehen. Das dritte Kapitel analysiert die untersuchten Reiseberichte aus verschiedenen Kolonien: Deutsch-Ostafrika, Togo und Kamerun sowie der Südsee und Deutsch-Südwestafrika. Diese Analyse beinhaltet die Kurzbeschreibung der Reiseberichte, die Darstellung des Bildes von den „Eingeborenen“, die Analyse der sprachlichen und bildlichen Mittel der Berichte sowie die Einordnung der Berichte in den historischen Kontext. Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und diskutiert die Bedeutung der Reiseberichte als Quelle für das Verständnis der deutschen Kolonialgeschichte.
Schlüsselwörter
Kolonialgeschichte, Reiseberichte, „Eingeborenen“-Bild, Subjektivität, Geschichtswissenschaft, Deutsch-Ostafrika, Togo, Kamerun, Südsee, Deutsch-Südwestafrika, Sprachliche Analyse, Bildliche Mittel, Historischer Kontext.
- Quote paper
- Jens Kruse (Author), 2005, Reiseberichte aus den deutschen Kolonien: Das Bild vom "Eingeborenen" in Reiseberichten der deutschen Kolonialzeit 1884-1918, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43545